Erstellt von Yvonne Heitland
vor mehr als 7 Jahre
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Frage | Antworten |
Seit den 60er Jahren wird in der Erziehungswissenschaft die Frage der Integration thematisiert | Dieses Thema schien zunächst ein neues, randständiges und 'flüchtiges' Thema zu sein, welches nur für die Betroffenen (Lehrkräfte, Sozialpädagoginnen, Migranten) von Bedeutung ist; Es wurden kurze Beiträge veröffentlicht ("aus der Praxis für die Praxis"), in welchen über Erfolge und Misserfolge berichtet wurde. |
Problematik im Schulunterricht (Veröffentlichung von Koch 1970) | in einer 50-köpfigen Anfängerklasse ist es für einen Lehrer unmöglich gegen Verständigungsschwierigkeiten anzukämpfen UND den Lehrplan einzuhalten; Ausländer-Eltern können ihren Kindern bei Hausaufgaben nicht helfen, da sie meist schlechter Deutsch sprechen als ihre Kinder |
Problematik in der Lehrerausbildung (Anfang des 21. Jahrhunderts) | In den letzten Jahrzehnten sind zu wenig junge, anders ausgebildete Lehrkräfte eingestellt worden; Die Politik, Deutschland sei kein Einwanderungsland, hat ein Umdenken in der Gesellschaft gebremst, vielleicht sogar verhindert; Für Lehramtsstudierende ist es nicht selbstverständlich, dass sie sich ihr zukünftiges Arbeitsfeld als 'sprachlich-kulturell-heterogen' vorstellen. |
Es entwickeln sich neue Spezialisierungen | In der Erziehungswissenschaft unter den Bezeichnungen 'Ausländerpädagogik' (mit Bezug auf schuldpolitische und pädagogische Maßnahmen), 'Ausländerarbeit' (mit Blick auf sozialpädagogischen Maßnahmen); In der Germanistik als neuer 'fachlicher Zweig' "Deutsch als Zweitsprache" |
Äußere Anzeichen für die Etablierung dieser neuen Spezialisierungen | steigende Zahl von Pubikationen, Tagungen und Lehrveranstalungen zu dem Thema; Begleitung und Evaluation von Modellversuchen, gefolgt von umfangreicheren Forschungsprojekten; Gründung von Vereinen und Initiativgruppen (z.B. Verband der Initiativgruppen in der Ausländerarbeit e.V. - VIA, seit 2001: Verband für Interkulturelle Arbeit); Zeitschriften, Newsletter |
DGfE | Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft gründete 1994 die Arbeitsgemeinschaft Interkulturelle Bildung (Organisatorischer Zusammenschluss an den Hochschulen) |
"Die systematisch orientierten Darstellungen..." (synchronisch) | "...sind Versuche, das Arbeits- und Forschungsfeld Interkulturelle Bildung hinsichtlich der verschiedenen Ansätze, Konzepte oder Diskurse zu strukturieren, die im Zuge der Diskussionen über die Folgen von Migration und Globalisierung für den Bereich von Bildung und Erziehung in den letzten 40 Jahren eine Rolle gespielt haben." |
"Die chronologische Darstellung... (diachronisch) | ...erscheint auf den ersten Blick plausibel: Sie ist eingängig und ... macht auf den Zusammenhang zwischen Politik und Pädagogik aufmerksam. Sie hat jedoch den NAchteil, dass der Eindruck von einem stufenförmigen Entwicklungsablauf entsteht." |
Grundregeln bei der chronologische Darstellung: | Es darf nicht der Eindruck vermittelt werden, als habe es einen 'Zeitpunkt Null' gegeben; Es darf nicht der Eindruck entstehen, es handele sich um eine stufenförmig fortschreitende Entwicklung; Sprachlich muss deutlich gemacht werden, dass es vielfache Überschneidungen und Überlappungen gibt; die Geschichte der Interkulturellen Bildung darf nicht aus ihrem gesellschaftlich-politischen Kontext herausgelöst werden |
Markierung eines ersten deutlichen Einschnitts auf der bildungspolitischen Ebene | ist z.B. der KMK-Beschluss von 1964 zur Schulpflichtfrage (die KMK forderte die Bundesländer, in denen die ausländischen Kinder noch nicht in die allgemeine Schulfpflicht einbezogen waren, auf, diese einzubeziehen und ihnen die Eingewöhnung in die Schule durch einen zusätzlichen Unterricht (für Grundkenntnisse im Deutschen) zu erleichtern |
Zweite deutliche Markierung auf bildungspolitischer Ebene | Hinweis auf die Notwendigkeit eines Perspektivwechsels im Bildungsbereich (KMK-Beschluss von 1996) |
