Pregunta | Respuesta |
Soziale Ungleichheit ist... | "Jede Art verschiedener Möglichkeiten der Teilhabe an Gesellschaft bzw. der Verfügung über gesellschaftlich relevante Ressourcen" (Kraus / Lexikon der Soziologie) - eine gesellschaftliche Konstruktion - an ihre jeweilige Zeit / Wertzuschreibungen gebunden - kann daher nie objektiv sein |
Wandel zu modernen Gesellschaften | Ab Mitte 18. Jahrhundert: Aufklärung, Auflösung der Ständegesellschaft, Industrialisierung, Gleichhheitspostulat (Ungleichheit ist nicht natürlich, sondern durch Menschen formbar). |
Liberalismus (ab 18. Jh.) und Ungleichheit | - Eigentum als Grundrecht - Unter der Voraussetzung von Chancengleichheit wird soziale Ungleichheit nach dem Leistungsprinzip akzeptiert |
Wie unterscheiden sich ältere und neuere Ansätze sozialer Ungleichheit und zu welchem Zeitpunkt der Geschichte wird etwa die Unterteilung vorgenommen? | ÄLTERE ANSÄTZE: - Entweder Klassen- oder Schichtmodell - Ablehnung der Argumente des jeweils anderen Lagers NEUERE ANSÄTZE: - Differenzierung in Klassenmodelle, Schichtmodelle, Lebensstile, Milieus, soziale Lage... - Ansätze, die gar kein STRUKTURmodell sozialer Ungleichheit entwerfen (=> Entstrukturierung) Die Unterteilung wird Anfang der 1980er Jahre vorgenommen. |
Ursprung der Ungleichheit für Marx? | Privateigentum (an Produktionsmitteln) |
In welchen zwei Varianten endet der Klassenkampf nach Karl Marx? | a) Revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft b) Untergang der kämpfenden Klassen |
Welche beiden Klassen stehen sich in Marx' Theorie dichotom gegenüber und wodurch zeichnen sie sich aus? | BOURGEOISIE (Besitz von Produktionsmitteln, Kapitalisten) PROLETARIAT (Nichtbesitz von Produktionsmitteln, Verkauf der Arbeitskraft als Ware) |
Was ist der objektive Interessengegensatz von Bourgeoisie und Proletariat? | Die Bourgeoisie will die bestehenden Verhältnisse bewahren. Das Proletariat will sie überwinden. |
Prinzipien des Klassenbegriffs nach Marx (Marx to go...) | - Klassenbegriff hat ökonomische Basis (Besitz / Nichtbesitz von Produktionsmitteln) - Soziale Ungleichheit lässt sich mit Klassenbegriff erklären - Klassen stehen sich antagonistisch (oder: dichotom) gegenüber - Gegensätzliche Interessen führen zum Klassenkonflikt - Beziehungen zwischen den Klassen haben große Bedeutung (relational) - Mitglieder einer Klasse entwickeln u. U. ein Klassenbewusstsein, das solidarisches Handeln ermöglicht (Klasse für sich) - Klassen sind "Akteure im gesellschaftlichen Kräftespiel" - Dynamik des Klassenkonfliktes kann sozialen Wandel erklären |
Besitz oder Nichtbesitz von Produktionsmitteln bestimmen bei Marx die Klasse. Welche Produktionsmittel gibt es? | Boden Arbeit Kapital |
Kritik an Marx Klassenmodell (Achtung: lang; viele Punkte) | - Marx definiert den Klassenbegriff nicht eindeutig formal - Dahrendorf kritisiert Klassentheorie: Zwischen "soziologischer Analyse und philosophischer Spekulation" - Zweifel, ob ökonomische Gründe allein die Lebenslage und Machtverhältnisse in der Gesellschaft erklären - Zweifel, ob zwei Hauptklassen für eine sinnvolle Sozialstrukturanalyse reichen - Spätere Entwicklung (20. Jh.) ließe sich nicht mehr mit Marx' Theorie erklären (Existenz neuer Mittelklassen (Dienstleistung, Angestellte)) - Soziale Mobilität und Wohlstandszunahme (Verelendung der Massen habe nicht statt gefunden) - Geiger: Lage / Stellung des Arbeiters innerhalb der Gesellschaft sei erheblich günstiger geworden - Klassenkonflikte sind durch Institutionalisierung abgeflaut (Gewerkschaften, Tarifverträge) - Klassenlose Gesellschaft wurde nicht realisiert - Auch in kommunistisch geprägten Ländern hat Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln nicht zur Überwindung von Herrschaft / Unterdrückung geführt - Ist "Klasse" überhaupt eine bestimmte Gruppe von Menschen oder nur theoretisches Konstrukt? |
Mit welchen drei Begrifflichkeiten / Konstrukten beschreibt Max Weber die Sozialstruktur (Machtverteilung) einer Gesellschaft? | Klassen Stände Parteien |
Welches sind die Unterschiede in den Konzepten von Karl Marx und Max Weber? | |
Was ist die Klassenlage (bei Max Weber)? | Klassenlage ist letztlich Marktlage. Klassenlage ist die Chance der /des... 1. Güterverteilung 2. äußeren Lebensstellung 3. inneren Lebensschicksals Diese Chance wird bestimmt von (Maß und Art) der Verfügungsgewalt über Güter oder über Leistungsqualifikationen (darüber, wie diese innerhalb einer gegebenen Wirtschaftsordnung verwertbar sind). |
Welche Themen waren Schwerpunkte der Arbeit von Theodor Geiger? | Klassen- und Schichtstruktur Mobilität |
Was versteht Geiger unter einer Schicht? | - beschreibt bestimmte soziale Lage - Oberbegriff, der die Sozialstruktur einer Gesellschaft kennzeichnet - besteht aus vielen Personen, die ein erkennbares Merkmal gemein haben (zB sozio-ökonomische Lage) - haben als Träger dieses Merkmals einen bestimmten Status i. d. Gesellschaft und im Verhältnis zu anderen Schichten - Gliederung der Gesellschaft nach dem typischen Status (den Soziallagen) ihrer Mitglieder |
