B 3.5 Theoretische, historische und empirische Zugänge zu Integration und Segregation

Beschreibung

Studium Bildungswissenschaften Modul 1B (Studienbrief 3: Integration und Segregation) Karteikarten am B 3.5 Theoretische, historische und empirische Zugänge zu Integration und Segregation, erstellt von Yvonne Heitland am 22/04/2017.
Yvonne Heitland
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Norbert Elias Klassiker der Soziologie; Studie: Etablierte und Außenseiter basiert auf einer Untersuchung aus dem Jahr 1958/59
Etablierte und Außenseiter untersucht wurden die Bewohner einer Vorortsiedlung ( anonymisert "Winston Parva") in GB; Machtkonstellationen in Winston Parva basierten zunächst auf der Länge der Wohndauer in der Siedlung
Etablierte... ...die mächtigere Gruppe, welche sich selbst als die "besseren" Menschen ansieht
Warum hält sich die eine Gruppe für mächtiger und besser als die andere? Die Bewohner in dem Bezirk der „alten Familien“ betrachteten sich als besser und als Menschen von höherem Wert; Etablierte meiden jeden Kontakt mit der anderen Gruppe die außerhalb der Erfordernisse ihrer Berufsarbeit liegen; Die „Außenseiter“ nahmen es hin, zu einer minderwertigen, weniger respektablen Gruppe zu gehören; Keine Unterschiede in der Qualität der Häuser, der Nationalität, der ethnischen Herkunft, der Hautfarbe, im Beruf, der Einkommenshöhe oder Bildung; Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Etablierten Alteingesessene waren, die seit 2-3 Generationen dort lebten, die Außenseiter waren Neuankömmlinge
Worin besteht die Machtüberlegenheit der etablierten Gruppe? Die Machtüberlegenheit beruht auf dem starken Zusammenhalt zwischen den Familien, die einander seit 2-3 Generationen kannten; Die Zuwanderer waren sich untereinander fremd und den Alteingesessenen auch
Figuration Figuration, auch Interdependenzgeflecht genannt, ist ein von Norbert Elias in die Soziologie eingeführter Begriff, der das soziale Zusammensein von Individuen in spezifischen Konstellationen betont. (wikipedia)
Kern der Figuration in Winston Parva ...liegt in der ungleichen Machtbalance mit den daraus erwachsenen Spannungen; "Andere Gruppen als minderwertig abzustempeln, ist eine der Waffen, die überlegene Gruppen in einem Machtbalance-Kampf verwenden, ..."; "Wenn sich das Machtgefälle verringert, die Machtbalance ausgeglichener wird, beginnen die früheren Außenseiter oft, sich zu rächen."
Normenkanon der Etablierten Die "alten Familien", welche sich seit Generationen kannten, hatten eine gemeinsame Lebensweise und einen Normenkanon ausgebildet. Sie befolgten Standards und waren stolz darauf. Der Zustrom neuer Nachbarn wurde als Bedrohung der eingebürgerten Lebensweise empfunden.
Das Aufwachsen in einer Gruppe von stigmatisierten Außenseitern... ..kann zu bestimmten intellektuellen und emotionalen Defiziten führen; "Gib einer Gruppe einen schlechten Namen, und sie wird ihm nachkommen."
Diskurs über "Migration" bei Paul Mecheril wird nicht nur in Deutschland geführt; es geht um die Fragen wer "wir" sind und wer "wir" sein wollen; Migration beunruhigt
MmM Menschen mit Migrationshintergrund; durch die Bezeichnung MmM werden sie als "fremde Elemente", die zu integrieren sind, konstruiert, auch wenn sie in Deutschland geboren und aufgewachsen sind
Integrationsbegriff bei Paul Mecheril "Der Begriff Integration thematisiert und versteht Individuen nicht als widerständige und eine eigensinnige Geschichte aufweisende Subjekte, sondern als "Elemente" die einem größeren Ganzen einzuordnen, eben zu integrieren seien."
Dispositivbegriff von Michel Foucault Der Dispositivbegriff umfasst Gesagtes und Ungesagtes; "Das Dispositiv selbst ist das Netz, das zwischen diesen Elementen geknüpft werden kann."; Das Dispositiv soll die "Natur der Verbindung" zwischen den heterogenen Elementen deutlich machen; "Das Dispositiv hat also eine vorwiegend strategische Funktion"
1. operatives Merkmal, welches das Wesen des Integrationsdispositivs kennzeichnet: "Es unterscheidet mittels Bezeichnungs- und Visibilisierungspraxen sowie der allseitigen Legitimität staatlicher Kontrollen zwischen natio-ethno-kulturellem "Wir" und "Nicht-Wir""
2. operatives Merkmal, welches das Wesen des Integrationsdispositivs kennzeichnet: "Der Unterscheidung wird eine institutionalisierte, systematisch differenzielle Behandlungsweise von "wir" und "nicht-wir" zugeordnet." Neben der Unterscheidung zwischen Männern und Frauen wird zwischen MmM und MoM unterschieden
3. operatives Merkmal, welches das Wesen des Integrationsdispositivs kennzeichnet: "Diese Differenzierungen ... werden fortwährend als legitime Unterscheidungen und Behandlungen ausgegeben."
