Erstellt von Kathrin Peters
vor fast 6 Jahre
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Frage | Antworten |
Was ist Sozialforschung? | - systematische Analyse von Fragestellungen unter Einsatz von empirischen Methoden (Befragung, Beobachtung, Datenanalyse) - Ziel dabei: verallgemeinerte Aussagen empirisch begründet treffen oder überprüfen - Es gibt verschiedene Ansätze und Anwendungsbereiche - unterschiedliche Zielsetzungen: genaue Beschreibung, Erklärung, Bewertung eines Vorgehens oder Institution - Grundlage Politischer und praktischer Entscheidungen |
Welche Forschungsbereiche gibt es in der Sozialforschung? | - Grundlagenforschung: (Zielgruppe Forschung/Wissenschaft) Entwickeln oder Testen von Theorien, allgemeine Aussagen ohne Praxisbezug - Praxisorientierte Forschung (Handeln in Institutionen? besondere Bedingungen der Arbeit?) : Angewandte Forschung: Entwickeln oder Testen von Theorien in Praxisfeldern, auf das Feld bezogene Aussagen :Aktionsforschung: Analyse von Zusammenhängen bei deren gleichzeitiger Veränderung, Intervention in das untersuchte Feld :Evaluation: Sammlung und Analyse von daten als Grundlage für die Bewertung von Erfolg und Misserfolg, Bewertung institiutioneller Angebote und Veränderungen |
Warum Forschung in der Sozialen Arbeit? | Rückgriff auf Theorien menschlichen verhalten oder sozialräumliche Theorien. Überprüfung von Studien und selbst forschende Befragungen durchführen um mehr verständnis zu erhalten |
Warum Forschung in der Sozialen Arbeit | - Sozialarbeiterinnen Forschungsergebnisse Verstehen bewerten und Einordnen und selbst forschen, um komplexen Fragestellungen in der Praxis begegnen zu können. - fragen nicht nur auf Alltagswissen , sondern auch wissenschaftlich lösen - Forschungsfragestellungen werfen weitere Fragen auf zum überdenken - für ein weiterbildungsstudium, an Hochschulen tätig zu sein oder sozialarbeitswissenschaftlichen Nachwuchs zu bilden |
Kontext der Erkenntnisgewinnung Alltag vs Wissenschaft | Alltag: Handlungsdruck Lösung von Problemen hat Vorrang - Routinen werden nicht hinterfragt - Nachdenken nur bei praktischen Problemen Wissenschaft: Handlungsentlastung Analyse von Problemen hat Vorrang -systematische Analyse -Hinterfragen und Aufbrechen von Routinen |
Wege der Erkenntnisgewinnung Alltag vs Wissenschaft | Alltag: Intuition Implizite Theoriebildung Erfahrungsgeleitete Theoriebildung Ausprobieren von Lösungen für Probleme Wissenschaft: Heranziehen wiss. Theorien Explizite Theoriebildung Methodengeleitete Theoriebildung Verwendung von Forschungsmethoden |
Status des Wissens Alltag vs Wissenschaft | Alltag: Konkret und situationsbezogen Wissenschaft: Abstrakt und verallgemeinernd |
Verhältnis zw. Alltagswissen und Wissenschaft Alltag vs Wissenschaft | Alltag: Alltagserkenntnisse können als Ausgangspunkt für Theoriebildung und empirische Forschung verwendet werden Wissenschaft: Alltagserkenntnisse sind zunehmend beeinflusst von wissenschaftlichen Theorien und Forschungsergebnissen |
Was kann die Sozialforschung? | •Themen, Felder und Phänomene explorieren, und davon erste Beschreibungen vorlegen •Durch die Erhebung und Analyse von Daten neue Zusammenhänge entdecken •Empirische Daten und Analysen als Grundlage der Entwicklung von Theorien liefern •Vorhandene Theorien und Wissensbestände einer empirischen Überprüfung unterziehen •Empirisch gesichert die Wirkung von Interventionen, Behandlungen, Programmen etc. dokumentieren. •Wissen, d.h. Daten, Analysen und Ergebnisse, als gesicherte Grundlage für die politische und administrative Entscheidungsfindung zur Verfügung stellen. |
