Nach diesen Lernfolien solltest du in der Lage sein folgende Fragen im Abitur oder in der Maturaprüfung zu beantworten:
Wie kam es zum 1. Weltkrieg? Wieso war die Stimmung in Europa aufgeheizt und welche Aktion war letztlich "das Zünglein an der Waage"?
Welche Folgen hatte der Krieg für Deutschland?
Beschreibe die Situation der Soldaten und der Daheimgebliebenen
Was machte den 1. Weltkrieg "besonders"/neuartig?
Wer stand sich im 1. Weltkrieg gegenüber?
unversöhnliches Machtstreben der europäischen Großmächte vor WK I
Frankreich: Nach dem verlorenen Krieg 1870/71 gegen Dt. war man darauf bedacht Elsaß-Lothringen
zurückzuerobern, welches als Kriegsbeute an das Kaiserreich ging. Zudem sollte die deutsche
Militärmacht und die außenpolitische Position des Reiches geschwächt
werden. Man fürchtete quasi permanent um die eigene Sicherheit.
Russland: Die Gefahr eines einseitigen deutschen
Angriffes fürchtete man nicht allzu sehr. Der eigentliche Konkurrent
Russlands war Österreich-Ungarn. Beide hatten gemeinsame Interessen im Bereich des
Schwarzmeeres, Osteuropa und dem Osmanischen Reich. Ziel war es, die
Macht Österreich-Ungarns einzudämmen, so dass man die eigene Position
festigen und ausbauen konnte.
Österreich-Ungarn: Das Vielvölkerreich der
Donaumonarchie war seit geraumer Zeit bereits am bröckeln. Verschiedene
Ethnien forderten ihre Unabhängigkeit von dem Habsburgischen Kaiserhaus
mit der Gründung eigener Republiken.
Ö.-U: Diese Republiken standen zumeist in
der Gunst und unter dem Schutz des russischen Zarenhauses. Man
befürchtete außerdem, dass das Osmanische Reich wieder erstarken könnte
und Anspruch auf die ehemaligen Gebiete in Europa erheben würde.
England: das Britische Empire war nicht allzu sehr
auf einen Krieg bedacht, die Sicherheit ihres Kolonialreiches stand an
1.Stelle, weshalb es oft in Konflikt mit Frankreich geriet. Ihnen
ging es überwiegend um das Gleichgewicht
der Mächte auf dem Kontinent. Keine der Großmächte sollte übermächtig sein. Die Aufrüstung der Marine des
Kaiserreiches ließ allerdings ihre Alarmglocken schrillen. Man war sich
bewusst, dass das deutsche Kaiserreich bereit war nach der Macht zu greifen.
Deutschland: Die Kolonialpolitik Deutschlands begann sehr viel später als die der anderen Großmächte in Europa. Daher
gab es nur noch wenige Flecken auf der Weltkarte, die man für ein
eigenes Kolonialreich nutzen konnte. Zudem fürchtete man einen Angriff
von französischer Seite. Das Verhältnis zu dem westlichen Nachbarn war
seit dem Krieg 1870/71 tief gespalten. Man versuchte sich stets
gegenseitig außenpolitisch zu isolieren.
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Kriegsauslöser und -eintritte
Der Auslöser war das Attentat von Sarajevo: Am 28.
Juni 1914 verübte eine Gruppe junger serbischer Nationalisten
hintereinander zwei Attentate auf den
östereichischen Thronfolger Franz Ferdinand, welcher dabei ums Leben kam. Österreich-Ungarn vermutete die serbische Regierung als Drahtzieher. Mit der Unterstützung des Deutschen Reiches
erklärte Österreich am 28. Juli Serbien den Krieg. Als Folge der
Kriegserklärung gegen Serbien begann Russland mit der Mobilisierung. Da
der Schlieffen-Plan aber vorsah, Frankreich zu erobern,
bevor Russland aufmarschiert hatte, musste das Deutsche Reich schnell
handeln. Das Deutsche Reich erklärte am 1. August Russland und am 3.
August Frankreich den Krieg. Wie im Schlieffen-Plan vorgesehen,
marschierten die deutschen Truppen in die neutralen Länder Belgien und
Luxemburg ein. Am 4. August trat schließlich Großbritannien mit der
Kriegserklärung an das Deutsche Reich in den Krieg ein.
2 Lager bildeten sich durch die Bündnispolitik: Entene (Frankreich, Großbritannien und Russland) und Achsenmächte (Österreich-Ungarn und Deutsches Reich)
Im Osten gelang deutschen Truppen tiefer Vorstoß nach Russland. Front wurde von Heimat ferngehalten.
Im Westen hatte sich der
deutsche Vormarsch im September 1914 festgerannt und in einen Stellungskampf
verwandelt.
