Theorien und Konzepte der Entwicklungspsychologie 2

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Höhl, 2. VO zu Entwicklungspsychologie
Miriam Brunner
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Question Answer
Wo liegt der Fokus der Psychodynamischen Theorien? auf Motivation, Emotion und Beziehungen zu anderen Menschen
Stichworte zu Psychoanalyse - Anlehnung an damals neue Ansätze der Physik: Triebenergie; Psychodynamik - psychische Triebenergie leitet sich aus biologischer Energie ab, die Bedürfnisse auslöst (Libido) - Entwicklung = VÄ des Ortes, an dem Libido wirksame wird und der Art ihrer Kontrolle; VÄ = bestimmt durch: biologische Reifungsprozesse und soziale Erfahrungen
Was ist Triebenergie? = psychische Energie auch für psychische Vorgänge
Was ist Psychodynamik? Triebenergie bindet sich verteilt an bestimmte Objekte, wandelt sich um und entlädt sich
Was sind die Phasen nach Freud? - orale Phase - anale Phase - phallische Phase - Latenzperiode - genitale Phase
Was ist die orale Phase? - bis Ende des 1. LJ - Bedeutung der Mutter-Kind Bindung - von anfänglich symbiotischer Beziehung hin zu eigenständigem Selbst
Was ist die anale Phase? - bis Ende 3. LJ - Machterleben und Kontrolle über eigene Körperprozesse
Was ist die phallische Phase? - 4. - 6. LJ - Entwicklung des ÜBER-ICHs im Zusammenhang mit der Lösung des Ödipuskomplexes - Identifikation mit dem eigenen Geschlecht
Was ist die Latenzperiode? - bis Beginn der Pubertät - Verdrängung (Sublimierung) sexueller Triebimpulse - Verschiebung der Triebziele in andere Bereiche (Bsp. Schule, Sport, Freunde)
Was ist die Genitale Phase? - mit Beginn der Pubertät - Triebregungen richten sich auf Geschlechtspartner außerhalb der Familie
Wie ist die Struktur der menschlichen Psyche nach Freud? - ES (angeboren, unbewusst, unlogisch, produziert Triebenergie = Lustprinzip) - ICH (in der oralen Phase erworben, reguliert Triebabfuhr = Realitätsprinzip) - ÜBER-ICH (ensteht frühestens in der analen Phase, entwickelt sich aber in der phallischen Phase weiter, repräsentiert soziale Normen = Moralitätsprinzip)
Was ist das Unbewusste? - vorwiegend verdrängte Gedanken und Gefühle - Seele des Säuglings - selbst beim Erwachsenen der größte Bereich
Was ist das Vorbewusste? - wird nicht aktiv aus dem Bewusstsein ausgeschlossen, ist ihm prinzipielle immer zugänglich - nimmt mit zunehmenden Alter auf geistigem Gebiet mehr Raum ein
Was ist das Bewusste? Wahrnehmung und Denken, dass der Person direkt zugänglich ist - nimmt mit zunehmenden Alter auf geistigem Gebiet mehr Raum ein
Stichworte zu Psychoanalyse (Ergänzungen) - ICH und ÜBER-ICH erstrecken sich über alle 3 topographischen Bereiche - Freud betont frühe Kindheit (hat aber nie Kinder untersucht); Datenmaterial = Erinnerung seiner Patienten, führt Störungen auf frühkindliche Erfahrungen zurück - Methoden: Hypnose, Traumdeutung, freie Assoziation
Wer war Erik H. Erikson? - Neo-Analytiker - Unterschiede zu Freud: Lebensspannenperspektive, sieht zentrale Impulse für Entwicklung nicht alleine in der Verschiebung erogener Zonen, sondern auch in Veränderungen der sozialen Bezüge - 8 Phasen Modell
Was ist das 8 Phasen Modell nach Erikson? = jede Phase hat eine Entwicklungsaufgabe, die bewältigt werden muss; als krisenhaft erlebt, da man zwischen 2 Polen seine Position/Identität finden muss; Art der Bewältigung beeinflusst alle weiteren Phasen - Urvertrauen vs. Urmissvertrauen - Autonomie vs. Scham und Zweifel - Initiative vs. Schuldgefühl - Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl - Identität vs. Identitätsdiffusion - Intimität und Solidarität vs. Isolierung - Generativität vs. Selbstabsorption - Integration vs. Verzweiflung
