Sozialpsychologie 2 - Kp.7

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Sozialpsychologie Fichas sobre Sozialpsychologie 2 - Kp.7, creado por Justus Honig el 21/01/2020.
Justus Honig
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Resumen del Recurso

Pregunta Respuesta
Soziale Bewegung Eine große Anzahl von Personen, die sich selbst als Gruppe definieren und von anderen so definiert werden. Ziel sozialer Bewe-gungen ist es, ein gemeinsames soziales oder politisches Problem zu lösen. Dabei setzen sie unterschiedliche Formen des politischen Protests ein
Strategien von sozialen Bewegungen Während sich nach innen gerichtete Aktivitäten der Bewegung an die eigenen Mitglieder oder Sympathisanten richten (z.B. der Aufbau von Netzwerken und Or-Soziale Bewegung ganisationsstrukturen), zielen nach außen gerichtete Aktivitäten (z.B. kollektiver Protest) darauf ab, einen sozialen Wandel im Sinne der Ziele der Bewegung herbeizuführen (oder einen Wandel entgegen der Ziele zu verhindern). Nach außen gerichtete Strategien lassen sich wiederum da-nach klassifizieren, ob sie eher moderat oder militant sind (Verteilung von Flugblättern vs. Sitz-blockaden), bzw. ob sie sich innerhalb oder außerhalb eines gesellschaftlich definierten normati-ven Rahmens bewegen (genehmigte Protestkundgebungen vs. die Verwüstung öffentlicher Gebäude oder Institutionen)
Klassifikation der aktiven Teilnahme an einer sozialen Bewegung (Partizipation) Klassifikation anhand der Dimensionen Aufwand und Zeitdauer Partizipation kann: 1. ein einmaliger Verhaltensakt sein, der wenig Aufwand oder Kosten beinhaltet (z.B. eine Petition unterschreiben); 2. ein einmaliger Verhaltensakt sein, der jedoch sehr kostspielig und risikoreich ist (z.B. die Teilnahme an einer Sitzblockade oder eine unerlaubte Demonstration); 3. zeitlich unbegrenzt sein und wenig Kosten und Aufwand verursachen (z.B. einen jährlichen Mitgliedsbeitrag an eine formale Organisation der Bewegung entrichten) 4. lang andauernd und aufwändig sein (z.B. dauerhafte und zeitintensive ehrenamtliche Mitarbeit in der Bewegung).
Vier-Stufen-Modell sozialer Bewegungsbeteiligung Nach Klandermans muss ein po-tentieller Bewegungsteilnehmer bis zur Teilnahme an Aktionen einer sozialen Bewegung die folgenden vier Stufen überwinden: Er muss: Teil des Mobilisierungspotentials der sozialen Bewe-gung werden, Ziel werden von Mobilisierungsversuchen, Teilnahmemotivation entwickeln und schließlich Teilnahmebarrieren überwinden
Mobilisierungspotenzial Eine Person wird als Teil des Mobilisierungspotentials betrachtet, wenn sie mit der entsprechen-den sozialen Bewegung sympathisiert oder präziser, wenn sie mit deren Anhängern einen Coll-ective Action Frame teilt.
