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Das Freizeitverständnis hat sich grundlegend gewandelt.
Quantitativ und qualitativ unterscheidet
sich die Freizeit heute von früheren Freizeitformen.
Auch gegenwärtig fi ndet Erholung von der Arbeit
in der Freizeit statt, aber die Freizeit ist nicht mehr
nur - wie in den fünfziger Jahren - Erholungszeit. Für
die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hat die
Freizeit einen eigenständigen Wert bekommen. So
vertreten 70 Prozent der Bevölkerung die Auffassung,
dass Freizeit in erster Linie eine Zeit ist, in der man tun
und lassen kann, was einem Spaß macht. Aus einem
arbeitsabhängigen Zeitbegriff, der Freizeit negativ als
Abwesenheit von Arbeit defi nierte, hat sich heute ein
positives Freizeitverständnis entwickelt: Freizeit ist
eine Zeit, in der man für etwas frei ist.
Über vierzig Jahre Arbeitszeitverkürzungen sind an
den Menschen und ihrer Einstellung zum arbeitsfreien
Teil des Lebens nicht spurlos vorübergegangen.
Freizeit ist mehr als eine Pause, in der man sich
für den nächsten Arbeitstag wieder erholt. Freizeit
koppelt sich von der Arbeit ab: Nurmehr für eine
Minderheit der Bevölkerung ist Freizeit eine Zeit,
Freizeitbegriff
die „nicht“ mit Arbeit und Geldverdienen ausgefüllt
ist (26%). Dies gilt für Arbeiter (38%) genauso wie für
Angestellte (34%) oder Selbständige (30%). Bei Freizeit
denken die meisten erst einmal an den eigenen Spaß.
Freizeit ist daher mehr ein positives Lebensgefühl als
eine arbeitsabhängige Zeitkategorie. Im subjektiven
Empfinden der Menschen sind „arbeitsfreie Zeit“
und „Freizeit“ nicht mehr dasselbe. Mit dem Wandel
des subjektiven Freizeitverständnisses ist auch eine
gesellschaftliche Neubewertung der Freizeit notwendiger
denn je.
Vor dem Hintergrund des wachsenden Anteils Nichterwerbstätiger
lässt sich für die Zukunft unschwer
prognostizieren: Freizeit verliert zunehmend ihre
Bedeutung als arbeitsfreie Regenerationszeit. Umso
mehr richten sich dann die Hoffnungen auf die Freizeit
als Synonym für Lebensqualität und Wohlbefi nden.
Dies aber heißt: Sich wohlfühlen, das tun und lassen
können, was Spaß und Freude macht, und das Leben
in eigener Regie gestalten sowie viel mit Familie und
Freunden unternehmen.
Alles hat seine Regeln und Rituale, auch die Freizeit.
Die Deutschen haben ihre Freizeit bestens organisiert:
„Samstags auf die Piste und sonntags in
Familie“. Fast jeder dritte Bundesbürger reserviert
regelmäßig einen Wochentag für Familie oder Ausgehen,
für Sport oder Faulenzen. Mehr als 20 Prozent
kennen ebenfalls einen festen Termin für Hobby,
Verein oder Besuche. Und selbst der Badetag ist für
jeden vierten Deutschen nach wie vor ein Begriff.
Trotz kürzerer Arbeitszeiten konzentrieren sich die
meisten Freizeittermine auf das lange Wochenende.
Ausgehen und Besuche machen stehen ebenso auf
dem Programm wie Faulenzen, Lesen oder sich dem
Hobby widmen. So hat der Samstag für jeden dritten
Bundesbürger seinen festen Platz als Hauptausgehtag.
Den sonntäglichen Terminkalender bestimmen
dann bei der Mehrheit der Befragten die beiden
„F“: Faulenzen und Familie. Für viele wird damit der
Sonntag zum Balanceakt zwischen eigener und
gemeinsamer Freizeitgestaltung. Denn auch die
Freizeitrituale
Zweisamkeit darf nicht zu kurz kommen. Für sechs
Prozent der Deutschen ist der siebte Tag der Woche
ein „Schmusetag“.
Freizeitrituale, bisher kaum erforscht, haben im
Alltagsleben der Bevölkerung schon immer ihren
festen Platz. Was als liebe Gewohnheit oder Alltagsroutine
beginnt, kann zur eingeübten Handlung und
starren Ordnung werden: Von den Begrüßungs-,
Wasch- und Umziehritualen nach Feierabend bis zum
gemeinsamen Frühstück und Familienspaziergang
am Sonntag. Solche eingespielten und liebgewordenen
Gewohnheiten geben den Menschen im Alltag
Struktur und Halt. Gerade im Zusammenleben von
Familienmitgliedern haben Rituale eine wichtige
Stabilisierungsfunktion. Dahinter verbirgt sich das
Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit, der
Wunsch nach einem harmonischen Feierabend oder
schönen Wochenende.