Stichworte Urvertrauen vs. Urmissvertrauen - 1. LJ - inwieweit kann ich meiner (sozialen) Umwelt vertrauen? - Hoffnung vs. Rückzug
Autonomie vs. Scham und Zweifel - 2.-3. LJ - inwieweit darf ich mich selbstständig machen? - Wille vs. Zwang
Initiative vs. Schuldgefühl - 4.-5. LJ - wieweit darf ich die Umwelt erobern? - Zielstrebigkeit vs. Hemmung
Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl - 6. LJ bis Pubertät - Was kann ich mir zutrauen? - Kompetenz vs. Trägheit
Identität vs. Identitätsdiffusion - Adoleszenz - wer bin ich? Welche Rolle spiele ich für mich und für andere? - Treue vs. Zurückweisung
Intimität und Solidarität vs. Isolierung - junge Erwachsene - wie nahe lasse ich andere Menschen an mich heran? - Liebe vs. Exklusivität
Generativität vs. Selbstabsorption - mittlere Erwachsene - was habe ich zu geben? - Fürsorge vs. Ablehnung
Integration vs. Verzweiflung - ältere Erwachsene - wie bewerte ich mein Leben im Rückblick? - Weisheit vs. Verachtung
Wer war Burrhus F. Skinner? - Vertreter der klassischen Lerntheorie
Was besagt die klassische Lerntheorie? - nur beobachtbares VH ist von Interesse - VH wird gelernt - Verstärkung (Belohnung) erhöht die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens; Bestrafung verringert sie - Lernen
Was ist Lernen laut der klassischen Lerntheorie? - zentraler Mechanismus der Verhaltensänderung - unabhängig von der Art (Mensch oder Tier) und Alter - erfolgt nach definierbaren Prinzipien
Was ist die Entwicklung laut der klassischen Lerntheorie? - kein Stadienmodell - kontinuierlicher Prozess: Zunahme der Anzahl und Stärke von Assoziationen - Fokus auf Umweltfaktoren/Lerngelegenheiten
Was sagte John B. Watson? dass, wenn er ein paar gesunde Säuglinge bekäme, er diese so formen könne, wie er wolle und sie zu allem (Arzt, Anwalt) machen könne - was aber nicht stimmte
Was ist die soziale Lerntheorie? - Albert Bandura - Verstärkung erhöht die Wrsl mit der VH gezeigt wird - Prinzip der stellvertretenden Verstärkung (verdeutlicht Lernen ohne Versuch = Modelllernen/Imitation) - Betonung der kognitiven Faktoren (Aufmerksamkeit, Motivation) - bei klassischen Lerntheorien ausgeblendet - abstrakte Modellierung - wechselseitige Beeinflussung zwischen Kind und seiner Umwelt
Was ist abstrakte Modellierung? = Fähigkeit, aus der Beobachtung einer Reihe spezifischer VHW, allgemeine Regeln zu abstrahieren (Bsp. Spracherwerb)
Was ist die Bedeutung der Lerntheorien bis heute? - Rolle von Verstärker/Verstärkersystemen im pädagogischen und therapeutischen Kontext - Verhaltenstherapie - Bedeutung des Lernen am Modell (Bsp. Familie)
Was sind die Grundannahmen der humanistischen Theorien (5) ? 1. Mensch = sinn- und zielorientiert 2. Individuum entwickelt sich in Richtung zunehmender Autonomie 3. Suche nach Selbstverwirklichung und Ganzheit im Erleben 4. Entwicklungsmotor = Streben nach Selbstverwirklichung 5. Kritik an den (mechanistischen) MB von Psychoanalyse und Lerntheorien/Behaviorismus
Was tat Charlotte Bühler? - legte Fokus auf Autonomieentwicklung des Individuums in seinen sozialen Bezügen - Grundtendenzen aller menschlichen Strebungen: Bedürfnisbefriedigung (zur Selbstbeschränkung in Anpassung an die Umwelt; eine zur schöpferischen Expansion; zur Aufrechterhaltung innerer Ordnung) - Methoden: Beobachtung und Erforschung des kindlichen VH in alltäglichen Situationen; Untersuchung von Tagebüchern Jugendlicher; Testreihen zur Feststellung des Entwicklungsquotienten von Kindern
Was sind die Grundannahmen kontextualistischer Ansätze? - Jeder Mensch entwickelt sich in sozialem Kontext - wer Entwicklung verstehen will, muss diese Kontextbedingungen berücksichtigen und analysieren - Untersuchungseinheit ist nicht das Kind, sondern das Kind im sozialen Umfeld