Was umfasst Geigers Begriff des "Status"? | Lebensstandard, Chancen, Risiken, Glücksmöglichkeiten, Privilegien, Diskriminierung, Rang, öffentliches Ansehen. |
Geiger bezeichnet "Schicht" als Oberbegriff, der die Sozialstruktur einer Gesellschaft kennzeichnet, und "Klasse" als eine spezielle Form der Schichtung. Welche anderen historischen Sonderfälle einer Schichtung gibt es z.B.? | Stände Kasten |
Welches Merkmal stellt bei der "Klasse" das "dominante Schichtungsprinzip" dar? | Die Produktionsverhältnisse |
Zwischen welchen Schichtbegriffen unterscheidet Geiger? Erläuterung in Stichworten. | OBJEKTIVE SCHICHTBEGRIFFE: - richten sich auf äußere Merkmale der sozialen Lage (z.B. Einkommen) - Sortierung nach Kriterien recht beliebig SUBJEKTIVE SCHICHTBEGRIFFE: - bestimmte gemeinsame Haltung oder Denkweise (=> Mentalität) - nicht an Merkmale der sozialen Lage gebunden GEMISCHTE SCHICHTBEGRIFFE: - stellen Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Haltung her |
Will man den Zusammenhang zwischen Lage (objektiv) und Haltung / Mentalität (subjektiv) herstellen, so ist das nach Geiger unbefriedigend, weil zu den Schichten nur solche Personen gehören, die sich auch solidarisch fühlen / verhalten. Wie löst Geiger das Problem? | - Mentalität (Haltung) und soziale Lage werden getrennt erfasst - Verteilung der Lagen und Verteilung der Haltungen werden dann erst miteinander verglichen - bestimmte Haltungen werden als typisch für besimmte Lagen erkannt - Mentalität wird einer Schicht also im Nachhinein zugeordnet |
Ist die Zuordnung einer Mentalität zu einer bestimmten Schicht deterministisch? Erläutere kurz. | Nein, ist sie nicht. Viele Mitglieder einer Schicht haben zwar die gleiche Mentalität ("Normaltypen"), aber das ist nicht zwingend. Eine andere Mentalität führt NICHT zum Ausschluss aus der Schicht, sondern weicht nur vom Normaltypus ab. |
Wodurch ist die Mentalität nach Geiger geprägt? | Mentalität ist eine "geistig-seelische Dispositon" geprägt durch die soziale Lebenswelt. |
Welche fünf Schichten hat Geiger in seiner Studie anhand der Daten einer Volkszählung (1925) heraus gearbeitet? | 1) Kapitalisten 2) Mittlere und kleine Unternehmer (alter Mittelstand) 3) Lohn- / Gehaltsbezieher höherer Qualifikation (neuer Mittelstand) 4) Tagewerker für eigene Rechnung (Proletaroide) 5) Lohn- / Gehaltsbezieher minderer Qualifikation (Proletariat) |
Was meint das "dominante Schichtungsprinzip"? | - Unterschiedliche Schichten können nach unterschiedlichen Merkmalen gebildet werden (z.B. nach Einkommen, nach Beruf, nach Geburtsstand) - Zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer Gesellschaft sind bestimmte Schichtmerkmale dominant, andere wiederum nur subsidiär - Beispiele: Im Ständewesen des Mittelalters war die Schichtung nach Berufsart dominant - Welche Schichten dominant sind, ist also historisch veränderbar - Z.B. ist die Ständegesellschaft (mit Schichtung nach Berufsart) in der Historie abgelöst worden von der Klassengesellschaft (mit Schichtung durch die Produktionsverhältnisse) |
Von wem grenzt sich Geiger mit dem (dominanten) Schichtungsprinzip ganz bewusst ab? | Von Karl Marx. Je weiter Geiger in seinen Arbeiten voran schreitet, umso mehr grenzt er sich von Marx ab. Geigers Kritik: Verelendung der Arbeiterklasse sei nicht eingetreten. Klassen haben sich zunehmend differenziert. Kollektives Klassenbewusstsein habe sich nicht entwickelt. Er hielt das marxistische Modell für die Periode des Hochkapitalismus zwar durchaus für angemessen, doch der soziale Wandel führe dazu, dass nun andere Schichtungen dominieren. |
Kritik an Geigers Schichtungsmodell | - Wie soll heraus gearbeitet werden, welches Merkmal die "dominante Schichtung" bestimmt? - Nach Geiger drängen sich gewisse Unterschiede der Lage als schicksalsbestimmend auf.... - Geiger gibt zu, dass das umso schwieriger wird, je näher der Betrachter seiner eigenen Zeit kommt - Geiger gesteht auch, dass die Gesellschaft momentan zu labil sei ("hektische Veränderungen"), um im Augenblick Untersuchungen zur gesellschaftlichen Struktur duchzuführen - Das "dominante Schichtungsprinzip" seiner eigenen Gesellschaft (in der ersten Hälfte d. 20. Jh.) konnte Geiger nicht herausarbeiten (es bleibt also unklar, welches Prinzip die Klassengesellschaft abgelöst hat) |
Die funktionalistische Schichtungstheorie Vom wem und wann wurden die Grundlagen entwickelt? | Grundlagen: Talcott Parsons (1940er Jahre) In DE wurde v. A. ein Aufsatz von Davis und Moore bekannt (1945 / ins Deutsche übersetzt 1967) |
Was könnte Parsons Leitfrage sein? | Was hält die Gesellschaft zusammen? |
Wie versteht Parsons strukturfunktionalistische Theorie Gesellschaft? | Gesellschaft ist ein System mit verschiedenen Subsystemen. Subsysteme erfüllen für gesellschaft bestimmte Funktionen, die die soziale Ordnung aufrecht erhalten. Beispiel: Politik als Subsystem ist dafür zuständig, gemeinsame Handlungsorientierungen (Gesetze) zu formulieren und zwischen verschiedenen Interessengruppen zu vermitteln. |
