Grundbegriff Sozialisation

Beschreibung

Diese Mindmap ist meine Zusammenfassung des neunten Kapitels des Studienbriefes 33040, welches zum Studium der Bildungswissenschaften der Fern Universität Hagen gehört.
Yvonne Heitland
Mindmap von Yvonne Heitland, aktualisiert more than 1 year ago
Yvonne Heitland
Erstellt von Yvonne Heitland vor mehr als 8 Jahre
172
0

Zusammenfassung der Ressource

Grundbegriff Sozialisation
  1. wird erstmals 1896 im wissenschaftlichen Kontext verwendet und ist somit noch relativ jung
    1. die Wurzeln des Begriffs reichen nicht bis in die Antike zurück
      1. „Sozialisation kann als die Gesamtheit der Lernprozesse verstanden werden, die – ob bewusst oder unbewusst – in der Interaktion mit einer materiellen, kulturellen und sozialen Umwelt das menschliche Selbst prägen. Dieser Sozialisationsprozess verläuft über unterschiedliche soziale Einbindungen: Freunde, Familie, Schule sowie insgesamt über die sozialen Felder und Räume von Kultur und Gesellschaft.“
        1. „Durch den Begriff der Sozialisation geraten das soziale Verhalten des Einzelnen, Anpassungsphänomene sowie die gesellschaftlichen Strukturen in den Blick.“
          1. Sozialisation - erzählt
            1. Sozialisation rekonstruiert Erfahrungen an äußerlichem Verhalten
              1. Thomas Bernhard: Die Ursache
                1. Bernhard reflektiert über das Umfeld, in dem er gelebt hat
                  1. „Die Stadt ist, von zwei Menschenkategorien bevölkert, von Geschäftemachern und ihren Opfern, dem Lernenden und Studierenden […]“ Bernhard 1981
                    1. „Hier wird die Stadt als sozialisationsrelevantes Umfeld, d.h., der Raum als sozialer Raum thematisiert, der Lebensläufe tangiert und somit auf Biographien Einfluss nimmt.“
                    2. Peter Handke: "Kaspar"
                      1. Es geht um die „Manipulierbarkeit des einzelnen durch die öffentlich verordnete Sprache“, um den „Einfluss der Sprache als sozialisatorisches Element“
                        1. Durch Sprache gibt es eine Schnittstelle von Individuum und Gesellschaft
                        2. Interview
                          1. „Im Moment ist ziemlich wichtig, daß ich hier also das achte Schuljahr noch mache und daß ich dann nächstes Jahr Berufsbildungsjahr mache…“ danach diese Ausbildung mache, oder jene weitere Chance auf einen anderen Beruf ergreife, …
                            1. „Die Aussage des Jugendlichen macht den sozialisatorischen Einfluss auf Lebensläufe deutlich.“
                          2. Der Begriff Sozialisation
                            1. Die Frage nach der Sozialisation ist immer präsent
                              1. Für Kant war die Zivilisierung eine wesentliche Aufgabe der Pädagogik
                                1. Wie passt der Mensch in die Gesellschaft?
                                  1. Kant sah die Zivilisierung als erzieherisch steuerbar
                                  2. „Seit der Antike stand der Begriff des sensus communis für das Phänomen einer sozial-kulturell geprägten Vernünftigkeit, die auf den symbolischen Fundamenten einer Gesellschaft und Kultur ruht.“
                                    1. Sozialisation...
                                      1. Einführung in den Gemeinsinn
                                        1. Sinn für gemeinsame Normen und Werte, Einstellungen, Geschmäcker, Haltungen
                                        2. Sensus communis
                                          1. Teil der Erziehung und schulischen Bildung
                                            1. Soziale Lebensform
                                              1. „Grundlage jeder sozialen Interaktion und Kommunikation“
                                              2. „Sozialisation kann so als Prozess der Aneignung eines solchen Gemeinsinns […] angesehen werden.“
                                                1. Man kann drei Merkmale des Sozialisationsbegriffs herausstellen
                                                  1. „1. Der Sozialisationsbegriff untersucht seine Phänomene unter der Perspektive und aus der Sicht der Gesellschaft.“
                                                    1. Émile Durkheim 1902: „Der Mensch […] ist nicht der Mensch, den die Natur gemacht hat, sondern der Mensch, wie ihn die Gesellschaft haben will; und sie will ihn so haben, wie ihn ihre innere Ökonomie braucht.“
                                                      1. „Der Sozialisationsbegriff thematisiert die Entwicklung des Einzelnen im Spannungsfeld von Mensch und Umwelt.“
                                                      2. „2. Der Sozialisationsbegriff betrachtet menschliches Verhalten – also keine Handlungen, denen Intentionalität unterstellt wird – sowie gesellschaftliche Reproduktionsmechanismen dieses Verhaltens.“
                                                        1. Verhalten kann empirisch untersucht werden
                                                          1. Der Sozialisationsbegriff behandelt nicht die Frage nach freiheitlichem und mündigem Handeln, sondern ist fokussiert auf das sichtbare menschliche Verhalten
                                                            1. „Der Begriff des Verhaltens, […] thematisiert also die Auseinandersetzung von Organismus und Umwelt, hier Individuum und Gesellschaft, hat den Anspruch auf Objektivierbarkeit […]“
                                                              1. Der Mensch wird als komplexes Gefüge von Sinnzusammenhängen begriffen, nicht auf ein „Reiz-Reaktions-Wesen“ reduziert
                                                                1. Beim menschlichen Verhalten geht es „um das Wollen des Handelnden, das im Verhalten zum Ausdruck kommt.“
                                                                2. „3. Sozialisationsprozesse werden über die Lebensphasen gedacht. Sozialisation stellt einen lebenslangen Prozess dar.“
                                                                  1. Hurrelmann 1986: „Die Persönlichkeit bildet sich […] in keiner ihrer Funktionen und Dimensionen gesellschaftsfrei heraus, sondern lebenslang stets in einer konkreten Lebenswelt, die historisch vermittelt ist.“
                                                                    1. „Das Aufwachsen z.B. in einem bildungsfernen Milieu schafft spezifische Formen des Zugangs zur Welt.“