Stichworte zu Lev Vygotski - kulturhistorische Schule der russischen Psychologie => soziale Interaktion bestimmt die Kognition; alle intramentalen Prozesse sind ableitbar aus intramentalen Austausch mit anderen Personen; kulturelle/mentale Werkzeuge: Sprache, Zeichen, Symbole, ... - Zone der proximalen Entwicklung - Entwicklungsmotoren
Was ist die Zone der proximalen Entwicklung (Vygotski)? = Bereich in dem sich Lernen und Entwicklung abspielen
Was ist gelenkte Partizipation (Vygotski)? = Lernkontext wird so gestaltet, dass das Kind durch Hilfestellung etwas lernen kann, dass es von sich aus nicht hätte lernen können
Was ist die Bedeutung der kontextualistischen Ansätze für die heutige pädagogische Praxis? - Lehrende: Orientierung am potentiellen Entwicklungsniveau; passende Unterstützung bieten, mit zunehmenden Fortschritt abbaubar = Konzept des Scaffoldings - aktive Mitbeteilung des Kindes an Lernentwicklung durch eigenständige Suche nach Lernkontexten und Hilfestellungen; Mitbestimmung der Lehr/Lerninteraktion durch Persönlichkeitseigenschaften des Kindes - dynamische Leistungsbeurteilung des potentiellen Entwicklungsniveaus auf methodischer Ebene im Einklang mit der Betrachtung von Entwicklungsprozessen innerhalb der Zone proximaler Entwicklung
Was ist der ökologische Ansatz? - Uri Bronfenbrenner - entscheidend für Betrachtung individ Entwicklung = subjek Repräsentation der Lernraumbedingungen durch Individuum - Feldforschung (ökologisch valide innerhalb natürlichen Kontextes) - Forderung nach soz.polit. Engagement von Entwicklungspsychologen - fortschreitende gegenseitige Anpassung zw aktiven sich entwickelnden Menschen und wechselnden Eigenschaften seiner unmittelbaren Lebensbereichen - fortlaufend von Bez dieser Lebensbereiche untereinander und den größeren Kontexten beeinflusst, in die sie eingebettet sind
Jean Piaget (1896-1980) - Theorie der genetischen Epistemologie = Entwicklung des Erkennens basierend auf Beobachtung von Kindern verschiedenen Alters - Vorstellung von der Entwicklung des Denkens in aktiver Auseinandersetzung mit der Umwelt (intrinsische Neugier des Kindes als Entwicklungsmotor; Wissenserwerb als aktiver, erfahrungsgetriebener Konstruktionsprozess) - bereichsübergreifende Stadientheorie
Was besagt die Stadientheorie von Jean Piaget? - qualitative VÄ (abgegrenzte, hierarchische Stadien) - Stadien sind unveränderlich (invariante Abfolge), aufeinander aufbauend, universell - breite Anwendbarkeit über verschiedene Themen und Kontexte hinweg - sensomotorisch, preoperational, konkret operational, formal operational
Sensomotorisch - bis 2 Jahre - Erfahrung durch Sinne und Taten; z.B. wie ein Hund ausseiht und wie er sich anfühlt
preoperational - 2-7 Jahre - Welt durch Sprache und geistige Vorstellung repräsentieren - Welt aus anderen Perspektiven betrachten
konkret operational - 7-12 Jahre - logisches Denken - Objekte zu Kategorien zusammenfassen - Verständnis, dass Dinge nicht nur von einem, sondern mehrerern Faktoren beeinflusst werden
formal operational - ab 12 Jahren - systemisches Denken - Politisches, ethisches und wissenschaftliches Denken, sowie wissenschaftliches Begründen
Welche Entwicklungsprozesse gibt es ns laut Piaget? - Assimilation => info aus der Umwelt wird an die eigene Verständnisvoraussetzung angepasst - Akkomodation => Wissensstrukturen (Schemata) werden an neue Erfahrungen angepasst - Äquilibration => Wechselspiel zw Akkomodation und Assimilation; Ziel = stabiles Verständnisniveau - angeborene Tendenz des Kindes auf Umwelt zu reagieren (Adaption); Gleichgewichtszustand zw seiner kognitiven Organisation und den Umwelterfahrung herzustellen (Äquilibration)
