Allgemeine Psychologie 2: Buchkapitel

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J. Müsseler, M. Rieger: Allgemeine Psychologie, 3. Auflage, Springer Verlag (2017) ISBN 978-3-642-53897-1
Roxanne Hagner
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Resource summary

Question Answer
1. Was ist damit gemeint, wenn die Geschichte der Emotionspsychologie in ein goldenes, dunkles und Renaissance-Zeitalter eingeteilt wird? Welches Verständnis von Emotionen war in der Antike vorherrschend und wie lebt diese Sichtweise auch heute noch fort? • Goldene Epoche: mehrere Klassiker der Emotionspsychologie sind erschienen (Darwin, William James, Wilhelm Wundt) • Dunkles Zeitalter: Behaviorismus -> subjektive Erlebniszustände wie Emotionen werden weitgehend ignoriert oder als abergläubisches Denken verunglimpft • Renaissance: 1960er, Magda Arnold, Silvan Tomkins, Schachter, Singer • Vorsicht: wenige Publikationen in der Gründerzeit mit fehleranfälligen (introspektiven) Methoden, Behavioristen haben auch Forschungsarbeit über Emotionen durchgeführt (z.B. Furchtkonditionierung) • Antike: Platon (427-347 v. Chr.) -> Dreiteilung der Seele in Vernunft, leidenschaftliche Affekte und begierdehafte Sinnlichkeit (-> Kognition, Emotion, Motivation; noch heute vorhanden), eher kritisches/negatives Bild von Affekten (Hindernis für rationales Handeln, Widerspruch zur Vernunft)
2. Diskutieren Sie folgende Definition: „Emotion ist eine auf ein bestimmtes Objekt ausgerichtete affektive Reaktion, die mit zeitlich befristeten Veränderungen des Erlebens und Verhaltens einhergeht“ und grenzen Sie Emotion nach dieser Definition von folgenden Konzepten ab: Stimmung, emotionales Temperament, Einstellung. a. Emotionen haben folgende Merkmale: Affektivität, Intentionalität, Zeitliche Dynamik und begrenzte zeitliche Dauer b. Abgrenzung von Stimmung, da diese eher diffuse neg./pos. Gefühlszustände, kein Bezugsobjekt, dauern länger an c. Emotionales Temperament: zeitüberdauernde Persönlichkeitseigenschaften, allgemeiner Objektbezug d. Einstellung: relativ zeitstabile pos./neg. Beurteilung eines Objektes
3. Welchen Vorteile hat eine multidimensionale Sichtweise von emotionalen Reaktionen? a. Unterschiedliche Facetten von Emotionen können untersucht werden, ohne dass auf einen subjektiven Erlebensbericht zurückgegriffen werden muss b. Bestimmte Abläufe und Sequenzen können in Aktivierungen von Komponenten studiert werden
4. Was ist der Unterschied zwischen emotional motivierten Verhaltensstrategien und Verhaltenstaktiken? Erläutern Sie den Unterschied anhand konkreten Beispielen. a. Verhaltensstrategien: abstrakte Mittel-Zweck-Relationen (Vermeidung, Attacke, Vergeltung, etc.) -> das große Ganze b. Verhaltenstaktik: in einer konkreten Situation Strategie mit sehr unterschiedlichen Bewegungen umsetzen, erlebtes Unrecht vergelten, oder rückgängig machen (Wut Luft machen durch Protestaktion)
5. Welche Muskelpartien des Gesichts sind für einen mimischen Ausdruck von Freude, Ärger, und Ekel besonders wichtig? a. Augenbrauenrunzler (Musculus corrugator supercilii) b. Augenringmuskel (Musculus orbicularis oculi) c. Oberlippenheber (Musculus levator labii) d. Großer Jochbeinmuskel (Musculus zygomaticus major)
6. Was ist das EmFACS? a. Lexikon, indem spezielle Kombinationen von Bewegungseinheiten bestimmten Emotionskategorien zugeordnet werden
7. Diskutieren Sie die Aussage, dass das emotionale Empfinden ein Epiphänomen von Aktivitäten auf anderen Verhaltensebenen ist. a. Schwierigkeit, subjektive Erlebensinhalte intersubjektiv (objektiv) zu vergleichen (Qualia) b. Erfassung der Gefühle bleibt beschränkt auf einen Selbstbericht der Person -> Verzerrungen c. => Untersuchung von Gefühlen sei unwissenschaftlich und unwichtig d. Aber: affektive Empfindungen sind grundlegend für Handlungsentscheidungen und für das bewusste Erleben
