es gibt verschiedene Textdefinitionen
es gibt keinen einheitlichen Textbegriff
zwei Hauptrichtungen der Textlinguistik mit unterschiedlichen Zielsetzungen
Vorbemerkung Textbegriff
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Textbegriff der sprachsystematisch ausgerichteten Textlinguistik
historisch erste Richtung der Textlinguistik
hat sich vorm Hintergrund der strukturalistischen Linguistik und der generativen Transformationsgrammatik entwickelt
diese definieren das Sprachsystem (Langue, Kompetenz) als ihren spezifischen Untersuchungsgegenstand
verstehen darunter: das Regelsystem einer Sprache, das der Sprachverwendung (Parole, Performanz) zugrunde liegt
"der Satz" ist dabei die oberste linguistische Bezugseinheit
erst mit Entstehung der Textlinguistik (Mitte 60er) die Wende--> nicht der "Satz", sondern der "Text" sei die oberste und unabhängigste sprachliche Einheit, das primäre sprachliche Zeichen die Linguistik versteht sich ausschließlich als eine Linguistik der Langue bzw. der Kompetenz
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Text wird definiert als eine kohärente Folge von Sätzen
das bedeutet: der Satz wird nach wie vor als "Markstein" betrachtet
er gilt als die Struktureinheit des Textes
wichtigste Konsequenz: der für die Textlinguistik zentrale Begriff der Textkohäsion wird rein grammatisch gefasst
Textkohäsion in dieser textlinguistischen Forschungsrichtung: ausschließlich die syntaktisch-semantischen Beziehungen zwischen Sätzen bzw. zwischen sprachlichen Elementen in aufeinander folgenden Sätzen
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Der Textbegriff der kommunikationsorientierten Textlinguistik
zweite (Anfang 70er) entstandene Richtung der Textlinguistik
entwickelte sich vorm Hintergrund der linguistischen Pragmatik
Texte sind immer in eine Kommunikationssituation eingebettet
stehen immer in einem konkreten Kommunikationsprozess
Sprecher und Hörer bzw. Autor und Leser stellen dabei mit ihren sozialen und situativen Voraussetzungen und Beziehungen die wichtigsten Faktorn dar
linguistische Pragmatik beschreibt und erklärt Bedingungen sprachlich-sozialer Verständigung zwischen den Kommunikationspartnern einer bestimmten Kommunikationsgemeinschaft
stützt sich vor allem auf die Sprechakttheorie (J.L. Austin, J.R. Searle)
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unter pragmatischer Perspektive erscheint Text nicht mehr als grammatisch verknüpfte Satzfolge, sondern als (komplexe) sprachliche Handlung
Sprecher bzw. Schreiber versuchen eine bestimmte kommunikative Beziehung zum Hörer bzw. Leser herzustellen
Prakmatik fragt also nach den Zwecken zu denen Texte in Kommunikationssituationen eingesetzt werden können
die kommunikative Funktion legt den Handlungscharakter eines Textes fest
sie bezeichnet die Art des kommunikativen Kontakts, die der Emittent mit dem Text dem Rezipienten ggü. zum Ausdruck bringt
erst sie verleiht dem Text also einen bestimmten kommunikativen Sinn
kommunikative Kompetenz: Fähigkeit des Sprechers, mit Hilfe sprachlicher Äußerungen in Kommunikation zu treten
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Entwurf eines integrativen Textbegriffs
die beiden vorgestellten Grundpositionen sind als komplementäre Konzeptionen zu betrachten
eine adäquate linguistische Textanalyse erfordert die Berücksichtigung beider Forschungsrichtungen
Terminus Text bezeichnet eine von einem Emittenten hervorgebrachte begrenzte Folge von sprachlichen Zeichen, die in sich kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare kommunikative Funktion signalisiert
Text in sprachlicher Hinsicht: Folge von sprachlichen Zeichen
dieser Bestimmun liegt der Saussurésche Begriff des sprachlichen Zeichens zugrunde
sprachliches Zeichen: bilaterale Einheit, feste Verbindung von "signifié" (Bezeichnetes, Bedeutung, Inhalt) und "signifiant" (Bezeichnendes, Form, Ausdruck)
wir unterscheiden einfache (elementare) sprachliche Zeichen (z.B. Morpheme) und komplexe Zeichen (z.B. Wortgruppen und Sätze)
wichtigste Struktureinheit des Textes ist der Satz
im Folgenden wird zwischen grammatischen und thematischen Kohärenzbedingungen unterschieden
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in kommunikativer Hinsicht: Einheit "Text" wird durch das Konzept der kommunikativen Funktion charakterisiert
ist am Begriff des illokutiven Akts der Sprechakttheorie orientiert
Texte stellen begrenzte Satzfolgen dar
diese Annahme verweist auf sog. Textbegrenzungssignale (sprachliche und nichtsprachliche Mittel)
sprachliche Signale: Überschriften, Buchtitel, Einleitungs- und Schlussformeln usw.
nichtsprachliche Mittel: Druckanordnungskoventionen usw.
Terminus Text in der Linguistik nicht nur schriftliche, sprachliche Gebilde, sondern auch mündliche Äußerungen
linguistische Textanalyse beschäftigt sich vornehmlich mit dem monologischen Text
dialogische sprachliche Gebilde sind Teil der Dialog- und Gesprächsanalyse
Anwendung des Textbegriffs auf dialogische Kommunikation ist problematisch
im Folgenden Fokus auf schrifkonstituierten monologischen Text, vor allem auf nichtliterarische Texte, die sog. Gebrauchstexte
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Neuere Entwicklungen und offene Fragen
Abgeschlossenheit: sind wirklich alle Texte begrenzt?
