Frage | Antworten |
Analyse des Holocaust | nicht Irrweg im Prozess fortschreitender Humanisierung, sondern destruktive Tendenz der angestrebten Humanisierung; Entwicklung des menschlichen Verfügungsanspruchs über die vollkommen rational erfasste Welt |
Grund des Scheiterns von Bildung | innere Widersprüchlichkeit und Spannung; These: Aus Bildung ist Halbbildung geworden |
Halbbildung | nicht Fremdheit und Widerständigkeit der Welt, sondern scheinbare Unmittelbarkeit, die keiner vertieften Arbeit mehr bedarf; unterstützt durch Kulturindustrie, die aus Bildungsinhalten Ware macht, die am Bewusstsein der Massen ausgerichtet ist, dadurch Verfall der dialektischen Spannung; Resultat der in der Bildungsidee bereits angelegten Prozesse, die im Kern auf eine nichtkritische Auslegung zielen |
Dialektik der Aufklärung (Hauptwerk der kritischen Theorie) | kritische Gesellschaftstheorie (Erforschung von Kapitalismus und totalitärer Herrschaft) erweitert auf Analyse und Folgen technischen und wissenschaftlichen Fortschritts (Aufklärung über die Aufklärung); Ausgangspunkt der kritischen Auseinandersetzung in dialektischer Spannung, Verbindung von Mythos und Aufklärung |
Widerspruch der Aufklärung | Versprechen des Fortschritts durch Vernunft mit anschließendem Verfall in die Unmenschlichkeit (Selbstzerstörung der Aufklärung); jede Vernunftkonzeption beinhaltet das Moment der Herrschaft, dadurch Durchsetzung von Inhumanität und Herrschaft, da Dominanz der instrumentellen Vernunft (zweckrational bestimmt); Unterwerfung von Welt und Natur (Verobjektivierung - Entzauberung - Beherrschung); Gewalt des Systems über die Menschen wächst |
Ziel der Aufklärung und Folgen | Befreiung von Aberglauben und Ängsten durch Systematisierung und Erkenntnis (identifizierendes Denken), dadurch Herrschaft über Natur, entspricht Herrschaft über den Menschen und seine Natur, Verfremdung des Menschen von der Natur und von sich selbst; Versachlichung des Denkens und Verarmung menschlicher Erfahrungen |
Rolle der Kunst | Kunst verbindet Mensch und Welt; chaotisch, vielseitig, disparat; Ausdruck der Möglichkeit das Denken für eine Andersheit zu öffnen mit dem Ziel gesellschaftlicher Veränderung |
Objektivierung der Welt in der Bildung | Im Bildungsprozess kann die Welt nicht als Objekt betrachtet werden, sondern braucht Selbstbestimmung und Wechselwirkung in Gestaltung; nach Adorno ist die Aufklärung und die Bildung gescheitert, Vollkommenheit des Menschen wurde nicht gefördert |
Theorie der Halbbildung Ansatz | Bildung in einem spezifisch gewachsenen Verhältnis behindert sich selbst; bildungstheoretischer Anspruch entspricht nicht der empirischen Wirklichkeit |
klassisches Bildungsideal | autonome Gesellschaft; "Je heller die Einzelnen desto erhellter das Ganze."; Befreiung und Emanzipation; bewahrende Umformung der inneren und äußeren Natur |
Kultur | Geisteskultur und zugleich Gestaltung des realen Lebens |
Bildungsprozesse | veränderte Haltung zu sich, anderen und der Welt; weder Anpassung noch Distanz |
Inwiefern ist die Umwandlung in Halbbildung bereits in der Idee der Bildung enthalten? | keine Loslösung von gesellschaftl.-pol. Entwicklung möglich; Postulierung eines Zustandes ohne Status und Übervorteilung, aber Verstrickung in der Praxis mit gesellschaftl. nützlicher Arbeit und bestimmten Zwecken |