8. Was sind Mischtheorien und Prototypen-Theorien von emotionalen Empfindungen? a. Mischtheorien: erklären die Vielfalt von emotionalen Empfindungen mi Vermischungen von primären Emotionen (Basisemotionen), aus denen sich komplexe, sekundäre Emotionen ergeben (z.B. Liebe als Verschmelzung aus Freude und Akzeptanz) b. Prototype Zustände: Basisemotionen, um die sich ähnliche emotionale Zustände herum gruppieren. (z.B. benennt Freude eine Familie von emot. Zuständen, die Erheiterung, Erleichterung, Stolz etc. miteinschließt) Basisemotion wird je nach Situation anders benannt
9. Was ist der Unterschied zwischen einer bivariaten und einer bipolaren Repräsentation von Valenz? Warum könnte diese Unterscheidung wichtig sein? a. Bivariat: positive und negative Affekte sind voneinander unabhängige Dimensionen, können daher gleichzeitig auftreten b. Bipolar: Circumplexmodell, Valenz ist eine bipolare Dimension, in der eine zunehmende Positivität zu einer verringerten Negativität führt und umgekehrt
10. Erläutern Sie eine modale Strukturbeschreibung von Emotionen. Worin grenzt sich dieser Ansatz von diskreten und dimensionalen Ansätzen ab? a. Integriert verschiedene Aspekte von diskreten und der dimensionalen Modelle b. Basiert auf einem kognitiven Prozessmodel der Emotion, in dem fortgesetzte kognitive Situationseinschätzungen fortlaufend Veränderungen in den emotionalen Reaktionssystemen erzeugen c. Kann sowohl universell auftretende Emotionen als auch eine kulturspezifische Ausdifferenzierung von emotionalen Zuständen erklären d. Abgrenzung: diskretes Emotionsmodell -> stark limitierte Anzahl von angeborenen Basisemotionen und emotionalen Zuständen, vorgefertigte Emotionsmodule (modal: reichhaltig ausdifferenzierte Bewertungsdimensionen -> unendlich viele unterschiedliche Emotionszustände möglich, die durch sprachliche Kategorisierungsprozesse erklärt u. abgegrenzt werden)
11. Welche Funktionen werden Emotionen allgemein zugeschrieben? a. Informative Funktionen i. Relevanzdetektoren: Aufmerksamkeitslenkung auf Chancen und Risiken in der Umwelt (Orientierung) -> emotionale Reize werden stärker beachtet und man löst sich nur schwer wieder von ihnen ii. Überwachungssysteme: melden Fortschritte und Rückschläge in der Zielverfolgung iii. Feedbacksysteme: informieren über die Folgen von Entscheidungen und Handlungen (je nach Beschaffenheit einer Situation, den Zielen und Bedürfnissen der Person treten unterschiedliche Ereignisse emotional hervor und drängen auf eine Berücksichtigung in der Verhaltenssteuerung) b. Motivierende Funktionen i. Emotionen drängen zu einem bestimmten Verhalten oder Zustand oder dazu, diese zu vermeiden ii. Bestimmte Verhaltensweisen sind an Emotionen geknüpft -> Instinkte c. Soziale Funktionen i. Emotionen regulieren zwischenmenschliche Beziehungen -> kommunizieren emotionale Befindlichkeit und rufen selektive Reaktionen hervor ii. Display rules: Welche Emotionen sind wann angemessen