                                                                  2. Persönlichkeit: „Aktionszentrum und Verhaltensgefüge, dem Merkmale, Kompetenzen, Fertigkeiten, Einstellungen zugeordnet werden können.“
                                                                    1. „Frage nach dem Einfluss von Anlage und Umwelt“
                                                                      1. "Entgegen einer rein biologistischen Auffassung vom Menschen wird eine Interaktion mit der sozialen und physikalischen Umwelt angenommen […]“
                                                                        1. Hurrelmann 2002: „Die genetische Ausstattung eines Menschen stellt vielmehr einen Möglichkeitsraum dar, aus dem einzelne Elemente aktiviert werden.“
                                                                      2. Bestimmungen von Sozialisation
                                                                        1. Die Persönlichkeit entsteht durch konkrete Lebensbedingungen
                                                                          1. Leben in der Stadt oder auf dem Land
                                                                            1. Soziale Milieus und Schichten
                                                                              1. Einflüsse von Medien
                                                                                1. Rollenzuschreibung und -erwartungen
                                                                                  1. Unterschiedliche Positionen im sozialen Raum (Angestellter, Lehrer oder Schüler, Familienvater, etc.)
                                                                                  2. Sozialisation bezeichnet die Entstehung und Bildung der Persönlichkeit augrund von Interaktion mit der materiellen, kulturellen und sozialen Umwelt
                                                                                    1. „Der Sozialisationsbegriff untersucht also das sich vielfältig entfaltende Verhältnis von Individuum und Gesellschaft in sozialen Milieus, welche Interaktionen, materielle Umwelten, implizite und explizite Regel- und Normensysteme erfassen.“
                                                                                    2. Phasen und Instanzen der Sozialisation
                                                                                      1. Ebenen und deren Komponenten
                                                                                        1. 1. Ebene: Subjekt mit eigenen Erfahrungen, Kenntnissen und Einstellungen
                                                                                          1. 2. Ebene: Interaktionen und Tätigkeiten mit sozialem Austausch im familiären Bereich, Unterricht, Kommunikation in Peergroups
                                                                                            1. 3. Ebene: Institutionen insbesondere die Schule
                                                                                              1. 4. Ebene: Gesamtgesellschaft mit ökonomischen, sozialen, politischen und kulturellen Strukturen
                                                                                                1. Die Gesamtgesellschaft steht für ein generalisiertes Allgemeines, ist kein direkter Interaktionspartner
                                                                                                2. „Im Zentrum steht das Werden des Einzelnen als soziales Wesen, dem Handlungsfähigkeit unterstellt wird und das sich im sozialen System verhält.“
                                                                                                3. Man unterscheidet drei Phasen im Sozialisationsprozess
                                                                                                  1. Diese greifen ineinander
                                                                                                    1. primäre Phase: Frühe Kindheit
                                                                                                      1. Grundlegung von Mustern sozialen Verhaltens
                                                                                                      2. sekundäre Phase:
                                                                                                        1. Einübung in Rollen und Interaktionen
                                                                                                        2. tertiäre Phase:Erwachsenenalter
                                                                                                          1. Berufsleben
                                                                                                            1. Ausbildung, Studium, Weiterbildung
                                                                                                              1. lebenslanges Lernen
                                                                                                          2. Rollentheoretische Ansätze
                                                                                                            1. „Rollen stellen gesellschaftliche Erwartungshaltungen dar.“
                                                                                                              1. Dahrendorf 1964: „Soziale Rollen sind Bündel von Erwartungen, die sich in einer gegebenen Gesellschaft an das Verhalten der Träger von Positionen knüpfen.“
                                                                                                              2. „Positionen, die von Individuen im sozialen Feld eingenommen werden, stehen [...] mit differierenden Rollenerwartungen in Verbindung.“
                                                                                                                1. "Es gibt „Muß-, Soll- und Kann-Erwartungen“
                                                                                                                  1. strukturell-funktionalen Theorie
                                                                                                                    1. „Mit den erlernten Rollen werden also für die Gesellschaft konstitutive Normen und Werte in das psychische System übernommen, wodurch der Einzelne integrierter Bestandteil des sozialen Systems wird.“
