Schlaf- und Regulationsstörungen

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Lena Paisdzior
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Question Answer
Definition Regulationsstörung - eine für das Alter bzw. den Entwicklungsstand des Säuglings bzw. Kleinkindes außergewöhnlich Schwierigkeit, sein Verhalten in einem oder mehreren Entwicklungsbereichen angemessen zu regulieren - z.B. Schlafstörung, Schreistörung, Fütterstörung
Diagnosen für Regulationsstörungen - F 98.2 Fütterstörung im frühen Kindesalter - F 93.8 Sonstige emotionale Störungen des Kindesalters - F 43.2 Anpassungsstörung - F 51 Nicht-organische Schlafstörungen
Prävalenzen - Regulationsstörungen insgesamt: 15-30 % - Exzessives Weinen: -> 9-25 % in ersten 3 Monaten -> 5-10 % ab 4 Monaten - Ein- & Durchschlafprobleme: 15-25 % in ersten 3 Lebensjahren - Fütterstörungen: 4-10 % - 3-9 % leiden unter mehr als einer Regulationsstörung
Risikofaktoren für Regulationsstörungen - pränatal und perinatal - Pränatal -> Stress -> Ängste -> Schwangerschaftsdepression -> Partnerschaftskonflikte -> Substanzmissbrauch (Drogen, Alkohol, Nikotin) - Perinatal -> Traumtisch erlebte Geburt -> Frühe Trennung von Mutter & Neugeborenem -> Früh- oder Mangelgeburt -> Geburtskomplikationen
Risikofaktoren für Regulationsstörungen - postnatal - Faktoren der Bezugsperson(en) -> Anhaltende Partnerschaftskonflikte -> Psychische Störung der Eltern/eines Elternteils -> Hohe finanzielle Belastung - Faktoren des Kindes -> Neurologische Auffälligkeiten -> Entwicklungsstörungen
Exzessives Schreien - Symptome - Exzessives Schreien ohne erkennbaren Grund - Kind ist unruhig, quengelig, lässt sich nicht beruhigen - Überreizung & Überempfindlichkeit → jedoch Forderung nach neuen Reizen - Neigung zur Überstreckung, Bevorzugung einer vertikalen Körperhaltung - Ruhige Wach- & Schlafphasen am Vormittag, Zunahme der Unruhe & Schreien zum späten Nachmittag & Abend - Relativ ruhige Nacht, aber meist Schlafdefizit durch spätes Einschlafen -Symptome der Eltern: -Oft massive Erschöpfung & Anspannung - Hilflosigkeit, Verzweiflung - Depression, Versagensgefühl - Hohe Stressbelastung - Wut, Aggression, negative Einstellung gegenüber dem Kind - Partnerschaftskonflikte (Überlastung der Mütter, Rollenzuteilung)
Exzessives Schreien - Definition nach Wessel - mind. 3 Stunden am Tag - Mind. 3 Tage pro Woche - Über 3 Wochen
Exzessives Schreien - Diagnostik - Abklärung somatischer Erkrankungen/Probleme - Anamnese -> Erfassung des Schrei- & Weinverhaltens (z.B. 24-h-Protokoll, diagnostischen Interviews) -> Familienanamnese: Belastungs-faktoren, Ressourcen der Familie - Fragebögen (Temperament, elterliche Psychopathologie) - Verhaltensbeobachtung, ggfs. Videogestützt
Exzessives Schreien - Risikofaktoren - Magen-Darm-Erkrankungen, Allergien, Laktoseunverträglichkeit - Neurologische Auffälligkeiten (58,3 %): zentrale Koordinationsstörungen, Funktionsstörungen der Wirbelsäule - Stillen < 1 Monat (33,3 %)
Fütterungsstörungen - Symptome - Von einfachen Verhaltensproblemen beim Essen bis zu selektiver oder vollständiger Nahrungsverweigerung - Essunlust oder aktive Verweigerung der angebotenen Nahrung - Ablehnung geht mit erhöhter Erregung, abwehrendem Schreien & motorischer Unruhe oder extremer Ablenkbarkeit einher → Nahrungsaufnahme vorzugsweise im Halbschlaf - Eltern erkennen Hunger- oder Sättigungszeichen schlecht - Starke Abwehr bei Berührungen im Gesichts-, Mund- & Rachenbereich (ggfs. durch traumatische Füttererfahrung)
Fütterungsstörungen - Definition - Füttersituation über mind. 1 Monat von Eltern als problematisch erlebt wird - Ggfs. durchschnittliche Dauer einzelner Fütterungen länger als 45 Minuten &/oder zwischen den Mahlzeiten ein Intervall von nur 2 Stunden liegt
Fütterungsstörungen - begünstigende Faktoren - Bereitschaft des Kindes zur Aufnahme fester Nahrung bleibt ungenutzt - Positive Verstärkung: Angebot einer bestimmten beliebten Nahrung als Anreiz nach Ablehnung von fester Nahrung - Klassische Konditionierung: Kopplung der elterlichen Sorge/Stress (unkonditionierter Reiz) mit dem Essen (konditionierter Reiz)
