Erstellt von Justus Honig
vor etwa 5 Jahre
|
||
Frage | Antworten |
Intergruppenverhalten | Sozialpsychologinnen und Sozialpsychologen sprechen von Intergruppenverhalten, wenn das Verhalten zwischen zwei oder mehreren Individuen weitgehend oder sogar vollständig durch ihre Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Gruppen determi-niert wird. Während interpersonales Verhalten durch interindividuelle Variabilität charakterisiert ist,zeichnet sich Intergruppenverhalten durch relative Gleichförmigkeit (Uniformität) der Einstellungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen der Gruppenmitglieder aus. |
Def.: Stereotype | Die sozial geteilten Überzeugungen bezüglich der Attribute, Ei-genschaften, Verhaltensweisen etc., hinsichtlich derer die Mitglieder einer Gruppe einander ähneln. = sozial geteilte Überzeugungen = kognitive Repräsentationen einer Gruppe |
Heterostereotype | Stereotype über Fremdgruppen (d.h. Gruppen, zu denen man selbst nicht gehört) |
Autostereotype | Stereotype über die Eigengruppe (d.h. die Gruppe, zu der man gehört |
Metastereotype | Stereotyp vom Stereotyp (d.h. Überzeugungen darüber, welche Stereotype Mitglie-der einer Fremdgruppe über die Eigengruppe haben) |
Selbststereotypisierung | Prozess der Definition des eigenen Selbst im Sinne der stereotypischen Merkmale, Eigenschaften von Eigengruppenmitgliedern. Selbststereotypisierung folgt aus dem Prozess der Selbstkategorisierung und liefert die Grundlage für die Selbstdefinition im Sinne einer sozialen (kollektiven) Identität. |
Vorurteile | = Gruppenbezogene Bewertungen, Einstellungen gegenüber sozialen Gruppen. Sowohl negative als auch positive Vorurteile existieren. Die positive oder negative Bewertung einer sozialen Gruppe und ihrer Mitglieder aufgrund der ihr zugeschriebenen Merkmale, der mit der Gruppe as-soziierten Affekte und verhaltensbezogener Informationen. Negative Vorurteile manifestieren sich in unterschiedlichen Formen der sozialen Diskriminierung |
Soziale Diskriminierung | Die Ablehnung oder Benachteiligung von Personen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit (Isolierter Akt, Verhalten zwischen Gruppen oder instutionalisierte Form) |
Stigma | Unter einem Stigma wird ein negativ bewertetes Attribut verstanden, durch welches der Träger von normativen Erwartungen abweicht und welches ihn in den Augen anderer derartig diskreditiert, dass er seinen Anspruch auf gesellschaftliche Gleichberechtigung verliert Stigmatisierende Attribute: offensichtlich, nicht direkt erkennbar, Verhaltensweisen, Lebensstile, Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen oder Kategorien Seine diskreditierende Wirkung entfaltet ein Stigma dadurch, dass es dem Betrachter als ein Indikator für vermeintlich weitere, aber nicht direkt beobachtbare, negative Charaktereigenschaften oder Persönlichkeitsmerkmale des Merkmalsträgers dient. Ob und wann ein Attribut in einer Gruppe oder Gesellschaft den Charakter eines Stigmas erhält, hängt davon ab, was in einer Gesellschaft (oder einer Gruppe) als normal und was als abweichend oder deviant definiert wird |
Erste Forschungsansätze zu Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen | Persönlichkeitstheoretischer Ansatz: Unter Bezugnahme auf psychodynamische Theorien wurde postuliert, dass Vorurteile Ausdruck einer erziehungs-und sozialisationsbedingten abnormen Persönlichkeitsstruktur seien, der sog. autoritären Persönlichkeit. Infolge dieser Erziehung ver-hielten sich Personen Autoritäten gegenüber einerseits übermäßig unterwürfig; anderseits verschöben sie Aggressionen, die gegenüber den Autoritäten auftreten, auf alternative Ziele |