12. Welche informativen Funktionen haben Emotionen? Ordnen Sie diese Funktionen unterschiedlichen Stufen der Informationsverarbeitung zu. a. Relevanzdetektoren: Aufmerksamkeitslenkung auf Chancen und Risiken in der Umwelt (Orientierung) -> emotionale Reize werden stärker beachtet und man löst sich nur schwer wieder von ihnen (Encodierung) b. Überwachungssysteme: melden Fortschritte und Rückschläge in der Zielverfolgung (Encodierung, Abruf) c. Feedbacksysteme: informieren über die Folgen von Entscheidungen und Handlungen (je nach Beschaffenheit einer Situation, den Zielen und Bedürfnissen der Person treten unterschiedliche Ereignisse emotional hervor und drängen auf eine Berücksichtigung in der Verhaltenssteuerung) (Abruf) d. Gedächtnis: erhöhte Aufmerksamkeit für emotionale Ereignisse resultiert in einer besseren Erinnerung (kann Erinnerung aber auch verschlechtern), emotionale Ereignisse sind auch distinktiver, werden häufiger aus dem Gedächtnis abgerufen und besser im Langzeitgedächtnis konsolidiert (Abruf) e. Denken und Entscheiden: Emotionen und Stimmungen beeinflussen Denkprozeduren und Verarbeitungsstrategien (Abruf) f. Zielverfolgung und Handlungsüberwachung: Unterbrechungsfunktion der Emotionen (Neuausrichtung
13. Was ist eine visuelle Suchaufgabe und welche emotionalen Prozesse können mit dieser Aufgabe untersucht werden? a. Kognitionspsychologischer Versuch, in dem Reize gesucht werden müssen. b. Untersuchung der automatischen Ausrichtung der Aufmerksamkeit c. Bsp.: Suchaufgabe mit Pilzen (neutraler Reiz) und Spinnen (Bedrohungsreiz): 9 Bilder, 8 davon von einem Reiz, eins vom anderen. Welches ist unterschiedlich? Messung, wie schnell der Abweichling gefunden wird d. Emotionale Reize werden stärker beachtet und die Ablösung der Aufmerksamkeit ist von ihnen erschwert
14. Was ist eine sog. „Blitzlichterinnerung“? Wie lassen sich Blitzlichterinnerungen mit Beobachtungen eines „Tunnelgedächtnisses“ für emotionale Inhalte in Einklang bringen a. Flashbulb memories: Erinnerungen an traumatische Erlebnisse, Begleitumstände werden häufig ungewöhnlich lebhaft und detailgetreu erinnert b. Tunnelgedächtnis: Erinnerung an zentrale Inhalte auf Kosten von peripheren Details c. Emotionen können Erinnerungsleistung sowohl verbessern als auch verschlechtern
15. Welche Entscheidungs-/Verarbeitungsstrategien werden von positiven Affekten und welche Strategien von negativen Affekten begünstigt? a. positive Emotionen regen eine flexible, heuristische und weite Informationsverarbeitung an (Aufbau Fähigkeiten) b. negative emotionale Zustände eine systematische, detaillierte und fokussierte (Problembewältigung)
16. Welche Funktionen schreibt die broaden-and-built theory von Frederickson (2001) positiven Emotionen zu? a. Aufbau und Erweiterung der Fähigkeiten und (sozialen, physischen, intellektuellen) Ressourcen
17. Beschreiben Sie den „feelings-as-information“ Ansatz und eine passende Studie. Wann vertrauen Menschen besonders auf ihr „Bauchgefühl“? a. Menschen nutzen momentane Gefühle als Entscheidungshilfen für Werturteile unter Unsicherheit b. Personen wurden am Telefon nach Lebenszufriedenheit gefragt an sonnigen und regnerischen Tagen c. Sonnige Tage -> gute Stimmung => höhere Lebenszufriedenheit d. Regnerische Tage -> schlechte Stimmung => niedrigere Lebenszufriedenheit e. -> momentane Gefühlslage als Hinweis auf allgemeines Wohlbefinden f. Vertrauen auf Bauchgefühl vor allem, wenn bei der Entscheidung wenig auf dem Spiel steht, kognitive Ressourcen knapp sind der keine zuverlässigeren Entscheidungshilfen zur Hand sind
18. Welche Schlüsselstellen in der Zielverfolgung lösen nach Oatley und Johnston-Laird (1987) Emotionen aus? Welche Funktion haben diese Emotionen für die Zielverfolgung? a. Fünf Basisemotionen, die von bestimmten Schlüsselstellen in der Zielverfolgung ausgelöst werden und das kognitive System auf die veränderte Situation hinweisen i. Freude: Erreichung des Etappenzieles -> Plan fortsetzen (ggf. Modifikation) ii. Traurigkeit: Scheitern eines wichtigen Planes oder Unerreichbarkeit eines aktiven Ziels -> Tue nichts. Neuen Plan suchen iii. Angst: Bedrohtes Selbsterhaltungsziel -> Stopp, Überwachung der Umwelt, Flucht iv. Ärger: Frustration eines aktiven Zieles -> Mehr anstrengen, Angriff v. Ekel: Verletzung eines Geschmackszieles -> Substanz zurückweisen, Rückzug b. Emotionales Signal drängt das kognitive System auf eine Überführung (Transition) des aktuellen Zustands in einen neuen Zustand, der den Bedürfnissen entspricht
