Grundlagen Diagnostik

Description

Bachelor Psychologie Flashcards on Grundlagen Diagnostik, created by Justus Honig on 08/05/2020.
Justus Honig
Flashcards by Justus Honig, updated more than 1 year ago
Justus Honig
Created by Justus Honig over 4 years ago
0
0

Resource summary

Question Answer
Gegenstand der Diagnostik Soweit Menschen die Merkmalsträger sind: interindividuelle Unterschiede im Verhalten und Erleben (Psychologische Diagnostik ist nicht zwingend eigenschaftsorientiert, sondern kann sich auch mit situativ bedingtem Verhalten und Erleben befassen) sowie intraindividuelle Merkmale und Veränderungen einschließlich ihrer jeweils relevanten Bedingungen. Informationen, die für das Verständnis menschlichen Verhaltens und Erlebens bedeutsam sind. Psychische Merkmale von einem (oder mehreren) Menschen
Aufgabe der Diagnostik - Merkmale und Veränderungen so erfassen, dass »hinlänglich präzise Vorhersagen künftigen Verhaltens und Erlebens sowie deren evtl. Veränderungen in definierten Situationen möglich werden - Regelgeleitete Sammlung und Verarbeitung von gezielt erhobenen Informationen - Psychologisches Wissen und psychologische Techniken bereit[zu]stellen, die dazu beitragen, (in Einzelfällen) praktische Probleme zu lösen - Unter Zuhilfenahme besonderer Verfahren zielgerichtete Informationen über die psychischen Merkmale von einem (oder mehreren) Menschen gewinnen - Erhebung von Differenzen zwischen Merkmalsträgern... Im Falle einer perso-nenbezogenen Diagnostik wird angestrebt, solche interindividuellen Differenzen und/oder intraindividuellen Charakteristika und Veränderungen zu erfassen, die einer Prognose zukünftigen Verhaltens und Erlebens und/oder einer angestrebten Verhaltensmodifikation dienen«
Vorgehen beim Diagnostizieren - Fragestellungen eines Auftraggebers bearbeiten und Entscheidungen treffen. Fragestellungen können betreffen: Beschreibung und Klassifikation, Erklärung, Vorhersage und Evaluation von Zuständen oder Verläufen - Klärung der Fragestellung; Auswahl, Anwendung und Auswertung von Verfahren; Interpretation und Gutachtenerstellung; Festsetzen der Intervention (des Maßnahmenvorschlags) - Die Prinzipien der Entscheidungsfindung müssen wissenschaftlichen Kriterien entsprechen
Definition psychologische Diagnostik Psychologische Diagnostik ist eine Teildisziplin der Psychologie. Sie dient der Beantwortung von Fragestellungen, die sich auf die Beschreibung, Klassifikation, Erklärung oder Vorhersage menschlichen Verhaltens und Erlebens beziehen. Sie schließt die gezielte Erhebung von Informationen über das Verhalten und Erleben eines oder mehrerer Menschen sowie deren relevanter Bedingungen (Wenn es für die Beantwortung der Fragestellung nützlich ist, können auch Informationen über situative Bedingungen, denen die untersuchte(n) Person(en) ausgesetzt ist (sind), erhoben werden) ein. Die erho-benen Informationen werden für die Beantwortung der Fragestellung interpretiert. Das diagnostische Handeln wird von psychologischem Wissen geleitet. Zur Erhebung von Informationen werden Methoden verwendet, die wissenschaftlichen Standards genügen
Abgrenzung: Testen Der Begriff »Test« bezieht sich nur auf eine Methode der Datenerhebung. Im Rahmen von Psychologischer Diagnostik werden auch andere Methoden wie etwa das Interview oder die Verhaltensbeobachtung eingesetzt. Hinzu kommt, dass mit der Anwendung verschiedener Methoden notwendigerweise auch die Integration von Ergebnissen einhergeht, also eine Interpretation
Abgrenzung: medizinische Diagnostik Der Mensch ist auch Gegenstand der medizinischen Diagnostik. Hier stehen allerdings körperliche Merkmale im Fokus und nicht – oder zumindest seltener – Verhalten und Erleben. Die Diagnostik psychischer Störungen stellt einen Überlappungsbereich dar, mit dem sich psychologische und medizinische Diagnostik befassen können
Abgrenzung: Evaluation Evaluiert werden Maßnahmen wie etwa ein Training oder ein Thera-pieprogramm. Unter Umständen benötigt man dazu keine psychologisch-diagnostischen Verfahren. Dienen die Maßnahmen dazu, psychische Merkmale von Menschen (Beispiel: Depressivität) oder deren Verhalten (Beispiel: Zwangsverhalten) zu verändern, können diese Veränderungen mithilfe psychologisch-diagnostischer Methoden (Tests, Fragebögen, Interview etc.) erfasst werden. Diagnostik ist also ein Mittel zum Zweck der Evaluation.
