Created by Yvonne Heitland
almost 8 years ago
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Question | Answer |
Erik H. Erikson | 1902-1994; entwickelte in den 1950er Jahren ein Modell von "Identität und Lebenszyklus"; war Schüler von Siegmund Freud |
Eriksons Theorie wurde für den Studienbrief ausgewählt, weil sie für die Diskussion der weiteren Kapitel hilfreich ist... | Eriksons Theorie beschäftigte sich intensiv mit der Subjektentwicklung im Jugendalter, er zählt zu den "klassischen Theorien" zur Jugendsozialisation; diese Theorie eignet sich für die Diskussion der Streitfrage, ob Sozialisationstheorien den Blick für eine multi-ethnische Gesellschaft vermissen lasse |
Inhalte von Eriksons Modell | Wie entwickelt sich die Persönlichkeit des "gesunden", des "normalen" Menschen?; Erikson nimmt die gesamte Lebensspanne in den Blick |
Konstruktion des menschlichen Lebenszyklus... | ...in 8 Phasen; Jede Phase kommt zu einem Höhepunkt, tritt in ihre kritische Phase und erfährt eine bleibende Lösung gegen Ende des betreffenden Stadiums |
Phasen im Modell von Erikson ("Identität und Lebenszyklus") | 1. "Ich bin, was man mir gibt"; 2. "Ich bin, was ich will"; 3. "Ich bin, was ich mir vorstellen kann"; 4. "Ich bin, was ich lerne"; 5. "Wer bin ich, wer bin ich nicht?" 6. "Ich bin, was ich einem anderen gebe und was ich in ihm finde"; 7. "Ich bin, was ich mit einem anderen zusammen aufbaue und erhalte"; 8. "Ich akzeptiere, was ich geworden bin" |
Erikson: Erste Phase: "Ich bin, was man mir gibt" | Säugling ist total abhängig von der Mutter; Krisen entstehen, wenn Bedürfnisse nicht ständig oder ausreichend befriedigt werden; Ungewissheit über die Bedürfnisbefriedigung führt zu Urvertrauen oder Misstrauen |
Erikson: Zweite Phase: "Ich bin, was ich will" | beginnt mit dem Greifen von Gegenständen und der gezielten Fortbewegung; Kleinkind will etwas und lernt seine Umgebung kennen; Eltern und Erwachsene konfrontieren das Kleinkind mit Forderungen oder Verboten; Krise: Autonomie vs. Scham und Zweifel |
Erikson: Dritte Phase: "Ich bin, was ich mir vorstellen kann" | Kind kommt in das Spielalter, kann sich sprachlich besser ausdrücken und kann sich als "Ich" ausdrücken; im Spiel werden andere Rollen eingenommen; spielt erotische und sexuelle Bedürfnisse in der Phantasie durch (versetzt sich an die Stelle der Eltern, libidinöse Beziehung zu den Eltern); Krise: Initiative vs. Schuldgefühl |
Erikson: Vierte Phase: "Ich bin, was ich lerne" | sexuelle Entwicklung macht eine Pause; Eintritt in die Schule; das Kind lernt Dinge, die es für das Leben braucht; Messen mit anderen, es wird auch die Erfahrung gemacht, dass es nicht allen Anforderungen gerecht werden kann; Krise: Leistung vs. Minderwertigkeitsgefühl |
Erikson: Fünfte Phase: "Wer bin ich, wer bin ich nicht? | Entscheidende Phase zur Ausbildung einer stabilen Ich-Identität; rasante körperliche Veränderung (Geschlechtsreife); andere Bezugspersonen werden wichtig; Loslösung von den Bewertungsstrukturen und Werten der Eltern; Krise: stabile Identität vs. Identitätsdiffusion |
Erikson: Sechste Phase: "Ich bin, was ich einem anderen gebe und was ich in ihm finde" | frühes Erwachsenenalter; ...ist geprägt von der Suche nach einer Partnerschaft; in der Partnerschaft entstehen Wechselbeziehungen; Krise: Intimität vs. Isolierung |
Erikson: Siebte Phase: "Ich bin, was ich mit einem anderen zusammen aufbaue und erhalte" | umfasst das Erwachsenenalter; in dieser Phase entscheiden sich die Individuen für oder gegen den Aufbau einer Familie mit Kindern; Erikson sieht in der Entscheidung Kinder großzuziehen den Wunsch nach der Erfahrung des "benötigt werdens"; Krise: Generativität vs. Selbstabsorption |
Erikson: Achte Phase: "Ich akzeptiere, was ich geworden bin" | reifes Erwachsenenalter; das Leben retrospektiv betrachten und alle getroffenen Entscheidungen akzeptieren; Krise: Integrität vs. Verzweiflung |