Zusammenhang zwischen Big-Five und der Ursache von Stereotypen und Vorurteilen | Das Dual Process Model of Ideology and Prejudice von Duckitt und Kollegen postuliert einen indirekten Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren im Sinne der Big Five auf Vorurteile, der über eine erhöhte Anfälligkeit für die Übernahme bestimmter ideologischer Orientierungenvermittelt wird. Im Einklang mit diesem Modell zeigen empirische Studien beispielsweise, dass Personen mit einer dispositionell geringen Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen stärker dazu tendierten, rechtsextreme ideologische Einstellungen anzunehmen, die mit einer Ablehnung sozialer Veränderung einhergehen. Eine Disposition zur emo-tionalen Instabilität hingegen begünstigt offenbar die Übernahme einer sozialen Dominanzorientierung, der zufolge Personen Status und Machtunterschiede zwischen Gruppen als Ausdruck einer natürlichen gesellschaftlichen Ordnung akzeptieren. Beide ideologischen Orientierungen –rechtsextreme Einstellungen, soziale Dominanzorientierung –manifestieren sich wiederum in negativen Stereotypen gegenüber Fremdgruppen. |
Big Five | Bei den Big-Five handelt es sich um fünf Persönlichkeitsdimensionen, anhand derer sich psychisch gesunde und unauffällige Personen charakterisieren lassen: Extraversion, Verträglichkeit, Emotionale (In)Stabilität, Gewissenhaftigkeit, und Offenheit für neue Erfahrungen. |
Entstehung und Verwendung von Stereotypen | Die sozialpsychologische Forschung geht davon aus, dass die Entstehung und Verwendung von Stereotypen und Vorurteilen aus einem Zusammenspiel von individuellen Dispositionen, allgemeinen kognitiven Prozessen und sozialen Ein-flussprozessen resultiert. |
Kategoriale Differenzierung - Akzentuierungsprinzip | Kategorisierung führt i.d.R. zu einer perzeptuellen Akzentuierung der wahrgenommenen Ähnlichkeiten und Unterschiede durch Assimilation und Kontrastierung. Das Akzentuierungsprinzip stellt die Grundlage für die wahrgenommene Homogenität von Fremdgruppen dar („Die sind alle gleich!“) |
Assimilation | Unterschiede der Stimuli innerhalb einer Kategorie werden unterschätzt (d.h. Objekte, Personen, Ereignisse innerhalb einer Kategorie werden als ähnlicher wahrgenommen, als sie tatsächlich sind) |
Kontrastierung | Unterschiede zwischen Stimuli unterschiedlicher Kategorien werden überschätzt (d.h. Objekte oder Ereignisse unterschiedlicher Kategorien werden als unähnlicher wahrgenommen, als sie tatsächlich sind) |
Stereotype, Vorurteile und Stigmata als soziale Konstruktionen | Die meisten Sozialpsychologinnen und Sozialpsychologen vertreten die Auffassung, dass soziale Kategorien (und die mit diesen Kategorien assoziierten Stereotype, Vorurteile und Stigmata) soziale Konstruktionen sind. Diese Konstruktionen werden in sozialen und politischen Diskursen innerhalb und zwischen Gruppen erzeugt und erfüllen bestimmte soziale (oder auch ideologische und politische) Funktionen. Über Sozialisations-und soziale Einfluss-prozesse werden diese Konstruktionen innerhalb einer Gruppe verbreitet und zum Konsens, was die Uniformität der Wahrnehmung von Gruppenmitgliedern erklärt |
Soziale (oder kollektive) Funktionen von Stereotypen nach Tajfel | 1. Positive Differenzierung 2. Kausale Erklärung 3. Soziale Rechtfertigung |