Linearität: Printmedien lassen erkennen, dass der lineare Fließtext (z.B. in Romanen) abgelöst wird durch Cluster von (Teil-)Texten, die durch ein bestimmtes "Textdesign" als zusammengehörig markiert werden
die Reihenfolge, in der wir die Texte rezipieren ist dabei nicht vorgegeben
das bedeutet zugespitzt: jeder bastelt sich seinen eigenen Text zusammen
Multikodalität/Multimedialität: Texte werden zunehmend durch visuelle Elemente ergänzt; inwiefern sollten die nichtsprachlichen Informationsträger in den Textbegriff einfließen?
Monolog/Dialog: E-Mail-Kommunikation?
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Zusammenfassung 1. Kapitel
Textlinguistik beschäftigt sich mit den Bedingungen und Regeln des Textverstehens und der Textbildung
zentrale Aufgabe ist die systematische Beschreibung der allgemeinen Prinzipien der Textkonstitution und die Erklärung ihrer Bedeutung für die Textrezeption
zwei Hauptrichtungen mit unterschiedlichen Zielsetzungen: der sprachsystematisch ausgerichtete und der kommunikationsorientierte Ansatz
sie dürfen nicht als alternative (sich ausschließende), sondern müssen als komplementäre (sich ergänzende) Auffassungen angesehen werden
"Text" ist also als sprachliche und zugleich kommunikative Einheit zu betrachten
d.h. als eine begrenzte, grammatisch und thematisch zusammenhängende (kohärente) Folge von (schrift-)sprachlichen Zeichen, die als solche eine erkennbare kommunikative Funktion realisiert
wichtgiste Struktureinheit des Textes ist der Satz
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Vorbemerkung: Analyse der Textstruktur
Strukur des Textes: Gefüge von Relationen, die zwischen den Sätzen bzw. den Propositionen als den unmittelbaren Strukturelementen des Textes bestehen und die den inneren Zusammenhang, die Kohärenz des Textes bewirken
stellt die Textstruktur auf zwei eng miteinander verbundenen Ebenen dar: grammatische und thematische Ebene
auf grammatischer Beschreibungsebene wird die "grammatische Kohärenz", d.h. die für den Textzusammenhang relevanten syntaktischen Beziehungen zwischen aufeinander folgenden Sätzen eines Textes
dabei wird dem Mittel, dem Prinzip der Wiederaufnahme besondere Bedeutung für die Konstitution und Kohärenz des Textes zugesprochen
auf der thematischen Ebene geht es um die Analyse des kognitiven Zusammenhangs, den der Text zwischen den in den Sätzen ausgedrückten Sachverhalten herstellt
wir gehen davon aus, dass sich der "Textinhalt" als Ergebnis eines "Ableitungsprozesses" auffassen lässt, nämlich als Resultat der Entfaltung eines Inhaltskerns
die Beschreibung der logisch-semantischen Relationen führt zur thematischen Struktur des Textes
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Der Satz als textuelle Grundeinheit
in grammatischer Hinsicht ist der Satz die zentrale Struktureinheit des Textes
doch wie ist die Einheit Satz zu definieren?
die Interpunktion in einem Text kann nicht Aufschluss darüber geben, was prinzipiell und generell als Satz zu gelten hat, sondern lediglich darüber, wie der Verfasser seinen Text gegliedert haben will
auf mündliche Texte ist dieser Satzbegriff vorwissenschaftlicher Art überhaupt nicht anwendbar, sie sind nach anderen Merkmalen gegliedert
für die Entwicklung eines grammatischen Satzbegriffs ist es notwendig zwischen Ausdrucks- und Inhaltsseite von Sätzen zu unterscheiden
zunächst eine primär ausdrucksorientierte Satzdefinition: dafür beziehen wir uns auf die Dependenz- bzw. Valenzgrammatik nach L. Tesnière
auf der Grundlage des Valenzmodells kann Satz als eine sprachliche Einheit definiert werden, die sich aus einem Verb (Prädikat) als dem strukturellen Zentrum und einer Reihe von Satzgliedpositionen (Subjekt, Objekte, Adverbialbestimmungen, usw.) konstituiert, die jeweils in bestimmten Abhängigkeitsrelationen zum "tragenden" Verb stehen
Sätze können danach als einfache Sätze oder als Teilsätze (z.B. Haupt- und Gliedsätze in sog. Satzgefügen) realisiert sein
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Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar; der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar.
von der Interpunktion her gesehen nur ein Satz
unter grammatikalischen Aspekten zumindest vier (Teil-)Sätze
die Analyse des grammatischen Zusammenhangs kann dann aufzeigen, auf welche Art und Weise diese Sätze innerhalb des "Gesamtsatzes" verknüpft sind
hier ist es eine Folge von vier einfachen Sätzen, die einander nebengeordnet sind
der letzte Satz ist durch die koordinierende Konjunktion "und" angeschlossen
in der traditionellen Grammatik spricht man von einer "Satzverbindung"
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Der Mond ist aufgegangen. Die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar. Der Wald steht schwarz und schweiget. Und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar.
