Zweiter Teil
Noch am selben Tag erscheint bei der Familie ein Prokurist von Gregors Arbeitgeber, um sich nach dessen Verbleib zu erkundigen. Der Vater führt den Prokuristen in das Zimmer des Verwandelten. Beim Anblick des Ungeziefern ergreift der umgehend die Flucht, während Gregors Vater – einem Dompteur gleich – versucht, den Sohn wieder in sein Zimmer zurückzutreiben.
Als sich die Familie später am Tag mit der Situation auseinandersetzt, wird schnell klar, dass vor allem dem Vater die bevorstehenden finanziellen Sorgen mehr belasten als der Zustand seines Sohnes. Die drei Angehörigen des bisherigen Ernährers beraten darüber, wie die Familie nun finanziell abgesichert werden kann. Der Vater sieht sich dazu außerstande, weil er seit seinem Konkurs vor einigen Jahren nicht mehr gearbeitet hat. Außerdem hat er seitdem erheblich an Gewicht zugelegt und ist in Lethargie verfallen. Auch für die Mutter kommt eine Anstellung nicht infrage. Neben den Aufgaben einer klassischen Hausfrau jener Zeit obliegt ihr auch die Pflege und Versorgung ihres von Selbstmitleid zerfressenen Ehemannes. Wie fast alle Frauen des 19. Jahrhunderts hat auch sie niemals gelernt, eigene Entscheidungen zu treffen. Als ähnlich unfähig zum Broterwerb erweist sich Gregors Schwester Grete. Im Gegensatz zu ihrem Bruder hat sie alle erdenklichen Freiheiten innerhalb der Familie, bekommt nahezu jeden Wunsch erfüllt und lebt vorwiegend in den Tag hinein. Weil Gregor seiner Schwester dieses süße Leben aber gönnte und sie förderte, hatten die Beiden bis zu jenem Morgen ein harmonisches Geschwisterverhältnis. Nun wird Grete damit beauftragt, den verwandelten Bruder zu versorgen. Allerdings wird diese Aufgabe bei ihr schnell zum Kalkül, denn Grete liegt nun weniger an ihrem Bruder als viel mehr an ihrer gesteigerten Bedeutung innerhalb der Familie.
Währenddessen wird immer deutlicher, dass es sich bei Gregors Verwandlung wohl um etwas Endgültiges handelt. Seine menschlichen Wesenszüge verblassen immer mehr und auch seine Hoffnung auf eine Änderung der Lage schwindet. Gregor versucht, sich mit der Situation zu arrangieren und kriecht über immer öfter durch sein Zimmer. Weil ihm das vor allem an den Wänden schon recht gut gelingt, wollen Mutter und Schwester das Zimmer völlig leerräumen, um dem Sohn mehr Möglichkeiten zur Fortbewegung zu bieten. Neben den Möbeln soll auch Gregors Lieblingsgemälde entfernt werden. Um dies zu verhindern, krabbelt Gregor auf das Bild, um es zu schützen, was allerdings von der Mutter als Attacke auf sie fehlinterpretiert wird. Gregors Mutter fällt vor Schreck in Ohnmacht. Als die herbeieilende Schwester nach einer Medizin für die Mutter greift, fällt versehentlich ein Fläschchen vom Regal, trifft Gregor im Gesicht und verletzt ihn. Weitere Wunden erleidet Gregor, als der Vater später am Tag von dem Vorfall erfährt und mit alten Äpfeln nach seinem Sohn wirft.