Erstellt von Yvonne Heitland
vor mehr als 7 Jahre
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Frage | Antworten |
Preußische Elementarschule | ist in der Regel einklassig (keine Jahrgangsklasse), d.h. es gibt ähnlich wie in der Familie eine Altersdifferenzierung nach Leistung; der Elementarschullehrer hatte teilweise eine schlechtere ökonomische Position als sein bäuerliches Klientel und war daher eher ein Objekt des Spottes; |
die preußische Elementarschule hatte spezifische Integrationsfunktionen zu erfüllen: | 1.Herauslösung der Bevölkerung aus partikularen Herrschaftsbindungen und die allmähliche Einordnung in ein gesamtstaatliches Herrschaftssystem; 2. Assimilation (Anpassung) fremdsprachlicher Minoritäten; 3. ideologische Integration, zunächst über eine Religion; 4. Legitimations- und Integrationsfunktion in den Grenzen der Klassengesellschaft |
Welche Institution war bedeutsam für die ideologische Rechtfertigung des bestehenden Systems? (Preußische Elementarschule) | Bis ins 19. Jahrhundert ist die Kirche bedeutsamer und wirkungsvoller gewesen als die Schule |
Schule in Nazi-Deutschland, analysiert nach den Kategorien von Fend | Der Nationalsozialismus zielt auf einen Bedeutungsverlust von Schule im Prozeß der gesamten Sozialisation des Jugendlichen |
Bedeutungsverlust von Schule: 2 Gründe (Schule im Nationalsozialismus) | 1. Vorrang der körperlichen und charakterlichen Erziehung vor der Wissensvermittlung, die realen Interessen des NS-Staates lagen in den Wehrfähigkeiten der Jugendlichen; 2. NS-Organisationen (SA, SS, DAF) waren gleichberechtigte Erziehungsinstitutionen neben der Schule und stellten die Legitimationsbasis der Schule in Frage |
Funktionsbestimmungen von Schule im NS | ökonomische Entwicklung; zu Beginn der NS-Zeit: Ideologievermittlung im Mittelpunkt; ab 1938: Schule soll im Dienst der Qualifizierung für den Produktionsektor stehen |
Bedeutung der Schule (Hitler) | Ideologievermittlung durch Interpretation aller Inhalte aus nationalistischer Sicht; Dequalifizierung der Schüler durch Reduktion des Unterrichtsstoffes allgemein und speziell der naturwissenschaftlicher Fächer |
Krieck unterscheidet drei Funktionen von Erziehung (Schule im Nationalsozialismus) | Vermittlung von nötigem technischen Können und Sachwissen an den Jugendlichen; formt Haltung, Charakter, Willensrichtung; Bildung des Jugendlichne gemäßg einer Weltanschauung; alle drei Funktionen hängen zusammen und sind unabdingbar notwendig, um das Ziel der Erziehung zu realisieren. Der NS legt den Schwerpunkt der Erziehung jedoch auf die Charakterbildung |
Erziehungsfunktion nach Huber: (Schule im Nationalsozialismus) | 1. "Sie muß den Jugendlichen die richtige Einstellung" vermitteln 2. Sie muss "das notwendige Können und Wissen vermitteln." Huber: "Die Schule muß die Jugendlichen ausrichten und ausrüsten" |
Einführung eines Faches, welche ein verbindliches Prüfungsfach in der NS-Zeit wurde: (Nyssen) | ab 1933 "Vererbungslehre und Rassenkunde" |
Änderungen des Unterrichts im NS (Nyssen) | Qualifizierung der Schüler tritt in den Hintergrund; Vermittlung der NS-Ideologie (Wehrertüchtigung, Unterordnung unter die Gemeinschaft, Rasseideologie); Dequalifizierung der Schüler: Rassentheorie wurde zur Grundlage aller zu vermittelenden Inhalte, somit war eine wissenschaftliche Ausbildung in jeder Form unmöglich |
Selektions- und Allokationsfunktion der Schule... (Schule im Nationalsozialismus) | ...und die damit verbundene Reproduktion von gesellschaftlichen Ungleichheiten soll sich nicht ändern, sondern noch verschärft werden |
Erstmals wurde in Nazi-Deutschland eine Sozialisationsinstanz neben der Schule errichtet: | die HJ (Hitlerjugend) und der BDM (Bund Deutscher Mädel); alle Jungen und Mädchen zwischen dem 10. und 18. Lebensjahr wurden dort erfasst; Konkurrenz zwischen Schule und Staatsjugend |
Differenzlinien | z.B. Geschlecht, Konfession/Religion, Sozialstatus, Begabung, Behinderung, Staatsangehörigkeit, Abstammung, Sprache, Lebensalter; ..."sind sozial wirksam, d.h. ihre Wahrnehmung hat Einfluss auf Interaktionen, die Art der Kommunikation miteinander, die Wertschätzung oder Ablehnung von "Anderen"." |
Im deutschen Bildungswesen des 19. und 20. Jahrhunderts... | ...wird vermeintliche Homogenität entlang bestimmter Differenzlinien innerhalb organisierter Lernsituationen hergestellt. |
Lebensalter (Entwicklung von Schulen im 19. und 20. Jahrhundert) | Zu Beginn des 19. JH: Gymnasien Jungen im gleichen Alter, in Volksschulen (wo über 90% der Kinder hingehen) sind die Klassen heterogen und meist ungegliedert; In der zweiten Hälfte des 19. JH. gibt es auch in den städtischen Volksschulen Jahrgangsklassen; ab 60er Jahren des 20. JH.: Teilung der Volksschule in Grund- und Hauptschule, homogene Klassen sind überall die Regel bzw. der Normalfall (auch in dorf-Volksschulen) |