nun liegen laut Interpunktion vier Sätze vor
aus grammatischer Sicht hat sich nichts geändert
ein Vorteil der grammatischen Satzdefinition besteht also darin, dass sich bei der Textanalyse für verschiedene Texte einheitliche und damit vergleichbare Segmentierungen ergeben
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Der letzte Urlaub war nass. Stockholm sah aus wie ein schlechtes Schwarz-Weiß-Foto. Grobkörnig und ein bisschen verwaschen. Ich fuhr viel Auto. Einen Wagen, den ich bislang nicht kannte, einen Volvo..
in Texten gibt es nicht selten Segmente, die nicht explizit auf einem Prädikat beruhen
wir können dann meist gedanklich das Prädikat des vorhergehenden Satzes wiederholen oder ein neues einfügen
das Prädikat ist dann implizit vorhanden
solche Sätze nennen wir elliptische Sätze
nicht nur verbale Teile, sondern auch andere Satzglieder können ausgelassen werden
elliptische Sätze können auch oft als Nachträge interpretiert werden
sie können in grammatischer Hinsicht entweder als Teil des vorhergehenden Satzes oder als elliptische Sätze aufgefasst werden
es gibt auch Textsegmente, die weder implizit noch explizit auf einem Satz im grammatischen Sinne beruhen (z.B. Anreden, Grußformeln, etc.)
es sind Ausdrücke ohne Satzwert --> nichtsatzwertige Ausdrücke
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als komplexe sprachliche Zeichen haben Sätze aber auch eine Inhaltsseite
diese bezieht sich vor allem auf die Satzbedeutung, d.h. auf den vom Satz ausgedrückten Sachverhalt
diesen bezeichnen wir als Proposition
zur Explikation des Propositionsbegriffs knüpfen wir an die Sprechakttheorie J.R. Searles an
er unterscheidet zwischen der illokativen Rolle und dem propositionalen Gehalt einer Äußerung
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Ich verspreche dir, dass ich morgen komme.
lässt sich danach in 2 Teile zerlegen
der erste Teil enthält den Indikator des Sprechhandlungstyps, bezeichnet also den Modus der Kommunikation, d.h. die Beziehung, die der Sprecher zum Angesprochenen herstellt (ich verspreche dir)
für diesen Aspekt der Sprechhandlung verwendet Searle die Termini "illokutionärer Akt" bzw. "illokutionäre Rolle"
der zweite grammatisch abhängige Teil (dass ich morgen komme) ist geglieder in die Referenz, d.h. die Setzung eines Kommunikationsgegenstandes (ich) und die Prädikation, d.h. die Zuordnung von Eigenschaften zum gesetzten Gegenstand (morgen kommen)
Searle nennt diese Komponente einer sprachlichen Handlung den "propositionalen Akt" bzw. "proportionalen Gehalt"
in syntaktischer Hinsicht wrd die Referenz durch Eigennamen, Pronomen und andere Nominalgruppen, die Prädikation durch Prädikate realisiert
aus der Unterscheidung zwischen Illokution und Proposition folgt, dass verschiedene illokutive Akte den gleichen propositionalen Gehalt haben können
wir versuchen die komplexe Größe Satz dadurch zu präzisieren, dass wir begrifflich und terminologisch zwischen Textsegment, Satz und Proposition unterscheiden
die Einheiten sind zwar eng aufeinander bezogen, aber es gibt keine 1:1-Entsprechung
Textsegmente sind Gliederungseinheiten der Textoberfläche
Sätze sind synktatische Struktureinheiten
Propositionen sind semantische Struktureinheiten
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Grammatische Bedingungen der Textkohärenz
Formen der Wiederaufnahme: Die explizite Wiederaufnahme
besteht in der Referenzidentität (Bezeichnunsgleichheit)
der Begriff "Referenzidentität" (auch Koreferenz) besagt, dass sich der wieder aufgenommene Ausdruck ("Bezugsausdruck") und der wieder aufnehmende Ausdruck auf das gleiche sprachliche Objekt beziehen
solche außersprachlichen Objekte ("Referenzträger") können Personen, Gegenstände, Sachverhalte, Ereignisse, Handlungen, Vorstellungen, usw. sein
sie können durch Wiederholung (Repitition) desselben Substantivs
oder durch ein oder mehrere andere Substantive bzw. substantivische Wortgruppen
oder durch ein bestimmtes Personalpronomen wiederaufgenommen werden
Substantive werden nur dann als Wiederaufnahmen erkannt, wenn sie das Merkmal "definit" tragen (aus ein Baum wird der Baum)
der Signalwert des Artikels ist "bekannt" oder "nicht bekannt" (der/ein)
es gibt auch Ausdrücke, die prinzipiell das Merkmal "definit" tragen (Eigennamen, Gattungsnamen und sog. Unika (z.B. Mond))
der Artikel schafft weder Bekanntheit noch Unbekanntheit, sondern ist lediglich Signal, dass der Autor/Sprecher bestimmtes Wissen beim Leser/Hörer voraussetzt oder nicht
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Wiederaufnahme durch andere Substantive bzw. subst. Wortgruppen
Jurist bzw. Fahrzeug stellen gewissermaßen Oberbegriffe zu Anwalt und Auto dar
sie haben größeren Bedeutungsumfang
Anwalt und Auto haben aber größeren Bedeutungsinhalt
es können z.B. die Wörter Mann, Facharbeiter, Betrunkener und Gefangener in Relation der Wiederaufnahme stehen
im Sprachsystem bestehen aber keine vorgegebenen Beziehungen zwischen den Wörtern