Collective action frame Nach Gamson ist ein Collective Action Frame ein System sozial geteilter Meinungen und Überzeugungen, die zur Interpretation der sozialen Problemsituation herangezogen werden und aus denen sich angemessene kollektive (Re-)Aktionen ableiten lassen. Gamson unterscheidet drei Komponenten des Collective Action Frame: 1. Eine Ungerechtigkeitskomponente, mittels derer persönliche Notlagen oder soziale Missstände als Ungerechtigkeit interpretiert werden können 2. eine Identitätskomponente, welche die Kategorisierung und die Unter-scheidung „wir“ vs. „die“ beinhaltet und 3. eine Handlungskomponente, die nahelegt, dass sozialer Wandel möglich ist, mit welchen Mitteln er erreicht werden kann und dass die soziale Be-wegung die Fähigkeit besitzt, diese Mittel erfolgreich anzuwenden
Ungerechtigkeitskomponente Damit sich Angehörige einer statusniedrigen Gruppe einer sozialen Bewegung anschließen, müssen sie die bestehenden Machtdifferenzen und die daraus resultierenden sozialen und materiellen Ungleichheiten als illegitim ansehen. Wie Theorien zur relativen Deprivation nahelegen, führt die Wahrnehmung, dass die eigene Gruppe weniger bekommt als das, worauf sie rechtmäßig Anspruch hat, zu Gefühlen fraternaler relativer Deprivation wie gruppenbasiertem Ärger, Wut oder Empörung welche die Bereitschaft zu kollektivem Protest –insbesondere auch solcher jenseits normativer Standards wie Blockaden, Terroranschläge –re-gelrecht energetisieren. Ärger, Wut und Empörung resultieren daraus, dass Fremdgruppen und deren Repräsentanten für die Situation der Eigengruppe verantwortlich gemacht werden. Zuschreibungen eigener Verantwortlichkeit („Self-Blame“) führen hingegen zur Akzeptanz der bestehenden Verhältnisse und gehen eher mit Selbstwertminderung und Resignation einher
Identitätskomponente eine sozial geteilte Identität stellt eine entscheidende Voraussetzung für kollektiven Protest dar. Die Identitätskomponente des Collective Actions Frame bezieht sich auf die kol-lektive Definition dieses wir, die typischerweise in Abgrenzung zu einem die, nämlich dem politischen Gegner, erfolgt. Diese Definitionen leiten sich oft unmittelbar aus der relevanten sozialen Kategorisierung ab und knüpfen an bereits existierende Formen der Identitätskonstruktionen an
Was sind die drei Prozesse die der Politisierung sozial geteilter Identität vorausgehen? 1. Wahrnehmung sozial geteilter Missstände: Die Gruppenmitglieder teilen die Auffassung, dass es sich bei der Benachteiligung nicht um individu-elle, sondern um Formen kollektiver Benachteiligung handelt, die viele Mit-glieder der Eigengruppe betreffen. 2. Ursachenzuschreibung auf einen Gegner: Die Gruppenmitglieder iden-tifizieren einen politischen Gegner oder Feind, wie beispielsweise eine be-stimmte Fremdgruppe, Autorität oder „das System“, das für die Missstände verantwortlich ist. 3. Triangulation der weiteren Gesellschaft:Die Gruppe weitet die Konfrontation mit dem Gegner in einen umfassenderen Machtkampf aus, der die Gesellschaft insgesamt (oder gesellschaftliche Repräsentanten) dazu zwingt, Partei zu ergreifen. --> Soziale Identität gewinnt zunehmend politische Bedeutung. Diese impliziert, sich selbstbewusst einem Machtkampf für die Interessen der eigenen Gruppe u engagieren