Was kann Sozialforschung nicht? welche Ansprüche müssen relativiert werden? | Die Sozialforschung kann nicht: –Eine Theorie aufstellen, –Die Methode der Untersuchung bereitstellen –Unmittelbare Lösungen liefern Die Ansprüche an Sozialforschung müssen relativiert werden: –Es lassen sich eine Vielzahl Theorien formulieren, die empirisch überprüft und bestimmte Phänomene, Teilbereiche erklären können. –Es gibt ein breites Spektrum sozialwissenschaftlicher Methoden –Sozialforschung liefert Wissen über Details und Zusammenhänge, das sich zur Lösung gesellschaftlicher Probleme herangezogen werden können. |
Was sind Probleme empirischer Sozialforschung? | •Selektive Wahrnehmung –An einmal entdeckten (auch völlig bizarren) Hypothesen wird hartnäckig festgehalten. –Selektive Wahrnehmung: z.B. Uri Geller (verbogene Gabeln via Fernsehen) •Bestätigungsbias: –Theorie der kognitiven Dissonanz –selffulfilling prophecy (Robert K. Merton 1936) |
Was sind Unterschiede von Qualitativer und Quantitativer Sozialforschung | Quantitative SF: unterschiedliche Forschungsansätze (psychologische Experimente, soziologische Umfragen): „empirisch“ und „standardisiert“ Qualitative SF: unterschiedliches Verständnis ihres Gegenstandsbereiches – Biographie-Forschung vs. Ethnographie (Beschreibung von Lebenswelten und sozialen Situationen): „interpretativ“ und „nicht-standardisiert“ oder „rekonstruktiv“. |
Was macht die Quantitative Sozialforschung aus? | •Konzepte (z.B. Stress), die in einem theoretisches Konstrukt/Modell ausformuliert werden (z.B. Stressmodell) •Hypothesen die durch eine Untersuchung überprüft werden •Vorgang des Messens, um Unterschiede zw. Personen hinsichtlich der zu untersuchenden Eigenschaften festzustellen •Indikatoren, die zur Messung herangezogen werden bzw. um Konzepte zu operationalisieren (z.B. Blutdruck messen) •Standardisierte Datenerhebung (z.B. Fragebogen) •Reliabilität (Zuverlässigkeit; Maß für die formale Genauigkeit), Validität (Güte der Operationalisierung), Objektivität (Unabhängigkeit) •Ziel: Kausalitäen und repräsentative, generalisierbare Ergebnisse |
Was macht die Qualittative Sozialforschung aus? | •Kein theoretisches Modell (keine Hypothesen und Operationalisierung) •Orientiert sich nicht an Messungen (im Sinne der Naturwissenschaften) •Keine Standardisierung der Untersuchungssituation •Keine Repräsentativität durch Zufallsauswahl •Gezielte Auswahl der Untersuchungsteilnehmer –Weniger Fälle, dafür in ihrer Komplexität analysiert –Offenere Datenerhebung (offene Fragen) –Zielt auf den „subjektiv gemeinten Sinn“ des untersuchten Gegenstandes aus der Perspektive der Beteiligten –„Latenter Sinn“ einer Situation oder eines Rekonstruierten Falles –welche sind die unbewussten Anteile oder die zugrundeliegenden Konflikte, die das Erleben (beispielsweise) von Belastungen beim Studierenden beeinflussen? •Ziel ist „Neues“ zu entdecken, daher wird die Forschungssituation nicht standardisiert, sondern so offen als möglich gestaltet. |
Unterschiede in Qualitativer und Quantitativer Sozialforschung Theorie | Qualitative: Als Endpunkt soll entwickelt werden - Hypothesengenerierung Quantitative: Als Ausgangspunkt soll überprüft werden - Hypothesenüberprüfung |
Unterschiede in Qualitativer und Quantitativer Sozialforschung Fallauswahl | Qualitative: Gezielt nach theoretischer Ergiebigkeit des Falls Quantitative: An (statistischer) Repräsentativität orientiert, im Idealfall eine Zufallsauswahl |
Unterschiede in Qualitativer und Quantitativer Sozialforschung Datenerhebung | Qualitativ: offen und interpretierend Quantitativ: standarisiert und statistisch |
Unterschiede in Qualitativer und Quantitativer Sozialforschung Verallgemeinerung | Qualitativ: Im theoretischen Sinn Quantitativ: Im statistischen sinn auf die Grundgesamtheit |