Geschlecht (Entwicklung von Schulen im 19. und 20. Jahrhundert) | Mädchen und Jungen werden bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts getrennt in weiterführenden Schulen und Teilen der städtischen Volksschulen unterrichtet; Unterrichtsfächer wurden geschlechtsspezifisch ausgewählt; in ländlichen Gegenden wurden Jungen und Mädchen im gleichen Klassenverband gemeinsam unterrichtet; Berechtigung von Mädchen im höheren Schulwesen wird im Verlauf des 20. Jahrhunderts zum Regelfall; Koedukation wird seit den 60ern des 20. JH. zunehmend in weiterführenden Schulen eingeführt |
Konfession/Religion (Entwicklung von Schulen im 19. und 20. Jahrhundert) | konfessionelle Gliederung des Volksschulwesens ist im 19. Jahrhundert der Regelfall (Kath., Ev. und Jüd. getrennt); Beginn der Weimarer Republik ermöglicht Simultanschulen in Großstädten und eine Volksschullehrer-Ausbildung unabhängig von der Konfession; 1933-1945 Entkonfessionalisierung; Nach 1945 werden einige Konfessionsschulen wieder errichtet, durch eine große konfessionelle Mischung der Wohnbevölkerung entstanden viele ungegliederte Zwergvolksschulen; Durch die Teilung der Volksschulen in Grund- und Hauptschule, sowie der Ausbau von Real- & Gesamtschulen und Gymnasium sind Konfessionsschulen die Ausnahme geworden |
Sozialstatus (Entwicklung von Schulen 19. und 20. Jahrhundert) | Soziale Homogenität in Schulen wurde traditionell über das Schulgeld erreicht, sozioökonomisch schwache Eltern konnten sich lange Ausbildungszeiten ihrer Kinder nicht leisten; Abschaffung des Schulgeldes für Volksschulen 1888 und drastische Erhöhung des Schulgeldes für weiterführende Schulen; in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Schulgeld abgeschafft; Einführung von Schüler-BaföG in den 70ern |
Begabung (Entwicklung von Schule im 19. und 20. Jahrhundert) | bis in die 60er Jahre des 20. JH. war man davon überzeugt, dass Begabung angeboren war (also von Umwelteinflüssen unabhängig); es wurden 3 Begabungstypen festgestellt (Praktisch, Praktisch/Theoretisch, Theoretisch) |
Behinderung (Entwicklung von Schulen im 19. und 20. Jahrhundert) | lernbehinderte Kinder wurden im 19. JH. zusammen mit allen anderen Kindern in Dorfschulen unterrichtet; Kinder mit anderen Behinderungen wurden oft von der Schulpflicht befreit; In der 2. Hälfte des 20. JH. werden flächendeckend Hilfsschulen für Lernbehinderte eingerichtet: ausgebautes, differenzierter Sonderschulwesen |
Staatsangehörigkeit (Entwicklung von Schulen im 19. und 20. JH.) | Schulpflicht galt schon im 19. JH. nur für staatsangehörige Landeskinder, nach der Reichsgründung wurde die Schulpflicht auch auf Staatsangehörige eines anderen Bundesstaates ausgedehnt; 1938 wurde das Reichsschulpflichtgesetz erlassen, wo Schulpflicht auf deutsche Kinder eingeschränkt wurde; auch nach 1945 galt dieses Gesetz noch weiter, in NRW wurde erst Mitte 1966 die Schulpflicht wieder ausgedehnt; Heute besteht die Schulpflicht in der Hälfte der Bundesländer mit einem gesicherten Aufenthaltstatus ausländischer Kinder |
Abstammung/"Rasse" (Entwicklung von Schule im 19. und 20. JH.) | ab 1933 schrittweise Ausgrenzung derer, die als "artfremd" oder "fremdvölkisch" galten (Juden, Sinti, Roma - "Zigeuner", Afrodeutsche - "Negermischlinge"); es wurde ein Gesetz erlassen ("Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen" April, 1933), um Nichtarier (v.a. Juden) aus den Schulen und Hochschulen zu vertreiben |
Sprache/Ethnizität (Entwicklung von Schulen imm 19. und 20. Jahrhundert) | Sprachliche Homogenität in Lerngruppen war Anfang des 19. JH der Regelfall; im Deutschen Kaiserreich gab es eine große sprachliche Vielfalt, doch kleinräumig lag überwiegend sprachliche Homogenität vor; Schüler und Lehrer kannten Hochdeutsch nur als Schriftsprache, nicht als gesprochene Sprache; durch die zunehmende Migration, Industrialisierung und Herausbildung moderner Staaten wurden regionale Kommunikationssprachen zunehmend diskriminiert, um das Hochdeutsch zu verbreiten mit dem Ziel der Einsprachigkeit; seit den 70ern des 19. JH. war Hochdeutsch die einzige offiizielle Unterrichtssprache |
Schule Anfang des 21. Jahrhunderts | Differenzlinie Geschlecht für die Organisation von Lerngruppen ist fast ganz entfallen; Differenzlinie Konfession/Religion hat deutlich an Bedeutung abgenommen; Differenzlinien Staatsangehörigkeit und Abstammung/Rasse spielen gar keine Rolle mehr; Differenzlinien Lebensalter, Sozialstatus, Begabung, Behinderung/Nicht-Behinderung und Sprache sind der gesicherte Regelfall |
Differenzlinien und schulstruktureller Status |
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