Die Handlungskomponente des Collective Action Frames Bezieht sich auf die Einschätzung der Möglichkeiten, kollektive Ziele durchzusetzen. Diese kann u.a. auf zwei unterschiedlichen Überzeugungen beruhen: 1. Mitglieder sozial benachteiligter Gruppen müssen an die Veränderbarkeit der bestehenden Strukturen glauben. 2. Mitglieder müssen sie von der Wirk-samkeit kollektiven Handelns als Mittel sozialen Wandels überzeugt sein und der Ansicht sein, dass die soziale Bewegung die notwendigen Ressourcen besitzt, dieses Mittel erfolgreich anzuwenden. Auf der Ebene individuellen Verhaltens müssenGruppen kollektive Wirksamkeitserwartungen ausbilden, um den Machtkampf mit den statushöheren Gruppen aufzunehmen. Dafür sind empirische Evidenzen notwendig. Der Prozess, welcher der Ausbildung dieser Überzeugung zugrunde liegt, ist als Empowerment bezeichnet worden. Der Empowermentprozess kann sich teilweise über viele Jahre erstrecken, in denen Menschen nach und nach ihre „political muscles and potential for external impact“ entdecken
Mobilisierungsversuche und en-bloc-Rekrutierung Das Mobilisierungspotential bzw.der potentielle Teilnehmer muss im Hinblick auf konkrete Aktionen (z.B. Demonstrationen, Kundgebungen) aktiviert werden. Dafür spielen Netzwerke, basierend auf persönlichen Kontakten im Rahmen von Freundschaftsbeziehungen oder auch Organisationen, eine wichtige Rolle. Um Rekrutierungsnetzwerke auszubilden und zu aktivieren, muss eine soziale Bewegung Verbindungen zu anderen Organisationen knüpfen und bereits bestehende informelle oder formelle Strukturen aufgreifen und sich zu eigen machen. Das Rekrutierungsnetzwerk einer sozialen Bewegung bestimmt die Reichweite der Mobilisierungsversuche. Rekrutierungsnetzwerke erleichtern insbesondere die en-bloc-Rekrutierung. Je breiter das Netzwerk und je enger die Verbindungen zu anderen Organisationen und Netzwerken, desto größer ist die Anzahl der Personen, die Ziel von Mobilisierungsversuchen werden können
Teilnahmemotivation - Motivationsmodell von Kladermans Beruht auf einer Kombination der Erwartungs-Wert-Theorie mit der Collective Action Theory. Die Motivation oder Bereitschaft zur Teilnahme an Aktionen einer sozialen Bewegung wird in diesem Modell als eine Funktion der erwarteten Kosten und Nutzen der Teilnahme aufgefasst. Zentral ist die Unterscheidung zwischen kollektiven und selektiven Anreizen. Kollektive Anreize beziehen sich auf das Ziel einer sozialen Bewegung (wenn es erreicht ist kollektives Gut). Der kollektive Nutzen als motivationaler Anreiz ist jedoch unzureichend, da Trittbrett-Fahrer nicht auszuschließen sind. Potentielle Trittbrett-Fahrer benötigen daher zusätzlich selektive Anreize, welche in soziale bzw. nicht-soziale Kosten und Nutzen unterteilt werden können. Klandermans zufolge lassen sich daher drei unterschiedliche Motive sozialer Bewegungsbeteiligung unterscheiden, von denen sich jedes auf unterschiedliche Typen erwarteter Kosten und Nutzen bezieht: 1. das kollektive Motiv 2. das soziale/normative Motiv 3. das Belohnungsmotiv
Kollektives Motiv Dieses Motiv bezieht sich auf diekollektiven Ziele der sozialen Bewegung. Im Einklang mit Erwartungs-Wert-Ansätzen wird das kollektive Motiv konzipiert als die multiplikative Funktion des Wertes, den der potentielle Teilnehmer dem kollektiven Ziel beimisst, und der subjektiven Wahrscheinlichkeit, dass das Ziel durch die kollektiven Aktionen der Bewegung erreicht werden kann. Die subjektive Wahrscheinlichkeit beruht auf drei unterschiedlichen Erwartungen: zum Ersten der Erwartung, dass genügend andere Personen an der Aktion teilnehmen, zumZweiten der Erwar-tung, dass die Ziele erreicht werden können, wenn viele Personen an der Aktion teilnehmen und drittens die Erwartung, dass die eigene Teilnahme die Erfolgsaussichten verbessert.
Das soziale bzw. normative Motiv Dieses Motiv bezieht sich auf die erwarteten Reaktionen signifikanter Anderer auf die eigene Teilnahme an kol-lektiven Aktionen (z.B. Anerkennung von oder Ablehnung durch Freunde oder die Familie). Es ist konzipiert als die multiplikative Funktion der wahrgenommenen (positiven oder negati-ven) Qualität der erwarteten Reaktionen und der persönlichen Bedeutung dieser Reaktionen.