Weitere Einschnitte auf der bildungspolitischen Ebene: | Regelungen zu Fördermaßnahmen, Muttersprachlicher Unterricht, Hausaufgabenbetreuung, Lehrerbildung, usw. |
Die sichtbare Geschichte Interkultureller Bildung... | ...beginnt als Fachrichtung der Erziehungswissenschaft in den 60er Jahren, doch die Frage, ob bzw. unter welchen Bedingungen Kinder ausländischer Staatsangehörigkeit die öffentliche staatliche Schule besuchen sollte ist Teil der Schulgeschichte seit Ende des 18. Jahrhunderts. |
"gemeinsamer Unterricht" | ...deutscher und ausländischer Schülerinnen und Schüler wurde in der zweiten Hälfte der 60er Jahre in allen Bundesländern zum Regelfall erklärt. |
Problematische Phaseneinteilung von Wolfgang Nieke | 1. Phase Ende der 60er bis Ende der 70er: "Ausländerpädagogik als Nothilfe"; 2. Phase Ende der 70 bis Anfang der 80er: "Kritik an der 'Ausländerpädagogik'"; 3. Phase Beginn in der Mitte der 80er: "Konsequenzen aus der Kritik: 'Interkulturelle Erziehung'" |
Warum ist die erste Phase bei Nieke problematisch? | Nieke geht von einer Geburtstunde der Ausländerpädagogik aus, d.h. er geht davon aus, dass sich die deutsche Schule in den 60er/70er Jahren erstmals der Herausforderung stellen musste, sprachlich-kulturell heterogene Lerngruppen unterrichten zu müssen |
Warum war es einfacher die Ausländerpädagogik als Zielgruppenpädagogik zu postulieren? | Die 'arbeitsteilige' Etablierung der "Ausländerpädagogik" als Zielgruppenpädagogik hat die Erziehungswissenschaft zunächst davon 'entlastet', sich mit den durch die Migration und Europäische Eingung sowie generell durch die Globalisierung bedingten Veränderungen in ihrem Gegenstandsfeld zu beschäftigen. |
Vertreter der Ausländerpädagogik / Interkulturellen Pädagogik... | ..müssen sich mit Fragen aus allen Feldern der Erziehungswissenschaft beschäftigen - vom Kindergarten bis zur Erwachsenenbildung, von der frühkindlichen Sozialisation bis zur Altenpädagogik |
Warum ist die zweite Phase bei Nieke problematisch? | Nieke wechselt bei der Charakterisierung die Ebene: Nicht mehr der Fortgang der bildungspolitischen Entwicklung ist von Interesse. sondern die innerfachliche Diskussion; die bildungspolitische Entwicklung wird bei Nieke nicht mehr einbezogen. |
Warum ist die dritte Phase bei Nieke problematisch? | Es bleibt unklar, warum Nieke der dritten Phase die Überschrift "Konsequenzen aus der Kritik: Differenzierung von Förderpädagogik und Interkultureller Erziehung" gibt; Man könnte interpretieren, "dass man in der kurzen Kritikperiode die Lösung gefunden habe, die dann in der dritten Phase weiter entwickelt worden" sei. |
Helga Marburger hat Nieke's Phaseneinteilung erweitert: | Sie stellte eine 'überschriftslose Vorphase' voran; Es gab schon Erlasse und Regelungen zum Unterricht für ausländische Kinder und Jugendliche, aber das Thema 'Ausländerbeschulung' hat noch keine nennenswerte Rolle gespielt. |
Alle chronologischen Darstellungen... | ...sind in vielerlei Hinsicht problematisch und taugen für eine disziplingeschichtliche Darstellung kaum. |
Geschichtliche Übersicht zur Entwiclung Interkultureller Pädagogik nach Roth (2002) | |
Eine Geschichte der Fachrichtung Interkulturelle Bildung... | steht noch aus; erste Phaseneinteilungen oder nach Etappen geordnete Diskussionslinien erscheinen auf den ersten Blick plausibel und hilfreich. Bei genauerem Hinsehen sind die damit verbundenen Probleme und Missverständnisse nicht zu übersehen. |
Um Interkulturelle Bildung konsequent als Teil der Erziehungswissenschaft zu begreifen, ... | ...muss man danach fragen, "wie die gegebene Pädagogik theoretisch und praktisch verändert werden muß, damit sie adäquate Antworten auf die durch die Migration bestimmte gesellschaftliche Situation zu geben vermag." (Hohmann 1983) |
"Die Herausbildung einer Zielgruppenpädagogik ... | ...war kein Zeichen von 'Hilflosigkeit', sondern die Fortführung einer bis dahin erfolgreichen Strategie der Ausgrenzung 'fremder Schülerinnen und Schüler' ... durch Homogenisierung." |
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