1. Was ist die Lamarck’sche Hypothese von emotionalen Verhaltensweisen? Wie lassen sich emotionale Verhaltensneigungen evolutionstheoretisch erklären? a. Bewährte emotionale Verhaltensgewohnheiten werden an die nächste Generation weitergegeben und folglich vererbt b. Verhaltensdispositionen haben genetische Basis und habe sich in der Stammesgeschichte bewährt - breite motivationale Zustände
20. Was verstand McDougall unter „emotionalen Instinkten“? a. Umfassen bestimmte Motivationen, Kognitionen, Gefühle b. insgesamt 7 Instinkte: Fluchtinstinkt (Furcht), Abstoßungsinstinkt (Ekel), Neugierinstinkt (Staunen), Kampfinstinkt (Ärger), Dominanzinstinkt (Hochgefühl), Unterwerfungsinstinkt (Demut), Elterninstinkt (Zärtlichkeit) c. Motivationaler Antrieb und das begleitende Gefühl sind angeboren und unveränderlich d. Das offene Verhalten hängt von Lernerfahrungen ab
21. Was ist der Unterschied zwischen einem „Fluchtinstinkt“ und einer emotionalen Handlungsbereitschaft zur Flucht? Warum hat sich letztere Vorstellung gegen die Idee einer instinktgetriebenen Reaktion in der Wissenschaft durchgesetzt? a. Fluchtinstinkt: löst Gefühle der Furcht und eine Tendenz zu fliehen aus b. -> Problem: Verhalten passt oftmals nicht mit erwarteter Motivation zusammen c. Emotionale Handlungsbereitschaft zur Flucht: Fight-Flight-Freeze-System (FFFS), Flucht, Angriff und Verhaltensstarre können gleichermaßen motiviert werden d. Emotionales Verhalten heterogen, relativ abstrakte Mittel-Zweck-Relationen, die spezifische Verhaltensimpulse, generelle Motivation der Annäherung und Vermeidung sowie unspezifische Erregungszustände umfassen
22. Was sind appetitive und aversive Motivationssysteme? Mit welchem Untersuchungsaufbau können diese Systeme untersucht werden? a. Grundlage für Annäherungs- und Vermeidungsverhalten b. Appetitive Motivationssysteme: aktiviert durch Reize, die positive Affekte hervorrufen, oder vorgestellte zukünftige Ereignisse und Zielzustände, die positive Affekte erwarten lassen. Setzt Verhalten zur Aufrechterhaltung oder Erreichung der pos. Reize und Ereignisse in Gang c. Aversive Motivationssysteme: aktiviert durch Reize, die negative Affekte hervorgerufen und vorgestellte zukünftige Ereignisse. Setzt Verhalten in Gang, das geeignet ist, die neg. Affekte zu minimieren/ vermindern
23. Erläutern Sie die Bedeutung des sozialen Kontexts für den Ausdruck von Emotionen am Beispiel der Studie von Kraut & Johnston (1979). Warum sprechen die Ergebnisse dieser Studie gegen die Annahme, dass Lächeln eine Emotion „ausdrückt“? a. Emotionen regulieren zwischenmenschliche Beziehungen -> kommunizieren emotionale Befindlichkeit und rufen selektive Reaktionen in anderen Personen hervor b. Feldstudie: Untersuchung der Umstände, in denen Menschen häufig lächeln c. Beobachten Ausdruck von Bowlern nach geglücktem Bowling-Wurf, Zuschauerreaktionen bei Hockey-Match, Gesichtsausdruck von Spaziergängern (Sonne, Regen) d. Ergebnisse: Menschen lächeln hauptsächlich, wenn sie mit anderen Menschen interagieren e. Lächeln nicht als Ausdruck innerlicher Befindlichkeit, sondern auch zur Begrüßung, Beschwichtigung, Auflockerung von Beziehungen