die referenzidentische Verknüpfung von z.B. Mann und Facharbeiter kann nur in einem und durch einen Text aufgebaut werden
keine Erscheinung des Sprachsystems, sondern der Sprachverwendung
Zusammenhang ergibt sich beim Leser durch regelhafte Abfolge von unbestimmten und bestimmten Artikeln
der Textzusammenhang übernimmt eine unterstützende Funktion
die Ausdrücke mit dem größeren Bedeutungsumfang, quasi die Oberbegriffe, sind die wiederaufnehmenden Ausdrücke
die Wörter mit der spezifischeren Bedeutung fungieren als Bezugsausdrücke
in der Wiederaufnahme folgt der Oberbegriff auf den Unterbegriff und nicht umgekehrt (es gibt Ausnahmen)
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Wiederaufnahme durch Pronomen
Wörter, die stellvertretend für Substantive bzw. substantivische Wortgruppen stehen und die einen minimalen Bedeutungsinhalt besitzen
sie werden deshalb als die allgemeinsten Oberbegriffe der Substantivklassen angesehen
auch Adverbien können als Pronomen fungieren
all diese Worte nennt man Pro-Formen (weit gefasster Begriff)
nicht nur Wortgruppen, sondern auch Sätze oder Satzfolgen können durch Pro-Formen wieder aufgenommen werden
steht im Text zuerst ein Substantiv und in einem folgenden Satz die ersetzende Pro-Form spricht man von anaphorischen (zurückverweisenden) Pro-Formen; sie folgen der Linearität des Textes
tritt zuerst eine Pro-Form auf und im weiteren Text das zugehörige Subjekt, so nennt man dies kataphorische (vorausweisende) Pro-Form (Folgendes ist z.B. eine solche Pro-Form)
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Die implizite Wiederaufnahme
zwischen dem wieder aufnehmenden Ausdruck und dem wieder aufgenommenen Ausdruck besteht keine Referenzidentität
beide Ausdrücke beziehen sich auf verschiedene Referenzträger
es wird von verschiedenen Gegenständen und dergleichen gesprochen, zwischen diesen bestehen bestimmte Beziehungen
der Ausdruck "Stadt" geht quasi mit dem Ausdruck "Bahnhof" einer, so wie "Haus" mit "Haustür", "erster Stock" und "Wohnzimmer"
solche Bedeutungsbeziehungen zwischen Wörtern fasst man unter dem Terminus "semantische Kontiguität" zusmmen
es handelt sich dabei vielfach um Enthaltenseins-Relationen (z.B. Bahnhof ist in Stadt enthalten)
Kontiguitätsverhältnisse zwischen Wörtern können sein:
a) ontologisch (naturgesetzlich) begründetes Kontiguitätsverhältnis; ein Blitz, der Donner; ein Mensch, das Gesicht, etc.b) logisch (begrifflich) begründetes Kontiguitätsverhältnis; eine Niederlage, ein Sieg; ein Aufstieg, ein Abstieg, etc. c) kulturell begründetes Kontiguitätsverhältnis: eine Straßenbahn, der Schaffner; eine Stadt, ein Bahnhof
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Zur schematischen Darstellung von Wiederaufnahmerelationen
WIederaufnahmerelationen eines Textes lassen sich in Form eines Strukturschemas darstellen
Prinzip der Wiederaufnahme nach R. Harweg erarbeitet eine umfassende Klassifikation von Substitutionstypen
die wichtigsten darunter: Identitätssubstitution (etwa Wortwiederholung), Similaritätssubstitution (z.B. Wiederaufnahme durch Synonyme) und die Kontiguitätssubstitution (verschiedene Formen der impliziten Wiederaufnahme)
--> Prinzip der Wiederaufnahme liefert aber weder hinreichende noch notwendige Bedingungen dafür, dass eine Folge von Sätzen eine kohärente Satzfolge darstellt
es gibt noch andere grammatische Verknüpfungsmöglichkeiten als das Prinzip der Wiederaufnahme
besonders wichtige Rolle hat dabei die Textverknüpfung durch Konjunktionen
auch Adverbien, die nicht als Pro-Formen einzustufen sind, können Textkohärenz bewirken (z.B. vielmehr, also, dennoch)
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Zur Relevanz für das Textverstehen
semantisch gesehen können wir textimmanente, sprachimmanente und sprachtranszendente Indizien voneinander unterscheiden:textimmanent: Beziehung zwischen Bezugsausdruck und wieder aufnehmendem Ausdruck wird im Text selbst hergestellt, ist in der Form nicht im Sprachsystem verankert sprachimmanent: Beziehung zwischen Bezugsausdruck und wieder aufnehmendem Ausdruck ist im Sprachsystem verankert sprachtranszendent: Beziehung zwischen Bezugsausdruck und wieder aufnehmendem Ausdruck transzendiert das Sprachsystem im engeren Sinne; schließt Erfahrungswissen und die Weltkenntnis von Sprecher und Hörer mit ein
Prinzip der Wiederaufnahme stellt nicht das einzige Mittel der Satzverknüpfung dar
grammatikalische Verknüpfungssignale können für das Textverstehen sogar weitgehend entbehrlich sein, wenn der Rezipient über ein ausreichendes thematisches und kontextuelles Hintergrundwissen verfügt
die Herstellung von Textkohärenz ist letztlich ein kognitiver Prozess
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Wiederaufnahmerelationen und thematische Textstruktur
wichtige Aufgabe der grammatischen Verknüpfungsstruktur besteht darin, dass sie als Trägerstruktur für die thematischen Zusammenhänge des Textes fungiert
d.h. sie verweist auf eine andere ("tiefere") Schicht, die wir als "thematische Textstruktur" bezeichnen