Psychische Störungen Diagnostizieren Betreibt: kategoriale Diagnostik = aufgrund der vorhandenen Symptome die dazu passende Störungskategorie finden Gebräuchliche Kategoriensysteme zur Einordnung von psychischen Störungen: - die »Internationale Klassifikation psychischer Störungen ICD-10« - das »Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen DSM-IV Entscheident für die Diganose eier psychischen Störung ist, dass eine bestimmte Anzahl genau definierter Symptome vorliegt. Informationen für das Vorliegen solcher Symptome werden mit einem diagnostischen Interview gewonnen (z.B. das Strukturierte Klinische Interview für DSM-IV)
therapiebegleitende Diagnostik Häufig folgt auf die Diagnose hin eine Therapie. Idealerweise wird die Schwere der Störung vor, während und nach der Therapie quantitativ beschrieben. Dafür eignen sich besonders gut Fragebögen zu einzelnen psychischen Störungen wie etwa das »Beck-Depressions-Inventar«. So können der Verlauf und der Erfolg einer Therapie evaluiert werden. Da die subjektive Sichtweise verzerrt sein kann, finden auch Fremdbeurteilungsverfahren und Verhaltensbeobachtung Verwendung
Eigenschaftstheoretischer Ansatz Die grundlegende Annahme eigenschaftstheoretischer Konzepte besteht darin, dass sich das Erleben und Verhalten von Menschen in Form von Eigenschaften (»traits«) beschreiben lässt. Diese werden aufgefasst als »relativ breite und zeitlich stabile Dispositionen zu bestimmten Verhaltensweisen, die konsistent in verschiedenen Situationen auftreten
Eigenschaften Eigenschaften sind nicht direkt beobachtbar. Sie stellen hypothetische, gedankliche, konstruierte Gebilde dar, somit Konstrukte, die aus direkt beobachtbaren Verhaltensäußerungen nur erschlossen werden - Verhaltensweisen haben für die Eigenschaften die Funktion von Indikatoren
Vorhersage von Eigenschaften Nach der eigenschaftstheoretischen Konzeption von Persönlichkeit besteht der zweckmäßigste Weg zur Vorhersage des künftigen Verhaltens von Personen darin, deren Eigenschaften mit geeigneten diagnostischen Verfahren genau zu erfassen. Da-bei wird angenommen, dass sich die Person auch in anderen Situationen gemäß ihrer Eigenschaftsausprägungen verhält. Situative Einflüsse auf das Verhalten werden zwar grundsätzlich anerkannt, aber deren Beitrag zur Erklärung des Verhaltens tritt hinter den Beitrag der Eigenschaft zurück. Die zur Messung der jeweiligen Eigenschaft herangezogenen Aufgaben bzw. die in ihnen thematisierten Verhaltenstrends oder Verhaltensgewohnheiten müssen repräsentativ für die interessierende Eigenschaft sein. Ist dies nicht der Fall, wird die Validität des Verfahrens darunter leiden. Die Ausprägung einer Eigenschaft wird durch einen Vergleich mit anderen Menschen festgestellt. Dazu dienen bei Leistungstests und Per-sönlichkeitsfragebögen Normen.
Zustände Sind zeitlich nicht stabil und stark Situationsabhängig (states). Typische Beispiele für Zustände sind Emotionen (Angst, Freude, Traurigkeit, Ärger etc.), mentale Zustände wie Müdigkeit, Wachheit oder Konzentration sowie Erregungszustände (Erregtheit, Ruhe). Das Eigenschaftsmodell schließt Zustände explizit aus. Zustände können für bestimmte Fragestellungen diagnostisch relevant sein und werden u.a. mit Fragebögen zum emotionalen Befinden gemessen.
Argumente für das Eigenschaftsmodell Die Angemessenheit des Eigenschaftsmodells kann anhand empirischer Befunde beurteilt werden. Das Big Five Modell der Persönlichkeit und das Konzept der Allgemeinen Intelligenz stehen für den Eigen-schaftsansatz. Folgende Fakten sind durch viele Forschungsarbeiten gesichert, die inzwischen in Metaanalysen zusammengefasst wurden: - Persönlichkeitseigenschaften korrelieren mit Verhaltensberichten (aggregierte Verhaltensmaße korrelieren dabei höher mit Eigenschaften als einzelne) - Persönlichkeitsmerkmale (Selbst- und Fremdbeurteilung) sind zeitlich stabil - Intelligenz korreliert mit Leistungen im Leben (sagt Erfolg in 30 Jahren vorher) - Intelligenz ist stabil (IQ ändert sich wenig)
Verhaltenstheoretischer Ansatz Der Verhaltenstheoretiker fragt nicht nach dem Dahinter. Er sieht in dem Verhalten ein Beispiel oder eine Stichprobe (»sample«) ähnlicher Verhaltensweisen. Erklärung für das Verhalten: Das Verhalten ist eine Funktion der Situation und von bereits früher erfahrenen Konsequenzen auf ähnliche Verhaltensweisen. Reliabilität ist von zentraler Bedeutung