24. Welche Hauptfunktionen haben Emotionen in sozialen Beziehungen? Beschreiben Sie jede Funktion mit einem Beispiel. a. Sie helfen, Kontakt mit anderen Personen aufzunehmen und bestehende Beziehungen zu vertiefen. (Bsp.: in glücklichen Partnerschaften werden generell mehr positive Emotionen geteilt als in unglücklichen Ehen.) b. Sie können dazu beitragen, eine soziale Position relativ zu anderen einzunehmen und abzusichern. (Bsp.: Ärger, um Einfluss über eine Person zu gewinnen und das Verhalten dieser Person zu kontrollieren)
25. Welche (neuronalen) Schaltwege sind nach Papez (1937) grundlegend für die Emotionsentstehung? a. Neuronales Schaltkreismodell der Emotion: sensorische Information wird im Thalamus in zwei neuronale Bahnen aufgeteilt (Gedankenpfad zum sensorischen Cortex-> Wahrnehmung, Kognition, Gedächtnisprozess; Gefühlspfad direkt zum Hypothalamus) b. Emotionen entstehen aus der Integration der Information aus beiden Pfaden im cingulären Cortex.
26. Beschreiben Sie die Theorie eines „dreeinigen Gehirns“ von Paul MacLean (1949). Warum ist diese Dreiteilung in der modernen Emotionspsychologie nur mehr von marginalem Interesse? a. Drei interagierende Systeme: i. evolutionär altes Reptiliengehirn (den Basalganglien) als Sitz primitiver Triebe und Emotionen wie Aggression und Furcht, ii. limbisches System (bestehend aus Amygdala, präfrontalem Cortex, Hypothalamus, Thalamus, Hippocampus und cingulärem Cortex) als Sitz komplexer Emotionen, iii. neomammalisches Gehirn (Neocortex), das emotionale Reaktionen über Kognitionen beeinflusst und kontrolliert.
27. Welche Funktion haben die Amygdala bei der Verarbeitung von emotionalen Reizen und beim emotionalen Lernen? a. Verarbeitung emotionaler Reize: i. Kann emotional bedeutsame Informationen schnell decodieren und dafür sorgen, dass diese Informationen Priorität verarbeitet werden b. Emotionales Lernen: wichtig für das Lernen von Furchtkonditionierung (bei Läsion schwierig, Assoziationen zu lernen), Synapsen, die eine Furchtkonditionierung repräsentieren, werden in Amygdala gebildet
28. Erläutern Sie das Zwei-Wege Modell der Furchtkonditionierung von Joseph LeDoux a. Lernprozesse verlaufen über zwei Bahnen i. Eine direkte Verbindung von Thalamus zur Amygdala (low road) -> grob aufgelöste sensorische Information wird direkt weitergeleitet an Amygdala für schnelle Furchtreaktion ii. Längere, zweite Verbindung (high road) -> von Thalamus über sensorischen Kortex zur Amygdala -> gründlichere Reizverarbeitung
29. Welchen Einfluss hat der präfrontale Kortex auf die Entstehung und Regulation von Emotionen. a. Orbitofrontaler Kortex spielt eine wichtige Rolle beim Lernen des emotionellen und motivationalen Wertseines Stimulus b. Lernt und repräsentiert mit Amygdala Assoziationen zwischen sekundären und primären Verstärkern -> reagiert sehr flexibel auf Veränderungen der Belohnungszusammenhänge c. Theorie der somatischen Marker: OFC integriert körperliche Signale von emotionalen Handlungskonsequenzen und benutzt diese Information während der Entscheidungsfindung
30. An welchen emotionalen Vorgängen ist der anteriore cinguläre Cortex beteiligt? a. Emotionsregulation b. Andere Formen der Top-down-Regulation c. Conflict-control loop: Konflikte zwischen aktuellen und intendierenden Zuständen registrieren und bei Konflikt Korrekturen einleiten d. Schmerzwahrnehmung: „sozialer Schmerz“ -> empathisches Mitleid, schmerzvolle Erfahrung sozialer Isolation
31. Welche emotionalen Funktionen werden der Insula zugeschrieben? a. Repräsentation körperlicher Zustände im Gehirn -> Körperwahrnehmung b. Studie: Darauf achten, ob rhythmischer Ton gleichzeitig mit Herzschlag kommt c. Emotionale Vorgänge: Emotionserkennung, Empathie, Risikoentscheidungen, Furchtkonditionierung, etc.