die Bedeutung des Prinzips der Wiederaufnahme für die Kohärenz des Textes besteht im Grunde darin, dass sich in den verschiedenen Wiederaufnahmen des Textes die Einheitlichkeit des Textgegenstands sprachlich ausdrückt
durch die kommunikative Konzentration auf einen einheitlichen Gegenstand erhält der Text die für die Kohärenzschreibung grundlegende thematische Orientierung
U.L. Figges These in dem Zusammenhang: die relative Häufigkeit, mit der bestimmte Textgegenstände (Referenzträger) wieder aufgenommen werden, können Hinweise auf die Haupt- und Nebengegenstände von Texten geben
z.B. können Hauptgegenstände eines Textes nacheinander oder nebeneinander behandelt werden
in der Wiederaufnahmestruktur drückt sich die thematische Progression des Textes aus
es darf zwar zwischen Wiederaufnahmestruktur und thematischer Gliederung keine 1:1 Beziehung angenommen werden, aber die Analyse der Wiederaufnahmeverhältnisse ist vielfach eine gute Voraussetzung für die Beschreibung der thematischen Textstruktur
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Zum Thema-Rhema-Konzept der Prager Schule
es gibt in der Linguistik verschiedene Fassungen des Thema-Begriffs
in textanalytischer Hinsicht ist besonders die von V. Mathesius (1929) begründete Thema-Rhema-Gliederung der Prager Schule (auch "funktionale Satzperspektive" bekannt geworden
laut dieser lässt sich ein Satz von seinem "Mitteilungswert" her in 2 Teile gliedern:
1. Thema: als Ausgangspunkt der Aussage2. Rhema: Kern der Aussage
Danes versteht unter Thema das, worüber etwas mitgeteilt wird, in kontextuellem Sinne die Information, die bekannt, vorgegeben, erschließbar ist
als Thema bestimmt er das, was über das Thema mitgeteilt wird, kontextuell gesehen die neue, nicht vorher erwähnte und nicht aus Text- bzw. Situationszusammenhang ableitbare Info
Danes gibt nun die satzbegzogene Orientierung auf, als er die Textstruktur als eine "Sequenz von Themen" darstellt
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diesen Komplex thematischer Relationen im Text nennt er die "thematische Progression"
sie stelle das "Gerüst des Textaufbaus" dar
Danes unterscheidet 5 Typen von thematischen Progressionen:
1. die einfache lineare Progression (das Rhema des ersten Satzes wird zum Thema des zweiten Satzes, usw.)2. die Progression mit einem durchlaufenden Thema (in einer Satzfolge bleibt das Thema konstant; in den einzelnen Sätzen wird jeweils nur ein neues Rhema hinzugefügt 3. die Progression mit abgeleiteten Themen (die Themen der einzelnen Sätze werden von einem "Hyperthema" abgeleitet4. die Progression eines gespaltenen Rhemas (das Rhema eines Satzes wird in mehrere Themen zerlegt5. die Progression mit einem thematischen Sprung (ein Glied der thematischen Kette, das aus dem Kontext leicht zu ergänzen ist, wird ausgelassen)
diese Typen werden in konkreten Texten zumeist nicht in reiner Form realisiert, sondern vielfältig kombiniert
es treten auch zahlreiche Sonderfälle und Abweichungen auf
Problematisch bei diesem Ansatz ist bereits die Basis: die Abgrenzung von Thema und Rhema, da es an zureichenden Verfahren mangelt, sie intersubjektiv überprüfbar zu machen
Danes nennt als "objektives Kriterium" für die Zuordnung der einzelnen Satzteile zu Thema und Rhema die "Ergänzungsfrage", mit der nach dem Rhema der Aussage gefragt wird
aber das Kriterium der Ergänzungsfrage ist keinesfalls als eine befriedigende Lösung des Abgrenzungsproblems zu sehen
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Makro- und Superstrukturkonzept von T.A. van Dijk
ein anderer Thema-Begriff ist kennzeichnend für verschiedene texttheoretische Forschungsansätze, die sich in irgendeiner Form an der Generativen Transformationsgrammatik mit ihrer Unterscheidung von Oberflächen- und Tiefenstruktur orientieren
am explizitesten entfaltet in dieser Richtung: das Konzept der "Makrostruktur" von Texten, das T.A. van Dijk im Rahmen der Erzähltextanalyse entwickelte
die semantische Texttiefenstruktur oder Makrostruktur repräsentiert nach van Dijk die "globale Bedeutung" des Textes
sie wird durch Verfahren der paraphrasierenden Reduktion gewonnen
aus den Propositionen des konkreten Textes, des Oberflächentextes, leitet van Dijk sogar Makropropositionen ab, in dem er eine Reihe von Operationen anwendet, die er Makroregeln nennt
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Makroregeln
1. Auslassen: Alle Propositionen, von denen der Sprecher/Autor annimmt, dass sie für das Interpretieren der folgenden Proposition nicht länger relevant sind, werden ausgelassen.2. Verallgemeinern: Jede Propositionssequenz, in der Konzepte vorkommen, die von einem gemeinsamen Superkonzept erfasst werden, wird durch eine Proposition mit diesem Superkonzept ersetzt.3. Konstruieren: Jede Propositionssequenz, die normale Voraussetzungen, Komponenten, Folgen, EIgenschaften u.ä. eines globaleren Sachverhalts bezeichnet, wird durch eine Proposition ersetzt, die diesen globalen Sachverhalt bezeichnet.
