Sozialpsychologie 2 - Kp.2

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Kapitel 2 - sozialer Einfluss
Justus Honig
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Justus Honig
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Pregunta Respuesta
Sozialer Einfluss Prozess der Veränderung Individueller Einstellungen, Werte, Verhaltensweisen etc. aufgrund der Konfrontation mit relevanten Informationen durch andere Personen
Konformität Die Veränderung individueller Verhaltensweisen, Überzeugungen, Einstellungen etc. infolge sozialer Beeinflussung durch eine numerische Majorität (Mehrheit) der Gruppenmitglieder. Die idividuellen Positionen werden infolge des Einflusses an die Majoritätsposition angepasst
Prozesse auf die Majoritätseinfluss zurückgeführt wird 1. Informationeller Einfluss 2. normativer Einfluss
Informationeller Einfluss Def.: Sozialer Einfluss, der darauf beruht, dass man die von der Majorität der Gruppenmitglieder vertretenen Überzeugungen, Einstellungen etc. als angemessene Interpretationen der Realität akzeptiert Beruht auf dem Bedürfnis, ein möglichst akurates Bild der sizialen Ralität zu erhalten. In Situationen, in denen sich MEnschen selbst unsicher bzgl. der Einschätzung eines Sachverhalts sind, orientieren sie sich daher daran, wie die meisten anderen Personen (Majorität) den Sachverhalt einschätzt bzw. sich dem gegenüber verhält
Sherifs Studien zur Formierung von Normen - wichtiger Grundstein für das Verständnis informationalen Einflusses - Stichpunkte: autonkinetischer Effekt (Bewegung eines Lichtpunktes im dunklen Raum) - Gaben die Untersuchungspersonen ihre Urteile alleine ab, entwickelte sich im Verlauf der Durchgänge eine persönliche Norm (d.h. die Einschätzun-gen variierten immer dichter um einen bestimmten Schätzwert; dieser Wert war von Untersuchungsperson zu Untersuchungsperson unterschiedlich). Schon nach wenigen Durchgängen in einer Gruppe konvergierten die Einschätzungen der Untersuchungspersonen allerdings auf eine gemeinsame mittlere Position (die Gruppennorm), an der sich die Untersuchungspersonen auch dann noch orientierten, wenn sies päter wieder alleine urteilten >
Normativer Einfluss Def.: Normativer Einfluss beruht darauf, dass man die Erwartungen anderer Gruppenmitglieder erfüllen und negative Sanktionen bei normabweichendem Verhalten vermeiden möchte Lässt sich durch das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung erklären
Aschs Konformitätsexperimente - In einer Serie paradigmatischer Experimente zeigte Asch (1956), dass Menschen sich auch dann der Position einer Majorität anpassen, wenn diese einen Sachverhalt ganz offensichtlich falsch beurteilt - Stichpunkte: Längenvergleiche von Linien - Deutliche interindividuelle Varianz bei Fehleinschätzungen 37% der von den Untersuchspersonen abgegebenen Urteile waren insgesamt falsch und entsprachen dem Urteil der Majorität Nur 24% der Untersuchungspersonen ließen sich in keinem der Durchgänge beeinflussen - Bei Untersuchungen mit dem Asch-Paradigma ist der Effekt des normativen Einflusses bereits zu beobachten, wenn eine Person mit zwei Personen konfrontiert ist, die ein-stimmig eine andere Meinung vertreten. Zusätzliche Personen führen zu vergleichsweise gerin-geren Effektsteigerungen
Compliance Wenn Menschen sich in öffentlichen Situationen normenkonform verhalten, ohne dass sie die entsprechende Norm privat akzeptieren
Welche situativen Bedingungen begünstigen Konformität aufgrund normativen Einflusses? 1. Interdependenz 2. Größe der Majorität 3. Unabhängigkeit der Quellen 4. Öffentliche Identifizierbarkeit 5.Einstimmigkeit der Majorität
1. Interdependenz Sind die Gruppenmitglieder im Hinblick auf die Erreichung eines Zieles voneinander abhängig, erhöht sich typischerweise die Tendenz zur Konformität
2. Größe der Majorität Bei Untersuchungen mit dem Asch-Paradigma ist der Effekt des normativen Einflusses bereits zu beobachten, wenn eine Person mit zwei Personen konfron-tiert ist, die einstimmig eine andere Meinung vertreten. Zusätzliche Personen führen zu ver-gleichsweise geringeren Effektsteigerungen. Mit anderen Worten: Es bedarf nicht unbe-dingt einer zahlenmäßig extrem überlegenen Majorität, um Konformität auf der Basis von normativem Einfluss zu erzeugen
3. Unabhängigkeit der Quellen Ein Faktor, von dem abhängt, ob die Konformität weiter zunimmt, wenn die Person mit mehr als zwei Personen konfrontiert ist, die eine abweichen-de Meinung vertreten, besteht darin, ob diese anderen Personen als unabhängige Urteiler oder als „Stimmvieh“ angesehen werden. Mehrere unabhängige Informationsquellen werden also als verlässlicher angesehen als ein Gruppenurteil.