Positive Differenzierung | Stereotype dienen dazu, die Eigengruppe von anderen Gruppen positiv abzugrenzen. Man spricht diesbezüglich auch von der Herstellung positiver Distinktheit. Stereotype kristallisieren sich daher insbesondere um Merkmalsdimensionen, auf denen die Eigengruppe der Fremdgruppe überlegen ist. |
Kausale Erklärung | Stereotype sind Elemente komplexerer sozialer und ideologischer Begriffssysteme, aus denen kausale Erklärungen für soziale Phä-nomene und Ereignisse abgeleitet werden (Beispiel: Das Stereotyp des „reichen Juden“ als Teil eines Antisemitismus, der behauptet, Juden kontrollierten die Weltwirtschaft) |
Soziale Rechtfertigung | Im Rahmen dieser Begriffssysteme oder Ideologien dienen Stereotype auch der sozialen Rechtfertigung der Behandlungen von Mit-gliedern anderer Gruppen (Beispiel: Das Stereotyp des „unzivilisierten Wilden“ als Teil einer ideologischen Rechtfertigung des europäischen Kolonialismus). |
Neuere Theorien zur Erklärung der Akzeptanz sozialer Ungleichheit | Diesen Theorien zufolge werden ungleiche Statusbeziehungen zwischen Gruppen durch sog. legitimierende Mythen unterstützt, die von den Mitgliedern statushoher und statusniedriger Gruppen gleichermaßen akzeptiert werden |
Legitimierender Mythos | Innerhalb einer Gesellschaft weitgehend geteilte Überzeugungssysteme, die dazu dienen, bestehende Status-und Machtunterschiede zwischen Gruppen zu rechtfertigen |
Einfluss sozialer Repräsentationen | Sozial geteilte Meinungen und Vorstellungen über bestimmte Sachverhalte innerhalb einer Gesellschaft (Krankheiten, politische Systeme, wissenschaftliche Disziplinen etc.), die in sozialen Diskursen innerhalb und zwischen Gruppen konstruiert werden |
Soziale Repräsentationen von Krankheiten | Krankheitsbezogene Stigmata hängen unmittelbar mit der sozialen Repräsentation der Krankheit zusammen Soziale Repräsentationen von Krankheiten sind eine „Komposition“ aus dem vorherrschenden medizinischen Expertenwissen sowie Alltagsvorstellungen und kulturellen oder religiösen Überzeugungen Beinhalten: Vorstellungen über Symptome, Verlauf, Übertragungswege, Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten, Definition der Betroffenengruppe, Zuschreibung der Verantwortlichkeit, moralische Komponente die direkte Implikationen für den Umgang mit den Betroffenen hat |
Soziale Funktionen sozialer Repräsentationen (von Krankheiten) | 1. Erklärungs und Kommunikationsfunktion: Ermöglichen den individuellen Mit-gliedern einer Gesellschaft Orientierung und Kommunikation bezüglich eines potentiell be-drohlichen Ereignisses, auch wenn keine individuellen Erfahrungen im Umgang mit dem Ereignis bestehen. 2. Koordinationsfuktion: Die kollektiv geteilten Deutungen und Erklärungen bilden die Grundlage für eine gesellschaftlich koordinierte Reaktion auf die Krankheit. 3. Legitimationsfunktion Liefert die moralische Grundlage für das gesundheitspolitische Handeln und den Umgang mit den Betroffenengruppen. |
Entstehung sozialer Repräsentationen | Sie resultieren aus komplexen sozialen Einflussprozessen innerhalb und zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und Akteuren, in denen die Beteiligten die Deutungshoheit für sich reklamieren und gruppenspezifische Interessen verfolgen. Welche sozialen Erklärungs-oder Interpretationsmuster sich innerhalb der weiteren Gesellschaft (oder in Teilpopulationen) verbreiten, hängt entscheidend von der Fähigkeit einzelner sozialer Akteure ab, Unbeteiligte oder Unentschlossene von der Richtigkeit der eigenen Position zu überzeugen. --> Massenmedien = essentiell für Verbreitung. Für die soziale Akzeptanz der Deutungen und Interpretationen sind zwei Prozesse besonders relevant: 1.Verankerung: Integration der neuen Vorstellungen in bereits bestehende Vorstellungssysteme (bzw. das kulturelle Wissen, sozial geteilte Erfahrungen) 2.Vergegenständlichung: Umwandlung eines abstrakten medizinischen Konzepts in konkrete und verständliche Bilder oder Metaphern |