Was bedeutet "Soziale Schichtung" für Parsons? | Differentielle Rangordnung der Individuen in einem sozialen System. Diese Rangordnung bedingt, dass die Individuen in bestimmten sozial bedeutsamen Zusammenhängen als einander über- bzw. untergeordnet behandelt werden. |
Inwiefern trägt "Soziale Schichtung" dazu bei, dass gesellschaftliches Zusammenleben funktioniert? | "Soziale Schichtung": - ist ein Regelsystem - regelt Über- und Unterordnung - trägt durch Normen zur Systemstabilität bei |
Warum fügen sich die Menschen einer solchen systemerhaltenden (kohärenten) Ordnung (statt sich bspw. im Sinne von Marx zusammenzuschließen und aufzubegehren)? | - Motive und Bewertungsmaßstäbe des Individuums und der Gesellschaft entsprechen sich, weil... ... bestimmte moralische Muster bereits in der Kindheit verinnerlicht werden ... Sanktionen der sozialen Umwelt das Handeln kontrollieren ... Individuen die Anerkennung anderer durch Befolgung sozialer Normen erlangen wollen. Wenn ein Individuum den institutionellen Normen nicht entspricht, handelt es daher seinen eigenen Interessen entgegen. |
Inwiefern ist Schichtung ein wichtiges Mittel zur Handlungsorientierung? | Schichtung ist ein zentraler Punkt für die Strukturierung des Handelns in sozialen Systemen. Schichtung gibt also den Individuen Handlungsorientierung. |
Sechs Grundelemente zur Einordnung von Individuen in einer Schichtungsskala (ausführlich zum Verstehen) | 1) Mitgliedschaft in Verwandtengruppe (Position durch Geburt oder Heirat) 2) Persönliche Eigenschaften (Geschlecht, Alter...) 3) Leistungen (Ergebnisse v. Handlungen) (z.B. beruflicher Erfolg) 4) Eigentum (wobei Reichtum kein primäres Statuskriterium ist, sondern eher Symbol für Leistungserfolg) 5) Autorität (institutionell anerkanntes Recht auf Einfluss, bspw. Richter oder Eltern) 6) Macht (nicht institutionell anerkannter Einfluss) |
Sechs Grundelemente zur Einordnung von Individuen in einer Schichtungsskala (Akronym zum Merken) | E-MALVE von Parsons' (Jetzt neu: die elektronische Pflanze ;-)) E Eigenschaften M Macht A Autorität L Leistungen V Verwandtschaftsgruppe E Eigentum |
Wie wird der Status eines Inviduums im Schichtungssystem ermittelt? | Status eines Inviduums ist die Resultante der gemeinsamen Wertungen dieser sechs Grundelemente. Beispiel: Verheiratet, weiblich, Krankenschwester, 27 Jahre, wird in einer anderen Schicht eingeordnet als Verwitwet, männlich, Unternehmer, 68 Jahre. |
Wie erfolgt die Gewichtung der Merkmale, die zu einem bestimmten Status führen? | Gewichtung ist je nach Gesellschaft und Zeitpunkt unterschiedlich. In Kastengesellschaft dominiert zB das Merkmal der Verwandtengruppe. |
Welche beiden Merkmale dominierten zur Zeit Parsons in den USA? | USA in den 40ern/50ern eine moderne, industrialisierte Gesellschaft. Daher dominierten die Merkmale: - Leistungen im Berufssystem - Verwandtschaftsbande (Solidarität in Kernfamilie mit klarer Geschlechterrollentrennung) Für den Status der Familie kam es auf die berufliche Stellung des Mannes an. |
Wie stand Parsons zum Ansatz von Marx? | Er betrachtete seine Sichtweise als Weiterentwicklung von Marx' Ansatz. Marx war ihm aber zu sehr auf die sozioökonomische Struktur der kapitalistischen Gesellschaft fixiert, statt zwischen verschiedenen Variablen zu unterscheiden. Auch der Klassenkonfklikt wäre so nicht mehr unvermeidlich, sondern an bestimmte Bedingungen gebunden. |
Die funktionalistische Schichtungstheorie nach Davis und Moore (kurz erklärt) | - Schichtung jeder Gesellschaft ist funktional notwendig - Schichtung aus gesellschaftlichem Blickwinkel etwas Positives - Richtet sich auf das ALLGEMEINE SYSTEM DER POSITIONEN in einer Gesellschaft - daher sagt es nichts darüber aus, ob die Lebenslage eines einzelnen Individuums gerecht ist - trennt analytisch in MOTIVE und objektive FOLGEN sozialen Handelns |
Wie definieren Davis / Moore "Soziale Ungleichheit" (SU)? | SU ist ein "unbewusst entwickeltes Werkzeug, mit dessen Hilfe die Gesellschaft sicher stellt, dass die wichtigsten Positionen von den fähigsten Personen gewissenhaft ausgefüllt werden". |
Positionen und Funktionen | - Bestimmte Positionen in einer Gesellschaft erfüllen bestimmte Funktionen (z.B. Entscheidungen treffen, planen, integrieren...) - Zur Ausübung der Funktionen sind unterschiedliche Anforderungen an die Fähigkeiten der Individuen erforderlich. - Gesellschaft soll einen Mechanismus bereit stellen, der die Besetzung aller Positionen ermöglicht => Das Belohnungssystem (via Einkommen, Ansehen) |
Welche zwei Faktoren bestimmen nach Davis / Moore den Rang einer Position? Wie verhalten sie sich zueinander? | 1) Bedeutung der Position für Gesellschaft 2) Begabung / Ausbildung, die zur Ausübung der Position notwendig ist Die Bedeutung einer Position ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung, denn zB ist die Müllabfuhr absolut notwendig, wird aber dennoch schlecht bezahlt. Wenn eine Position ohne Schwierigkeiten besetzt werden kann, braucht sie nicht hoch entlohnt zu werden. |
