Erleben einer außergewöhnlichen physischen und/oder
psychischen Belastung Beginn der Symptome unmittelbar
(innerhalb einer Stunde) nach der Belastung Baldiges
Nachlassen der Symptome: bei Entfernung aus der
belastenden Situation Abklingen der Symptome nach
spätestens 8 h, bei Fortbestehen der Belastung Nachlassen
der Symptome nach spätestens 2 Tagen
• Vorübergehende Störung mit einem gemischten,
wechselnden Bild aus meist anfänglicher »Betäubung«,
gefolgt von depressiver Stimmung, Angst, Ärger,
Verzweiflung, Überaktivität oder Rückzug • Die
Reaktion tritt unmittelbar nach einer außergewöhnlich
schweren Belastung auf und lässt rasch wieder nach
(innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen)
• Rascher Symptomwechsel • Rasches spontanes Abklingen • Selten
Übergang in PTBS (bis zu einem Viertel der Betroffenen) • Übergang auch
in andere psychische Störungen möglich (z.B. depressive oder
dissoziative Störungen)
Posttraumatische Belastungsstörung F 43.1
verzögerte oder protrahierte Reaktion
nach dem Ereignis/Traume (Latenz
Wochen bis Monate)
Erleben eines kurz- oder langanhaltenden Ereignisses von außergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß, das
bei nahezu jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde (»Traumakriterium«) Wiedererleben der traumatischen
Situation durch Flashbacks, sich aufdrängende, lebendige Erinnerungen, Albträume Vermeidung von Stimuli, die mit dem
traumatischen Ereignis in Zusammenhang stehen Teilweise oder vollständige Amnesie für wichtige Aspekte des
traumatischen Geschehens oder anhaltende Symptome eines erhöhten Erregungsniveaus (Hyperarousal) mit wenigstens 2
der folgenden Beschwerden: – Schlafstörungen – Reizbarkeit oder Wutausbrüche – Konzentrationsstörungen –
Hypervigilanz – Gesteigerte Schreckhaftigkeit Die Symptome treten innerhalb von 6 Monaten nach dem traumatischen
Ereignis oder nach Ende der extremen Belastungsperiode auf (in einigen Fällen kann ein späterer Beginn berücksichtigt
werden) (»Zeitkriterium«)
• Bei den meisten Betroffenen mit einer PTBS entwickeln sich die Symptome innerhalb weniger Wochen und Monate wieder zurück. • Bei etwas
mehr als einem Drittel persistieren die Symptome über mehr als 6 Jahre (Kessler et al. 1995). • Insbesondere bei anhaltenden Belastungen besteht
die Gefahr der Chronifizierung. Eine PTBS kann dann in eine andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung (ICD-10: F62.0)
übergehen (eine solche kann sich aber auch ohne vorausgehende PTBS entwickeln). Eine Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung wird
häufiger z. B. bei Überlebenden von Konzentrationslagern diagnostiziert. • Eine PTBS kann durch symptombedingte Beeinträchtigungen wie
phobisches Vermeidungsverhalten, erhöhte Schreckhaftigkeit und Reizbarkeit oder Konzentrationsstörungen zu schwerwiegenden psychosozialen
Komplikationen wie z. B. Arbeitsplatzverlust oder Konflikten in der Partnerschaft führen.
Anpassungsstörungen F43.2
Identifizierbare psychosoziale Belastung von einem nicht
außergewöhnlichen oder katastrophalen Ausmaß,
Reaktion von Krankheitswert nicht bei jeder Person
(individuelle Prädisposition oder Vulnerabilität spielt eine
Rolle), Reaktion innerhalb eines Monats, hält nicht länger
als 6 Monate an außer bei längerer depressiver Reaktion,
psychosoziale Funktionen beeinträchtigt
Symptome wie bei
affektiven/neurotischen/somatoformen
Störungen --> Kriterien aber nicht erfüllt
Anpassungsstörung (kurze oder längere depressive Reaktion):
Symptome wie bei „depressiver Episode“ möglich, jedoch
hinsichtlich Ausmaß und Schweregrad werden die Kriterien
einer „depressiven Episode“ nicht erfüllt. Merke: Sind die
Kriterien einer „depressiven Episode“ erfüllt, wird diese
Diagnose gestellt, auch wenn auslösende Faktoren
nachweisbar sind. In diesem Fall handelt es sich nicht um eine
Anpassungsstörung! Anpassungsstörungen gelten aber als
Risikofaktor für die Entwicklung einer depressiven Störung.
Reaktionen auf schwere Belastungen und
Anpassungsstörungen
Entstehen in zeitlichem und inhaltlichem
Zusammenhang mit psychosozialen Belastungen
-Chronische soziale Konflikte -Chronische
Überforderungen -Körperliche Erkrankungen
-Akute Lebensereignisse -Traumatische
Erlebnisse Entstehen unabhängig von einer
neurotischen Disposition (primär keine
neurotische Störung)
Belastendes Ereignis als ausschlaggebender Faktor Ohne das Ereignis
wäre die Störung nicht entstanden Selten auch Erlebnis des Ereignisses
als Zeuge als auslösender Faktor möglich Erhebliche Beeinträchtigung
der sozialen Leistungsfähigkeit Therapeutischer Schwerpunkt liegt auf
den psychotherapeutischen Verfahren
außergewöhnliche
Bedrohung
von
katastrophalem
Ausmaß,
das
bei
fast
jedem
eine
tiefe
Verzweiflung
auslösen
würde
Risikofaktoren: • Weibliches Geschlecht •
Junges Alter • Niedriger verbaler und
kognitiver Entwicklungsstand • Multiple
Traumatisierung • Geringes Ausmaß sozialer
Unterstützung • Eigene Schuldzuschreibung •
Symptome wie Panik, Dissoziation, hoher
Stress • Prämorbide Persönlichkeit •
Psychische und somatische Vorerkrankungen;
unter den psychiatrischen Diagnosen
insbesondere Depressionen,
Persönlichkeitsstörungen (v. a. Borderline-
und abhängige Persönlichkeitsstörung) sowie
substanzbezogene Suchterkrankungen •
Frühe Trennungserlebnisse in der Kindheit
gestörte Stressachse, Inhibition des präfrontalen
Cortex, Disinhibition der Amygdala,
Volumenreduktion des HC, erniedrigte Aktivität
des Broca-Areals bei Erinnerung an Traumata