                                                                                                                      1. Jeder Einzelne hat viele unterschiedliche, vielleicht auch widerstreitende Rollen zu erfüllen (Rollengefüge)
                                                                                                                        1. Von jeder Position wird ein bestimmtes Rollenverhalten vorausgesetzt
                                                                                                                          1. „An spezifische Positionen sind Verhaltenserwartungen geknüpft, die im Prozess der Sozialisation erlernt werden.“
                                                                                                                        2. Symbolischen Interaktionismus
                                                                                                                          1. Geht „von der Sichtweise der einzelnen Gesellschaftsmitglieder und der alltäglichen Interaktion aus.“
                                                                                                                            1. „Die Rolle ist nicht von vorneherein klar und gegeben, sondern wird gestaltet.“
                                                                                                                              1. Role-taking: Übernahme der erwarteten Rolle
                                                                                                                                1. Role-making: produktive Ausgestaltung von Rollen (eigene Interpretation aufgrund der eigenen Identität)
                                                                                                                                2. Kritische Rollentheorie
                                                                                                                                  1. Habermas entwirft eine „Ich-Identität als Resultat eines balancierten Ausgleichs von sozialer und persönlicher Identität“
                                                                                                                                    1. Er nimmt „die fehlende Beachtung der Bedürfnisrepression und die soziale Determination in der klassischen Rollentheorie kritisch in den Blick“
                                                                                                                                      1. „Übereinstimmungen zwischen Erwartungen und Vollzug seien [(in Bezug auf Rollen und ihren Erwartungen)] nur unter Zwang zu gewährleisten“
                                                                                                                                        1. Eine starke Ich-Identität wird zum Maßstab gelingender Sozialisationsprozesse
                                                                                                                                          1. „Ich-Identität kann als die Balance zwischen der Aufrechterhalten beider Identitäten, der persönlichen und der sozialen, aufgefaßt werden.“
                                                                                                                                        2. Bei der Sozialisation geht es um die gesellschaftliche Dimension; „Schwerpunkt der Sozialisation liegt auf den gesellschaftlichen Wirkungen auf das Individuum“
                                                                                                                                          1. Funktionale und intentionale Akte werden bei der Sozialisation maßgeblich
                                                                                                                                            1. Sozialisation thematisiert das Zusammenleben von Menschen in Gemeinschaften oder Gesellschaften
                                                                                                                                              Zusammenfassung anzeigen Zusammenfassung ausblenden

                                                                                                                                              ähnlicher Inhalt

                                                                                                                                              Durkheim
                                                                                                                                              Yvonne Heitland
                                                                                                                                              Bildung
                                                                                                                                              Yvonne Heitland
                                                                                                                                              von Humboldt
                                                                                                                                              Yvonne Heitland
                                                                                                                                              40.2 Grundbegriff Erziehung
                                                                                                                                              Yvonne Heitland
                                                                                                                                              Durkheim
                                                                                                                                              Jonas Ferdinand
                                                                                                                                              Rousseau
                                                                                                                                              Yvonne Heitland
                                                                                                                                              Pierre Bourdieu
                                                                                                                                              Yvonne Heitland