das Ergebnis der Regelanwendung ist eine Textzusammenfassung, das als direkte Verbalisierung der Makrostruktur aufgefasst wird
die Regeln können in Abhängigkeit vom Kontext vom Rezipienten und dessen kognitiver Einstellung unterschiedlich angewandt werden
demzufolge können auch unterschiedliche Zusammenfasungen eines Textes vorkommen
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das Textthema ist nach van Dijk nichts anderes als eine "Makroproposition" auf einem bestimmten Abstraktionsniveau
es muss im Text nicht explizit genannt werden
geschieht dies aber, so spricht man von "Themawort" (Schlüsselwort) oder "Themasatz"
van Dijk beansprucht für seine Konzeption der Makrostruktur, dass sie kognitive Realität besitze
er versucht zu beweisen, dass die Makrostruktur und ihr Aufbau in einem psychologischen Prozess-Modell des Textverstehens eine wesentliche Rolle spielen
sein Ansatz wurde von verschiedenen Seiten kritisiert
Kritik betrifft 1. Form und Ableitung der Makrostruktur selbst 2. das Problem, wie aus der semantischen Tiefenstruktur durch textuelle Operationen die Oberflächenstruktur der Texte generiert werden kann 3. die Frage, wie die Anwendung der Makroregeln im Einzelnen zu erfolgen hat, um zur Makrostruktur des betreffenden Textes zu gelangen
umstritten ist auch sein Postulat von der kognitiven Relevanz seines Konzepts
in neueren Arbeiten nimmt er neben den Makrostrukturen noch sog. Superstrukturen an
darunter versteht er eine Art abstraktes Schema, das die globale Ordnung eines Textes festlegt und das aus einer Reihe von Kategorien besteht, deren Kombinationsmöglichkeiten auf konventionellen Regeln beruhen
die Superstrukturen werden als elementare Basisstrukturen aufgefasst, die durch Bildungsregeln erzeugt und durch Transformationsregeln modifiziert wrden
dargestellt werden sie in hierarchisch geordneten kategorialen Baumdiagrammen (ebenfalls kritisiert worden, da diese Präsentation eine zu feste Ordnung der Kategorien impliziert)
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so wird der Status der Superstruktur innerhalb seines Gesamtmodells nicht recht deutlich
van Dijk bemerkt lediglich, dass die Superstruktur eine Art Textform bilde, deren Gegenstand, Thema, d.h. Makrostrukur, der Textinhalt sei
in kognitiver Hinsicht, sprich unter dem Aspekt der Text- und Informationsverarbeitung werden die Superstrukturen als Produktions- und Interpretationsschemata für Texte betrachtet
van Dijk beschreibt zwei Superstrukturen genauer, die Erzählung und die Argumentation
die Hypothese von der Existenz einer semantisch-thematischen Textbasis erscheint durchaus plausibel, da sie unserem alltagssprachlichen Thema-Konzept entspricht und sich durch folgende Beobachtungen stützen lässt:
bei Textproduktion steht uns i.d.R. nicht der gesamte Textinhalt vor Augen, sondern meist nur das bzw. die Themen über die wir sprechen/schreiben wollen
wir können Texte in Kurzfassung, Titel oder Überschrift zusammenfassen
wir können über ein Thema verschiedene Texte verfassen
wir können feststellen, dass ein Roman, ein Drama, ein Film, usw. das gleiche Thema behandeln
wir können sagen, dass jemand das Thema verfehlt hat, also ein gegebenes Thema nicht regelgerecht entfaltet hat
das folgende Konzept der THemenentfaltung geht auch davon aus, dass Texte einen thematischen Kern, ein Thema haben, das nach bestimmten Prinzipien zum Gesamtinhalt des Textes entfaltet wird
es erhebt aber nicht den Anspruch, ein Textmodell im generativen Sinne zu sein
die Begriffe Textthema und Form der thematischen Entfaltung werden zunächst nur als Analysekriterien betrachtet, mit deren Hilfe wir die thematische Struktur gegebener Texte transparent zu machen versuchen
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Textthema und Entfaltung des Themas
Thema als Kern des Textinhalts:
in der Alltagssprache versteht man unter Thema den "Gegenstand" eines Textes, Gesprächs, einer bildlichen Darstellung u.ä.