Schon nach wenigen Monaten entsprach der Krieg in
Frankreich und Belgien in keiner Weise mehr den Vorstellungen eines
kurzen und entschiedenen Waffenganges oder gar den überkommenen
soldatischen Idealen eines heldenhaften Kampfes Mann gegen Mann
Auch auf dem Meer scheitern die Pläne: Mitte September beginnt der
„Wettlauf zum Meer“. Ziel ist die Einnahme wichtiger Häfen und die
Einkreisung der Alliierten im Norden bzw. seitens der Alliierten die
Einkesselung der Deutschen. Pläne scheitern. Aus dem
Bewegungskrieg wird ein Stellungskrieg. Am 02.11. erklärt Großbritannien die Nordsee zum Kriegsgebiet
19.1. Zeppelin-Luftschiffe attackieren Großbritannien.7.-25.2.
Winterschlacht in Masuren: Russland zieht sich endgültig aus Ostpreußen
zurück, 100.000 russische Soldaten geraten in deutsche Gefangenschaft.22.4.
Erster dokumentierter Großeinsatz von Giftgas: Bei Ypern setzt das
Deutsche Reich mehr als 160 Tonnen Chlorgas gegen französische Soldaten
ein.7.5. Ein deutsches
U-Boot versenkt den britischen Passagierdampfer "Lusitania"; fast 2.000
Menschen sterben, darunter mehr als 100 US-Bürger. Der uneingeschränkte
U-Boot-Krieg wird eingestellt.
21.2. Beginn der zehnmonatigen Materialschlacht um die Festung Verdun, die rund 700.000 Menschenleben kostet.31.5.-1.6. In der bis dahin größten Seeschlacht vor dem Skagerrak fallen 6.094 britische und 2.551 deutsche Seeleute.29.8. Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff bilden die neue 3. Oberste Heeresleitung (OHL). 24.6.-26.11.
In der Schlacht an der Somme misslingen britisch-französische
Durchbruchsversuche trotz erstmaligem Einsatz von Panzern. Mehr als eine
Million Soldaten werden verwundet oder getötet.
1.2. Erneut eröffnet das Deutsche Reich den uneingeschränkten U-Boot-Krieg.6.4. Die USA erklären dem Deutschen Reich den Krieg. Grund war der U-Boot-Krieg und die Versenkung des britischen
Passagierdampfers "Lusitania". Am 7. Mai 1915 waren rund 1200 Menschen
beim Angriff ums Leben gekommen, darunter rund 140 Amerikaner. Als die Deutschen 1917 erneut Versorgungsschiffe mit U-Boot angriffen,
reagierten die USA konsequent und traten in den Krieg ein.7.7. Die Deutschen starten ihren bis dahin größten Luftangriff auf London.7.11. Beginn der Oktorberrevolution in Russland. Die Bolschewisten kommen an die Macht und errichten die Sowjetrepublik.15.12. Waffenstillstand zwischen Sowjetrussland und den Mittelmächten.
Caption: : Eine US-Zeitung berichtet über den Lusitania-Angriff
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Kriegsverlauf - 1918
8.1. US-Präsident Woodrow Wilson legt dem US-Kongress sein 14-Punkte-Programm vor, das die US- Friedensbedingungen enthält. Das Deutsche Reich lehnt es ab.3.3.
Die Bolschewiki unterzeichnen den Frieden von Brest-Litowsk, durch den
die Mittelmächte militärischen Handlungsspielraum im Westen gewinnen.21.3.
Deutsche Streitkräfte dringen in der zweiten Marne-Schlacht 60
Kilometer vor und nehmen 90.000 Gefangene. Angesichts massiver
Nachschubprobleme bricht die OHL die Offensive ab. Aufgrund der
französisch-amerikanischen Gegenoffensive im Juli werden die Deutschen
nahezu in die Position von September 1914 zurückgedrängt.8.8.
Großangriff der Alliierten bei Amiens, bei dem 450 britische Panzer zum
Einsatz kommen. Die deutsche Verteidigung bricht zusammen 26.9. Aliierte Verbände drängen deutsche Truppen zwischen den Argonnen und der Maas entscheidend zurück.
29.9. Hindenburg und Ludendorff fordern von der Reichsregierung die Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen.3.10.
Die Reichsregierung bittet Wilson um einen Waffenstillstand und
Friedensverhandlungen auf der Grundlage der "14 Punkte". Die von
amerikanischer Seite geforderte Abdankung des Kaisers beantwortet die
OHL mit der Wiederaufnahme der Kriegshandlungen.29.10. Mit der Meuterei von Matrosen der Kriegsmarine in Wilhelmshaven beginnt ein landesweiter Aufstand (Novemberrevolution) 9.11. Max von Baden verkündet
die Abdankung des Kaisers und übergibt die Regierungsgeschäfte an
Friedrich Ebert. Philipp Scheidemann ruft die Republik, Karl Liebknecht
die sozialistische Republik aus.