32. Was behauptet die Theorie der somatischen Marker von Antonio Damasio? Erläutern Sie dazu die Studie von Bechara et al. (1994). a. Assoziationen werden zwischen Verhaltensentscheidungen und ihren emotional-somatischen Folgen (z. B. feuchte Hände, rasender Puls) in Entscheidungssituationen automatisch gebildet b. Verhalten steht wieder zur Auswahl -> Automatische Reaktivierung der assoziierten emotionalen Konsequenz und emotionale Markierung der Verhaltensoption c. Damasio: gesunde Personen und Patienten mit Läsionen im OFC spielen ein Kartenspiel, Strategie muss gelernt werden, auf schnelle, hohe Gewinne zu verzichten und eher auf längerfristige, kleinere Gewinne zu setzen. d. 3 Stapel Karten: eine mit Nettogewinn, die anderen mit Verlust e. Gesunde Patienten: lernen relativ schnell, vom guten Stapel zu ziehen, erhöhte Hautleitfähigkeit, bevor Karte von schlechtem Stapel gezogen wurde -> Körperlich-emotionale Erregung als Entscheidungshilfe („Bauchgefühl“) f. Patienten mit OFC Läsionen: bleiben bei schlechten Stapeln, keine erhöhte Hautleitreaktion vor dem Ziehen -> kein Bauchgefühl, Entscheidungsverhalten beeinträchtigt
33. Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen einer Reaktionsspezifität im vegetativen Nervensystem und der Idee einer Ressourcenmobilisierung. Wie lässt sich dieser Zusammenhang funktional erklären? a. Vegetatives NS: Sympathikus, Parasympathikus -> antagonistische Wirkung b. Sympathikus: bereitet den Körper durch Ressourcenmobilisierung auf Aktivitäten vor (Beschleunigung der Herzrate, Atemfrequenz, …) c. Parasympathikus: konserviert Energie, fördert Ruhe, Erholung, Schonung
34. Erläutern Sie die Cannon-Bard Theorie der Emotionsentstehung. Welche Rolle spielen körperliche Erregungszustände für das emotionale Erleben laut dieser Theorie? a. Sensorische Signale werden vom Thalamus gleichzeitig an den Cortex für eine emotionale Interpretation des Ereignisses und an den Hypothalamus für die Steuerung des vegetativen NS weitergeleitet b. Emotionale Gefühle und körperliche Veränderungen treten simultan auf, ohne dass eine Reaktion primär wäre oder die andere Reaktion beeinflussen könnte (gegen James-Lange-Theorie) c. Die ausgelösten körperlichen Reaktionen unterscheiden sich nur in ihrer Intensität (Erregung), nicht in ihrer Qualität
35. Welche Vorgänge lösen eine Kampf-oder-Flucht Reaktion aus? Nennen Sie körperliche Veränderungen, die für eine Kampf-oder-Flucht Reaktion charakteristisch sind. a. Vorgänge: Situationen einer akuten Bedrohung ( z.B. bei einem Angriff) -> Erhöhte Abwehr- und Fluchtbereitschaft b. Körperl. Veränderungen: Alarmsignal aus Gehirn -> Freisetzung Stresshormone -> über sympathisches NS und Blutstrom -> Körper wird auf die Bedürfnisse einer schnellen Notfallreaktion eingestellt (hoher Herzschlag, Atemfrequenz -> mehr Energie, gesteigerte Muskelspannung, Skelettmuskeln werden besser durchblutet -> verbesserte Muskelleistung, …) => Flucht oder Kampf wird erleichtert
36. Erläutern Sie den themenbasierten Appraisal-Ansatz von Richard Lazarus (1991). a. Emotionen werden von subjektiven Einschätzungen (appraisal) einer Situation in Hinblick auf Werte, Ziele und Wünsche der Person ausgelöst b. Limitierte Anzahl fundamentaler „relationaler Themen“ im Appraisal-Prozess, die bestimmte Emotionen generieren c. Emotion: Ärger; Angst d. Rationales Thema: Beleidigung oder Angriff gegen mich; Unbestimmte existentielle Bedrohung