Warum sind mit manchen Positionen hohe Entlohnungen verknüpft? | - Viele wichtige Positionen erfordern spezielle Fähigkeiten (lange Ausbildungen) - Geeignete Personen sind knapp - Daher werden die wenigen Experten mit hohen Belohnungen gelockt |
Halten Davis und Moore Ihren Ansatz für universal oder für Zeit- / Kontext gebunden? | Allgemeines Modell, das nicht für bestimmte Gesellschaft / Zeit gilt. Die Art, den Rang der Position über die beiden Determinanten zu bestimmen, ist universal. Einer bestimmten Position jedoch kann in unterschiedlichen Gesellschaften eine unterschiedliche Bedeutung zu kommen (z.B. Integrationskraft der Religion). |
Kritik an der funktionalistischen Schichtungstheorie (1 - Voraussetzungen fraglich) | Kritik von R. Mayntz: Modell von Davis / Moore geht stillschweigend von drei Voraussetzungen aus, die nicht expliziert werden und deren Gültigkeit fraglich ist: 1) Talent sei angeboren und knapp 2) Niemand strebe ohne Aussicht auf Belohnung nach schwierigeren Aufgaben 3) Soziale Positionen würden im freien Wettbewerb errungen => Hinter der funktionalistischen Schichtungstheorie steht ein ganz bestimmtes Menschenbild |
Kritik an der funktionalistischen Schichtungstheorie (2 - Ungleichheit wird legitimiert) | Wer bestimmt über die Bewertung von Positionen und teilt sie zu? Nach welchem Maßstab urteilt man, ob eine Position funktional bedeutsam ist? Ist es die herrschende Gruppe, die über die Bewertung von Positionen bestimmt? Wenn ja, dann werden ... ... bestehende Ungleichheitsverhältnisse (hinsichtlich Macht und Ungerechtigkeit) ignoriert --- die ungleichen Verhältnisse sogar legitimiert |
LENSKI: Welche Ungleichheitstheorien könnte man im Sinne Lenskis als konservativ, welche als radikal bezeichnen? | Funktionalistische Schichtungstheorie = konservativ Klassentheorie = radikal |
Wie nähert sich Gerhard Lenski den beiden Ungleichheitsmodellen (konservativ und radikal)? | Er versucht eine Synthese der beiden Theorien, indem er "Schichtung" umdefiniert. |
Wie definiert Lenski "Schichtung" um? | Schichtung = Der Verteilungsprozess in menschlichen Gesellschaften (ein Prozess, durch den knappe Werte verteilt werden) |
Zwei Prinzipien des Verteilungsprozesses ("Schichtung") nach Lenski | Bedürfnis und Macht |
Aus den beiden Prinzipien des Verteilungsprozesses konkretisiert Lenski zwei Verteilungsgesetze. Nenne das erste davon und erläutere kurz. | 1) Die Menschen teilen das Produkt ihrer Arbeit insoweit, als es zur Sicherung ihres Überlebens und der kontinuierlichen Produktivität jener notwendig ist, deren Handlungen für sie selbst notwendig oder nützlich sind. Annahme: Menschen handeln aus Eigeninteresse, können dies aber meist nur durch Kooperation realisieren. Verteilung der Güter auf dieser Stufe verursacht keine großen Konflikte. |
Nenne das zweite Verteilungsgesetz nach Lenski und erläutere kurz. | Macht bestimmt weitgehend darüber, wie der Surplus einer Gesellschaft verteilt wird. Surplus = Mehrwert einer Produktion / Güter, die nicht unmittelbar zum Überleben dienen |
Welche Bedeutung hat Macht nach dem zweiten Verteilungsgesetz Lenskis? | Macht ist... ... ein bedeutsamer Einflussfaktor ... die Schlüsselvariable für Privilegien (Besitz von oder Kontrolle über Surplus) und für Prestige |
Wodurch wächst die Bedeutung des Verteilungsprinzips durch Macht? | Mit dem technologischen Fortschritt einer Gesellschaft. |
Welche Aussagen macht Lenski zu den Mitgliedern einer Klasse? | - Die Mitglieder einer Klasse sind hinsichtlich Macht in einer ähnlichen Position - haben ähnliche Interessen - entwickeln jedoch NICHT zwangsläufig ein gemeinsames Klassenbewusstsein |
Welche Aussagen macht Lenski zur Gesamtstruktur von Verteilungssystemen? | Verteilungssystem einer Gesellschaft besteht aus mehreren KLASSENSYSTEMEN mit unterschiedlicher Gewichtung. Jedem Klassensystem liegt jeweils ein bestimmtes KLASSENKRITERIUM zugrunde. Jedes Klassensystem besteht aus verschiedenen KLASSEN. Ein Individuum hat in jedem dieser Klassensysteme eine ganz bestimmte Position. Aus der Verknüpfung der Positionen in den verschiedenen Klassensystem ergibt sich das für das Individuum spezifische Profil (z.B. unpolitisch, Kaufmann im Mittelstand, spanischer Herkunft). Es ergibt sich ein kompexes Gesamtgefüge, das aber leicht unübersichtlich werden kann. |
Was kritisiert Wiehn an Lenskis Versuch, eine Synthese zwischen funktionalistischer Schichtungstheorie und Klassentheorie herzustellen? | - Wiehn bezweifelt, dass es eine Gesellschaft ohne Mehrwert geben könnte - Es bliebe unklar, wie Menschen in einer Gesellschaft ohne Mehrwert teilen und wo mit dem Mehrwert die Macht herkommt. |
Wie ist Lenskis Modell abschließend zu bewerten? | - Lenski hat auf wichtige Punkte aufmerksam gemacht, die über bisherige Ansätze hinaus führen - Im Ergebnis fraglicher Ansatz, eine Verbindung (Synthese) zwischen funktionalistischer Schichtungstheorie und konfliktorientierter Klassentheorie herzustellen - Einzelne Aspekte aus Lenskis Modell gaben jedoch für spätere Ansätze Anregungen - Frühes Beispiel für den Versuch eines mehrdimensionalen Modells, das die Einseitigkeit anderer Theorien überwinden möchte |