Was ist die Kritik an Piagets Theorie? - wenig empirische Bestätigung des Stadiumkonzepts - geringe Konsistenz über Wissensdomänen hinweg - Unterschätzung von frühen Kompetenzen (sprachabhängige Aufgaben) - geringe Berücksichtigung sozialer und kultureller Komponenten (universeller Ansatz) - wenig Verständnis über kognitive Prozesse und Mechanismen
Was ist die Gehirn-Computer-Analogie des Informationsverarbeitungsansatz? - Denken als Informationsverarbeitung (Input - Datenverarbeitung - Output = Verhalten) - kog. Entwicklung als kontinuierliche vorwiegend quantitative VÄ (größere Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, größere Speicherkapazitäten) - Analyse von Prozessen und Denk-Strategien - Fokus auf Lernen, Gedächtnis, Problemlösen - Kritik: starke Vereinfachung, Computeranalogie nicht plausibel
Welche domänspezifischen Theorien gibt es? - Kernwissenstheorien - Domänen, in denen angeborenes Kernwissen angenommen wird (Elizabeth Spelke) - Intuitive Theorien (Susan Carey)
Was sind die Kernwissenstheorien? - Fokus auf Domänen von evolutionärer Bedeutung (soziales, numerisches und physikalisches Wissen) - Nativismus = angeborene kognitive Fähigkeit von Kd als Produkt evolutionärer Prozesse = Phylogenese - Kd startet mit angeborenem Kernwissen in eine gegebene Domäne => Wissensanreicherung um diesen Kern - kein qualitativer Unterschied zw kindl Wissenssystemen und den der Erw
Was besagt die Theorie von Elizabeth Spelke? - Domänen, in denen angeborenes Kernwissen angenommen wird - Objektrepräsentation z.B. Kohäsion - Personen bzw. Agenten - Zahlen
Was besagen die intuitiven Theorien von Susan Carey? - domänenspezifisches Wissen ist theorieähnlich organisiert (intuitive Physik, Biologie, Theory of Mind) - Theorien = extrem resistent gegenüber theoriekonsistenter Information => bei Theoriewandel: komplette Neuorganisation des Wissenssystems => kognitive Entwicklung als Theoriewandel (qualitative VÄ in Wissenssystemen)
Was ist die Theorie von Natasha Kirkham= - statistisches Lernen als domänenübergreifender Mechanismus - Ablehnung nativistischer Positionen - Lernen steht im Vorderung => wird durch statistische Regularitäten geleitet
Was ist die Idee von Denis Mareschal? - zentrale Frage: Wie kommt es zur Entwicklung? => mechanistischer Anstz - Computermodellierung als Werkzeug, um die Plausibilität verschiedener Erklärungsmechanismen zu testen => neuronale Netzwerke
In was unterscheiden sich Theorien der menschlichen Entwicklung? - inhaltlichen Aspekte menschl. Erlebens und VH jeweils im Zentrum der Betrachtung => Kognition, Emotion und Motivation, Umgang mit der dinglichen oder der soziale Umwelt - zugrundeliegende MB => z.B. Humanismsu vs. mechan. Ansätze der Psychoanalyse/Behaviorismus - relative Gewichtung von biolog. und Umweltfaktoren => z.B. nativistische, domänenspezifische Ansätze vs. statistical learning
Was ist der Humanismus? Weltanschauung, in deren Zentrum die Fähigkeit der Menschheit, zu einer besseren Existenzform und des Individuums zur Selbstverwirklichung steht
Was ist Konditionierung? Formen des Lernens von Reiz-Reiz-Assoziationen bzw. Reiz-Reaktions-Assoziationen (Stimulus-Response-Lernen) durch wiederholte Kopplung von Reizen
Was ist Nativismus? Ansicht, bestimmte Begabungen oder Fähigkeiten seien angeboren oder von Geburt an im Gehirn fest verankert
Was ist ökologische Validität? Gültigkeit eines psychologischen Untersuchungsbefundes für das Alltagsgeschehen
Was ist Scaffolding? Unterstütung des Lernprozesses durch die Bereitstellung geeigneter, angepasster Hilfestellungen, die nach und nach abgebaut werden
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