Geschichte Verhaltenstheorie Die Verhaltenstheorie als Kind des Behaviorismus erlebte in den späten 60er und frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts einen großen Aufschwung . Anfangs beschränkte sich die Messung von Verhalten auf gut beobachtbare motorische Reaktionen. Mit dem Aufkommen von kognitiven Ansätzen in der Verhaltenstherapie erweiterte sich der Messgegenstand bald auf Gedanken und Gefühle. Während anfangs nur physikalisch gut definierte, situative Reize berücksichtigt wurden, fand später eine Ausweitung auf weniger präzise messbare Bedingungen von Verhalten statt, etwa familiäre oder schulische Einflüsse oder Arbeitsplatzbedingungen. Damit mussten auch die Messinstrumente um Selbst- und Fremdberichte erweitert werden. Gleichzeitig ging das Interesse an Beobachtungsmethoden zurück
Diagnostik in der Verhaltenstheorie Als ein klassisches Beispiel für ein Verfahren, das ganz der verhaltenstheore-tischen Tradition verpflichtet ist, sei die Fear Survey Schedule genannt. Das Verfahren wird weiterhin eingesetzt. Die Diagnostik im Rahmen der Verhaltenstherapie umfasst heute auch Merkmale, die nur entfernt mit Verhalten in Beziehung stehen, so etwa körperliche und psychische Symptome, erlebte Belastungen, angstbezogene Kognitio-nen, Einstellungen zur Krankheit oder Zufriedenheit Wichtigetses Instrument: funktionale Verhaltensanalyse zur Erklärung von Problemverhalten. Das Problemverhalten wird mithilfe der S-O-R-K-C-Verhaltensgleichung zu erklären versucht
SORKC Verhaltensgleichung S: Stimulus (Reiz der auf die Person einwirkt) O: Organismus (körperliche und psychische Merkmale der Person) R: Reaktion (Das zu erklärende Problemverhalten) K: Kontingenz (Regelmäßigkeiten, mit der die Konsequenzen eintreten) C: Konsequenz (Reaktionen auf das Problemverhalten)
Statusdiagnostik Wenn sich Diagnostik auf die Beschreibung des momentanen Zustandes bezieht, wird sie auch als Statusdiagnostik bezeichnet. Schließt Verhalten und Eigenschaften mit ein
Klassifikation Ein Spezialfall der Beschreibung ist die Klassifikation. In der Klinischen Psychologie und der Psychiatrie sind Klassifikationssysteme (DSM-IV, ICD-10) gebräuchlich. Sie dienen dazu, psychische Störungen anhand von Symptomen zu diagnostizieren. Eine Klassifikation setzt immer genau definierte und voneinander abgegrenzte Klassen voraus.
Selektion Bei vielen diagnostischen Fragestellungen wird nach einer Passung zwi-schen Personen und Bedingungen gesucht. Beispiele, in denen Bedingungen (das Förderangebot einer Schule für Lernbehinderte, die mit der Stelle verbundenen Anforderungen, die Besonderheiten des Therapiever-fahrens) zu den Merkmalen der Person (genauer Förderbedarf, Ausprägung der Anforderungsmerkmale, personelle Voraussetzungen für das Therapieverfahren) in Beziehung zu setzen sind
Selektion von Personen es steht zuvor eine Bedingung fest, und es werden Personen ausgewählt, welche die größte Passung mit dieser Bedingung aufweisen
Selektion von Bedingungen z.B. Selektion einer passenden Berufsausbildung. Dazu muss die Person untersucht werden, um ihre Fähigkeiten, Kenntnisse und Interessen in Erfahrung zu bringen. Die Aufgabe des Berufsberaters besteht nun darin, (mit Unterstützung durch den Psychologen) eine Berufsausbildung zu finden, die den Eignungsmerkmalen der ratsuchenden Person am besten ent-spricht.
Modifikation Manchmal wird keine gute Passung zwischen Person und Bedingung vorliegen. In diesem Fall ergibt sich eine neue Fragestellung: Welche Merkmale der Person oder der Bedingung sind zu ändern, damit eine Passung hergestellt wird? Grundsätzlich bestehen zwei Möglichkeiten: Modifikation der Person oder der Bedingung
Show full summary Hide full summary

Similar

Klinische Psychologie Teil 1
Lisa Mariá Hchil
Klinische Psychologie Teil 2
Lisa Mariá Hchil
Eriksons Modell psychosexueller und psychosozialer Entwicklung im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter
Lena S.
Allgemeine Psychologie
CharlotteSc
Pädagogik Abitur 2016: Freud
Lena S.
Gedächtnis
Nicole Girard
M1, Kurs 2: Einführung in die Forschungsmethoden - Unit 1 - Psychologie als eine empirische Wissenschaft: Warum brauchen wir Forschungsmethoden?
Chris Tho
Pädagogik Abitur 2016: Freud
Lena S.
Kapitel 1: Was macht Psychologie einzigartig?
bence-bartos
Biopsychologie (offizielle Fragen)
workitout4yourself
EC - Entwicklungspsychologie II - ultimativ
Lilly Payer