Stereotype-Content-Model von Fiske | macht spezifische Vorhersagen darüber, welche Merkmale Fremdgruppenmitgliedern in Abhängigkeit von spezifischen Charakteristika der In-tergruppenbeziehung zugeschrieben werden. Zwei Inhaltliche Dimensionen: Wärme und Kompetenz Die Zuschreibung entsprechender Eigenschaften hängt dem Modell zufolge von zwei Charakteristika der Intergruppenbeziehung ab: 1. Intergruppaler Wettbewerb 2. Statusverhältnis zwischen Eigen- und Fremdgruppe Stereotype nehmen oft einen ambivalenten Charakter an. Gerade die auf den ersten Blick positiv erscheinenden Zuschreibungen können zur Aufrechterhaltung bestehender Statusverhältnisse beitragen, da sie den diskriminierenden Charakter des Stereotyps verschleiern. |
Intergruppaler Wettbewerb | Sind die Anderen „Freund“oder„Feind“? Fremdgruppen, mit denen die Eigengruppe konkurriert, sollten als wenig warm (kalt, berechnend etc.) wahrgenommen werden. Ist die Beziehung hingegen durch Kooperation, statt durch Konkurrenz geprägt, sollten die Mitglieder der Fremdgruppe als relativ warm wahrgenommen werden (liebenswert, herzlich etc.). |
Statusverhältnis zwischen Eigen- und Fremdgruppe | Während Mitglieder statusniedriger Gruppen als inkompetent wahrgenommen werden sollten (dumm, unfähig etc.), sollten Mitglieder statushoher Fremdgruppen als relativ kompetent angesehen werden (intelligent, effektiv etc.) |
Inhalte von Stereotypen in Abhängigkeit von intergruppalen Wettbewerb und Gruppenstatus nach Fiske | |
Modell von Devine zum Einfluss automatischer und kontrollierter Prozesse auf die Wirkweise von Stereotypen und Vorurteilen | postuliert, dass die Aktivierung von Stereotypen zunächst automatisch erfolgt und zwar immer dann, wenn ein relevanter Auslösereiz anwesend ist. Diese Aktivierung liegt außerhalb der bewussten Kontrolle einer Person; sie resultiert als Funktion der kognitiven Zugänglichkeit des Stereotyps im Gedächtnis. Ob und in welcher Art sich ein automatisch aktiviertes Stereotyp auf das Urteilen und Handeln einer Person auswirkt, hängt allerdings von einem zeitlich nachfolgenden kontrollierten Verarbeitungsprozess ab. Im Zuge dieses Prozesses können automatisch aktivierte Stereotype bewusst modifiziert bzw. die mit dem Stereotyp assoziierten Verhaltensimpulse unterdrückt oder adjustiert werden. |
Faktoren die den Einsatz und die Effektivität kontrollierter Prozesse beeinflussen | 1 |
Auswirkungen von Stereotypen auf das Selbstwertgefühl und die Gesundheit der Zielpersonen | Die Stereotypisierung bzw. Stigmatisierung der statusniedrigen Gruppe durch die statushöhere Gruppe beeinflusst auch das Selbstverständnis der Mitglieder der statusniedrigen Gruppe bis hin zur Konstruktion ihrer sozialen Identität. Tatsächlich gibt es eine Reihe von Hinweisen darauf, dass Mitglieder abgewerteter sozialer Gruppen dazu tendieren, die negativen Eigenschaften, die ihrer Gruppe innerhalb der weiteren Gesellschaft zugeschrieben werden, zu internalisieren. Kurt Lewin hat für diesen Prozess den Begriff „Selbsthass“ ge-prägt, der aus der Übernahme des „Fremdhasses“ resultiert. Es ist daher naheliegend zu vermuten, dass sich die Zugehörigkeit zu einer statusniedrigen und stigmatisierten Gruppe negativ auf das Selbstwertgefühl und das psychosoziale Wohlbefinden der Betroffenen auswirkt |