Was hat das funktionalistische Schichtungsmodell (Parsons, Davis, Moore, Lenski) mit Geigers Schichtungsmodell gemeinsam? | - mehrdimensionale Schichtungen, deren zentrale Merkmale nach Zeit und Gesellschaft variieren - Klassenkonflikt ist nicht zwingend |
Wodurch unterscheidet sich das funktionalistische Schichtungsmodell (Parsons, Davis, Moore, Lenski) von Geigers Schichtungsmodell? | Im Erkenntnisinteresse: Geiger interessiert die Verknüpfung von Schichtung und Mentalität. Im funktionalistischen Ansatz interessiert, wie Schichtung einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Gesellschaft leistet. |
Welches Klassen- oder Schichtmodell dominierte in den 1950er - 1970er Jahren? | Keines :-) Keine eindeutige Vorherrschaft eines bestimmten Autors oder Modells. In Westdeutschland viel diskutierte Ansätze waren z. B. die von Helmut Schelsky und Ralf Dahrendorf sowie Schichtmodelle in Verbindung mit Prestige und Status oder neomarxistische Theorien. |
Helmut Schelskys "Nivellierte Mittelstandsgesellschaft" entstand wann und lehnte was ab? | 1950er Jahre Lehnte den Klassen- und Schichtbegriff ab Lehnte überhaupt die vertikale Strukturierung einer Gesellschaft ab |
Was war Schelskys Hauptthese über die Gesellschaft? | Sie sei auffällig nivelliert. |
Hauptinhalte aus Schelskys Thesen (1953) (1) | - umfangreiche AUFSTIEGE (von Industriearbeitern und Verwaltungsangestellten) in den Mittelstand und umfangreiche ABSTIEGE des ehem. Besitz- / Bildungsbürgertums - diese MOBILITÄT habe zu einer ENTDIFFERENZIERUNG der alten (noch ständischen) Berufsgruppen geführt (relativer Abbau der Klassengegensätze) - Verlust von Klassenspannungen und sozialer Hierarchie - Nivellierung unterstützt durch staatliche Regulierungen (Sozial. / Steuerpolitik) |
Hauptinhalte aus Schelskys Thesen (1953) (2) | Der Nivellierung folgt eine VEREINHEITLICHUNG der sozialen und kulturellen VERHALTENSFORMEN ("kleinbürgerlich-mittelständisch). |
Hauptinhalte aus Schelskys Thesen (1953) (3) | Soziale Mobilität ist eine ENTSCHICHTUNG (keine Umschichtung mehr). Zwar bleiben soziale Gruppen(unterschiede) bestehen, aber er glaubt nicht, dass sich aus den Gruppierungen einheitliche Interessen / Bedürfnisse ableiten lassen. Keine zwei große feindliche Klassen, eher gibt es im Produktionssystem Konflikte der Arbeiter mit einem anonymen bürokratischen System. |
Hauptinhalte aus Schelskys Thesen (1953) (4) | BEWUSSTSEIN der Menschen hängt noch an der Rangfolge der Prestigeschichtung (frühere Klassengesellschaft) fest. Ursache: Sicherheits- und Geltungsbedürfnisse, die eine sehr mobile Gesellschaft nicht befriedigen kann. KLASSENKONFLIKT bleibt aufrecht erhalten durch Gewerkschaften oder Unternehmerverbände (Legitimierung). |
Hauptinhalte aus Schelskys Thesen (1953) (5) | Den AUFSTIEGSBEDÜRFNISSEN sind in der nivellierten Gesellschaft per Definition enge Grenzen gesetzt, weil die "soziale Leiter" kürzer ist. Soziale Unsicherheiten bleiben bestehen. Nivellierung bedeutet nicht ein harmonisches Zusammenleben. |
Wie kam Schelskys Modell an? | Wurde fast einhellig abgelehnt (bspw. von Dahrendorf, Bolte). |
RALF DAHRENDORF Modell der sozialen Schichtung in aller Kürze | - Dahrendorf-Haus - 7 Schichten - Ursprung der Ungleichheit: Existenz von Normen in Gesellschaft (deren Nichteinhaltung sanktioniert wird) - vielfältige Herrschaftsverbände, innerhalb derer es Positionen MIT Herrschaft (setzen von Normen) und Positionen OHNE Herrschaft (Konflikte gegen Herrschaftsaussschluss) gibt. |
Soziale Ungleichheit bei Dahrendorf ist... | ....eine Ungleichheit sozialer Positionen (keine zufällige individuelle). |
Was wird in der Gesellschaft belohnt? Welchem Modell folgt das? | NORMENKONFORMITÄT HOMO SOCIOLOGICUS Handelnder erhält seine Handlungsorientierungen zentral durch Normen (Dahrendorf / Schimank) |
Wie viele herrschende und beherrschte Klassen gibt es? | So viele, wie es Herrschaftsverbände gibt. Je Herrschaftsverband gibt es eine herrschende Klasse (die Normen setzt) und eine beherrschte Klasse (die Normen einhält oder im Konflikt dagegen vorgeht). |
Von wem / was ist Dahrendorfs Haus-Modell der Schichtung beeinflusst? | 1) Karl Marx (zwei Klassen im Konflikt zueinander) 2) Funktionalistische Sicht (Ungleichheit durch Existenz von Normen) 3) Schichtmodell Geigers (nur für D.'s Modell der Schichtung in Deutschland) |
Woran sind nach Dahrendorf die geltenden Werte einer Gesellschaft ablesbar? Warum? | An ihrer Oberschicht. Weil diejenigen die günstigsten Stellungen in einer Gesellschaft (Oberschicht) erringen, denen es kraft sozialer Positionen am besten gelingt, sich den herrschenden Normen anzupassen. Wer "oben" ist, hat also herrschende Normen befolgt! |
Das Begriffs-Dreigespann Dahrendorfs? | HERRSCHAFT - NORM - SANKTION HERRSCHENDE legen NORMEN fest, die durch SANKTIONEN durchgesetzt werden. => Herrschaft geht den Strukturen sozialer Schichtung logisch voraus. |
