Faust: Die Gretchen-Tragödie

Beschreibung

Gretchens Tragödie. Quelle: http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/faust/faust3.htm
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Zusammenfassung der Ressource

Seite 1

Inhalt

STRAßE:Nach seiner Verjüngungskur bei der Hexe ist Faust nicht nur jünger geworden, sondern auch liebestoll. So macht er der Nächstbesten den Hof - Gretchen - die ihm zum Objekt seiner sexuellen Begierde wird. Mephisto, der sie Faust ausliefern soll, weiß, dass seine Macht über die schlichte Unschuld und Religiösität des Mädchens begrenzt ist und rät zu besonderer List und Tücke: Schmuck.

GARTEN:Man spaziert paarweise zu viert: Mephisto und Frau Marthe, letztere wirbt ganz unverhohlen um die Gunst Mephistos, in dem sie ihren künftigen Bettgefährten und Versorger sieht. Faust und Gretchen: Von der schlichten, ehrlichen und hilfsbereiten Natur Gretchens bewegt, entdeckt Faust echte Gefühle zu ihr: Reine Liebe, die erwidert wird.

ABEND:Heimlich in der Kammer Gretchens: Angesichts der Ärmlichkeit und Reinlichkeit der Stube wird Fausts Herz so gerühret, dass er sich für Augenblicke des Frevelhaften seines Tuns bewusst wird. (2720-5) Mephisto bringt ihn jedoch wieder auf andere Gedanken.

SPAZIERGANG:Mephisto ärgert sich. Gretchen zwar war von dem Schmuckkästchen entzückt, die Mutter jedoch bringt es anderntags sofort zum Pfarrer, welcher es dankend dem Kirchenschatz einverleibt: Die Kirche hat einen großen Magen. (2830-50) Faust, vom Kummer des Liebchens gerührt (2853) treibt Mephisto zu neuen Intrigen: die Nachbarin...

NACHBARINS HAUS:Bei Marthe, verwitwet und Vertraute Gretchens, taucht Mephisto auf mit der Behauptung, von ihrem verstorbenen Mann letzte Kunde zu bringen und natürlich auch einen zweiten Zeugen, um den Tod für einen Totenschein zu bekunden. So wird Faust in Gretchens 'Dunstkreis' eingeführt.

Seite 2

Inhalt (weitergeführt)

WALD UND HÖHLE:Fausts Weltanschaungs-MonologFaust gewinnt räumlich und gedanklich Abstand und zieht nun ein Resüme seines Weges seit der Begegnung mit dem Erdgeist:Er konstatiert drei Erkenntnisschritte:

1. Naturerkenntnis: nicht durch Bücher und Wissenschaftensondern durch Erfahrung und Genuss (nicht kalt staunender Besuch“ sondern fühlen ... genießen", V.3221)2. Selbsterkenntnis: Er ist selbst Teil dieser Natur,der vielfältigen Triebe und Kräfte (V.3234)3. Welterkenntnis: Der Mensch ist zwar zu Höherem befähigt,(den Göttern nah und näher", V.3242), aber dabei auf die Kräfte derNegation angewiesen und dadurch immer auch einer Gefahr ausgesetzt:Dem Taumel zwischen Begierde und Genuss, und damit der Gefahr sich mit Schuld zu beladen (->Tragik). Fazit: Faust überwindet die Demütigung durch den Erdgeist und gelangt zur Einsicht in die wesentlichen Triebkräfte und Zusammenhänge von Mensch und Natur (Pantheismus). Er erkennt auch klar seine Verstrickung mit dem "Bösen" und sollte jetzt auf die Wiederbegegnung mit Magarete/Gretchen verzichten. Noch ist es nicht zu spät!