Das Belohnungsmotiv Dieses Motiv bezieht sich schließlich auf die selektiven Anreize im Sinne von eher materiellen Kosten und Nutzen (z.B. finanzielle Ausgaben oder Streikgeld). Wie im Falle des kollektiven und des sozialen Motivs ist das Belohnungsmotiv als die multiplikative Funktion des Wertes, den der potentielle Befragte diesen Kosten und Nutzen beimisst und der subjektiven Wahrscheinlichkeit, dass diese Kos-ten und Nutzen tatsächlich aus der Teilnahme resultieren, konzipiert
Kollektives- soziales- und Belohnungsmotiv Klandermans nimmt an, dass sich alle drei Motive förderlich für die Teilnahmebereitschaft auswirken. In Begriffen der Theoriedes überlegten Handelns von Ajzen und Fishbein ausgedrückt, determinieren das kollektive Motiv und das Belohnungsmotiv gemeinsam die Einstellung gegenüber dem Verhalten, während das normative Motiv der Komponente der subjektiven Norm innerhalb dieser Theorie entspricht. Einstellung und subjektive Norm bestimmen dann gemeinsam die Intention oder Bereitschaft zur Teilnahme an kollektiven Protestaktio-nen.
Teilnahmebarrieren - Theorie des geplanten Verhaltens Ajzen und Madden Die Verhaltensbereitschaft hat nur dann einen Einfluss auf die tatsächliche Ausübung des Verhaltens, wenn dieses unter willentlicher Kontrolle steht. Hin-dernisse und Barrieren, die jenseits der Kontrollmöglichkeiten eines potentiellen Teilnehmers liegen, können ihn an der tatsächlichen Bewegungsteilnahme hindern (z.B. Krankheit, Mangel an Transportmöglichkeit). Ob ein potentieller Teilnehmer also tatsächlich an einer kollektiven Protestak-tion der Bewegung teilnimmt, hängt davon ab, wie erauf derartige Barrieren reagiert bzw. ob er annimmt, er verfüge über die erforderlichen Fähigkeiten und Ressourcen, um die Barrieren überwinden zu können (Verhaltenskontrolle)
Vier Stufen zu kollektivem Protest nach Kladermans
Kritik an Kladermanns Modell Die Kritik an dem Klandermans’schen Modell innerhalb der sozialen Bewegungsforschung rich-tet sich vor allem gegen die Konzeption des potentiellen Teilnehmers als individuellen Kosten-Nutzen-Analytiker, wobei insbesondere die Vernachlässigung der Einflüsse von Gruppenprozessen auf die Entscheidungsprozesse kritisiert wird. Um soziales Engagement für kollektive Ziele zu verstehen, bedarf es daher einer erweiterten Perspektive, die über das Individuum hinausgeht und die Be-ziehung zwischen Individuum und Gruppe stärker in den Blick nimmt.
Der soziale Identitätsansatz zur sozialen Bewegungsbeteiligung Stellt Zugang zu der Frage dar, wie Sozialverhalten durch die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen (und deren Beziehungen zueinander) beeinflusst wird. Menschliches Sozialverhalten hängt diesem Ansatz zufolge in entscheidendem Maße davon ab, ob sich Personen in einem bestimmten sozialen Kontext im Sinne ihrer personalen Identität („Ich“) definieren, oder im Sinne einer kollektiven Identität („Wir“). Ein entscheidender Unterschied zwischen diesen beiden (idealtypischen) Varianten der Selbstdefinition liegt in ihrem sozialen Inklusivitätsgrad. Während die individuelle Identität eine Selbstdefinition auf der Basis individueller Eigenschaften und Interessen widerspiegelt, beruht die kollektive Identität einer Person auf ihrer Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe. Dem sozialen Identitätsansatz zufolge wird das Erleben und Verhalten einer Person in dem Maße im Sinne einer bestimmten Gruppenmitgliedschaft beeinflusst, in dem die soziale Identität relativ zur personalen Identität phänomenal in den Vordergrund tritt
Determinanten der Selbstdefinition im Sinne sozialer Identität 1. Soziale Realität des Intergruppenkonflikts: Wahrnehmungen eines gemeinsamen Gruppenschicksals und eines gemeinsamen Gegners tragen zu einer Akzentuierung der Differenzierung zwischen „uns“ und „denen“ bei und stärken dadurch das Bewusstsein der Gruppenangehörigen, wer sie sind und zu wem sie gehören 2. wahrgenommene sozio-strukturelle Charakteristika, die die Intergruppenbeziehung definieren: Selbstdefinition im Sinne einer sozialen Identität wird gestärkt, wenn die Gruppengrenzen undurchlässig sind und der niedrigere Status der Eigengruppe als illegitim und instabil wahrgenommen wird. Die Wahrnehmung undurchlässiger Gruppengrenzen bei gleichzeitig wahrgenommener Illegitimität und Instabilität der Intergruppenbeziehung fördert auch die Überzeugung, die einzige Möglichkeit, den eigenen negativen Status zu verändern, bestehe darin, mit anderen Gruppenmitgliedern gemeinsam zu handeln, was wiederum die Beteiligung an kollektiven Protestaktionen fördert.
