Lernen = im Sinne der
Lernpsychologie eine relativ
überdauernde Veränderung im
Verhaltenspotenzial eines Organismus
als Folge von Erfahrung
alltagssprachlich:
absichtsvoller Prozess; führt
zu positiven Veränderungen;
erfordert ein gewisses Maß
an Anstrengung; im
gesamten Tagesablauf zu
finden
wissenschaftlich: Änderung von
Reiz-Reaktionsbeziehungen innerhalb
einer Zeitspanne; Veränderung der
Verhaltensmöglichkeit aufgrund von
Übung und Beobachtung; hat einen
Output, der Performanz heißt
Ermüdung = Änderung der körperl.
Bedingungen; sensorische Adaption
an Reize
Reifung = angeboren und
genetisch bedingt (z.B.
Sprachentwicklung)
Prägung = angeborene
Reaktionstendenz,
abhängig von instinktiven
biologischen
Dispositionen
Veränderung bereits
bestehender
Synapsenverbindungen
chemische Veränderungen (nur an
bestehenden Synapsen!)
z.B. Stimulieren der Neurone führt zu einer lang
anhaltenden Intensivierung der bestehenden
Verbindungen zwischen den Neuronen
(Langzeitpotenzierung)
Experiment (Rosenzweig, Mollgaard, Diamond & Bennet): Ratten
in zwei verschiedenen Umwelten (Gruppe A: reizarm + sozial
isoliert; Gruppe B: angereichert + sozial integriert), nach 80 Tagen
anatomische Vergleiche der Gehirne
Ergebnis: signifikante Gewichtsunterschiede
(Gehirne der Gruppe B > Gruppe A), mehr
Verzweigungen von Dendriten und somit mehr
synaptische Verbindungen
biologische Dispositionen beeinflussen also die
Lernfähigkeit und Erfahrungen verändern die
Hirnstrukturen und auch die Hirnchemie!
Habituation
Habituation = Abnahme der Reaktionsstärke auf
einen Stimulus nach wiederholtem Erscheinen
eines reaktionsauslösenden Stimulus;
beispielsweise eine Orientierungsreaktion
dient der Selektion von Reizen
(positive/nützliche vs.
gefährliche/irrelevante Reize); Vermeiden
von Zeit- und Energieverschwendung
durch Ignorieren
Anwendung der Habituation:
1. Erstellung einer Angsthierarchie, 2.
Entspannungstraining - Exploration einer
Ruheszene, 3. Vorstellungsübungen, 4.
Darbietung des Angststimulus unter
Entspannung, 5. Vorstellung der "leichtesten"
Angstsituation mit darauf folgender
Entspannung
Klassische Konditionierung
Iwan Pawlow (1849-1936) untersuchte
Verdauungsprozesse bei Hunden, Entdeckung von
Lernprozessen als Zufallsbefund (Phänomen der
"psychischen Sekretion von Speichel")
unkonditionierter Stimulus (UCS) =
Stimulus der zuverlässig eine
unkonditionierte Reaktion (UCR)
auslöst
unkonditioniert =
Stimulus-Reaktionsverbindung ist
angeboren, nicht erlernt
ein UCS wird mit
einem neutralen
Stimulus (CS oder NS)
zeitlich, räumlich und
situational gekoppelt
Wiederholung der
gekoppelten Stimuli, bis
der CS alleine die
Reaktion auslöst; aus dem
UCR wird nun eine
konditionierte Reaktion
(CR)
Funktion: adaptive körperliche Reaktion
auf lebenswichtige Veränderungen in der
Umwelt (evolutionäre Komponente)
4-Stufen-Prozess der klassischen Konditionierung
1. Kontrollphase: umkonditionierter Reiz (UCS) führt zu einer umkonditionierten Reaktion (UCR)
2. Konditionierungsphase: neutraler Reiz (CS) wird mit einem umkonditionierten Reiz (UCS) gekoppelt, der die
unkonditionierte Reaktion (UCR) auslöst
3. Performanzphase: der unkonditionierte Reiz (UCS) löst nun eine konditionierte Reaktion (CS) aus
4. Extinktionsphase: der konditionierte Reiz (CS) verliert an Signalcharakter und löst alleine
keine Reaktion mehr aus
(5. Spontanremission: Wiederauftreten einer bereits gelöschten Reaktion nach einer Pause)