37. Wie kann man erklären, dass Personen mit semantischer Demenz keine Emotionen erkennen können? Beschreiben Sie dazu das Experiment von Lindquist et al. (2011). a. Semantische Demenz: neurodegenerativen Erkrankung, die den Ablauf von kategorialem Wissen aus dem semantischen Gedächtnis stark beeinträchtigt b. -> Sollten Schwierigkeiten mit einer emotionalen Kategorisierung von affektiven Rohgefühlen (und ihrem Ausdruck) haben bei unbeeinträchtigter Wahrnehmung des Rohgefühls c. Patienten und Kontrollgruppe sollten Bilder von sechs diskreten emotionalen Gesichtsausdrücken in Stapel zu sortieren, die ihrer Meinung nach eine sinnvolle Gruppierung sind d. Gesunde Personen: bevorzugten als Gruppierungseinheit für diese Aufgabe erwartungsgemäß den Ausdruck einer diskreten Emotion (Ärger, Traurigkeit, Freude etc.). e. Patienten: sortierten Gesichtsausdrücke mehrheitlich in zwei Stapel mit positiven und negativen Expressionen => Valenz eines Gesichtsausdruck wurde erkannt, aber darüber hinaus kein Zugang zu einem nuancierten Wissen über emotionale Ausdrücke
38. Was ist unter einer Regulation von Emotionen zu verstehen? a. Emotionsregulation bezeichnet alle Wege und Mittel, über die Personen Einfluss darauf nehmen, welche Emotionen sie haben, wann sie sie haben und wie sie Emotionen erleben und ausdrücken (Gross und Thompson 2007).
39. Welche Antriebe/Gründe gibt es für eine Emotionsregulation? a. Hedonistische Motivation: Maximierung von Lust (positive Emotionen), Vermeidung von Unlust (negative Emotionen) b. Funktionale Motivation: in einer Situation eine angemessene Emotion haben (Verstärken von Wut, wenn man sich auf die Konfrontation mit einer anderen Person vorbereitet) c. Prosoziale Motive (unangenehmer Körpergeruch der besten Freundin wird ertragen, um sie nicht zu verletzen) d. Selbstschutz: psychologische Abwehrmechanismen wie Verdrängung, Distanzierung oder kognitive Umdeutung -> bringen bedrohliche oder schmerzhafte Erlebnisse mit dem Selbstwert in Einklang e. Eindrucksmanagement (impression management): Verbergen von z.B. Schadenfreude, damit kein selbstsüchtiger Eindruck entsteht, oder vorgaukeln von z.B. Freude vor Gästen
40. Erklären Sie an einem praktischen Beispiel grundlegende Strategien der Emotionsregulation. Welche Strategien setzen an den Bedingungen vor der Emotionsentstehung und welche Strategien an den Bedingungen nach der Emotionsentstehung an? a. Auswahl einer Situation: emotionsauslösende Situation aufsuchen oder vermeiden (vor Referat eine Erkrankung vortäuschen, damit man es nicht halten muss) b. Veränderung einer vorgefundenen Situation: aktive Veränderung der emot. Sit., damit sie den eigenen Wünschen/Bedürfnissen besser entsprechen (Aussuchen eines bereits vertrauten Themas und Wahl einer zuverlässigen ReferatspartnerIn) c. Kontrolle der Aufmerksamkeit: emot. Reaktionen verstärken oder abschwächen durch Konzentration oder Ablenkung (Vermeidung direkten Blickkontakts mit dem Dozenten) d. Interpretation einer Situation: reappraisal -> kognitive Umbewertung (Neubewertung, günstige Attributionen, Verdrängung, Leugnung, Intellektualisierung) (Selbst Mut zusprechen vor Referat, geringe Einfluss der Referatsleistung zurück ins Gehirn rufen) e. Unterdrückung (ggf. auch Verstärkung) einer emotionalen Reaktion: willentliche Verstärkung/Unterdrückung der emot. Reaktion (Nicht-Anmerkenlassen der Aufregung, Beruhigungsmittel) f. 1-4: antezedensfokussierte Emotionsregulation -> Beeinflussung der Entstehung einer Emotion g. 5-6: re
