Erstellt von Lisza Neumeier
vor etwa 8 Jahre
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Frage | Antworten |
Wie lässt sich mit Koller das Verhältnis von Bildung und Erziehung in systematischer Hinsicht bestimmen? | In systematischer Hinsicht wird Erziehung meist als intentionales handeln gesehen, das alleinig vom Erzieher ausgeht; der Schwerpunkt liegt darin, was der Erzieher beabsichtigt, der Mittelpunkt ist die erzieherische Wirkung |
Wie beschreibt Koller das Verhältnis von Bildung und Erziehung in historischer Hinsicht? | Bildungsbegriff im 18. Jahrhundert als Reaktion auf Erziehungsbegriff der Aufklärung eingeführt [Moralisierung und Verbesserung der Menschheit (Kant) vs. Erziehung zur Brauchbarkeit]; Bildungsbegriff setzt beim Zu-Erziehenden an und es kommt darauf an, was der Zögling selber tut (sich selbst bilden steht im Vordergrund); Kron/andere Vertreter verstanden Erziehung als symbolische Interaktion/intersubjektives Verhältnis, dem die Wechselwirkungen zwischen Erzieher und Zögling zugrunde liegen; Philanthropen = Gruppe von Pädagogen, die zusätzlich zu den Zielen der Aufklärung die „Erziehung als Brauchbarkeit“ auffassten (Kind so erziehen, dass es in seiner Zeit und Gesellschaft ein nützliches Leben führen kann); Bildung grenzt sich von Erziehung ab, die sich nach den Erfordernissen der Gesellschaft richtet |
Was ist nach Koller das Entscheidende an Humboldts Bestimmung des Zwecks des Menschen? | Die höchste und am meisten proportionierte Bildung seiner Kräfte zum Ganzen; Zweck hierbei nicht von äußeren Anforderungen (Religion/Kultur…) bestimmt, sondern es geht darum, die inneren Kräfte des Menschen zu entfalten & zu bilden. |
Was versteht Humboldt laut Koller unter Bildung? | Humboldtsches Bildungsideal = ganzheitliche Ausbildung der Künste in Verbindung mit jeweiliger Studienfachrichtung (geht zurück auf Wilhelm von Humboldt; setzte in der Zeit der preußischen Rekonvaleszenz auf erstarkendes Bürgertum & förderte Anspruch auf Allgemeinbildung); die Bildung setzt laut Humboldt beim Zu-Erziehenden an; der Schwerpunkt liegt dabei, was der Zu-Erziehende selbst macht (sich selbst bilden), der Mittelpunkt liegt bei der Selbst-Bildung und der Entfaltung von Innen |
Welche vier Bestimmungen arbeitet Koller aus dieser Definition von Bildung heraus und was bedeuten diese im Einzelnen? | Entfaltung von Kräften, Höchste Entfaltung dieser Kräfte, Die am meisten propirtionierte Entfaltung dieser Kräfte, Kräfte zu einem Ganzen zusammenfassen |
Entfaltung von Kräften | Das, was den Menschen ausmacht, sind die Kräfte seiner Natur, die es zu erhöhen gilt und sein Wesen, das wertvoll werden soll. Unsere Aufgabe ist es, unserem Leben einen so großen Inhalt wie möglich zu verschaffen. Ziel der Bildung ist es, die Möglichkeiten die ein Mensch hat möglichst umfassend zu verwirklichen |
Höchste Entfaltung dieser Kräfte | menschliche Anlagen sollen so weit wie möglich entwickelt werden (keine Bildungsgrenzen); Problem: der Mensch hat viele unterschiedliche Kräfte, die in ein Konkurrenzverhältnis zueinander treten können |
Die am meisten proportionierte Entfaltung dieser Kräfte | ausgewogene Bildung = Bildung aller menschlichen Kräfte (Verstand, Phantasie, Wahrnehmung…); Problem: kann zugleich die höchste UND ausgewogenste Bildung erreicht werden? Gegensatz, da die höchste Entwicklung einer Kraft nur auf Kosten anderer Kräfte möglich ist |