"Identität" bei Erikson | ...meint das Verständnis des Subjekts von sich selbst; ...ist die Sicht auf die eigene Position |
"Ich-Identität" bei Erikson | Kindheitserfahrungen werden in Frage gestellt und in qualitativ neuer Weise zusammengefasst; das Subjekt sieht sich als eigenständig und einheitlich |
in dem Buch "Die feinen Unterschiede" (1987) von Pierre Bourdieu... | ...geht es um soziale Ungleichheit und soziale Unterschiede, welche darauf beruhen, dass die Menschen in einer Gesellschaft unterschiedliche Mengen von "Kapital" besitzen |
Was ist Kapital? | Kapital ist akkumulierte Arbeit, entweder in Form von Material oder in verinnerlichter "inkorporierter" Form |
Die Akkumulation von Kapital... | (egal ob in objektivierter oder verinnerlichter Form) braucht Zeit |
Es gibt drei grundlegende Kapitalformen | ökonomisches Kapital (ist unmittelbar an Geld gebunden); kulturelles Kapital (kann in ökonomisches Kapital konvertiert werden, eignet sich zur Institutionalisierung in Form von schulischen Titeln); soziales Kapital (soziale Verpflichtungen oder Beziehungen) |
kulturelles Kapital | ...existiert in drei Formen (verinnerlichter / inkorporierter Zustand, objektivierter Zustand, institutionalisierter Zustand); Fähigkeit und Begabung sind auch das Produkt der Investition in Zeit und kulturellem Kapital; Übertragung von Kulturkapital ist die am besten verschleierte Form erblicher Übertragung von Kapital |
Inkorporiertes Kulturlkapital | Verinnerlichungsprozess, der Unterrichts- und Lernzeit erfordert - Zeit kostet; ...wird zu einem festen Bestandteil der Person (aus "Haben" wird "Sein"); Inkorporierung kann sich unbewusst vollziehen (Sprechweise der Region oder Klasse); es vergeht und stirbt mit seinem Träger; |
Objektiviertes Kulturkapital | Kulturelles Kapital ist materiell über materielle Träger (Schriften, Gemälde, etc.) übertragbar (Übertragbar ist nicht juristisches Eigentum); die Verfügung über die kulturelle Fähigkeit (z.B. den Genuß eines Gemäldes) ist nicht übertragbar; d.h. um den Gebrauch einer Maschine zu lernen muss ich mich selbst intensiv damit auseinandersetzen oder es mir von jemanden beibringen lassen, der über das Wissen (inkorp. Kulturkap.) verfügt |
Institutionalisiertes Kulturkapital | Der schulische Titel ist ein Zeugnis für kulturelle Kompetenz; schulische oder Akademische Titel wird einer Person institutionelle Anerkennung verliehen; |
Soziales Kapital | Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe beruhen; z.B. Übernahme eines Namens, der die Zugehörigkeit zu einer Familie/Klasse/Partei symbolisiert; Umfang des sozialen Kapitals ist abhängig von dem Netz der Beziehungen und dem Umfang des Kapitals derjenigen, mit denen jemand in Beziehung steht; ..übt einen Multiplikator auf das tatsächlich verfügbare Kapital aus; unaufhörliche Beziehungsarbeit in Form von Austauschprozessen ist notwendig für die Reproduktion von sozialem Kapital; Delegation |
institutionalisierte Formen der Delegation | durch Delegation wird es möglich, das gesamte Sozialkapital einer Gruppe in die Hände eines Einzelnen Repräsentaten (Familienoberhaupt, Parteichef, etc.) zu konzentrieren; es muss geregelt sein wie man Gruppenmitglied wird und wie man zum Repräsentanten werden kann |
Kapitalumwandlungen | andere Kapitalarten können in ökonomisches Kapital umgewandelt werden, dafür ist Transformationsarbeit nötig; das ökonomische Kapital liegt allen anderen Kapitalarten zugrunde |
Schröder hat das Kapitalkonzept ergänzt: | 1. symbolisches Kapital (Sprache); 2. physisches Kapital (körperliche Leistungsfähigkeit, körperliche Unterscheidungsmerkmale); 3. juridisches Kapital (Rechtsstatus, Staatsangehörigkeit); 4. ökologisches Kapital (Umwelt des Lebensraumes) |
Kapitalien bei Bourdieu + Schröder | |