Soziale Identität als Determinante der Teinahmemotivation Soziale Bewegungen konstituieren sich häufig aus den Mitgliedern bereits bestehenderGruppen oder sozialer Kategorien (z.B. Arbeiter, Frauen, ethnische, religiöse oder sexuelle Minoritäten). Dies sollte insbesondere die Generierung und Verbreitung von „coll-ective action frames“ erleichtern (Stufe 1 des Klandermans’schen Models). Da Personen, die sich stark mit ihrer Gruppe identifizieren, eher bereit sind, sich von Mitgliedern ihrer Eigengruppe überzeugen zu lassen, sollte eine starke kollektive Identität auch die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs von Mobilisierungsversuchen seitens der Initiatoren einer sozialen Bewegung erhöhen (Stu-fe 2 des Klandermans’schen Models). Überdies ist anzunehmen, dass Personen, die sich stark kollektiv identifizieren, selbst eine aktive Rolle in der Mobilisierung übernehmen, beispielsweise indem sie ihre Freundschaftsnetzwerke aktivieren.
Prozesse die erklären, wie und warum sich die Selbstdefinition im Sinne sozialer Identität auf die Motivation zur Teilnahme auswirkt 1. Beeinflussung von Kalkulationsprozessen 2. Internalisierung von Gruppenzielen
Beeinflussung von Kalkulationsprozessen Selbstdefinition im Sinne sozialer Identität beeinflusst die oben diskutierten Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozesse. In dem Maße, in dem sich Personen im Sinne ihrer sozialen Identität definieren, sollten solche Kosten und Nutzen im Kalkulationsprozess besonders ins Gewicht fallen, die mit der Gruppenzugehörigkeit in Verbindung stehen, während Kosten und Nutzen, die mit individuellen Motiven und Präferenzen in Verbindung stehen, an Gewicht verlieren sollten.
Internalisierung von Gruppenzielen elbstdefinition im Sinne sozialer Identität kann auch eigenständige Motivationsprozesse in Gang setzen, die dann wiederum unabhängig von Kosten-Nutzen-Kalkulationen operieren. In diesem Zusammenhang sind zwei unterschiedliche Prozesse von Bedeutung. Der soziale Identitätsansatz legt nahe, dass die Übernahme einer sozialen Identität mit der Internalisie-rung von Normen, Werten und Zielen der Gruppe einhergeht. Gruppenspezifische Normen, Werte und Ziele werden in die eigene Identitätsdefinition aufgenommen und werden dadurch für das eigene Verhalten verbindlich; dies wiederum führt dazu, dass sich Gruppenmitglieder im Sinne der Gruppe verhalten und sich aktiv für deren Ziel engagieren
Das Zwei-Wege Modell sozialer Bewegungsbeteiligung Sowohl die Indikatoren des Kalkulationsprozesses à la Klandermans als auch Indikatoren der sozialen Identitätsprozesse (Identifikation mit der Bewegung) tragen unabhängig voneinander zur Vorhersage der Teilnahmebereitschaft bzw. der tat-sächlichen Teilnahme bei. Der Effekt sozialer Identifikation mit der Bewegung auf die Teilnahmemotivation beruht auf einer Internalisierung der Gruppenziele bzw. einer daraus resultierenden inneren Verpflichtung zur aktiven Partizipation. Zwei Wege zur Teilnahmemotivation: 1. Kalkulation von Kosten und Nutzen 2. Identifikation mit einer politisierten Gruppe Während der Kalkulationsweg im Sinne einer instrumentellen Motivation auf der Grundlage extrinsischer Anreize interpretiert werden kann, reflektiert der Identifikationsweg intrinsische Motivation auf der Grundlage einer inneren Verpflichtung, sich für die Ziele der sozialen Bewegung einzusetzen und dadurch die eigene soziale Identität zu verifizieren