11.11. Das Deutsche Reich unterzeichnet bei Compiègne den Waffenstillstand.
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Folgen des Krieges für Deutschland
Im Versailler Friedensvertrag wurde am 28. Juni 1919 vom neuen Außenminister Hermann Müller und Verkehrsminister Johannes
Bell im Spiegelsaal von Versailles unterzeichnet. Der Vertrag trat am
10. Januar 1920 in Kraft. Teile des Vertrages waren u.a.:
Rückgabe von Elsaß-Lothringen an Frankreich
Absetzung des Kaisers
Einführung der Republik
Reparationszahlungen Deutschlands an die Kriegsgegner
Weitere Gebietsabtretungen, v.a. in den Ostgebiete
Festschreibung der alleinigen deutschen Kriegsschuld
Zusammen mit der Dolchstoßlegende wurde der
Versailler Vertrag in den folgenden Jahren zu heftigster Agitation gegen
die Weimarer Republik und das Ausland genutzt. Nicht nur die extreme
Rechte warf den republikanischen Kräften vor, mit der Befürwortung und
Unterzeichnung des Vertrags entschieden zu einer Erniedrigung des
Deutschen Reichs und zur Verweigerung des Selbstbestimmungsrechts
Deutschlands beigetragen zu haben.
Der Krieg erlangte schnell einen Charakter des ersten großen technologischen Krieges. Er brachte eine bis dahin weitgehend unbekannte technische "Modernisierung" und Totalisierung mit sich.
Durch Materialschlachten dem Einsatz modernen Kriegsgerätes setzte an der Westfront ein bis
zu diesem Zeitpunkt beispielloses Töten ein.
Die Steigerung der Gewalt
im Verlauf des Krieges zum industrialisierten Massentod, die
Brutalisierung des Kampfes und die Erfindung immer neuer Techniken des
Tötens und Verletzens mittels Giftgas,
Flammenwerfer oder durch den Luftkrieg prägten nicht nur nachfolgende
Kriege, sondern auch das Denken fast eines jeden Soldaten.
Soldaten
wurden als einzusetzendes Kriegsmaterial betrachtet.
Der Tod als ständiger
Begleiter der Frontsoldaten
Befestigungsbollwerke sollten gegen Beschuss und feindliche
Angriffe schützen
Kämpfe: Für die Angreifer war ein Sturm auf die
gegnerischen Schützengräben weit verlustreicher als für die Verteidiger,
reihenweise starben sie im Abwehrfeuer der Maschinengewehre.
Insbesondere die "großen Offensiven", die an den ausgebauten
Grabensystemen der Verteidiger zusammenbrachen, sorgten für die größten
Opferzahlen.
Die gigantische "Abnutzungsschlacht" um Verdun
1916 wurde zum Inbegriff der Grausamkeit des Krieges und zum Symbol
des sinnlosen Todes.
Nie zuvor wurden so viele Soldaten in einem
kriegerischen Konflikt eingesetzt wie zwischen 1914 und 1918.
Nach dem Krieg: Wer überlebte, litt oft an Posttraumatischer Belastungsstörung – fundierte
Hilfe erhielten die wenigsten von ihnen.
Caption: : Britische Soldaten der Royal Irish Rifles in einem Schützengraben an der Somme, Herbst 1916
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Heimatfront
Kriegsanfang: In den großen deutschen Städten wurde der Beginn des Krieges am 1.
August 1914 nur zum Teil mit offener Begeisterung aufgenommen. Es
überwogen in sich gekehrte Nachdenklichkeit und Sorge über die
Unkalkulierbarkeit der kommenden Auseinandersetzung, v.a. aber
Zuversicht über einen glücklichen Ausgang des Kriegsgeschehens und der
Glaube an den Sieg.Im Kriegsverlauf: Der Krieg blieb auch nicht von den Daheimgebliebenen fern. Schnell verloren viele Familien ihre Mitglieder und die Situation daheim wurde schwierig. Charakteristisch war:
1915 erste Hungerkrawallen: Versorgungsengpässe, steigende Lebensmittelpreise, ungerechte Verteilungsgefühle
viele vom zähen Kriegsverlauf enttäuscht
Massentöten an der Westfront schockiert
Von massenhafter Kriegsbegeisterung war nichts zu spühren nach Kriegsbeginn
Andauern der Kämpfe ohne Aussicht auf baldigen Erfolg Ausmaß der Verluste führten ab 1916 zu einer allgemeinen tiefen Kriegsmüdigkeit.