Anhang 3: Fallbeispiel zur Umsetzung eines Elterngesprächs
Hintergrund:
Markus Altmeier, 13 Jahre alt und auf Antrag erst mit 7 Jahren eingeschult, besucht die 6. Klasse des Gymnasiums seiner Heimatstadt. Die vierzügige Schule bietet auch Latein als erste Fremdsprache an. Markus ist Schüler der Lateinklasse seines Jahrgangs. Klassenlehrerin ist die Deutschlehrerin, Frau Berler.
Bereits am Ende der 5. Klasse hatte Frau Berler ein Gespräch mit der Mutter von Markus geführt. Sie empfahl damals wegen seiner schlechten Leistungen insbesondere in Mathematik und Latein einen Schulwechsel oder zumindest ein Wiederholen der Klasse. Markus’ Eltern hatten dem aber nicht zugestimmt und stattdessen einen Nachhilfelehrer für Markus engagiert, der ihn auch gegenwärtig noch in seinen beiden „Problemfächern" unterrichtet. Trotz des Nachhilfeunterrichts hat Markus in beiden Fächern „mangelhafte“ Arbeiten geschrieben, in Mathematik war die letzte Arbeit sogar „ungenügend“. Weil seine Leistungen in Deutsch nur ausreichend sind, sind die Voraussetzungen für eine Versetzung unter den
derzeitigen Umstanden nicht gegeben. Auch in Physik und Chemie sind Markus’ Leistungen nur schwach ausreichend.
Sehr gute Leistungen zeigt Markus dagegen bei gestalterischen Aufgaben und in Sport. In seiner Freizeit ist er ein ausgezeichneter und begeisterter Wasserballer, der mit seiner Mannschaft schon große Erfolge feiern konnte. Sein Sport erfordert es, dass Markus jeden Tag trainiert und außerdem an den Wochenenden für Meisterschaftsspiele der C-Jugend und Wettkampfe zur Verfügung steht.
Im sozialen Bereich hat Markus keine Probleme. Er ist freundlich, offen, kontaktfreudig und in der Klasse sehr beliebt.
Das Gespräch:
Kurz nach der Versendung der blauen Briefe hat Markus’ Klassenlehrerin Frau Berler seine Eltern zu einem Gespräch in der Schule eingeladen.
Herr Altmeier, Kfz-Meister, besitzt das größte Autohaus der Stadt und ist ein sehr wohlhabender Mann. Gesellschaftlich nimmt er eine bedeutende Position ein: So ist er nicht nur Vorstand in dem renommierten Schwimmclub, in dem auch Markus trainiert, sondern auch Rotarier, wodurch er viele Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten der lokalen Politik und Verwaltung hat. Er neigt dazu, Markus’ intellektuelle Kapazitäten zu überschätzen, indem er dessen sportliche und praktische Fähigkeiten (die sich auch schon dann und wann in der Werkstatt zeigen) zum Maßstab nimmt. Die Schuld an Markus Schulproblemen sieht er daher bei der Schule, die als anspruchsvollste der Stadt gilt, und den Lehrern.
Frau Altmeier managt für ihren Mann die Buchhaltung des Autohauses. Sie schätzt Markus’ Fähigkeiten etwas realistischer ein als ihr Mann, hält aber sonst ebenso große Stücke auf ihn wie sein Vater.