Zusammenfassung der Ressource
Grundbegriff Sozialisation
- wird erstmals 1896 im
wissenschaftlichen Kontext
verwendet und ist somit
noch relativ jung
- die Wurzeln des Begriffs reichen
nicht bis in die Antike zurück
- „Sozialisation kann als die Gesamtheit
der Lernprozesse verstanden werden, die
– ob bewusst oder unbewusst – in der
Interaktion mit einer materiellen,
kulturellen und sozialen Umwelt das
menschliche Selbst prägen. Dieser
Sozialisationsprozess verläuft über
unterschiedliche soziale Einbindungen:
Freunde, Familie, Schule sowie insgesamt
über die sozialen Felder und Räume von
Kultur und Gesellschaft.“
- „Durch den Begriff der
Sozialisation geraten das
soziale Verhalten des
Einzelnen,
Anpassungsphänomene
sowie die gesellschaftlichen
Strukturen in den Blick.“
- Sozialisation - erzählt
- Sozialisation
rekonstruiert
Erfahrungen an
äußerlichem Verhalten
- Thomas Bernhard: Die Ursache
- Bernhard reflektiert über das
Umfeld, in dem er gelebt hat
- „Die Stadt ist, von zwei
Menschenkategorien bevölkert,
von Geschäftemachern und ihren
Opfern, dem Lernenden und
Studierenden […]“ Bernhard 1981
- „Hier wird die Stadt als
sozialisationsrelevantes Umfeld,
d.h., der Raum als sozialer Raum
thematisiert, der Lebensläufe
tangiert und somit auf Biographien
Einfluss nimmt.“
- Peter Handke: "Kaspar"
- Es geht um die „Manipulierbarkeit des
einzelnen durch die öffentlich verordnete
Sprache“, um den „Einfluss der Sprache als
sozialisatorisches Element“
- Durch Sprache gibt es eine
Schnittstelle von Individuum
und Gesellschaft
- Interview
- „Im Moment ist ziemlich wichtig, daß ich hier also
das achte Schuljahr noch mache und daß ich dann
nächstes Jahr Berufsbildungsjahr mache…“ danach
diese Ausbildung mache, oder jene weitere Chance
auf einen anderen Beruf ergreife, …
- „Die Aussage des Jugendlichen
macht den sozialisatorischen
Einfluss auf Lebensläufe deutlich.“
- Der Begriff Sozialisation
- Die Frage nach der
Sozialisation ist immer
präsent
- Für Kant war die Zivilisierung eine
wesentliche Aufgabe der Pädagogik
- Wie passt der Mensch
in die Gesellschaft?
- Kant sah die Zivilisierung
als erzieherisch steuerbar
- „Seit der Antike stand der
Begriff des sensus
communis für das
Phänomen einer
sozial-kulturell geprägten
Vernünftigkeit, die auf den
symbolischen Fundamenten
einer Gesellschaft und
Kultur ruht.“
- Sozialisation...
- Einführung in
den Gemeinsinn
- Sinn für gemeinsame Normen
und Werte, Einstellungen,
Geschmäcker, Haltungen
- Sensus communis
- Teil der Erziehung
und schulischen
Bildung
- Soziale Lebensform
- „Grundlage jeder
sozialen Interaktion
und Kommunikation“
- „Sozialisation kann so als
Prozess der Aneignung eines
solchen Gemeinsinns […]
angesehen werden.“
- Man kann drei Merkmale des
Sozialisationsbegriffs herausstellen
- „1. Der Sozialisationsbegriff
untersucht seine Phänomene
unter der Perspektive und aus
der Sicht der Gesellschaft.“
- Émile Durkheim 1902: „Der Mensch […]
ist nicht der Mensch, den die Natur
gemacht hat, sondern der Mensch, wie
ihn die Gesellschaft haben will; und sie
will ihn so haben, wie ihn ihre innere
Ökonomie braucht.“
- „Der Sozialisationsbegriff
thematisiert die Entwicklung
des Einzelnen im Spannungsfeld
von Mensch und Umwelt.“
- „2. Der Sozialisationsbegriff
betrachtet menschliches
Verhalten – also keine
Handlungen, denen
Intentionalität unterstellt wird
– sowie gesellschaftliche
Reproduktionsmechanismen
dieses Verhaltens.“
- Verhalten kann empirisch
untersucht werden
- Der Sozialisationsbegriff behandelt nicht
die Frage nach freiheitlichem und
mündigem Handeln, sondern ist
fokussiert auf das sichtbare menschliche
