Eisenmangelanämie: häufigste Anämie (80%), v.a. Frauen im gebährfähigen
Alter betroffen; ÄTIOLOGIE: erhöhter Blutverlust (vaginale Blutungen,
GI-Blutungen, urethrale Blutungen, OP's, Dialyse etc.), erhöhter Bedarf
(Schwangerschaft, Wachstumsphase), verminderte Resorption
(chronisch-atrophische Gastritis -> bei Achlorhydie sinkt Eisen-Aufnahme;
Malabsorptionssyndrome), verminderte Zufuhr (streng vegetarische Kost);
PATHOGENESE: ab <15% Transferrinsättigung: gestörte Hämsynthese,
Verarmung der eisenabhängigen Enzyme (v.a. an Haut und Nervensystem
merkbar); KLINIK: Änämiesymptome, Mundwinkelrhagaden, Glossitis,
Dysphagie (Plummer-Vinson-Syndrom), Haarausfall, Hohlnägel, brüchige
Haare und Nägel, unspezifische neurologische Symptome (Kopfschmerzen,
Konzentrationsstörungen); LABOR: Hb, Serum-Eisen, Ferritin niedrig,
Transferrin erhöht, Retikulozyten niedrig bis normal; -> Ursachensuche!
THERAPIE: Behandlung der Grunderkrankung, orale Eisensubstitution
(bevorzugt Fe2+ mit Vitamin C! Milch, Kaffee etc. verschlechtern Resorption)
-> Therapie bis 3 Monate nach Normalisierung der Werte fortführen;
Parenterale Eisentherapie: bei Resorptionsstörung oder starken NW der
oralen Therapie (aber schnell Gefahr der Eisenüberladung und oft
anaphylaktischer Schock
Eisen und Ferritin hoch
Thalassämie: autosomal-rezessiv vererbte Hb-Synthesestörung mit
quantitativer Verminderung bei erhaltener Struktur; PATHOGENESE: 2
Allele für alpha-Kette, 1 Allel für beta-Kette -> je nach Menge der durch
Mutation betroffenen Gene und Hetero-/Homozygotie entsteht
unterschiedlich schwerer Verlauf: hypochrome mikrozytäre Anämie mit
Hämolyse und gesteigerter aber ineffektiver Erythropoese; KLINIK:
alpha-Thalassämie i.d.R. symptomlos, da mehr Genkopien vorhanden; bei
beta-Thalassämie meist schwerer ausgeprägte Klinik -> bei homozygoten
(Thalassämia major) Hepatosplenomegalie, schwere hämolytische Anämie,
Wachstumsstörungen, Organschädigungen, Knochendeformitäten
(Bürstenschädel); DIAGNOSTIK: Mentzer-Index (MCV/Erythrozyten =
<13), positive Hämolysezeichen, Targetzellen im Blutausstrich,
Hb-Elektrophorese: kompensatorische Vermehrung anderer Hb-Spezies
THERAPIE: EK-Transfusionen, zusätzlich Chelatbildner zur Vorbeugung
einer Siderose, bei schwerem Verlauf im Kindesalter allogene SZT
hyperchrom (MHC >34pg),
makrozytär (>90fl)
Megaloblastäre Anämie: gestörte Erythrozytenbildung durch Mangel an
Vitamin B12 und Folsäure, ÄTIOLOGIE: ungenügende Zufuhr, verminderte
Resorption, Stoffwechselstörung, PATHOGENESE: Vitamin B12 und
Folsäure sind essenzielle Kofaktoren zur DNA-Synthese -> bei Fehlen ist die
Kernreifung und Zellteilung gestört -> betrifft sowohl schnell proliferierende
Gewebe wie Mund- und Darmschleimhaut, aber auch Erythropoese,
Thrombopoese und Granulopoese -> es werden weniger Erys gebildet ->
Hb-Gehalt pro Ery ist erhöht -> Megaloblasten; KLINIK bei Vitamin
B12-Mangel: Anämiesymptome, kutaner Ikterus und Hepatosplenomegalie
durch ineffektiv gesteigerte Erythropoese mit H#molyse, Hunter-Glossitis,
neurologische Symptome: funiikuläre Myelose; KLINIK bei Folsäuremangel:
Anämiesymptomatik, erhöhtes Risiko von Neuralrohrdefekten; DIAGNOSTIK:
zusätzlich Panzytopenie, KM-Punktion: Reifungsstörungen in allen
Zellreihen, Hämolysezeichen (erhöhte LDH, niedriges Haptoglobin)
THERAPIE: Erkrankungsauslösende Ursache beheben, parenterale
Substitution von Vitamin B12 (i.m, lebenslang bei chronischer
Resorptionsstörung), Folsäuresubstitution
normochrome, normozytäre
Blutungsanämie: ÄTIOLOGIE: v.a. GI- und
Urogenitaltrakt (mehr Frauen), KLINIK: bei
akuter Blutung bis zu Schockzeichen, bei
chronischer Blutung v.a. Schwäche und
Leistungsminderung; DIAGNOSTIK: bei
akuter Blutung oft Anamnese und Klinik
hinweisgebend, bei chronischer Blutung
immer Hämoccult und Endoskopie zur
Ursachensuche; Therapie: Behandlung der
Ursache, Volumensubstitution, EKs
Aplastische Anämie: Durch Zerstörung des
Knochenmarks bedingte Panzytopenie; ÄTIOLOGIE:
70-80% idiopathisch, Virusinfektionen, angeboren,
Chemikalien (Benzol), Schwermetalle); KLINIK:
Anämiesymptome, Infektanfälligkeit, Blutungen;
DIAGNOSTIK: 2-3 Zellreihen vermindert, niedrige
Retikulozyten, DD Leukämie: keine Blasten im
Blutausstrich; Knochenmark: zellarm bis -leer;
THERAPIE: bei Alter <40: Allogene SZT, ansonsten
bei schwerem und immunologisch bedingtem Verlauf:
Immunsuppression (Steroide, Ciclosporin etc.)
Renale Anämie: verminderte Ery-/Hb-Zahl infolge einer
chronischen Nierenerkrankung; PATHOGENESE: bei terminaler
Niereninsuffizienz sind auch EPO-produzierende Fibroblasten
zerstört -> Erythropoese eingeschränkt, zusätzlich Schädigung
der Erythropoese durch Urämietoxine; KLINIK: Anämiesymptome +
Symptome der chronischen Niereninsuffizienz, außerdem
Cafe-au-lait-ähnliche Hautfarbe durch Kombination aus Blässe
und Ablagerungen der Urämietoxine; DIAGNOSTIK:
Nierenerkrankung + normochrome, normozytäre Anämie;
THERAPIE: rekombinantes EPO oder EPO-Analogon + Eisen!