BindungsaufbauJohn Bowlby und Mary Ainsworth die Entwickler der Bindungstheorie beschreiben 4 verschiedene Phasen der Mutter- Kind- Beziehung.1. Phase: „In der Vor-Bindungsphase (preattachment phase) der ersten Lebenswoche ist das Kind vor allem gegenüber Reizen empfänglich, die von anderen Menschen ausgehen. Es reagiert aber auf die Pflegeperson nicht anders als auf andere Personen“2. Phase: In Phase 2 (phase of attachment in the making) diskriminiert das Kind in seinem Bindungsverhalten zwischen vertrauten und weniger vertrauten Personen.“3. Phase: Etwa mit dem 7. Monat tritt das Kind in eine Phase, in der es aktiv die Nähe der Pflegeperson sucht und nicht nur wie in Phase 2 den Wunsch nach Nähe signalisiert. Diese Phase fällt zeitlich mit der Stufe 4 der Entwicklung der Objekt- und Personenpermanenz zusammen, in der auch dann die Existenz von Gegenständen und Personen angenommen wird, wenn diese nicht unmittelbar Wahrnehmung zugänglich sind.4. Phase: Phase der zielkorrigierten Partnerschaft (goalcorrected partnership) die in der Regel um das 3 Lebensjahr einsetzt, bis sich das Kind in die Rolle seiner Mutter versetzt und so ihre Gefühle, Motive und Handlungsentwurfe verstehen kann. Damit erwirbt das Kind die Kompetenz, Ziele und Handlungen der Mutter so zu beeinflussen dass zumindest ein für beide Seiten akzeptabler Kompromiss entsteht.
Was Bedeutet Beginn einer außerfamiliären BetreuungFür kleine Kinder ist der Beginn einer außerfamiliären Betreuung ein einschneidendes Erlebnis. Sie müssen sich vielleicht das erste Mal von ihrer hauptsächlich vertrauten Bindungsperson trennen, jedes Kind braucht dafür mindestens einen Menschen, mit dem es, wie einst als Säugling mit der Mutter, die sinnliche Erfahrung von Geborgenheit machen kann. Was dann hilft ist, engen Körperkontakt mit der Bindungsperson herzustellen, um sich im Gehalten-Werden sicher und beschützt zu fühlen, den Geruch dieses Menschen wahrzunehmen, seine Wärme zu empfinden oder auch nur über die Distanz hinweg den Blickkontakt aufzunehmen. Die Bereitschaft einer Bindungsperson, sich als Stätte der Zuflucht und Geborgenheit zur Verfügung zu halten, ermöglicht es einem Kind, sich ohne Furcht auf die Welt und auf neue herausfordernde Wahrnehmungen, Erfahrungen und Reaktionen einzulassen. Es ermöglicht ihm seine Umwelt handelnd zu erforschen, seine Potenziale zu entfalten, zu lernen. Hier wird deutlich, dass Erziehungsarbeit zu einem großen Teil Beziehungsarbeit ist und dass der Bindungsbeziehung im Zusammenhang mit der Bildung im frühen Kindesalter maßgebliche Bedeutung zukommt.Anders als noch vor drei Jahrzehnten ist es bekannt dass kleine Kinder nicht nur ausschließlich zu ihren Muttern Bindungsbeziehungen aufbauen können. Sie sind in der Lage, sich auch an ihre Väter und an mehrere andere Bezugspersonen eng zu binden. Um gute Voraussetzungen für den Aufbau einer gelungenen Bindungsbeziehung in der außerfamiliären Betreuung zu schaffen wird die Eingewöhnung kindergerecht gestaltet.Das Hauptziel der Eingewöhnung ist, mit Hilfe einer vertrauten Bezugsperson, eine stabile Beziehung zwischen ErzieherIn und Kind aufzubauen. Das bedächtige Einführen des Kindes in die neue Umgebung der Kita soll ein entspanntes Kennenlernen der Prozesse, Normen, Gewohnheiten sowie der Personen und Örtlichkeiten der Einrichtung ermöglichen. Ist die Eingewöhnung gut verlaufen, ist die Basis für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Kind und ErzieherIn gelegt.Die Ausbildung einer sicheren Bindung kann begünstigt werden, wenn ein KindVerlässlichkeit erfahren hat, bei Belastungen zuversichtlich an die Mutter heran-tritt, die wiederum das Bedürfnis erkennt und adäquat darauf eingeht. Die Mut-ter bildet die sichere Basis, von der aus das Kind zu Entdeckungen aufbrechenund bei Schwierigkeiten stets zurückkommen kann. Bei jeder Rückkehr derMutter wird das Kind darin bestätigt, auf die zuverlässige Bindungsperson ver-trauen zu können. Bei kurzen Trennungen wird demnach die Mutter noch alsverfügbar gespürt.Nunmehr sorgt diese Erfahrung von Fürsorglichkeit meist dafür, dass ein sichergebundenes Kind in seine Interaktionspartner und die Welt vertraut. Außerdemnimmt es sich selbst als bedeutend und produktiv wahr, kann ein gesundesSelbstwertgefühl entwickeln und mit Enttäuschungen umgehen.Verglichen mit unsicher gebundenen Kindern kann ein Kind mit sicherer Bin-dung ausgereifter mit anderen agieren und kommunizieren. Im Kontext der Kitaist es weiterhin unabhängiger von der Erzieherin bzw. dem Erzieher, spielt kon-zentrierter und zeigt anderen Kindern gegenüber weniger Agressionen. Es lässt sich also festhalten, dass Autonomie durch eine sichere Bindung gestärktwird. Diese Qualität der Bindung ermöglicht dem Kleinkind Beziehungsfähig-keit, Emotionshandhabe und Umwelterforschung. Der solide Rückzugspunktder Eltern ermöglicht dem Kind, Grenzen auszutesten und Kompetenzen zu er-weitern.
Literatur:Bowlby, J. (1973): Mütterliche Zuwendung und geistige Gesundheit. München: KindlerBowlby, J. (1975): Bindung. Eine Analyse der Mutter-Kind-Beziehung. München: Kindler.Becker-Stoll, F. (2007): Eltern-Kind-Bindung und kindliche Entwicklung. In Becker-Stoll, F. & Textor, M., Die Erzieherin-Kind-Beziehung. Zentrum von Bindung und Erziehung (S. 14-29). Berlin: Cornelsen Scriptor.Bethke, Ch.; Braukhane, K. & Knobeloch, J. (2009): Bindung und Eingewöhnung von Kleinkindern. Troisdorf: Bildungsverlag EINS. Keller, Heidi (Hg.): Handbuch der Kleinkindforschung. Berlin, Heidelberg 1989
Bindungsaufbau
BEginn der ausserfamiliären Betreuung
Quellen
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