Inwiefern ist Bildung ein "in sich antinomisches Wesen"? | einseitige Bildung im Dienst der Gestaltung des realen Lebens oder ökonomischen Zwecke wird zur Anpassung, ebenso bei völligem Rückzug in die Geisteskultur (blind ggü. herrschendem Unrecht); als Bedingung Autonomie und Freiheit, verweist aber zugleich auf Strukturen einer Ordnung, an der allein Bildung möglich ist |
Bildung im historischen Zusammenhang | Bildungsbestrebung an aufstrebendes Bürgertum gebunden; Ausdruck bürgerlicher Herrschaft; Abgrenzung vom Proletariat, das von Bildung aufgrund von Arbeit und Ausbildung im Kapitalismus ausgeschlossen ist |
Geisteskultur | "Sphäre des interessenlosen Wohlgefallens"; legitimiert gesellschaftl. Herrschaftsstrukturen (da abseits des realen Lebens); Bildung muss aber im Zwischen und in der Bewegung von realem Leben und Utopie gedacht werden; Geisteskultur ist Teil der Ordnung, ihren Gesetzen unterworfen und nicht frei von Elementen des Nützlichen und Brauchbaren |
Funktionalisierung der Bildung | ab 19. Jhd. durch staatl. Prüfungen, Zertifikate, Privilegien gesellschaftliche Unterscheidung; Suggestion der Testbarkeit von Bildung; gesellschaftl. Aufstieg; Bildung wird zum Interventionsfeld staatl. Steuerungen und Kontrollen |
Unterscheidung zwischen "Ungebildeten" und "Gebildeten" | Geisteskultur wird zu einem sich anzueignendem Kanon von Inhalten, die äußeren Zwecken dienen |
Bildung in der Realität nach Adorno | ist nicht das reflexive Verhältnis seiner selbst ist nicht kritischer Ethos ist sozialer Status (Anspruch auf Freiheit und Gleichheit verfehlt) |
Kritikpunkte Adornos | eigentl. Bildung ist nicht gewollt, Informiertheit reicht aus Vermeidung von Anstrengung, keine kritische Distanz, keine Reflektiertheit, Oberflächlichkeit, Floskeln, Halbverstandenes zur Dokumentation nach außen für Nutzen und Prestigegewinn Ausdruck nach Geltung, aber kein vertieftes Interesse kein Abweichen von Vorstellungen, Annahmen, Vorurteilen Verhinderung kritischen Bewusstseins, Inhalte austauschbar Voraussetzung für Veränderung nicht gegeben |
Kritik der Kulturindustrie | konsumierbare Kultur an Massen und Marktfähigkeit ausgerichtet; Ware; Mensch wird zum Kulturkonsument, Kunst wird zu Unterhaltung/Zerstreuung; Amüsement, "Einverstandensein", Anpassung, Verlust des Widerstandes; Kreislauf fortwährender Spaßproduktion u. Oberflächlichkeit; Neutralisierung der Kultur, keine Hinterfragung; Sterilität des Denkens, geistige Stagnation |
Wirkung der Kulturindustrie auf den Menschen | sozialisiert, lässt Erwartungen u. Bedürfnisse entstehen, etabliert Sehgewohnheiten u. standardisierte Formen der Wahrnehmung; Beschleunigung und auf Wechsel hin ausgerichtet verhindert sie verzögerndes responsives Verhältnis, dadurch weder Verstehen noch Durchdringung von Mensch und Welt |
Wirkung der Kulturindustrie auf die Bildung | Bildungsidee wurde entleert und zur Ware gemacht, Sinnentleertheit als industrielles Produkt |
Bildung als kritische Selbstreflexion | Bildung als Antithese zur Halbbildung; "Hingabe des Geistes an ein ihm Entgegestehendes und Fremdes, in der er erst ihre Freiheit gewinnt"; Bildung als Kritik an der Halbbildung, Selbst- und Gesellschaftskritik; Festhalten an Bildung trotz ihres Verfalls nur möglich in Reflexion auf Halbbildung |
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