ABER:Gerade jetzt erscheint Mephisto, die Verkörperung der negativen Kräfte, und stachelt in Faust die Liebeslust und Begierde neu an, so dass es Faust zurück treibt in die Nähe seiner Geliebten.Der wohlgeformte Blankvers (fünf-hebiger reimloser Jambus), der Fausts Monolog eine gewissen Größe und Feierlichkeit gibt, schlägt mit dem Erscheinen Mephistos um in den gewohnten Knittelreim.Mit Mephistos Eingreifen wird eine zerstörerische Dynamik ausgelöst, deren Opfer Gretchen sein wird.Faust und Gretchen befinden sich also am Wendepunkt ihrer ungleichen Beziehung, aus der Gretchen als unglückliches Opfer und Faust als tragisch Verschuldeter hervorgehen wird. Während Gretchen jedoch ihr Leben lässt und dennoch zu ihrem Seelenfrieden findet, wird Faust seinen Weg, nun um eine schmerzlich-intensive Erfahrung reicher, fortsetzen müssen!

Seite 3

GRETCHENS STUBE: Gretchens Spinnlied - Lied voller Schlichtheit und Sehnsucht nach dem Geliebte - Kontrast zur hohen Sprache in Fausts Monolog (oben)

MARTHENS GARTEN:Religionsgespräch: Fausts antwortet auf die "Gretchen-Frage" mit einem wortreich-pathetischen pantheistischen Bekenntnis zum unaussprechlichen >Allumfasser Fausts Gottesbild fügt sich kirchlicher Frömmigkeit nicht ein, demgegenüber spürt Gretchens naive Frömmigkeit instinktiv das Verderben, das von Fausts Gefährten ausgeht. Und dieses Verderben nimmt seinen Lauf! Um für eine Liebesnacht zu ihrer Kammer Zutritt zu finden, bedient sich Faust wiederm der Hilfe des Gefährten: Er besorgt Faust einen Schlaftrunk, mit dem Gretchen ihre Mutter stillstellen soll.

AM BRUNNEN: Gretchen und eine Freundin unterhalten sich über eine zur Unzeit schwanger Gewordene. Gretchen kann den Spott und die Schadenfreude nicht mehr teilen. Es wird deutlich, was einer Gefallenen bevorsteht: Soziale Ächtung.ZWINGER: Gretchen flieht die Mutter Gottes an (hymnische VErse, mit wechselndem Metrum), sie vor Schmach und Tod zu bewahren und sie nicht allein zu lassen.

DOM: Gretchen, geplagt vom 'bösen Geist' und bedrängt von Chorgesang (dies irä), wird in der Kirche von ihrer aussichtslosen Lage überwältigt und fällt in Ohnmacht: "Nachbarin, Euer Fläschchen." Die Mutter ist an dem Schlaftrunk gestorben (3787) der Bruder, ihr letzter Beschützer, ermordet sie ist unehelich geschwängert worden durch den Fluch des Bruders ist sie der sozialen Ächtung ausgeliefert verlassen schließlich auch von Faust, der sich dem `Blutbann' (3715) entziehen musste.

Seite 4

NACHT:Gretchens Bruder, Valentin, kehrt aus dem Krieg heim und weiß schon um Gretchens Schande. Vor ihrem Haus stößt er auf Faust und Mephisto und wird im Kampf von Faust, dem M. das Schwert führt, erstochen. Im Sterben noch gibt er der Öffentlichkeit Gretchens Schande preis und verflucht sie.

WALPURGISNACHT:Faust hat Gretchens Bruder ermordet und unterliegt nun dem Blutbann, d.h. er ist von einem Gericht für >vogelfreiWalpurgisnachtstraum: Ein Stück Zeitsatire, welches keinen unmittelbaren Bezug zur Handlung hat. Es verdankt seine Existenz im Faust mehr dem Bedürfnis Goethes, es irgendwo unterzubringen.