"Das Integrationsdispositiv... "...ist das Netz, das zwischen kulturellen, institutionellen, bürokratischen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und medialen Ereignissen gespannt ist, in welchem ein natio-ethno-kulturelles "Wir" sich von seinem "Anderen" scheidet."
strategische Funktion des Dispositivs "Die faktische Systematik und Methodik der materiellen und symbolischen Ungleichbehandlung soll legitim erscheinen.l"
Jean Claude Schmitt ...ist ein französischer Historiker; "Seine 'Geschichte der Außenseiter' ist für das Spannungsverhältnis von Integration und Segregation interessant, da er zeigen kann, dass der Status als Außenseiter nicht dauerhaft und statisch gegeben ist, sondern als Ergebnis eines dynamischen Prozesses angesehen werden muss."
"Vom Zentrum aus..." "...kann man nicht die ganze Gesellschaft begreifen und ihre Geschichte nicht anders schreiben als durch Wiederholung der einütigen Diskurse der Inhaber der Macht." Das Zentrum ist die Elite, die Kirche und der Klerus. Eben die, die Schreiben konnten und somit die Geschichte festhalten konnten
Was ist ein Außenseiter? (Jean-Claude-Schmitt) mit dem Wort selbst kommen mächtige Protestbewegungen in den Sinn z.B. Hippies, Umweltschützer, ...; mit dem Begriff Außenseiter ist eine Randständigkeit verbunden, welche "einen mehr oder weniger formellen Status innerhalb einer Gesellschaft anzeigt ..., der nicht von Dauer sein muß"; Ebenfalls verbunden mit dem Begriff Außenseiter ist die Marginalität in dem Begriff der Eingliederung (Aufhebung einer Randposition)
Die Entwicklung der Stadt... förderte die Tätigkeit neuer sozialer Gruppen, welche vorerst mit großem Misstrauen betrachtet wurde
Manche Arbeiten wurden tabuisiert z.B. die des Fleischers, des Abdeckers (Beseitigung von Tierkadavern) und des Scharfrichters, da diese mit Blut in Berührung kamen; "Die Gewerbe, die mit Unreinheit assoziiert wurden, standen ... im Mißkredit."
Expansion der Städte im 13. JH ...kam ins Stocken. Kreuzfahrer und Pilger strömten aus dem Heiligen Land zurück und Häretiker, Leprakranke und Juden wurden ausgegrenzt
neue Qualität der Ausschließung im 14. und 15. Jahrhundert Durch die "Krise" im 14. Jahrhundert und die schwarze Pest wurden neue Formen der Marginalität enthüllt: Bettler, Vagabunden, Kriminelle waren die neuen Schreckensbilder; dauerte an bis zum Ende der frühen Neuzeit
Ende des 15. Jahrhundert... ...bis zum Beginn des 17. Jahrhundert breitete sich die Hexenverfolgung aus
Wie nannte man die Epoche des 17. JH. und was sind die Auswirkungen? Epoche der Einsperrung; Ausweisung von Bettlern war nicht mehr genug, nun wurden sie eingesperrt; "In den Gefängnis-Hospitälern regierte nicht die Fürsorglichkeit, sondern der Zwang. Der Arbeitslose wurde ernährt, doch er verlor seine Freiheit."
1. Hypothese für die allgemeine Tendenz zwischen dem 11. und 18. Jahrhundert "Hypothese einer zunehmend "exklusiven" Ordnung, in der auf eine Phase systematischer Integration, ... [11-13 JH.], eine lange Phase verschärfter Ausschließung schließlich eine Phase der allgemeinen "Einsperrung" folgen."
2. Hypothese für die allgemeine Tendenz zwischen dem 11. und 18. Jahrhundert "die Hypothese einer wachsenden Akkumulation von immer mehr und vielfältigeren Typen der Randständigkeit."
Merkmal, welches eine Karriere als Vagabund oder Krimineller in den Biographien von Außenseitern häufig auftritt: Auflösung der familiären Bindungen
Integrationsstrukturen: Ein Lehrling oder Geselle wurde in die Familie des Meisters eingegliedert (wohnte unter seinem Dach und unterstand seiner Autorität); Jugendabteien hielten jugendliche Gewalttätigkeiten im Zaum; institutionelle Integrationsstrukturen: Formen der "Pseudo-Verwandtschaft" z.B. Bruderschaften
Definition für Außenseiter von der herrschenden Geesellschaftsordnung "Sie waren "ohne festen Wohnsitz", "halten sich überall auf", waren "Leute ohne Beschäftigung", "der Welt zu nichts nutze"."
Höchste Bestimmung der Christenheit ...war das Streben der Erlösung aller Menschen, damit gelang es der mittelalterlichen Christenheit alle Außenseiter "zurückzugewinnen"
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