Kräfte zu einem Ganzen zusammenfassen | Ziel von Bildung = jeder Mensch soll sich so ausbilden, dass ein Außerirdischer, wenn er zur Erde kommen würde, eine möglichst hohe Vorstellung vom Menschen bekommt (Koller); Individuum soll zu Repräsentanten der Gattung werden; Problem: Mensch soll eigene Eigentümlichkeit ausbilden (Gegensatz) → Lösung: der Einzelne soll zwar versuchen, Gesamtheit der Menschen so gut wie möglich in seiner Person zu realisieren, wir aber nur teilweise gelingen (Bildung ist kein individueller, sondern ein gesellschaftlicher Prozess, der auf die menschlichen Verschiedenheiten angewiesen ist) |
Inwiefern hängen Individuum und Gesellschaft in diesem Begriff von Bildung zusammen bzw. welchen Aspekt dieses Zusammenhangs arbeitet Koller heraus? | Entwicklung = Entfaltung von Innen (Mensch kann Kräfte nur entwickeln, wenn er etwas hat, an dem er üben kann (= Welt // Subjekt + alles, was außerhalb des Subjekts liegt); Humboldt fordert, dass sich jeder Mensch so gut bilden soll, dass er ein guter Repräsentant der Menschheit wäre – dies ist aber so nicht ganz möglich, da der Mensch immer unvollkommen und individuell bleiben wird; Lösung: gesellschaftliche Verwirklichung des Ideals (Bildung nicht als individueller Vorgang, sondern gesellschaftlicher Prozess; dieser Prozess ist die Mannigfaltigkeit der Charaktere) |
Wodurch kennzeichnet sich der Bildungsprozess bei Humboldt und welche drei Bestimmungen arbeitet Koller hier heraus? | • Während sich der Erziehungsbegriff von eine Verhältnis zwischen Erzieher und Zögling beschrieben wird, ist der Bildungsbegriff als Wechselwirkung des Ichs und der Welt beschrieben (Verhältnis des Menschen zu allem, was außerhalb von ihm liegt) • freie Wechselwirkung (Freiheit) bezieht sich hierbei auf Liberalismus, die bürgerlichen Freiheitsrechte und einen freien Zugang aller Menschen zu möglichst vielen Aspekten der Welt (Humboldts Schulkonzeption) • allgemeine Wechselwirkung beschreibt die Mannigfaltigkeit der Situationen (vielseitige und abwechslungsreiche Umgebung, die möglichst alle Kräfte anspricht) • rege Wechselwirkung als ein beidseitig aktiver Prozess (Ich eignet sich aktiv die Welt an, die Welt ebenso aktive Instanz, für die der Mensch Empfänglichkeit ausbilden soll) |
Welche Rolle spielt Sprache in Humboldts Bildungstheorie und was hat dies mit verschiedenen Weltansichten zu tun? | Für ihn ist die Sprache das Medium von Bildungsprozessen; Sprache ist nicht ein Werkzeug, mit dem vorhandene Gedanken ausgedrückt werden, sondern ein Organ, mit dem diese Gedanken erst hervorgebracht werden; er betrachtet Sprache als Weltansicht (jede Sprache stellt eine andere Ansicht der Welt dar, die mit Lautsystemen und Grammatik unweigerlich verbunden ist & Vorstellungs- und Empfindungswelt des Sprechers beeinflusst) |
Worin sieht Koller die Aktualität von Humboldts Bildungstheorie und auf welche Grenze macht er diesbezüglich aufmerksam? | Sein Bildungsbegriff ist in der Lage, zur Analyse und Interpretation von Jugendlichen in der heutigen Gesellschaft beizutragen; die Auffassung der Vielfalt und Verschiedenheit von Sprache wird der Pluralität postmoderner Gesellschaft nicht mehr gerecht; umfassende/ausgewogene Entfaltung menschlicher Anlagen ist auf den ersten Blick aufgrund der modernen Gesellschaft überholt, aber trotzdem noch aktuell (Bildung soll sich an den inneren Entwicklungspotentialen einer Person orientieren); heutige Zeit: postmoderne/multikulturelle Pluralität (neue Weltansichten nötig, um damit umzugehen); harmonisches Bild auf Pluralität von Sprachen reicht nicht, um die Pluralität moderner Verhältnisse zu erfassen (Lernen von neuen Weltansichten kann Dinge auch komplizierter machen und vorhandene Regeln auflösen) |
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