Gemeinsamkeiten von Qualitativer und Quantitativer Sozialforschung | •arbeiten systematisch •verallgemeinern Erkenntnisse •verfolgen bestimmte Fragestellungen •müssen ihr Vorgehen transparent machen |
Vor- und Nachteile Qualitativer und Quantitativer Sozialforschung | •Quantitative Forschung –Vorteil: große Anzahl von Fällen in kurzer Zeit –Nachteil: kaum theoriegenerierend, hoher Aufwand •Qualitative Forschung –Nachteil: detaillierte und genaue Analysen weniger Fälle können erstellt werden, in denen die Beteiligten einen größeren Spielraum haben, das für sie Relevante zum Thema zu machen und in seinem Kontext darzustellen –Nachteil: zeitaufwendige Analysen, die weniger auf die bereite Masse hin verallgemeinert werden können. |
Grundannahmen Qualitativer Forschung | •Soziale Wirklichkeit als Konstruktion Soziale Wirklichkeit wird von Subjekten mit Bedeutung versehen und interpretiert. Diese Interpretationen werden in Interaktionen immer wieder kontextbezogen an- und abgeglichen Soziale Wirklichkeit als rekursiver und reflexiver Prozess •Ziel: Re-Konstruktionen dieser sozialen Wirklichkeit Welche subjektiven Bedeutungen liegen vor? Wie sind soziale Felder (Interaktionen, Subkulturen, Organisationen) gestaltet? Welche (unbewussten) Regeln und Gesetzmäßigkeiten steuern diese Konstruktions-Prozesse? |
Was sind Kritikpunkte an der traditionellen quantitativen Sozialforschung (Lamnek)? | •Konzept einer restringierten Erfahrung durch Fokus auf einzelne Phänomenen der sozialen Wirklichkeit und Vernachlässigung lebensweltlicher Erfahrungen der Erforschten. •Hypothesenbildung im Vorfeld mißachtet den prozessualen Kontextcharakters und die gegenseitige Wiklichkeitskonstruktion von Forscher und Beforschten. Dienst der Herrschaftsstabilisierung bestehender Verhältnisse. •Die zu untersuchende Wirklichkeit soll nicht den Primat der Methode untergeordnet werden. Sondern durch gegenstandsbezogene Methoden das Objekt zum Subjekt werden. |
Was sind Kritikpunkte an der traditionellen quantitativen Sozialforschung (Lamnek)? | Messfetischismus: Kommunikative Erfahrungen können nicht einfach in messbare Daten umgewandelt werden. Stärkung der Vorherrschaft von Tausch- über Gebrauchswerte. Intersubjektivität: Forschungsablauf ist kommunikativer Beziehung zwischen Forscher und Beforschten. Keine Naturwissenschaften: Statt um Gesetzmäßigkeiten des Handelns geht es um das Verstehen der Motive des im sozialen Kontext handelnden Menschen. Kein Subjekt als Objekt. Beforschte sind Experten für die zu untersuchenden Fragen. Distanz und Neutralität gegenüber Forschungssubjekten ist nicht möglich. Forscher und Untersuchte sind soziale Subjekte, die in gegenseitiger Orientierung aneinander handeln. |
Was sind Kritikpunkte an der traditionellen quantitativen Sozialforschung (Lamnek)? | •Scheinobjektivität der Standardisierung und Forscherperspektive als Korsett führt zu einer Reduktion der Erkenntnisse: Es wird nur erhoben, was er Forscher für sinnvoll erachtet. Unerwartete Perspektive der Beforschten werden außer Acht gelassen und führen ggf. zu Motivationsverlust bei Beforschten. •Methodologie geht an Forschungsrealität vorbei und Distanz des Forschers zum Gegenstand •Datenerhebung kann nicht unabhängig vom situativen Kontext gefasst werden. Nicht Ausblendung des Forschungskontextes, sondern Messartefakte und Quellen berücksichtigen in der Erhebungssituation sondern auch bei der Datenauswertung. |