4. Öffentliche Identifizierbarkeit Begünstigend wirkt sich insbesondere die öffentliche Identifizierbarkeit der eigenen Position aus. Tatsächlich reduzierte sich die Konformität der Untersuchungspersonen in Untersuchungen mit dem Asch-Paradigma drastisch, wenn die Untersuchungsperson ihr Urteil nicht durch ein öffentlich sichtbares Handzeichen, sondern schriftlich (geheim) abgeben konnte
5. Einstimmigkeit der Majorität Drastische Abnahme der Konformität durch das Aufbrechen der Einstimmigkeit der Majoritätsmeinung. Dies unterstreicht, wie wichtig „Abweichler“ als Rollenmodelle für Widerstand gegen Konformitätsdruck sind
False consensus effect Die Tendenz, die Übereinstimmung zu überschätzen, die zwischen den eigenen Einstellungen, Meinungen, Weltsichten und denen anderer Personen herrscht
Erklärungen für den "false consensus effect" 1. Kognitive Verfügbarkeit: Belege für Ähnlichkeiten zwischen der eigenen Person und an-deren Personen lassen sich leichter aus dem Gedächtnis abrufen als Unähnlichkeiten. 2. Selbstverankerung und Projektion: Menschen gehen bei der Einschätzung von anderen zunächst von sich selbst aus und projizieren ihre eigenen Einstellungen auf andere. 3. Konsistente Informationssuche: Menschen suchen gezielt nach Menschen, die mit ihnen übereinstimmen,während sie Personen, die anderer Sichtweise haben, vermeiden 4. Bedürfnis nach Zugehörigkeit: Menschen streben danach, mit anderen Personen übereinzustimmen, um gegenüber sich selbst und anderen ihre Gruppenzugehörigkeit zu zeigen. Dieses Bedürfnis verzerrt ihre Wahrnehmung der tatsächlichen Übereinstimmung Mit höherer negativer Einstellung gegenüber der Fremdgruppe steigt die Konsensusüberschätzung (d.h. Personen mit einer hohen negativen Einstellung überschätzten den Konsensus stärker als Personen mit positiver Einstellung)
Theorie des Minoritätseinflusses (Konversionstheorie) - Moscovici Dieser Theorie zufolge ist der Minoritätseinfluss eine entscheidende Triebkraft für Innovation und sozialenWandel innerhalb von Gruppen und Gesellschaften (Majoritäten sorgen hingegen eher für Stabilität und Traditio-nalismus). Die Wirksamkeit von Minoritätseinfluss hängt Moscovicis Theorie zufolge entscheidend vom Verhaltensstil der Minorität ab: Eine Minorität wird insbesondere dann erfolgreich (informationalen) sozialen Einfluss ausüben, wenn sie ihren abweichenden Standpunkt konsis-tent vertritt d.h., wenn sie ihre Position einstimmig und über die Zeit hinweg aufrechterhält
Theorie des Minoritätseinflusses (Konversionstheorie) - Moscovici Moscovici postuliert, dass Minoritätseinfluss und Majoritätseinfluss auf unterschiedlichen psychologischen Prozessen beruhen –ersterer auf Validierungsprozessen (d.h. systematischer Verarbeitung der Minoritätsargumente aufgrund eines kognitiven Konflikts zwischen eigener und Minoritätsmeinung) und letzter auf Vergleichsprozessen (d.h. relativ oberflächlicher Verarbeitung, die durch das Bedürfnis geprägt ist, die durch ei-nen Meinungskonflikt entstehende Bedrohung der eigenen Zugehörigkeit zur Majorität durch Anpassung aufzulösen). Seiner Auffassung nach sollte Minoritätseinfluss daher eher zu privater Akzeptanz (Konversion), Majoritätseinfluss hingegen eher zu compliance führen. Die empirische Befundlage ist diesbezüglich allerdings nicht einheitlich.