Gruppenbasierte Emotionen Emotionen wie Verärgerung und moralische Empörung über sozial geteilte Missstände spielen im Kontext aktueller Erklärungen kollektiver Politisierungsprozesse eine wichtige Rolle. Allerdings werden diese Emotionen im Rahmen dieser Erklärungsansätze nicht als irrationale individuelle Phänomene betrachtet sondern als kollektive Phänomene, die aus kollektiv geteilten Interpretationen der Intergruppenbeziehung resultieren. Gefühle gruppenbasierter Ungerechtigkeit haben einen Effekt auf die Teilnahmemotivation, der über die Einflüsse von Kosten-Nutzen-Kalkulations-und Identifikationsprozessen hinausgeht. Zudem scheinen gruppenbasierte Gefühle von Ungerechtigkeit die Politisierung von sozialer Identität zu begünstigen z.B. sind Gefühle gruppenbasierter Schuld eine wichtige Motivationsquelle für die Bereitschaft von Mitgliedern privilegierter Gruppen, sich für unterprivilegierte soziale Gruppen einzusetzen
Familiärer Hintergrund Forschungsarbeiten zu Unterschieden zwischen sozialpolitischen Aktivisten und politisch inaktiven Personen weisen auf die Bedeutung von politischen Sozia-lisationserfahrungen innerhalb der Herkunftsfamilie hin. Insbesondere eine (links)liberale Orientierung innerhalb der Familie scheint offenbar eine spätere sozialpolitische Partizipati-on zu begünstigen. Vermutlich erhöht eine solche Orientierung die Wahrscheinlichkeit, dass den Kindern gruppen-oder klassenorientierte (statt individuumsorientierte) Erklärungen für soziale Missstände vermittelt werden, was wiederum die Übernahme von gruppenbezogenen Collective Action Frames erhöht.
Sozioökonomischer Status und Bildungsgrad Einer der konsistentesten Befunde im Hinblick auf das soziodemographische Profil politisch aktiver Personen ist, dass diese typischerweise aus ökonomisch eher privilegierten Verhältnissen kommen und einen höheren Bildungsgrad aufweisen als politisch wenig aktive Personen
Politische Selbstwirksamkeitserwartung Personen mit einer hohen Ausprägung politischer Selbstwirksamkeitserwartung sind davon überzeugt, dass sie durch ihr eigenes Han-deln Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse haben und dass es von daher einen Unterschied macht, ob man sich engagiert oder nicht. Diese Form der Selbstwirksamkeitserwartung ist mit Überzeugungen im Sinne der Handlungskomponente des Collective Action Frames assoziiert
Radikalisierung aus sozialpsychologischer Sicht Aus sozialpsychologischer Sicht lässt sich Radikalisierung als ein Prozess verstehen, an dessen Ende eine Person bereit ist, radikale, d.h. außerhalb akzeptierter sozialer Normen und morali-scher Werte liegende Mittel zur Durchsetzung politischer Interessen einzusetzen (z.B. die Tötung von Zivilisten)
Kruglanskis Ansatz zur Erklärung von Radikalisierung Kruglanski et al.‘s Ansatz zufolge drückt sich Radikalisierung auf der Ebene des Individuums als eine Formextremen Commitments aus. Zentrales Motiv radikalisierter Menschen: Streben nach Bedeutung (Jemand sein der einen Beitrag leistet, der einen Unterschied macht, der in den Augen anderer Personen wichtig ist) Auslöser dieses Motivs: Ein besonders wichtiger Faktor, der seinen Ursprung in der sozialen Lebenswelt der Person hat, ist die wahrgenommene Bedrohung des Verlusts einer emotional bedeutsamen sozialen Identität.
