Spracherwerb ist Imitation. Die Umwelt liefert sprachliche Vorbilder und verstärkt richtige Äußerungen des Kindes durch Lob o.ä.
Beispiel: Mutter: „Komm, wir machen die Tür zu!“
Kind: „Tür lu.“
Mutter: „Ja, jetzt ist die Tür zu.“
Nativismus
Noam Chomsky
Spracherwerb ist Regelerwerb. Kindern ist eine sprachspezifische Fähigkeit angeboren, aus der gehörten Sprache Regeln abzuleiten, denn kognitiv sind sie dazu noch nicht in der Lage. Kinder erwerben Sprache intuitiv-unbewusst.
Beispiele: „Ich hab das ausgeschneidet.“
„Da sind drei Hause.“
Interaktionismus
Jerome Bruners
Sprache wird in Interaktion erworben, durch gemeinsame Handlung, durch ein wiederholtes Spiel, dessen Ablauf immer gleich bleibt, in dem das Kind zunehmend die aktive Rolle übernimmt und das Gelernte schließlich auf reale Situationen überträgt.
Beispiel: Die Mutter versteckt ihr Gesicht hinter einem Tuch, und sagt: „Tschüß!“
Sie guckt wieder hinter dem Tuch hervor und ruft:
„Hallo!“ Richard schaut zu und lacht, babbelt.
Mit 1.2 Jahren versteckt Richard selbst sein Gesicht, lässt es hervorkommen, die Mutter ruft „Hallo!“
Mit 1.9 Jahren versteckt er Puzzleteile in einem Topf. Er holt jedes einzelne hervor und ruft jedes Mal: „Hallo Haus!“. Er lässt es verschwinden und ruft: „Tschüß Haus!“ Während dieses Spiels klingelt es an der Tür.
Richard zeigt auf die Tür und ruft: „Hallo!“
In diesem Alter sagt er: „Hallo!“ wenn sein Vater nach Hause kommt, und „Tschüß!“ wenn er das Haus verlässt.
Kognitivismus
Jean Piaget
Grundlegende Voraussetzung für kognitive und sprachliche Entwicklung ist die konkrete Erfahrung der Umwelt mit allen Sinnen. Durch sie werden Vorstellungen vom Gegenständen erworben, immer weiter verfeinert, verinnerlicht, und schließlich durch ein Wort symbolisiert. Daher ist Sprache gleichzeitig auch Voraussetzung der Weiterentwicklung zum abstrakten Denken.
Beispiel: Ein Kind entwickelt eine Vorstellung davon, was ein Ball ist, indem es ihn sieht (er ist rot), anfasst (glatt) und anstößt (rollt weg).
Es sagt „Ball“, später „Wo ist der Ball?“ und viel später: „Die Erde ist eine Kugel“...
In der Theorie des Konstruktivismus ist Lernen ein aktiver Konstruktionsprozess, in dem jeder Lernende eine individuelle Repräsentation der Welt erschafft. Was genau ein Lernender lernt, hängt stark von seinem Vorwissen und der konkreten Lernsituation ab.
Paul Watzlawick
Jedes Individuum konstruiert ein individuelles und subjektives Bild seiner Umwelt.