41. Beschreiben Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung von Lazarus et al. (1965) zur kognitiven Emotionsregulation bei der Betrachtung furchteinflößender Filme. a. VP wird furchteinflößender Film über Arbeitsunfälle gezeigt b. 3 Kommentararten: i. Leugnend (Kunstblut, Trickaufnahmen) ii. Intellektualisierend (sachlicher Bericht über Arbeitsrisiken, objektive Analyse von Risikofaktoren usw.) iii. Neutral c. Messung der elektrischen Hautleitfähigkeit (emot. Erregung) d. Ergebnis: Verringerung der emot. Erregung bei Leugnung und Intellektualisierung
42. Welchen Einfluss hat eine Unterdrückung von emotionalen Reaktionen auf den emotionalen Zustand der Person? Beschreiben Sie Studien, die (unerwünschte) Nebenwirkungen einer Reaktionskontrolle belegen. a. Gross & Levenson (1997): i. VP mussten Film sehen (neutral, fröhlich, traurig) und dabei ihre emotionale Befindlichkeit möglichst stark verbergen ii. -> auch Intensität der emotionalen Empfindung nahm ab (deckt sich mit Facial-Feedback-Hypothese) iii. -> kardiovaskuläre Erregung nahm bei Reaktionsunterdrückung stark zu (egal welcher Film), aber nicht bei kognitiver Umbewertung iv. => Unterdrückung von Angstempfinden macht anfälliger für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems b. Butler et al. (2003): i. Reaktionskontrolle verbraucht kognitive Ressourcen und behindert Interaktionen mit anderen Personen ii. 2 Frauen sehen emotional aufwühlenden Film, über den sie sich danach austauschen sollten iii. Akteurin sollte ihre Gefühle während des Gesprächs verbergen iv. Ergebnisse: reduzierte Expressivität, reduzierte Reaktivität auf die Gesprächsbeiträge ihrer Partnerinnen, erhöhte Ablenkung der Akteurin v. Gesprächspartnerin zeigt physiologische Stressreaktion, Nähe und Wärme zu Akteurin wird schwächer eingeschätzt
43. Was ist eine hedonische Tretmühle? a. Menschen gewöhnen sich sehr schnell an verbesserte Lebensumstände -> „betriebsblind“ für die angenehmen Dinge im Leben b. Durchbrechung sorgt dafür, dass wir wertschätzen, wie gut es uns geht
44. Wie beeinflussen Furchtappelle gesundheitsförderliches Verhalten? a. Furchtappelle (z.B. Schockbilder auf Zigarettenverpackungen) beeinflussen bei großflächigen Abbildungen das Konsumverhalten -> abschreckende Wirkung (Erzeugung von Furcht und der damit verbundene Appell mit dem selbstschädigenden Verhalten aufzuhören)
45. Beschreiben Sie den grundlegenden Ablauf eines (kognitiv-behavioralen) Ärger-Management Programms. a. Menschen neigen zu Aggression und Gewalt, wenn sie wütend sind -> Reduzierung durch Ärger-Management-Programm i. Person lernt, ärgerliche Situationen zu erkennen und zu vermeiden ii. Es werden Strategien und Techniken eingeübt, mit denen eine überstürzte Reaktion vermieden und Entspannung herbeigeführt wird (z. B. Atemtechniken, Selbstinstruktionen, Strategien der kognitiven Neubewertung). iii. Person übt (z. B. in Rollenspielen) alternative Problemlösestrategien und Umgangsformen ein, die sozial unproblematisch sind
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