aber Thema bezieht sich nicht nur auf den kommunikativen Hauptgegenstand eines Textes (den dominierenden Referenzträger)
das Alltagskonzept Thema umfasst vielfach auch das, was im Text "in nuce" über diesen Gegenstand ausgesagt wird, d.h. den Grund- oder Leitgedanken eines Textes
wir definieren Thema als Kern des Textinhalts, wobei der Terminus Textinhalt, den auf einen oder mehrere Gegenstände bezogenen Gedankengang eines Textes bezeichnet
das Textthema stellt dann die größtmögliche Kurzfassung des Textinhalts dar
man muss sich im Klaren sein, dass die textanalytische Bestimmung des Themas primär auf interpretativen Verfahren beruht
es kann keine "mechanische" Prozedur geben, die nach endlich vielen Schritten automatisch zur "richtigen" Themenformulierung führt
diese Bestimmung des Themas ist viel mehr abhängig vom Gesamtverständnis, das Leser vom Text gewinnt
dieses Gesamtverständnis ist entscheidend durch die beim Emittenten vermutete Intention bestimmt
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es lassen sich aber einige Prinzipien formulieren, an denen sich die Themenanalyse orientieren kann:
zunächst das Wiederaufnahmeprinzip: es besagt, dass wir bei der textanalytischen Bestimmung des Themas von den zentralen Textgegenständen ausgehen können, wie sie unter grammatischer Blickrichtung in den verschiedenen Formen der Wiederaufnahme zum Ausdruck kommen
ein Text enthält in der Regel mehrere Themen, die allerdings jeweils eine unterschiedliche thematische Relevanz besitzen
so entsteht eine Rangordnung von Themen, eine Art Themenhierarchie
um zwischen Hauptthema und Nebenthemen differenzieren zu können, stellen wir 2 Prinzipien auf:
1. das Ableitbarkeitsprinzipwir betrachten als Hauptthema eines Textes das Thema, aus dem sich die anderen Themen des Textes am überzeugendsten ableiten lassen2. das Kompatibilitätsprinzip
beruht auf der Voraussetzung, dass sich Thema und kommunikative Funktion des Textes bis zu einem gewissen Grad gegenseitig bedingen
als Hauptthema ist dann das Thema zu betrachten, das sich am besten mit der aufgrund einer textpragmatischen Analyse ermittelten Textfunktion verträgt
die textanalytische Bestimmung des Themas ist eng mit dem Problem der Themenformulierung verbunden
es stellt sich die Frage, wie weit reduziert werden soll bzw. welche Angaben in die Formulierung des Themas aufzunehmen sind
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Zum Begriff der thematischen Entfaltung
das Ableitbarkeitsprinzip deutet bereits den zweiten Grundbegriff der thematischen Analyse an, nämlich den Begriff der thematischen Entfaltung
dieser meint die gedankliche Ausführung des Themas
da die Themenentfaltung wesentlich durch kommunikative und situative Faktoren gesteuert wird, sind verschiedene Möglichkeiten der Entfaltung eines Themas gegeben
die Entfaltung des Themas zum Gesamtinhalt kann als Verknüpfung bzw. Kombination relationaler, logisch-semantisch definierter Kategorien beschrieben werden, welche die internen Beziehungen der in den einzelnen Textteilen ausgedrückten Teilinhalte zum thematischen Kern des Textes angeben
die Analyse der thematischen Entfaltung kann in 2 Schritten erfolgen:
1. Versuch, den inhaltlichen Beitrag, den die einzelnen Propositionen bzw. propositionalen Komplexe zum genannten Textinhalt leisten, zu ermitteln und möglichst knapp zu formulieren2. die logisch-semantischen Relationen der im ersten Schritt gewonnenen Teilinhalte bzw. Teilthemen zum Textthema zu bestimmen und kategorial zu bezeichnen
die im Wissen rekonstruierbare "logische" Strukur entspricht nicht unbedingt der thematischen Struktur eines Textes (Anordnung der Teilthemen)
in der Sprachgemeinschaft haben sich einige Grundformen der thematischen Enfaltung herausgebildet
die wichtigsten sind: deskriptive (beschreibende), narrative (erzählende), explikative (erklärende) und die argumentative (begründende) Entfaltung eines Themas zum Textinhalt
sie bestimmen die thematische Struktur des Textes
je nachdem, welche Grundform dominiert, sprechen wir von z.B. primär deskriptiver Textstruktur
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Grundformen thematischer Entfaltung
Die deskriptive Themenentfaltung
ein Thema wird in seinen Komponenten (Teilthemen) dargestellt und in Raum und Zeit eingeordnet
die wichtigsten thematischen Kategorien sind also Spezifizierung (Aufgliederung) und Situierung (Einordnung)
deskriptive Themenentfaltung tritt in verschiedenen Ausprägungen auf, die durch Art des Themas bedingt sind
a) Thema bezeichnet einen einmaligen Vorgang, ein historisches Ereignis
Emittent beantwortet sozusagen die Fragen nach dem Was, Wie, Wer, Wann und Wo
Motive der Handlung werden in solchen Meldungen eher nicht genannt
in grammatischer Hinsicht dominieren die sog. Vergangenheitstempora sowie Temporal- und Lokalbestimmungen
ist vor allem für die informativen Textsorten (Nachricht, Bericht) charakteristisch
man findet sie aber auch in instruktiven Texten (Bedienungsanleitungen, etc.) und in normativen Texten (Gesetze, etc.)
