Tiergestützte Interventionen im Bereich der Pflege, Pädagogik und Therapie Zwischen Menschen und Tieren lassen sich viele Verbindungen finden. Es wird von bedingungsloser Treue und niemals enttäuschender Liebe gesprochen und viele Tierhalter sind überzeugt davon, ihr Haustier könne ihre Gedanken und Wünsche quasi von den Augen ablesen.Es ist vor allem die Ebene der analoge Kommunikation auf der viele Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und Tieren zu finden sind. Olbrich, der sich seit 1983 mit der Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung befasst, verweist hier beispielsweise auf „Gesten der Beschwichtigung und Unterwerfung“ (Olbrich 2003a, S. 40) aber auch „Zeichen der Attraktion [...], die Tiere und Menschen gleich ‚verstehen’ „ (ebd.). Gerade diese analoge Kommunikation wird auch in der heutigen, von der digitalen Kommunikation beherrschten Welt, nach wie vor verstanden und gibt das Gefühl von Verbundenheit (vgl. Olbrich 2003a, S. 41). Bei der Erklärung der Wirkweise von Tieren auf den Menschen soll dieser Aspekt nochmals näher beleuchtet werden.Daneben gelten Tiere als soziale Katalysatoren, die es vereinfachen mit anderen Lebewesen in Sozialkontakt zu treten und machen eine Person dazu sozial attraktiv (vgl. Olbrich 2003b, S. 76). Ein Erklärungsmodell für die tiefe Verbundenheit zwischen Menschen und Tieren stellt sich mit dem Konzept der Du-Evidenz dar.Karl Bühler prägte 1922 den Begriff der „Du-Evidenz“. Gemeint war damit zunächst auf den zwischenmenschlichen Bereich begrenzt, dass aus einer Begegnung mit einem „Es“ eine Beziehung zu einem „Du“ wird. Diese Empfinden ist rein subjektiv und wird in ohne weiteren Beweis als gültig vorrausgesetzt (vgl. Vernooij/Schneider 2008, S. 7ff). Vereinfacht gesagt meint es, dass aus einer Begegnung eine Beziehung wird, für deren Ehrlichkeit es keiner weiteren Beweise mehr bedarf.Nach Theodor Geiger wurde 1931 die Idee der Du-Evidenz erstmals auf die Beziehung zwischen Menschen und Tieren übertragen. Er ging davon aus, dass sich der Mensch entwicklungsbiologisch aus dem Tier entwickelt hat, und es demzufolge eine gemeinsame speziesübergreifende sozio-emotionale Ebene geben musste (vgl. Geiger 1931, S. 293; vgl. Vernooij/Schneider 2008, S. 8).Schon ein geringes Maß an Kommunikationsfähigkeit und Sozialität seitens des Tieres reichen aus um die Grundlage einer Beziehung zu schaffen (vgl. Hegedusch & Hegedusch 2007, S. 43), das durch gemeinsames Erleben und authentische Gefühle für das Gegenüber ausgebaut wird (vgl. Vernooij/Schneider 2008, S. 8). Das Kindchenschema nach Lorenz als auch das Fell, als evolutionärer Faktor zur Zugehörigkeit und Zusammenhalt ausgedrückt durch soziale Fellpflege – wie sie heute noch bei vielen Tierarten vorhanden ist – sind Auslöser für diese Gefühle (vgl. Hegedusch & Hegedusch 2007, S. 44).Mit der Namensgebung des Haustieres und dem Anerkennen seiner Eigenarten und Bedürfnisse, wird dieser Partnerschaft Ausdruck verliehen und kann bis hin zur Vermenschlichung des Tieres führen (vgl. Hegedusch & Hegedusch 2007, S. 44; vgl. Vernooij/Schneider 2008, S. 9).Nach Greiffenhagen ist die Du-Evidenz „die unumgängliche Voraussetzung dafür, dass Tiere therapeutisch und pädagogisch helfen können“ (Greiffenhagen 1991, S. 28 zit. nach Vernooij/Schneider 2008, S. 10) und ist die bezeichnende Tatsache, „dass zwischen Menschen und höheren Tieren Beziehungen möglich sind, die denen entsprechen, die Menschen unter sich bzw. Tiere unter sich kennen.“(ebd.)Auch Olbrich hält das Konzept der Du-Evidenz für entscheidend: „Tiergestützte Intervention ‚funktioniert’ wohl in der Tat dann besonders gut, wenn sich der Mensch ein Stück weit auf die alten Programme einlässt, die auf Tiefenschichten seines Nervensystems gespeichert sind.“ (Olbrich 2009, S. 25)Mensch und Tier teilen sich seiner Auffassung nach gewisse „social tools“, die es ermöglichen die Betroffenheit oder Befindlichkeit des Gegenübers nicht nur wahrzunehmen sondern auch aufzunehmen in Sinne von „emotionale und aktionale Ansteckung vom Gegenüber“ (ebd.), was eine gemeinsame Evolution artübergreifend erst ermöglicht habe (vgl. Oblrich 2009, S. 25).Geiger, T. (1931): Tiere als geselliges Subjekt. In: Thurnwald, R. (Hrsg.): Forschungen zur Völker-psychologie und Soziologie. Band X, 1.Halbband: Arbeiten zur biologischen Grundlegung der Soziologie. Leipzig: C.L. Hirschfeld Verlag. S.283 – 307 Hegedusch, E.; Hegedusch L. (2007): Tiergestützte Therapie bei Demenz. Die gesundheitsförderliche Wirkung von Tieren auf demenziell erkrankte Menschen. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft. Olbrich, E. (2003a): Zur Ethik der Mensch-Tier-Beziehung aus Sicht der Verhaltensforschung. In: Olbrich, E.; Otterstedt, C. (Hrsg.): Menschen brauchen Tiere. Grundlagen und Praxis der tiergestützten Pädagogik und Therapie. Stuttgart: Kosmos-Verlag. S. 32 – 58 Olbrich, E. (2003b): Biophilie: Die archaischen Wurzeln der Mensch-Tier-Beziehung. In: Olbrich, E.; Otterstedt, C. (Hrsg.): Menschen brauchen Tiere. Grundlagen und Praxis der tiergestützten Pädagogik und Therapie. Stuttgart: Kosmos-Verlag. S. 68 – 76 Olbrich, E. (2009): Antropomorphisieren und Du-Evidenz. In: „tiergestützte“ – Zeitschrift des Fördervereins für Tiergestützte Pädagogik, Therapie und Fördermaßnahmen e.V.: Jg.2009 (1). S. 24 – 26Vernooij, M.A.; Schneider, S. (2008): Handbuch der tiergestützten Interventionen. Grundlagen, Konzepte, Praxisfelder. Wiebelsheim: Quelle & Meyer Verlag
Mehr Informationen über Vorträge, Ausbildung und Projekte findet man hier: http://www.tiergestuetzte-therapie.de/
PowerPointPräsentation Vortrag Dr. Andrea Beetz, Universität RostockTiergestützte Interventionen und Bindunghttp://www.ph-ooe.at/fileadmin/Daten_PHOOE/tagungen/veranstaltungen_2012/Verbindung_hergestellt/Tagu...
Bildquelle: http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fstiftung-kinderseele.de%2Ffiles%2F2013%2F11%2Fkinder...
Tiergestützte Pädagogik
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