Wie grenzt sich Dahrendorf von Marx ab? | BEIDE: Zwei Klassen, Klassenkonflikt DAHRENDORF: - Klassenkonflikt hat in Industrie an Schärfe verloren (u.A. durch Institutionalisierung der Interessengegensätze. - Klassenkonflikt zunehmend nicht mehr die gesamte Gesellschaft beherrschend, sondern auf den Bereich der Industrie beschränkt - gibt nicht einen ausschlaggebenden Herrschaftsverband (Besitzer von Produktionsmitteln), sondern viele. |
Worum geht es nach Dahrendorf bei sozialen Konflikten? | Um (Verteidigung oder Vergrößerung von) LEBENSCHANCEN. |
Woraus bestehen diese Lebenschancen? | 1) OPTIONEN Spezifische Kombination aus Angeboten und Anrechten (berufliche Möglichkeiten) 2) LIGATUREN Tiefe kulturelle Bindungen (Familie, Gemeinde), die Orientierung bieten |
Dahrendorfs Modell der sozialen Schichtung in Deutschland: Welche Form hat es, wieviele Schichten und wann wurde es erstellt? | Dahrendorf-HAUS (mit Ecken und Nischen in den Zimmern und teilweise verstellbaren / durchlässigen Wänden) 7 Schichten 1965 |
Wie lauten die 7 Schichten? | ELITEN (< 1%) DIENSTKLASSE (12 %) MITTELSTAND (20 %) ARBEITERELITE (5 %) FALSCHER MITTELSTAND (12 %) ARBEITERSCHICHT (45 %) UNTERSCHICHT (5 %) |
Woraus (aus wem) bestehen die einzelnen Schichten? | ELITEN Heterogene Gruppe führender Positionen DIENSTKLASSE Beamte / Verwaltungsangestellte aller Ränge ( stehen im Dienst der Herrschenden). Individuelle Konkurrenz prägender als kollektive Solidaritäten. MITTELSTAND Selbständige und "Arbeitereliten" (z.B. Meister), die aufgrund ihrer defensiven Haltung keine prägende Schicht mehr sein können. FALSCHER MITTELSTAND Ausführende Berufe / Diensleistungsbereich (z.B. Kellner, Chauffeure). Zählen sich selbst eher zur Mittelschicht. ARBEITERSCHICHT In sich vielfach gegliedert (z.B. nach Branche / Qualifikation). Eigene Mentalität. UNTERSCHICHT Dauererwerbslose, Kriminelle... Keine eigene Identität. |
Das Dahrendorf-Haus war nicht der Prototyp für die Schichtung der 60er Jahre, aber es diente als Vorlage für eine in den 90er Jahren modernisierte Variante. Vom wem stammt die später modernisierte Variante? | Rainer Geißler |
Welches Modell war denn der Prototyp für die Schichtung der 60er Jahre? | Das Zwiebel-Modell von Bolte u.a. (1967) |
Definition "Prestige"? | Bezeichnung für die WERTSCHÄTZUNG, die eine Person oder eine Gruppe bzw. die Inhaber eines sozialen Status genießen. Prestige ist also SOZIALES Ansehen (KEIN Ansehen Aufgrund persönlicher Merkmale, wie Fleiß usw.) |
"Prestige" als objektives Ungleichheitsmerkmal | Objektive Ressource, die in der Gesellschaft ungleich verteilt ist (wie z.B. Einkommen). Prestige = Abbild einer sozialen Strukturkomponente. |
"Prestige" als subjektives Ungleichheitsmerkmal | Prestige = Subjektive Wertung / Meinungsbildung. Nicht nach einem festen Maßstab zählbar (wie z.B. das Einkommen). |
Definition "Status" | Mehr oder minder hohe POSITION in der Schichtungshierarchie (hinsichtlich eines beliebigen Schichtkriteriums). Drückt die STELLUNG eines Positionsinhabers aus. Status einer Berufsposition kann auf Prestige beruhen (oder auf Einkommen oder Qualifikation). |
Erläutere die zunehmende Statusinkonsistenz. | Liegt vor, ...wenn eine Person bezüglich ihres sozialen Status auf verschiedenen Rangdimensionen einen unterschiedlich hohen Rangplatz einnimmt. ... wenn der Status nach verschiedenen Merkmalen keine ähnlichen Ausprägungen aufweist (Hradil). ... wenn bspw. jemand mit einem hohen Einkommen eine niedrige Bildung hat (zwei Merkmale, unterschiedliche Ausprägung). |
Wie verhält es sich mit Statuskriterien im Zeitverlauf? | Sie variieren. (Als solche wahrgenommene) Statussymbole wandeln sich. Wenn zB viele Abitur haben oder sich einen Mittelklassewagen leisten können, verliert das Statussymbol durch diese "Inflation" an Exklusivität. |
Inwiefern steckte der Begriff des Status schon in Webers Ansatz? | Indirekt im Begriff des Standes (beschreibt eine soziale Statusgruppe). |
Welche Ungleichheitsmodelle herrschten in den 1950er/60er Jahren vor? | Die Prestigemodelle (Ungleichheiten werden hier verstanden als Schichtung, nicht als Klassen) |
Auf welches Vorbild stützten sich die Prestigemodelle der 50er/60er? | Auf US-amerikanische Forschungen der 30er/40er-Jahre (z.B. von W. L. Warner). |
Warum dienten die amerikanischen Forschungen der 30er/40er Jahre als Vorbild für deutsche Untersuchungen ab den 50er Jahren? | - finanzielle Hilfen der USA für empirische Erhebungen - Klima des Strebens nach gleichen Wettbewerbschancen in der sozialen Marktwirtschaft - relativ "konfliktfreie" Prestigemodelle passten besser zu diesem Klima als konfliktbetonte Klassenmodelle - allgemeine Hegemonie (Vorherrschaft) des Strukturfunktionalismus |