in appellativen Texten (z.B. politischer Kommentar) verbindet sie sich oft mit argumentativer Themenentfaltung
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Die narrative Themenentfaltung
ist vor allem für Alltagserzählungen charakteristisch
für ihre Erklärung können wir an das Strukturmodell von W. Labov und J. Waletzky anknüpfen
sie haben es zur Analyse von Alltagserzählungen entwickelt
Labov/Waletzky definieren Erzählen als eine verbale Technik der Erfahrungsrekapitulation im besonderen als die Technik der Konstruktion narrativer Einheiten
sie gliedern eine Erzählung nach folgenden thematischen Kategorien:
1. Orientierung (Angaben zu Ort, Zeit, handelnden Personen usw.)2. Komplikation (Darstellung eines ungewöhnlichen Ereignisses)3. Evaluation (Bewertungen, emotionale Einschätzungen und Stellungnahmen des Erzählers zu den erzählten Ereignissen4. Resolution (Auflösung der Komplikation in positiver oder negativer Hinsicht)5. Coda (Stellungnahme des Erzählers vom Erzählzeitpunkt aus; fakultativ)
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Wir gehen von 3 thematischen Grundkategorien aus: Situierung, Repräsentation und Resümee:Situierung:
ist nicht mit dem Labovschen Begriff der Orientierung gleichzusetzen
ist rein thematisch definiert
Orientierung bezeichnet die kommunikative Funktiion der Situierung
damit ist auch terminologisch zwischen thematischer und kommunikativ-funktionaler Perspektive unterschieden
situierende Elemente können nicht nur kontinuierlich (d.h. geschlossen zu Beginn), sondern auch diskontinuierlich (d.h. an verschiedenen Stellen) vorkommen oder auch ganz fehlen (je nach beim Hörer/Leser vorausgesetzter Information)
Repräsentation:
steht im Mittelpunkt der Erzählung, die prozessual-aktionale Repräsentation des Ereignisses
konstituiert sich aus einer oder mehreren Ereignisphasen
jede Phase enthält als Kern eine Ereignis- bzw. Handlungssequenz, die sich aus einer Komplikation und einer Auflösung (Lösung) zusammensetzt
es können auch situierende Elemente oder auf die erzählten Ereignisse selbst bezogene Bewertungen dazu kommen
das spezifisch narrative besteht in der Struktur der Repräsentation
Resümee:bezeichnet die zusammenfassende Einschätzung vom Erzählzeitpunkt (Gegenwartszeitpunkt) aus
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das Thema einer Erzählung wird durch ein abgeschlossenes, singuläres Ereignis repräsentiert (Kriterium 1)
es erfüllt - wie die Erzähltexttheoretiker zumeist annehmen - ein "Interessantheitskriterium" (van Dijk) bzw. eine "gewisse Minimalbedingung von Ungewöhnlichkeit" (Quasthoff) (Kriterium 2)
der Erzähler ist daran zumeist in irgendeiner Weise beteiligt (Kriterium 3)
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Die explikative Themenentfaltung
C.G. Hempel und P. Oppenheim entwickelten Modell; kurz das H-O-Schema
nach diesem Schema erklärt der Wissenschaftler einen Sachverhalt ("Explanandum", das zu erklärende) dadurch, dass er ihn aus bestimmten anderen Sachverhalten, die man zusammen als das "Explanans", das Erklärende, bezeichnet
Explanans besteht aus zwei Teilen, den sog. Anfangs- oder Randbedingungen (A) und den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten (G)
ist vor allem für bestimmte Textsorten charakteristisch, die auf eine Erweiterung des Wissens zielen, wie Lehrbuch, populärwissenschaftlicher und wissenschaftlicher Text
verbindet sich dabei häufig mit der deskriptiven Themenentfaltung
kann aber auch in das komplexe Verfahren des Argumentierens integriert werden
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Die argumentative Themenentfaltung
wir orientieren uns an dem Argumentationsmodell des englischen Philosophen St. Toulmin
er stellt die allgemeine Struktur einer Argumentation mit Hilfe von 6 relationalen logisch-semantisch definierten Kategorien dar
der Emittent begründet eine (strittige) Behauptung bzw. These ("claim", Konklusion), die das Textthema repräsentiert durch Argumente ("data")
dass die angeführten Daten (Tatsachen) überhaupt Argumente für die These sein können, dass also der Schritt von den Daten (D) zur Konklusion (C) vollzogen werden kann, wird durch eine Schlussregel ("warrant") gerechtfertigt
diese Schlussregel ist eine allgemeine hypothetischhe Aussage, die die Form hat "Wenn D, dann C"
die Zulässigkeit der Schlussregel erweist der Emittent durch eine Stützung ("backing") (z.B. Verweis auf Gesetze, etc.)
den Wahrscheinlichkeitsgrad (Geltungsgrad) einer These kann man mit einem sog. Modaloperator ("qualifier") angeben (z.B. wahrscheinlich, vermutlich, usw.) einschränken, durch die sog. Ausnahmebedingung ("rebuttal")
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These und Argument(e) bilden die Grundlage des argumentativen Textes
wesentlich für die argumentative Themenentfaltung ist der Zusammenhang von These, Argumenten, Schlussregel und Stützung
für Kommentare ist eine weitere Kategorie charakteristisch: die Einbettung, die logisch gesehen zwar in einer lockeren Beziehung zur These und zu den Argumenten steht
sie hat nicht nur die Aufgabe, die Nachrichtengrundlage zu schaffen, sondern sie ornet die These (und auch die Argumente) in einen bestimmten Kontext ein
sie restringiert somit die Argumentationsmöglichkeiten und erhält dadurch ebenfalls die Argumentation "stützende" Funktion
eine weitere Kategorie ist die als konsensuell präsupponierte Wertbasis, aus der nicht nur die (mögliche) Stützung abgeleitet ist, sondern auf die die gesamte Argumentation letztlich beruht
argumentative Themenentfaltung ist vor allem für appellative Texte kennzeichnend
dem Emittenten geht es dort zumeist darum, den Rezipienten durch Angabe von Gründen von seiner Sichtweise, seiner Wertung eines Sachverhalts zu überzeugen und ihn ggf. zu einem entsprechenden Handeln zu veranlassen
sie findet sich aber auch in normativen Texten (z.B. Gerichtsentscheidungen)
und in bestimmten informativen Texten (z.B. in Rezensionen und wissenschaftlichen Abhandlungen)
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