Ablehnungs- Identifikationsmodell | Der negative Effekt wahrgenommener Diskriminierung auf das Selbst-wertgefühl kann durch eine starke Identifikation mit der Eigengruppe abgepuffert oder kompensiert werden. Ein Grund hierfür besteht darin, dass Eigengruppenmitglieder eine wichtige Ressource für emotionale, soziale oder materielle Unterstützung im Umgang mit Diskriminierungserfahrungen darstellen. Von Selbstwertminderung bedroht sind daher insbesondere Personen, die sich nur gering mit ihrer Gruppe identifizieren (und dementsprechend schlecht in die Gruppe integriert sind), gleichzeitig aber von Mitgliedern der Fremdgruppe aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit diskriminiert werden |
Auswirkungen von Stereotypen auf Leistung und Berufswahl der Zielpersonen | Der „Stereotype-Threat“ Theorie zufolge löst die Befürchtung, auf der Grundlage von Stereotypen beurteilt zu werden, bei Mitgliedern sozial abgewerteter Gruppen ein Gefühl der Bedrohung aus. Dieses Gefühl und die damit einhergehende gesteigerte Nervosität können dazu führen, dass Mitglieder sozial abgewerteter Gruppen in Prüfungs-oder Testsituationen Leistungen zeigen, die unterhalb ihres Leistungspotenzials liegen. Die Befürchtung, mit Stereotypen und Vorurteilen konfrontiert zu werden, hat auch einen Einfluss auf die Berufswahl. So entscheiden sich Mitglieder sozial abgewerteter Gruppen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit gegen die Wahl von Berufen oder Positionen, in denen sie die Konfrontation mit negativen Stereotypen befürchten müssen. |
Ursachen von Intergruppenkonflikten | 1. Negative Interdependenz 2. Relative Deprivation 3. Negative soziale Identität |
Negative Interdependenz - Theorie des realistischen Grupenkonflikts von Sherif | Einstellungen und Verhaltensweisen von Gruppenmitgliedern stehen gegenüber anderen Gruppen in einem funktionalen Verhältnis zu Gruppeninteressen und Zielen. Sind die Ziele von Eigengruppe und Fremdgruppe unvereinbar (oder sind die Gruppen, formaler ausgedrückt, negativ interdependent), resultieren negative Vorurteile sowie feindselige und aggressive Verhaltensweisen gegenüber der Fremdgruppe. Sind die Gruppen hingegen im Hinblick auf das Erreichen ihrer Ziele aufeinander angewiesen (bzw. positiv interdependent), resultieren positive Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe und kooperative Verhaltensweisen, da diese im Hinblick auf die Gruppenziele funktional sind. |
Relative Deprivation | Die Wahrnehmung, weniger zu haben als einem zusteht, die mit einem Gefühl der Unzufriedenheit einhergeht. Eine wichtige Quelle relativer Deprivation ist der soziale Vergleich. Egoistische relative Deprivation resultiert aus interpersonalen Vergleichen (eine Per-son nimmt wahr, dass sie –ungerechterweise –weniger besitzt als eine andere Person). Fraternale relative Deprivation resultiert hingegen aus intergruppalen Vergleichen (d.h. dem Vergleich der Eigengruppe mit einer relevanten Fremdgruppe) |