Radikale Mittel rechtfertigende Gruppennarrative Drei Komponenten solcher Narrative: 1. Das Narrativ liefert den Gruppenmitgliedern Interpretationen für die Situation ihrer Gruppe im Sinne von Ungerechtigkeit oder Leid (Bezieht sich auf eine wahrgenommene realistische - und eine wahrgenommene symbolische Bedrohung) 2. Das Narrativ liefert Informationen über gemeinsamen Feinde, die für das Leiden der Gruppe verantwortlich sind (Fein von Außen und Feind von Innen) 3. Narrative besitzen eine handlungsleitende Funktion, in dem sie effektive und moralisch angemessene Lösungen für die Probleme der Eigengruppe aufzeigen.
Rhetorische Strategien um Mittel und Wege, die unter anderen Umständen innerhalb der eigenen Gruppe als illegal und unmoralisch angesehen würden, im Licht der aktuellen Umstände als moralisch angemessen darzustellen Die erste rhetorische Strategie unterstreicht die Notwendigkeit von Gewalt. Die entsprechenden Argumente basieren auf der Annahme, dass es sich bei den Eigenschaften des Feindes, der für das Leid der Eigengruppe verantwortlich ist, um internale und stabile natürliche oder kulturell bedingte Wesensmerkmale handelt. Eine zweite rhetorische Strategie un-terstreicht die Legitimität von Gewalt mit dem Hinweis, dass unter bestimmten Umständen die Anwendung von Gewalt allgemein akzeptiert ist (z.B. Kriegsfall). Wodurch die Anwendung von Gewalt zu einem legitimen Akt der Selbstverteidigung und Notwehr wird.
Effekt von Gruppensozialisation auf die Akzeptanz radikalisierender Gruppennarrative Menschen akzeptieren Gruppennarrative nicht blindlings, sondern sie akzeptieren solche, die anschlussfähig zu in ihrer Gruppe bereits vorherrschenden Überzeugungen sind. Die Sozialisati-on innerhalb von Gruppen spielt daher eine zentrale Rolle. Die Akzeptanz von radikalisierenden Narrativen wird durch die Identifikation mit Gruppen gesteigert, da durch diesen Prozess die Bereitschaft des Individuums steigt, soziale Einflussversuche von anderen Grup-penmitgliedern zu akzeptieren. Informationaler und normativer Einfluss: Einerseits stellen andere Gruppenmitgliedervertrauenswürdige Informationsquellen dar. Andererseits wird abweichendes Verhalten oder das Infragestellen des Narrativs auch sozial sanktioniert Kruglanski und Kolleginnen und Kollegen gehen davon aus, dass die drei genannten Faktoren (Bedürfnis nach Bedeutung, Akzeptanz von radikalisierenden Gruppennarrativen, Gruppensozialisation) in unterschiedlicher zeitlicher Abfolge zur Radikalisierung beitragen können, wodurch sich unterschiedliche Wege der Radikalisierung erg
Kapitelzusammenfassung Eine soziale Bewegung umfasst eine große Anzahl von Personen, die sich selbst als Gruppe definieren und von anderen so definiert werden. Ziel sozialer Bewegungen ist es, ein gemeinsames soziales oder politisches Problem zu lösen. Dabei setzen sie unterschiedliche Formen des politi-schen Protests ein. Die aktive Teilnahme an Aktionen einer sozialen Bewegung setzt voraus, dass ein potentieller Teilnehmer vier Stufen überwindet: Er muss Teil des Mobilisierungspotentials der sozialen Bewegung werden, Ziel werden von Mobilisierungsversuchen, Teilnahmemotivation entwickeln und schließlich Teilnahmebarrieren überwinden. Auf jeder dieser Stufen scheidet ein bestimmter Teil der Sympathisanten aus, so dass häufig nur ein geringer Prozentsatz an den Aktionen teilnimmt. Die Motivation zur Teilnahme wird durch Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozesse („extrinsische Motivation“) und Identifikationsprozesse („intrinsische Motivation) beeinflusst.
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