Fütterungsstörungen - Diagnostik - Abklärung organischer Probleme - Ausführliche Anamnese über vergangene & aktuelle Problematik -> Erfassung der Fütterungsgeschichte seit der Geburt & ggfs. der Geschwister -> Hilfsmittel: diagnostisches Interview (z.B. Baby-DIPS), 24-h-Fütterprotokoll - Psychopathologie der Eltern -> Ggfs. liegen depressive Stimmung oder Essstörung vor → erhöhtes Risiko für Entwicklung einer Fütterstörung - Videogestützte Verhaltensbeobachtung von Eltern & Kind in Fütterungssituationen -> Ggfs. Testverfahren bei oral-motorischen Problemen (z.B. unvollständiges Lippenschließen um den Löffel, Schluckprobleme)
Schlafprobleme - Verbreitung
Schlaf-Wach Störungen im Kindesalter - Insomnien - Schlafbezogene Atmungsstörungen (OSA) - Hypersomnien - Circadiane Rhythmusstörungen - Parasomnien - Schlafbezogene Bewegungsstörungen
Insomie - Prävalenz: 15-20% - ICD-10-Kriterien 1. Klagen über Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen oder eine schlecht Schlafqualität 2. Schlafstörungen treten mind. 3 mal pro Woche innerhalb eines Monats auf 3. Schlafstörungen verursachen entweder deutlichen Leidensdruck oder wirken sich störend auf die alltägliche Funktionsfähigkeit aus 4. Verursachende organische Faktoren fehlen, z.B. neurologische oder andere somatische Krankheitsbilder, Störungen durch Einnahme psychotroper Substanzen oder Medikamente
Parasomien - Verschiedene schlafbezogene Störungen, die den Schlafprozess unterbrechen - Auffällige Verhaltensweisen - Oft relativ harmlos & eher selten - Psychotherapeutische/ärztliche Hilfe erforderlich, wenn Häufigkeit & Belastung steigen
Parasomien - NREM Störungen - Schlaftrunkenheit (Aufwachen im Verwirrtheitszustand) -> Am häufigsten bei Säuglingen & Kleinkindern -> Heftiges Schreien & wilde Bewegungen -> Kind wirkt verwirrt, lässt sich nicht trösten oder beruhigen → beim Nachlassen der Erregung kommt es zu kurzem Aufwachen & sofortigem Wiedereinschlafen - Schlafwandeln -> v.a. bei älteren Kindern -> Verlassen des Bettes & Umherwandeln, bis zu komplexen Handlungsabläufen → ggfs. Ergreifen von Sicherheitsmaßnahmen -> i.d.R. weder körperliche noch psychiatrische Störung ursächlich - Schlafterror (Pavor nocturnus) -> Abrupte Aufwachstörung, besonders belastend für Familien -> Zu Beginn häufig Schreie & Anzeichen von Angst -> Kein bewusstes Erleben beim Kind, keine Erinnerungen
Schlafbezogene Bewegungsstörungen - Restless-legs-Syndrom -> Unangenehmes Bewegungsempfinden der Beine - Nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus) -> Kommt häufig vor -> Offensichtlich keine Verbindung zu ernsthaften physischen oder psychischen Erkrankungen -> Ggfs. kieferorthopädische Maßnahmen für nachts - Rhythmische Bewegungsstörungen -> Kopfschlagen, Kopfrollen & Körperrollen stets stereotyp (v.a. bei Kindern) -> Beginn der Bewegungen kurz vor dem Einschlafen oder im Schlaf -> In schwerwiegenden Fällen ist verhaltenstherapeutische Behandlung nötig
Diagnostik von Schlafstörungen - Ausschluss akuter Erkrankungen - 24-h-Schlafprotokoll für mind. 7 aufeinanderfolgende Tage - Diagnostische Schlafinterviews (Anamnese, Belastungsfaktoren, Ressourcen der Familie) - Fragebögen (z.B. CSHQ) - Ggfs. videogestützte Verhaltensbeobachtung von Eltern & Kind bei Zu-Bett-Geh-Situationen - Screening-Instrumente: -> Children Sleep Habits Questionnaire -> Sleep Self Report - altersgerechte Instrumente: -> Children Sleep Comic (CSC) -> Schlaftagebücher (dgsm.de) - Interviews - Objektive Messverfahren: -> Aktigraphie, Polysomnographie - Alpträume: Nightmare Effects Questionnaire (NEQ; Schlarb et al. 2016): Beeinträchtigungen durch Alpträume
Mit Schlafstörungen zum Arzt - Pädiater geben an ca. 3,3% an Kindern in ihrer Praxis wegen Insomnie zu sehen - wahrgenommene familiäre Häufung: 23,9% - Trotz eingeschätzter hoher Belastung der Eltern wird nur -> von 9,6% der Pädiater das Hinzuziehen eines Psychologen usw. und -> von 7,8% Maßnahmen wie Einschlafritual oder Schlafprotokoll empfohlen, hingegen -> von 20,0% der Einsatz von naturheilkundlichen Medikamenten bzw. pflanzlichen Sedativa gewählt - Chronifizierungswahrscheinlichkeit: über 60%
Folgen von Schlafstörungen - Leistungseinbrüche - Angststörungen - Depressivität - Stimmungslabilität … (Dahl, 2003)
Schlafstörungen - Übersicht
Gemeinsamkeiten zwischen Regulationsstörungen - Verhaltensauffälligkeiten in einem oder mehreren Entwicklungsbereichen - Überlastungssyndrom bei Bezugsperson(en) -> Ggfs. weitere Probleme, z.B. Partnerschaft - Dysfunktionale Interaktionsmuster im Umgang mit den kindlichen Verhaltensproblemen => Symptomtrias
Verlauf und Prognose
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