TRÜBER TAG, FELD: Faust befindet sich in der Walpurgisnacht, jenem Hexen- und Teufelstreffen auf dem Blockberg, wohin ihn Mephisto geführt hat, um ihn der Welt Gretchens und dem Wirkkreis des 'Blutbanns' (V.3715) zu entziehen. Im Strudel der Sinnlichkeit soll er Gretchen vergessen, doch gerade im Tanz mit einer jungen, aufreizenden Hexe steigt das Bild des zum Tode verurteilten Gretchens in ihm auf und beunruhigt ihn zutiefst. Nach dem bunten Treiben und Toben auf dem Blocksberg findet sich Faust in der Szene Trüber Tag. Feld“ nun in der nackten, öden Wirklichkeit wieder. Zwar ist Mephisto auch da, Faust ist jedoch in seinem Gram allein. Er weiß um das Schicksal Gretchens, macht seinen Helfershelfer für die Katastrophe verantwortlich und zwingt ihn schließlich, seinen Teil zu einer möglichen Rettung Gretchens beizutragen. Sie machen sich mittels der Zauberpferde auf den Weg zu Gretchens Kerker.

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KERKER:Leitfragen: Woran erinnert der Titel dieser Szene? ("Nacht", Faust: "Weh! Steck ich in dem Kerker noch?" V.398) Was ist die Situation, wie kam es dazu, was müssen wir vermuten? Warum geht Margarete nicht mit? Ist sie gerichtet oder gerettet? Was kennzeichnet Margaretes Sprache? Es ist Nacht. Faust mit einem Schlüsselbund (wohl von Mephisto) betritt mit Schaudern Margaretes Gefängniszelle, wo diese den Henkersknecht erwartet: Margarete ist schon im Delirium, sie hat ihr Kind ertränkt und wähnt es doch noch bei sich. Den Faust hält sie für den Henker und bittet diesen um Aufschub. Als Faust sich schließlich doch noch erkennbar machen kann, wirft sie sich ihm an den Hals, schreckt jedoch vor dessen "Kälte" zurück. Sie denkt gar nicht an Flucht, sondern ist bereit für ihre - und seine! - Taten zu büßen. Faust ist verzweifelt, denn der Morgen graut schon, da taucht auch noch Mephistopheles auf und zwingt ihn zur Entscheidung. Margarete wird durch das Erscheinen Mephistos in ihrer Verweigerungshaltung bestärkt ("Heinrich! Mir graut's vor dir!" V.4610), Faust seinerseits lässt Margarete im Kerker zurück und eilt Mephisto hinterher.

Gretchen, nicht Faust, ist die eigentlich tragische Gestalt des Dramas, denn sie geht an diesem unlösbaren Konflikt zwischen freiem Menschenwillen (Liebe!) und höherem Götterwillen (Schicksal?) zu Grunde. Faust aber trägt den Konflikt weiter in sich aus ("zwei Seelen, ach, in meiner Brust") und wird durch höhere Mächte davor bewahrt, daran zugrunde zu gehen: weder nimmt sich eine eltliche Gerichtsbarkeit seiner Taten an, noch leidet er unter größerer Gewissenspein und er wird auch von keinem himmlischen Gericht bestraft! Stattdessen bescheren ihm höhere Mächte in paradiesischer Landschaft den Schlaf des Vergessens und die Gnade einer Wiedergeburt! (Faust II, Akt I: Anmutige Gegend)

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Gretchentragödie

Ein offenes Drama, das Johann Wolfgang Goethe in den Urfaust von 1772 einflocht und überarbeitet in sein Hauptwerk Faust I übernahm. Sie beschreibt das Auseinanderbrechen des Liebesverhältnisses zwischen Faust und Margarete, stellt sich motivisch neben die Tragödie des Gelehrten und fließt am Ende von Faust II überhöht und geläutert mit dieser zusammen.In früheren Varianten des Fauststoffs, den Goethe aufgegriffen hat, kommt hingegen eine Helena vor, die als heidnisches Bild Fausts Begehren entfacht. Goethe wählt in der Gretchentragödie keinen dämonischen und in Wahrheit leblosen weiblichen Gegenpart für Faust, sondern eine Unschuldige, die von ihm ins Verderben gezogen wird.

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