Erstellt von Lisza Neumeier
vor etwa 8 Jahre
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Frage | Antworten |
Welchen wissenschaftstheoretischen Zugang vertritt Brezinka? | Vertritt empirisch verfahrende, wertneutrale Erziehungswissenschaft und versucht in seinem Text deskriptiv zu verfahren; er ist der Meinung, dass Erziehung ein Ursache-Wirkungs-Verhältnis ist, was wiederum bedeutet, dass der Erziehende auf den zu Erziehenden einwirkt; Erziehung als Beeinflussung psychischer Dispositionen |
Welche fünf Bestimmungen zeigt Koller für die Definition von Erziehung bei Brezinka auf? | 1.) Soziales Handeln: in den Sozialwissenschaften als absichtsvolles, zweckgerichtetes Tun (Tun, dem Absicht zu Grunde liegt); unterscheidet sich vom bloßen Handeln, da dies auch unabsichtlich erfolgen kann; beim sozialen Handeln Intention auf andere gerichtet, jedoch gilt nicht für soziale jede Handlung, dass sie auch als erzieherisches Handeln bezeichnet werden kann 2.) Soziales Handeln zwischen 2 ungleichberechtigten Personen: Erzieher = Subjekt / Educand = Objekt; asymmetrisches und hierarchisches Verhältnis 3.) Kausales Ursache-Wirkungsverhältnis: Handlung ist Ursache und ruft Wirkung im Educanden hervor 4.) Wirkung beeinflusst psychische Dispositionen 5.) Wertorientiertes Handeln: Mensch soll verbessert werden |
Welche Probleme sieht Koller in den Ausführungen Brezinkas? | Gegebenes Handeln kann nie wirklich als erzieherisches Handeln gesehen werden, da sich die Grundintentionen nicht erschließen lassen; außerdem gibt es Wirkung ohne Ursache und Ursache ohne Wirkung; man sollte eher von emotionalem Erziehungsbegriff (Intentionen des Erziehers Kriterium, ob man die Handlung als Erziehung betrachten kann) & einem funktionalen Erziehungsbegriff (Wirkung im Educanden als Kriterium, ob es sich um Erziehung handelt); Intentionen und Motive des Educanden bei Brezinka vernachlässigt – der Educand ist kein willenloses Objekt, auch er/sie hat Wünsche, Interessen und Ziele |
Welchem wissenschaftstheoretischen Zugang ist Kron zuzuordnen? | Kritische Erziehungswissenschaft; geht in seinem Text normativ vor & sieht die Erziehung als symbolische Interaktion; sein Begriff von Erziehung ist gleichzeitig Kritik an Brezinka |
Wie grenzt Kron den Begriff Erziehung vom Begriff der Sozialisation ab? | Differenz zwischen Sozialwerdung und Sozialmachung; Sozialwerdung ist jener Prozess, dem die Heranwachsenden ständig ausgesetzt sind und der auch ohne das aktive und absichtsvolle Handeln von Erziehern funktioniert (gesellschaftliche Handlungsfähigkeit); Sozialmachung = Erziehung als einen auf das Individuum gerichteten intentionalen Prozess der Einwirkung (persönlichkeitsbildende und reflexive Lernvorgänge) |
Wie lautet Krons Kritik an der Erziehungsdefinition Brezinkas? | Kritisiert die Einseitigkeit und Asymmetrie des Erziehungsverhältnisses und das lineare Ursache-Wirkungsverhältnis (von Kron als „Determinationsvorgang“/mechanische Auffassung der Persönlichkeit des Zu-Erziehenden beschrieben); er formuliert außerdem die Frage „wo denn in dieser erzieherischen Kausalmechanik die Entscheidungsfreiheit und der freie Wille sowie die selbstverantworteten Bedürfnisse, Interessen, Überlegungen und Meinungen des Zu-Erziehenden bleiben“ |
Welche zentralen Merkmale kennzeichnen Krons Erziehungsbegriff, wie er von Koller dargestellt wird? | • Soziales Handeln als Rollenhandeln: Handeln in einem sozialen Kontext, in dem der Handelnde eine bestimmte Position einnimmt & mit Hilfe gegenseitiger Verhaltenserwartung interagiert [durch schriftlich fixierte Regelwerke (Schulordnung) & implizite Regeln (Traditionen/Normen…) festgelegt]; Handeln basiert auf Sprache und Symbolsystemen (symbolischer Interaktionismus) • Erziehung als Prozess des Erlernens von Grundqualifikationen des Rollenhandelns (Sozialisation) • Intentionen des Erziehers und des Educanden: beidseitige Interaktion – dadurch erzieherische Intentionen gebrochen (Intentionen des Erziehers im Konflikt mit Interessen des Kindes) & an den Intentionen des Kindes orientiert • Aufklärender/reflexiver Effekt beim Widerstand der Intentionen: Reflexion erfolgt über Normen und deren Begründung; Erziehung erscheint daher vielmehr als intersubjektives Verhältnis (für alle gleichermaßen wahrnehmbar) und führt zur Aufhebung von laut Brezinka von Krons Asymmetrie |
Worin sieht Koller eine Grenze von Krons Erziehungsbegriff? Und inwiefern sieht er Krons normativen Zugang problematisch? | Für Kron macht Erziehung die „gegenseitige Aufhellung und Aufklärung von Weltorientierungen, Normen und Intentionen“ aus; unklar bleibt, ob diese Definition für alle Situationen gelten soll, die als Erziehung bezeichnet werden; würde es in erzieherischen Interaktionen wirklich immer nur um die Reflexion, Begründung und Aushandlung von Regeln und Normen gehen, dann wäre die schlichte Verbotserteilung zum Beispiel ohne langwierige Begründung ein Vorgang, den man als Erziehung bezeichnen kann |
In welchen Punkten sind sich die beiden vorgestellten Erziehungsbegriffe ähnlich und in welchen unterscheiden sie sich? | • Ähnlichkeiten: beide erkennen einen anthropologischen Unterschied zwischen Erzieher und Educand, sowie ein hierarchisches Verhältnis an; sie sehen beide die Erziehung als Einführung in das Rollenhandeln • Unterschiede: Brezinka deskriptiv, Kron normativ; Für Brezinka zählen nur die Intentionen des Erziehers, für Kron aber auch die des Zu-Erziehenden |
Was ist unter deskriptiv und normativ zu verstehen? Worin liegt Normativität bei Kron und worin bei Brezinka und wie gehen die beiden jeweils damit um? | • Brezinka: erhebt den Anspruch, rein deskriptiv und wertneutral zu verfahren; vertritt die Position, wie der der Erziehung, sich auf die wertneutrale Beschreibung von Sachverhalten beschränken soll; normative und deskriptive Aussagen klar getrennt • Kron: für ihn ist Erziehung kein bloßer deskriptiver Terminus, sondern ein normativer, mit einer bestimmten Wertung verbundener Begriff; in seiner Argumentation ist implizit die Auffassung enthalten, dass eine nähere Bestimmung des Erziehungsbegriffes/einer Theorie der Erziehung um normative Beschreibung nicht herumkommt; in seinen Texten findet sich eine Vermischung von normativen und deskriptiven Beschreibungen; dies ist problematisch: Kron möchte den Erziehungsbegriff solchen Handlungen vorbehalten, die im Sinne demokratischer Grundwerte nicht nur „zum Rollenhandeln qualifizieren“, sondern darüber hinaus auch Aufklärung und Reflexion befördern. Dadurch dass er dieser normativen Entscheidung die Form einer deskriptiven Aussage verleiht, spielt er gewissermaßen mit verdeckten Karten |
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