Habitus | "Haltung des Individuums in der sozialen Welt, [...] seine Gewohnheiten, seine Lebensweise, seine Einstellungen und seine Wertvorstellungen."; Habitus entsteht zwangsläufig, aber unbewusst; die Prägung der Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsmuster finden überwiegend während der Kindheit statt; ist die Einstellung zum Leben; im Habitus vereint sind Sprache, Gestik, Mimik, Auftreten, Kleidungsstil, Gangart, Manieren usw.; |
Stabilität des Habitus' | i.d.R. bleibt der Habitus im Lebensbverlauf stabil; Habitus ist jedoch nicht starr und unveränderbar; Aneignung eines Habitus einer höheren Klasse ist für soziale Aufsteiger notwendig, jedoch ein langwieriger Prozess, welcher die Unterdrückung der angeborenen Verhaltensmuster erfordert |
Klassenhabitus | die Angehörigen einer jeweiligen sozialen Klasse teilen bestimmte Vorlieben, Lebensstile und Geschmäcker |
Kennzeichen von Jugend in westeuropäischen Wohlfahrtsgesellschaften | Bewältigung der Entwicklungsaufgaben, Hineinwachsen in bedeutende gesellschaftliche Mitgliedsrollen, Identitätsbildung; nahezu alle Jugendlichen werden im Verlauf ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Subjektwerdung mit diesen Erwartungen konfrontiert |
Was hat sich in den letztenn 30 Jahren gravierend auf das Zusammenleben fast aller Menschen ausgewirkt? | ökonomische und technische Entwicklung, Massen- und Kommunikationsmedien |
Beck beschreibt einen radikalen Wandel der Gesellschaft: | Jedes Individuum in westlichen, industrialisierten Gesellschaften ist unmittelbar betroffen; Gewissheiten und Sicherheiten, die früher als selbstverständlich galten, sind verloren gegangen; Normale Lebensläufe sind die Ausnahme geworden, die Komplexität von Entscheidungen steigert sich massiv; Individuen müssen ihre Biographie kontinuierlich selbst herstellen (z.B. Wahl der Ausbildung) |
Beck hat seine Individualisierungsthese in drei Dimensionen dargestellt: | 1. Freisetzungsdimension; 2. Entzauberungsdimension; 3. Reintegrationsdimension |
Freisetzungsdimension | Lebenswege waren in traditionellen Gesellschaften durch Statusmerkmale festgelegt; die Auflösung der Großgruppen (z.B. bedeutungsverlust der Familie) hat zur Folge, dass soziale Binnengefüge (Familienformen, Ehe, Elternschaft, Beruf) und die Basisselbstverständlichkeiten der Lebensführung zerstört werden; Bindungen an Personen und Sachen sind flüchtiger geworden; der Mensch ist seit 30-40 Jahren aus seinen gewohnten Lebensbedingungen und Versorgungsbezügen der Familie herausgelöst worden und stärker auf sich selbst gestellt |
Entzauberungsdimension | "Individualisierung ist also der Auflösungsfaktor schlechthin"; der Mensch MUSS sein Leben selbst managen, es fehlt Orientierung; in Situationen der Orientierungslosigkeit können sich Ängste entwickeln; durch die Emanzipation der Frauen, müssen nun zwei hochindividualisierte Biographien verzahnt werden |
Reintegrationsdimension | es gibt gesellschaftliche Strukturen, durch die die Individuen in das gesellschaftliche System reintegriert werden (z.B. Schulpflicht, Ausbildungszeiten, Renteneintrittsalter, etc.); Gleichzeitig Zunahme an Reichtum und Verarmung; die persönliche Biographie wird Gegenstand des individuellen Handelns; bis in die 1960er Jahre gab es bestimmte Zeitpunkte für Familie, Ehe und Beruf, heute gibt es Wahlmöglichkeiten und alternative Lebensentwürfe; Jugendliche können heute mehr Entscheidungen treffen, müssen es aber auch |
Positive Seite der Individualisierung | Emanzipation, Freisetzung aus traditionellen Geschlechterrollen, Vielzahl von Wahlalternativen, Erhöhung von Entscheidungsspielräumen; Wahl zwischen unterschiedlichen Schullaufbahnen, Nutzung des Medien- und Konsumwarenmarktes |
Negative Seite der Individualisierung | Zunehmende Isolierung, Einsamkeit, Entscheidungszwänge, Verlust von Zugehörigkeiten, Orientierungslosigkeit |
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