David & Turner: Analyse sozialer Einflussprozesse auf der Basis der Selbstkategorisierungstheorie Es können nur diejenigen Personen sozialen Einfluss ausüben, die auf für den Einfluss relevanten Dimensionen als ähnlich zum eigenen Selbst wahr-genommenen werden. Es sollte daher dann zu sozialem Einfluss kommen, wenn: 1. die Einflussquelle als Mitglied der Eigengruppe wahrgenommen wird (Einflussversuche von Fremdgruppenmitgliedern sollten hingegen zurückgewiesen werden) 2. die Position der Quelle relativ prototypisch für die Eigengruppe ist (d.h. sie ist typisch für die Eigengruppe, aber wenig typisch für die Fremdgruppe). > Minoritäten können nur dann Einfluss ausüben, wenn sie von der Person als Teil der Eigengruppe definiert werden. Minoritätseinfluss muss daher eine Form der Rekategorisierung vorausgehen, durch die die Minorität nicht länger als Fremdgruppe, sondern als Teil einer Eigengruppe wahrgenommen wird
Milgram Experimente - Stichworte: Elektroschoks bei falscher Antwort - Experimente zu den sozialpsychologischen Prozessen, die Formen eines „blinden“ oder destruktiven Gehorsams bedingen
Warum gehorchen Menschen Autoritäten? 1. Informationaler Einfluss: Autoritäten werden besondere Kompetenzen und Kenntnisse zugeschrieben; sie sind legitimiert, Gehorsam einzufordern; ihre Entscheidungen werden daher als richtig und angemessen akzeptiert 2. Normativer Einfluss: In hierarchisch strukturierten Gruppen, Organisationen oder Institutionen schreiben Normen den Gehorsam gegenüber Autoritäten vor, und die Akzeptanz dieser Normen spielt eine wichtige Rolle für die Funktionsfähigkeit dieser sozialen Systeme > Furcht vor Sanktionierung von Ungehorsam
Milgrams Experimente legen nahe, dass auch der „Durch-schnittsmensch“ dazu gebracht werden kann, einer Autorität Folge zu leisten, selbst wenn das Verhalten gegen eigene Werte und Überzeugungen verstößt. Wie lässt sich dies erklären? 1. Normativer Einfluss: Normativer Druck machte es den Untersuchungspersonen schwer, die Vergabe der Schoks zu verweigern. Wenn eine Autoritätsperson sehr darauf besteht, dass man gehorcht, ist es für viele Menschen i.d.R. schwierig, sich zu widersetzen 2. Informationaler Einfluss: Informationaler Einfluss wird insbesondere in mehrdeutigen, unklaren oder neuen Situationen wirksam, für die die Menschen keine Verhaltensroutinen haben (Dilemmasituation). In diesen Situationen orientieren sich Menschen an anderen Personen (Versuchsleiter) 3. Selbstrechtfertigung
Situative Determinanten des Gehorsams Bereitschaft zum Gehorsam nimmt ab, wenn: 1. die Distanz zum Opfer verringert wird 2. die Legitimität der Autoritätsperson in Frage steht 3. andere Teilnehmer sich weigern, zu gehorchen (> Bedeutung von Abweichlern als Rollenmodelle für Widerstand)
Group-Engagement-Modell
Group-Engagement-Modell (Allgemein) - liefert einen weiteren Erklärungsansatz dafür, wie Autoritäten Einstellungen und Verhaltensweisen von Gruppenmitgliedern beeinflussen - Im Mittelpunkt steht hier allerdings nicht allein die Interaktion zwischen Autorität und individuellem Gruppenmitglied, sondern die Implikationen dieser Interaktion für die Beziehung zwischen Individuum und Gruppe - Das Modell integriert Annahmen der sozialpsychologischen Gerechtigkeitsforschung, insbesondere der Forschungzur prozeduralen Gerechtigkeitmit dem sozialen Identitätsansatz
Prozedurale Gerechtigkeit Prozedurale Gerechtigkeit beinhaltet die subjektive Wahrnehmung, dass Autoritäten innerhalb der Gruppe der eigenen Person in Entscheidungsprozessen fair und unvoreingenommen gegenüberstehen und ihr die Möglichkeiten geben, Entscheidungen, die sie selbst betreffen, mit zu beeinflussen - Dies kommuniziert zwei Kernbotschaften: 1. Person wird von Autoritäten als vollwertiges Mitglied akzeptiert 2. Person kann stolz auf ihre Gruppe sein, da die gerechte Behandlung die moralischen Werte und Prinzipien der Gruppe insgesamt reflektiert Faire Behandlung durch statusgleiche Gruppenmitglieder ist ebenfalls eine Quelle für intergruppalen Respekt
Group-Engagement-Modell (Annahmen) 1. Prozedurale Gerechtigkeit führt zu Stolz 2. Respekt und Stolz führen zu einer Stärkung der Identifikation mit der Eigengruppe 3. Dies verstärkt die Effektivität sozialer Einflussprozesse durch andere Gruppenmitglieder 4. Dies führt zu Verhaltensweisen, die konform zu den Zielen der Gruppe und ihren Normen sind
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