Definition: Reproduktion von Vorstellungsbildern von äußeren Gegenständen in deren Abwesenheit (Aristoteles)
Vermögen, einen Gegenstand auch ohne dessen Gegenwart in der Anschauung vorzustellen (Kant)
produktive Einbildugnskraft: Erschaffung von Neuem aus bereits vorhandenen Vorstellungen
reproduktive Einbildungskraft: Erzeugung eines Abbildes eines abwesendenden Gegenstandes
Unterscheidung Imagination/ Imaginär: (fehlende) Zuschreibung von Realitätsgehalt
Bedeutung der Imagination für das historische Lernen
kein lösgelöstes Fantasieren, sondern unverzichtbare Funktion des menschichen Bewusstseins, die (un)gewollt Teil aller Denk und Lernprozesse ist
Bedeutung
Welt wird als Konstrukt, nicht als Abbild/Mimesis verstanden
Geschichte als prinzipiell Abwesendes kann nur in der Vorstellung konstruiert werden. --> reine Mimesis unmöglich
Imagination im Lauf der Zeit
um 1800: Anschaulichkeit als Grundlage des Erkenntnisprozesses
neuere Strömungen der Geschichtstheorie: zentraler Modus historischer Erkenntnis; Erfindung statt philosophischer Idealismus
in der Geschichtsdidaktik
60/70er kognitive Wende: Multiperspektivität/ Kontroversität/ quellenkritische Verfahren/ Problemorientierung als Ziel
bis zu den 1960ern: Instrumentalisierung von Imagination/Identifikation als Mittel einer personalisierenden Vorbildpädagogik; --> manipulatives Implantieren von Geschichtsbildern auf Kosten eigener Urteilsbildung
seit den 90ern: Kritik an der Kognitionslastigkeit historischen Lernens und Forderung nach Berücksichtigung anderer Modi; ---> Frage nach der Rolle der Emotiononen und der Imagination in historischen Lehr-Lern-Prozessen
FAZIT: Zwei relevante Ansatzpunkte für das Verhältnis von Imagination und historischem Lernen
Imaginationen sind in jedem Fall Teild es historischen Denkens -->> Lehrer müssen daher über den Charakter medialer Einflüsse Rechenschaft belegen, um einen wichtigen Teil der Lernvoraussetzungen der SuS zu kennen
Imaginationen sind Ziel des GU ---> Medien/ Inhalte/ Verfahren darauf befragen wie und mit welhcem Ziel sie die inneren Vorstellungen befördern
Imaginationsquellen
Allgemeines
Vorstellungen speisen sich im wesentlichen nicht aus eigenen Primärerfahrungen, sondern in wachsendem Maße aus medialen Eindrücken
Vorstellungsartikel aus Filmen/ Büchern/ PC Spielen/ etc, die die Imaginationsarsenale historischer Vorstellugnen speisen
Frage nach der Auswirkng des rasanten MEdialisierungsprozesses und daraus folgend der veränderten Kulturtechniken und Kommunikationsformen
Auswirkung auf den Charakter von Imaginationen im Prozess des historischen Denkens
Wechselwirkung von Medienwandel und Gesellschaftswandel
Extension / Ausweitung der Komm.
Substitution / Wandel oder Ersatz sozialer Aktivitäten
Amalgation/ Verschmelzen von diversen Medienaktivitäten
Akkomodation/ Anpassung an die Regeln der Medien
Text/ Sprache
Sprache als notwendige Stütze der inneren Vorstellung
Sprache lässt am meistne Raum für Vorstellungsbildung
Transformation der Sprache in innere Bilder (Strom an inneren Vorstellungen)
Abgerufene Begriffe aus Alltagsvorstellungen entsprechen nicht dem gesuchten Begriffskontext, zB "Pass" bei Herodot kein Gebirgspass
hohe Abstraktheit historiographischer Texte /Begriffenur als Modellbildung durch Deduktion mit konkreter Anschauung verknüpfbar, zB "Diktatur" oder "Industrielle Revolution"
Offenheit der Assoziationen, Viielfalt der möglichen Vorstellungen (vgl Enttäuschung bei Romanverfilmung)
Bild
besonders starke Auswirkung auf Imagination und ihre Erinnerungsqualität
teilw. zentrale Erinnerungsfunktion im indiv./kollektiven Bidlgedächtnis --> Bezugspunkte des historischen Gedächtnisses (Ereigniss gerinnt zu einem repräsentativen Bild eines jahrelangen Verlaufs)
Diskurse bestimmen historische Vorstellungsbildung aus Bildern --> Verleihung von Sinn/ Bedeutung
v.a. bei kontroversen Bilderinnerungen, vgl. westdeutsches und ostdeutsches Bild der Mauer
teilw. aber auch nonpropositionale Bildrezeption, abgekoppelt vom Diskurs
Depiktion vor Deskription!
Film
Erzeugung dynamischer Vorstellungswelten
starke "Illusionswirkung" und Identifikation mit medialen Helden
Füllung von Leerstellen vgl Roman
neue Medien
intensive mediale Wirkung mit Tendenz zur Substitution von Wirklichkeiten
Immersion/ Flow-Erlebnis/ Eintritt in neue Realität
Vermischung zwischen Vorstellungsbildung und Rollenspiel
FAZIT
Text wird überflügelt von (audio)visuellen und interaktiven medialen Repräsentationen
Unterscheidung der Medienarten nach Wirkung
Imagination anstoßen (Text)
Imagination auffüllen (Film, etc.)
Substitution von Vorstellungswelten (Interaktive/neue Medien)
Schwierigkeit der Lösung von vorgegebenen Imaginationen durch den Rezipienten
Intermedialität und Multimodalität
Imagination im GU
Allgemeines
Spannungsverhältnis: potentiel offene Flut möglicher Imaginationen vs. didaktisch strukturierter Unterricht als gelenkter PRozess
Imagination als intrinsischer Teild es historischen Erkenntnisprozesses, nicht als extrinsisches Anhängsel
kaum Anhaltspunkte in der geschichtsdidaktiktischen Diskussion für die Pragmatik
die mediale Dimension des GU
Allgemein
bidirektionale Beschreibung
Frage der Wirkung von Medien auf SuS
Frage der Wirkung vonVorstellungen der SuS auf die Wahrnehmung von Medien
Medienformat unerheblich für Medienwirkung
Medienwirkung auf Vorstellungsbildung sehr abhängig von der Einbettung in die "implizite didaktische Strategie"
Sprache des GU
Verschiedene Spracharten
Sprache der Quelle
Sprache der Darstellung (Lehrer/ Historiographie/ Schulbuch)
Frage der Anschaulichkeit und des Generalisierungsgrades
Medienrezeption und innere Vorstellungen
Wechselwwirkung aus eigenen Vorstellungen und Medien
die inhaltliche Dimension des GU
Vorstellungsbildung
Einschluss von imaginativen Aspekten in den Unterricht erfordert mehr wissen vom Lehrer wegen der notwendigen Konkretisierung und der Frage nach DEtails
In Schulbuchtexten fehlt das Aktivum zur Vorstellugnsbildung
narrative Kompetenz des Lehrers muss für Anschaulichkeit vor allem "Raffung und Dehnung" beherrschen
Typenbildung und exemplarische sPrinzip für bessere Vorstellungsbildung
Vorstellungskorrektur
Korrektur der Sachfehler in eingebrachten Vorstellungen
Schärfung des historischen Denkmodus
aufgeklärte Imagination vs. Imaginäres
punktuelle Aufdeckung der illusorischen Korrelation