Fakten zum Ansatz von Moore / Kleining (1960) | - Beruf für Schichteinstufung zentral - Methode: Soziale Selbsteinfstufung - Von der Selbsteinordnung in Berufsgruppen schlossen die Forscher dann auf die soziale Schicht - Erkenntnisgewinn über Berufsgliederung hinaus (Beruf => Einlfuss auf Schicht => Einfluss auf andere Lebensbereiche wie Konsum, Kleidung etc.) - oberste und unterste Schichten definieren sich allerdings nicht in erster Linie durch den Beruf - Schichteinstufung geht vom Mann und seinem Beruf aus (Familie als kleinste Einheit der Gesellschaftsordnung) - Ergebnis für Deutschland: Breite Mitte ("untere Mittelschicht" und "obere Unterschicht" zusammen 58%) - große Übereinstimmung mit Ergebnissen Warners (beide untersuchten typische industrielle Gesellschaften) |
Fakten zum Ansatz von Scheuch (1961) | - Messung von Prestige durch Verwendung von Indizes (Kriterien, die in gebündelter Form das Prestige anzeigen; wie bei Warner) - Berufsgruppe zentrales Kriterium, jedoch mehrere Kriterien (Einkommen, Nationalität...) - Punktwerte für die einzelnen Kriterien addiert => Gesamtwert, der das Prestige anzeigt - Verwendete erst Index von 9 VARIABLEN, später reduziert auf 3: SCHULBILDUNG, BERUF, EINKOMMEN - Ergebnis für Deutschland: Auch hier ist die breite Masse in der "unteren Mittelschicht" und "oberen Unterschicht" |
Fakten zum Ansatz von Bolte (1967) | - Verteilung der Schichten ähnelt optisch einer Zwiebel (breite untere Mitte, oben und unten schmaler) - Zwiebelmodell ist zusammenfassende Darstellung aus mehreren Untersuchungen => ob Statusaufbau oder Prestigeaufbau verschwimmt - "Prestige" geht in Betrachtung des Status ein - Zwiebel nicht klar vertikal gegliedert, sondern Überlappungen in andere Schichten - Beruf präft das Einkommen, den Lebensstil, den Umgang mit Anderen - Aber keine eindeutige Verknüpfung der Berufslage mit anderen Statuslagen - Schichtstruktur am ehesten noch oben und ganz unten - weitgehend fließende Übergänge - Mitte = Sammelbecken von differenzierten Bevölkerungsgruppen => NIchtbestimmbarkeit von Status! - Ansatz zeigt nicht, wie mit zunehmenden Statusinkosistenzen umzugehen ist |
Überblick in Kurzform: Wer macht was? Klassen, Schichten, Status.... | MARX = Klassen (zwei) WEBER = Klassen, Stände, Parteien PARSONS = Soziale Schichtung (Positionen haben Funktion für die Gesellschaft) GEIGER = Schichten SCHELSKI = ENTSCHICHTUNG (soziale Nivellierung) DAHRENDORF = Klassen (mehrere) BOLTE = Schichten, aber nicht klar abgegrenzt (Zwiebel) |
NEOMARXISMUS In den 70er jahren gab es als Nebenströmung ein Wiederaufleben der neomarxistischen Ansätze. Nenne die beiden bekannten Analysen dieser Zeit. | IMSF (Institut für marxistische Studien und Forschungen), 1974, und Leisewitz, 1977 PKA (Projekt Klassenanalyse), 1973/74 |
Gemeinsamkeiten neomarxistischer Klassenmodelle | - Große Arbeiterklasse, kleine Bourgeoisie - Unvereinbare Interessengegensätze der Klassen |
Kritik an den neomarxistischen Klassenmodellen | - Unklar wo Grenzlinien zwischen den Klassen zu ziehen sind - Entwickelt auch keine lebensnäheren Modelle als die Schichtungsforschung (trotz theoretischer Anbindung) |
AB HIER NEUERE ANSÄTZE (Es fehlt noch S. 62-95) | :-) |
Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft Welchem Modell ist Schultes Ansatz zuzuordnen? In welchem Jahr Veröffentlichung? | Dem Ansatz der Milieukonzepte (allerdings durchaus eng verbunden mit dem Lebensstilkonzept) 1992 |
Die Erlebnisgesellschaft Kurze Fakten? | - Kultursoziologische empirische Studie (handlungsorientiert) - Individuen sind erlebnisorientiert - unmittelbare Form der Suche nach Glück (möglichst sofort) - Projekt des "Schönen Lebens" als Massenphänomen - Erlebniswert von Gütern gewinnt ggü. dem Gebrauchswert an Bedeutung - Deutschland ab den 80er Jahren |
Synonym für erlebnisorientiert? Nenne ein Beispiel für das gefundene Synonym und für dessen Gegenteil. | Innenorientiert Beispiel: Ich ziehe bestimmte Kleidung an, um mich schön zu finden. Außenorientiert wäre es, wenn ich eine bestimmte Kleidung anziehe, um einen guten Eindruck zu erzielen. Beides kann sich mischen, aber die Innenorientierung überwiegt in der Erlebnisgesellschaft. |
Welches Ziel hat erlebnisorientiertes Handeln? | Schöne Erlebnisse für sich selbst herbei zu führen. |
Wovon hängt es ab, was Menschen als schön empfinden? | Vom jeweiligen Milieu. |
Was sind typische Begleiterscheinungen der Erlebnisorientierung? | UNSICHERHEITEN (es gibt keine Festlegungen, was schön ist) und ENTTÄUSCHUNGEN (Veranstaltung war nicht das erhoffte Event). |
Was ist Vorbedingung einer Erlebnisgesellschaft? | Relative Wohlstandsgesellschaft, die Individuen große Wahloptionen eröffnet. Handelt man erlebnisrational, trifft man andere Entscheidungen, als wenn man zB sein Überleben sichern oder kollektiven Zielen dienen möchte. |
Wie kam es zur Erlebnisgesellschaft (Ursachen)? | - Lebensstandard stieg ab 60er Jahre kontinuierlich - Steigendes Einkommen - Freizeitgewinn (Reduzierung Arbeitzeit) - Ausweitung v. Partizipationschancen - Markt reagiert mit steigendem Angebot an Waren und Dienstleistungen => 15 versch. Waschmittel, alle gut - Veränderung des Subjekt-Situations-Verhältnisses (von der AUSSEN- zur INNENORIENTIERUNG) => Unter den 15 Waschmitteln wählt man dasjenige, das einen am Meisten anspricht |