Theorie der sozialen Identität von Tajfel und Turner | dass wahrgenommene negative Interdependenz oder Benachteiligung zwar hinreichende aber keine notwendigen Bedingungen für das Auftreten von Konflikten zwischen Gruppen ist. Herzstück der theoretischen Erklärung ist das Konzept der sozialen Identität. Menschen streben grundsätzlich nach einer positiven sozialen Identität. Wenn soziale Vergleichsprozesse zwischen Eigen-und Fremdgruppe auf einer relevanten Vergleichsdimension nun aber zu negativen Vergleichsergebnissen für die Eigengruppe führen, ist dieses Bedürfnis verletzt. Menschen sollten daher bemüht sein, etwas an diesem Zustand zu ändern. Der Theorie der sozialen Identität zufolge stehen Menschen hierfür eine Reihe von Strategien offen, die von individuellen Strategien sozialer Mobilität bis zu kollektiven Strategien sozialen Wandels reichen können. Für welche Strategien sich die Mitglieder einer Gruppe entscheiden, hängt ab von: hrer Wahrnehmung bestimmter soziostruktureller Charakteristika der Intergruppenbeziehung und der Stärke der Identifikation einer Person mit der Eigengruppe |
Theorie der sozialen Identität: Strategien im Umgang mit negativer sozialer Identität | 1. Soziale Mobilität (Individuelle Strategie) 2. Soziale Kreativität 3. Sozialer Wettbewerb (kollektive Strategie) Offener Konflikt zwischen Gruppen ist dann wahrscheinlich, wenn die soziale Identität als negativ wahrgenommen wird, die Gruppengrenzen undurchlässig sind, und die Statusdifferenz zwischen der Eigen-und einer relevanten Fremdgruppe als illegitim und instabil angesehen werden. |
Theorie der sozialen Identität: Strategien im Umgang mit negativer sozialer Identität - Graphik | |
Soziale Mobilität | Individuen können versuchen, eine negative soziale Identität „abzulegen“, indem sie die statusniedrige Eigengruppe verlassen und in die statushöhere Gruppe aufsteigen. Soziale Mobilität ist allerdings nur möglich, wenn die Grenzen zwischen Eigen-und Fremdgruppe relativdurchlässig sind. Für Personen, die sich stark mit ihrer Gruppe identifizieren, ist diese Strategie zudem keine Option = Physische oder psychologische Distanzierung von der Gruppe |
Soziale Kreativität | Um eine positive soziale Identität herzustellen, können Angehörige einer statusniedrigeren Gruppe: a) eine neue Vergleichsdimension heranziehen, auf der die Eigen-gruppe besser abschneidet; b) eine Reinterpretation des Vergleichsergebnisses vornehmen, so dass ein ursprünglich ungünstiges Vergleichsergebnis als besonders positiv erscheint; oder c)die Vergleichsgruppe wechseln. Diese Strategien beinhalten eine Umdefinition der Vergleichs-situation mit der statushöheren Gruppe Strategien der sozialen Kreativität sollten insbesondere dann gewählt werden, wenn die Mitglieder der Gruppen an-nehmen, dass der Status quo zwischen Eigen-und Fremdgruppe auf der ursprünglichen (und gesellschaftlich relevanten) Vergleichsdimension zwar ungerechtfertigt, aber nicht zu verän-dern ist. Soziale Kreativitätsstrategien tragen zwar zu einer Änderung der innerhalb einer Gruppe geteilten Definition der sozialen Identität bei (und insofern handelt es sich um kollektive Strategien), an der objektiven Position der Gruppe in der Statushierarchie muss sich nichts ändern |
Sozialer Wettbewerb | Die Mitglieder statusniedriger Gruppen können den überlegenen Status der Fremdgruppe auf der relevanten Di-mension kollektiv herausfordern, indem sie in sozialen Wettbewerb mit der anderen Gruppe treten, mit dem Ziel, einen sozialen Wandel zu bewirken Um sich für kollektive Strategien des sozialen Wettbewerbs zu entscheiden, müssen Gruppenmitglieder davon überzeugt sein, der bestehende Status quo sei ungerechtfertigt und die entsprechende Strategie sei ein effektives Mittel, um die angestrebte soziale Veränderung zu erreichen. Zu-dem müssen sie sich stark mit ihrer Gruppe identifizieren |
Möchten Sie mit GoConqr kostenlos Ihre eigenen Karteikarten erstellen? Mehr erfahren.