Was sind Prinzipien Qualitativer Sozialforschung? | •Offenheit: Explorationsfunktion der qualitativen Sozialforschung setzt Offenheit gegenüber neuen Entwicklungen im Untersuchungsprozess voraus, um möglichst unvoreingenommen vielfältige Informationen aus dem Forschungsfeld zu sammeln und produktiv weiterzuverarbeiten. Auf vorherige Hypothesen wird verzichtet. Hypothesenentwicklungsprozess ist erst am Ende der Untersuchung abgeschlossen. •Forschung als Kommunikation: Keine theorieunabhängige Beobachtungsaussage. Interaktion bzw. Kommunikation ist Teil des Forschungsprozesses, in dem sich Forscher und Gegenstand/Beforschte verändern. Prozess des gegenseitigen Aushandelns der Wirklichkeitsdefinitionen steht im Mittelpunkt. Kommunikationssituation möglichst an Alltagswelt anpassen. •Prozesscharakter von Forschung und Gegenstand: Konstruktion und Rekonstruktion sozialer Wirklichkeit wird zum Ansatzpunkt der Forschung. Prozesshaftigkeit sozialer Phänomene und die Dynamik ihres Entstehungszusammenhanges wird berücksichtigt. Die Involviertheit von Forschenden ist konstitutiver Bestandteil des Forschungsprozesses. |
Was sind Prinzipien Qualitativer Sozialforschung? | Reflexivität von Gegenstand und Analyse: Bedeutung ist kontextgebunden. Reflexivität der Methode setzt eine reflektierte Einstellung des Forschers sowie Anpassungsfähigkeit seines Untersuchungsinstrumentariums voraus. Die Reflexivität des Forschers über sein Handeln und seine Wahrnehmungen im untersuchten Feld ist wesentlicher Teil der Erkenntnis und nicht als auszuschaltende Störquelle. Explikation: Durch Explikation sollen die Einzelschritte des Untersuchungsgegenstandes durch den Forschenden und die Regeln der Datenerhebung möglichst offengelegt werden. Sie sichert die Nachvollziehbarkeit der Interpretation und damit die Intersubjektivität des Forschungsergebnisses. Flexibilität: Flexible Vorgehensweise während des gesamten Forschungsprozesses. Untersuchung soll nicht richtungslos von statten gehen, aber der Blickwinkel soll zunächst weit sein und such erst im Verlauf der Untersuchung fortschreitend zuspitzen. Die Auswahl der Erhebungsinstrumente soll sich an der Problemstellung und der sozialen Realität orientieren – und nicht umgekehrt. Synergie zwischen flexiblen und standardis |
Sinnkonzepte qualitativer Forschung Entwicklung der qualitativen Sozialforschung | •Ende 1960er: Symbolischer Interaktionismus (Blumer). Bildung von Bewusstsein und Identität durch Sprache. In den USA: Erschließung der menschlichen Lebenswelt durch alternative Forschungsmethoden •Mitte1980er Etablierung in Deutschland: Objektive Hermeneutik (Oevermann), Konversationsanalyse (Schütze) •Zunehmend projektbezogenen Forschungsförderung Anfang des 21. Jhrd.: Pragmatismus. Z.B. Mixed Methods (gleichzeitige kombinierte Anwendung quant. und qual. Forschungsstrategien in einer Studie, wissenschaftstheoretisch reflektiert und miteinander verzahnt) |
Was sind die drei Forschungsperspektiven? | 1.Dokumentation subjektive Äußerungen, Erfassung von Intentionen (z.B. Biographieforschung) 2.Beschreibung sozialen Handelns und sozialer Milieu, Rekonstruktion sozialer Sinngehalte (z.B. Ethnographische Forschung) 3.Rekonstruktion von latenten Sinnstrukturen (z.B. Rekonstruktive Sozialforschung) Bsp: „Ich gehe mit einem Freunde auf der Straße, ein Bettler steht an der Ecke, er gibt ihm ein Almosen“ •Der objektive Sinn: „Hilfe“, unabhängig von Intentionen oder Motiven oder der Art und Weise (z.B. gleichgültig, genervt, freigiebig) wie sie ausgeführt wird •Der subjektive Sinn:“ Ausdrucksintention oder Motiv, das der Handelnde mit seinem Tun und Lassen verknüpft. •Die dritte Sinnschicht: In diesem Falle kommt es mir nicht darauf an, was der Freund objektiv getan, geleistet hat, auch nicht darauf, was er durch seine Tat ausdrücken ‚wollte’, sondern das was durch seine Tat, auch von ihm unbeabsichtigt, sich für mich, den Forscher über ihn dokumentiert wird (In dieser Richtung bekommen seine Handlungen eine neue ‚Deutung’“, d.h. in dem Dokumentsinn spiegeln sich elementare Erfahrungs- un |
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