Was bezeichnet Schulze als die Kopernikanische Wende des Alltagsdenkens? | Übergang von der Knappheitsgesellschaft (Nachkriegszeit) zur Überflussgesellschaft (Ende 20. Jh). Die Vielfalt an Angeboten führt zur Veränderung von der Außen- zur Innenorientierung. Der Erlebnischarakter ist nun zentraler Gesichtspunkt für die Konsumentscheidung (nicht mehr der Preis oder die Qualität). |
Individualität und Gesellschaft | Erlebnisgesellschaft ist hochgradig individualisiert. Für Schulze bedeutet Individualisierung aber nicht Auflösung der Gemeinsamkeit (wie bei Beck), sondern Veränderung der Formen von Gemeinsamkeit! |
Gegenüberstellung: Knappheitsgesellschaft und Überflussgesellschaft | |
Welches Existenzprinzip galt in den Nachkriegsjahren? | Basisabdeckung |
Welches Existenzprinzip gilt ab dem Ende des 20. Jh? | Lebensqualität |
Was bedeutet "Entgrenzung des Handelns"? Wozu führt es gesellschaftsstrukturell? | Zunahme der Handlungsmöglichkeiten. Findet Ende des 20. Jh. statt und führt zu neuen gesellschaftlichen Strukturen: Erlebnismilieus statt (wie vormals) Klassen / Schichten. |
Wie wandeln sich die Determinanten, die eine Klasse / Schicht bzw. ein Milieu strukturell bestimmen? | KLASSE / SCHICHT Soziodemographische Merkmale wie Bildung, Einkommen, Alter ERLEBNISMILIEUS Merkmale das Erlebnis des eigenen Lebens betreffend: Lebensqualität, Genuss, Ästhetik |
Wie hängen erlebnisorientiertes Handeln, persönlicher Stil und die Konstituierung von Milieus zusammen? | Das erlebnisorientierte Handeln formt sich im PERSÖNLICHEN STIL zu einem stabilen, situationsübergreifenden Muster. Er ist ein deutliches Zeichen bei der Konstitution sozialer Milieus (die Menschen eines Milieus "erkennen" sich quasi an diesem Zeichen des persönlichen Stils und bilden ein Milieu). |
Was sind alltagsästhetische Schemata? | Durch die alltagsästhetischen Schemata lassen sich Stiltypen zum Ausdruck bringen. Es sind Schemata, die a) durch bestimmte Zeichen charakterisiert sind (z.B. Kleidung, Möbel, besuchte Veranstaltungen) und die b) durch bestimmte Bedeutungsebenen (Genuss, Distinktion, Lebensphilosophie) näher bestimmt sind. |
Welche drei alltagsästhetischen Schemata gibt es (in der Reihenfolge ihres chronologischen Auftretens)? | Hochkulturschema Trivialschema Spannungsschema |
Hochkulturschema im Detail | Schöngeistig (mit Schuss Selbstironie) GENUSSEBENE: Kontemplation (Nachdenken, Zurücknahme) MUSIKGESCHMACK: Klassik DISTINKTIONSEBENE: anti-barbarisch KULTURELLE FEINDBILDER: Bier trinkender Vielfernseher, BILD-Leser LEBENSPHILOSOPHIE: Perfektion ("Ich" wird an den Ansprüchen gemessen) |
Trivialschema im Detail | Häufig abfällig beurteilt (Inkarnation: Gartenzwerg) GENUSSEBENE: Gemütlichkeit (Suche nach Gewohntem) MUSIKGESCHMACK: Schlager DISTINKTIONSEBENE: anti-exzentrisch LEBENSPHILOSOPHIE: Harmonie ("Ich" wird an der Ordnung gemessen) |
Spannungsschema im Detail | Unruhe, Abwechslung, Bewegung GENUSSEBENE: Suche nach Action und Neuem (expressiver Einsatz des Körpers) MUSIKGESCHMACK: Rock DISTINKTIONSEBENE: anti-konventionell KULTURELLE FEINDBILDER: Biedere Familienväter oder „Sonntagsfahrer“ LEBENSPHILOSOPHIE: Narzissmus ("Ich" ist nur mit sich selbst konfrontiert). |
Wie bestimmt sich die Position eines Individuums nun im Hinblick auf die Schemata? Durch Nähe bzw. Distanz zu allen Schemata. Fünf typische Kombinationen aus den Schemata bilden die SOZIALEN MILIEUS. | |
Definition SOZIALE MILIEUS nach Schulze | „Personengruppen, die sich durch gruppenspezifische Existenzformen und erhöhte Binnenkommunikation voneinander abheben“ |
Welche beiden Haupt-Dimensionen, die für Interaktionspartner vergleichsweise leicht erkennbar sind, legen fest, wer zu welchem Milieu gehört? | BILDUNG (niedrig, mittel, höher) ALTER (bis 40 J. und ab 40 J.) Durch die 3 + 2 Abstufungen ergeben sich 5 mögliche Milieus (Kombinationen). |
Das Milieumodell als Darstellung (Nähe-Distanz-Kombis der Schemata) | |
Was bedeutet "gespaltene Vertikalität"? | Die hierarchische Struktur durch das Bildungsniveau wird gebrochen durch die Altersdimension. Heißt: Die moderne, erlebnisorientierte Altersschichtung überlagert die traditionelle hierarchische Ungleichheit der Bildungs- und Berufsschichtung. |
Wodurch wird die "gespaltene Vertikalität" (Vertikalisierungseffekt der Bildung) konterkariert? | Durch den Horizontalisierungseffekt des Lebensalters. |
Gesamtzusammenhang von sozialer Lage und Milieus | „Jedes Milieu enthält eine Mehrzahl von sozialen Lagen; bestimmte soziale Lagen treten in mehreren Milieus auf; gleichzeitig ist aber auch eine deutliche milieuübergreifende Abstufung zu erken- nen – nicht nur für Sozialwissenschaftler, sondern auch für die Menschen im Alltag.“ |
Allgemein gilt für Milieu- und Lebensstilansätze... | Sie unterstellen keine Loslösung von sozialstrukturellen Merkmalen, aber der Zusammenhang zwischen diesen Strukturen und dem typischen Handeln der Akteure ist komplexer geworden. |
WEITER MIT S. 102 | Ansatz: Alltägliche Lebensführung |
¿Quieres crear tus propias Fichas gratiscon GoConqr? Más información.