Verhalten
- „Der Begriff des Verhaltens, […]
thematisiert also die Auseinandersetzung
von Organismus und Umwelt, hier
Individuum und Gesellschaft, hat den
Anspruch auf Objektivierbarkeit […]“
- Der Mensch wird als komplexes
Gefüge von Sinnzusammenhängen
begriffen, nicht auf ein
„Reiz-Reaktions-Wesen“ reduziert
- Beim menschlichen Verhalten geht
es „um das Wollen des Handelnden,
das im Verhalten zum Ausdruck
kommt.“
- „3. Sozialisationsprozesse werden über die
Lebensphasen gedacht. Sozialisation stellt einen
lebenslangen Prozess dar.“
- Hurrelmann 1986: „Die
Persönlichkeit bildet sich […]
in keiner ihrer Funktionen
und Dimensionen
gesellschaftsfrei heraus,
sondern lebenslang stets in
einer konkreten Lebenswelt,
die historisch vermittelt ist.“
- „Das Aufwachsen z.B. in
einem bildungsfernen Milieu
schafft spezifische Formen
des Zugangs zur Welt.“
- Persönlichkeit:
„Aktionszentrum und
Verhaltensgefüge, dem
Merkmale, Kompetenzen,
Fertigkeiten, Einstellungen
zugeordnet werden können.“
- „Frage nach dem Einfluss
von Anlage und Umwelt“
- "Entgegen einer rein biologistischen
Auffassung vom Menschen wird eine
Interaktion mit der sozialen und
physikalischen Umwelt angenommen […]“
- Hurrelmann 2002: „Die genetische
Ausstattung eines Menschen stellt
vielmehr einen Möglichkeitsraum
dar, aus dem einzelne Elemente
aktiviert werden.“
- Bestimmungen von Sozialisation
- Die Persönlichkeit
entsteht durch konkrete
Lebensbedingungen
- Leben in der
Stadt oder auf
dem Land
- Soziale
Milieus und
Schichten
- Einflüsse
von Medien
- Rollenzuschreibung
und -erwartungen
- Unterschiedliche Positionen im sozialen
Raum (Angestellter, Lehrer oder Schüler,
Familienvater, etc.)
- Sozialisation bezeichnet die
Entstehung und Bildung der
Persönlichkeit augrund von
Interaktion mit der materiellen,
kulturellen und sozialen Umwelt
- „Der Sozialisationsbegriff
untersucht also das sich
vielfältig entfaltende
Verhältnis von Individuum
und Gesellschaft in sozialen
Milieus, welche Interaktionen,
materielle Umwelten,
implizite und explizite Regel-
und Normensysteme
erfassen.“
- Phasen und Instanzen
der Sozialisation
- Ebenen und deren Komponenten
- 1. Ebene: Subjekt mit
eigenen Erfahrungen,
Kenntnissen und
Einstellungen
- 2. Ebene: Interaktionen und
Tätigkeiten mit sozialem
Austausch im familiären Bereich,
Unterricht, Kommunikation in
Peergroups
- 3. Ebene: Institutionen
insbesondere die Schule
- 4. Ebene: Gesamtgesellschaft
mit ökonomischen, sozialen,
politischen und kulturellen
Strukturen
- Die Gesamtgesellschaft steht für ein
generalisiertes Allgemeines, ist kein
direkter Interaktionspartner
- „Im Zentrum steht das
Werden des Einzelnen als
soziales Wesen, dem
Handlungsfähigkeit
unterstellt wird und das
sich im sozialen System
verhält.“
- Man unterscheidet
drei Phasen im
Sozialisationsprozess
- Diese greifen
ineinander
- primäre Phase:
Frühe Kindheit
- Grundlegung von
Mustern sozialen
Verhaltens
- sekundäre Phase:
- Einübung in Rollen
und Interaktionen
- tertiäre Phase:Erwachsenenalter
- Berufsleben
- Ausbildung,
Studium,
Weiterbildung
- lebenslanges Lernen
- Rollentheoretische Ansätze
- „Rollen stellen
gesellschaftliche
Erwartungshaltungen dar.“
- Dahrendorf 1964: „Soziale Rollen
sind Bündel von Erwartungen, die
sich in einer gegebenen Gesellschaft
an das Verhalten der Träger von
Positionen knüpfen.“
- „Positionen, die von
Individuen im sozialen Feld
eingenommen werden,
stehen [...] mit
differierenden
Rollenerwartungen in
Verbindung.“
- "Es gibt „Muß-,
Soll- und
Kann-Erwartungen“
- strukturell-funktionalen Theorie
- „Mit den erlernten Rollen werden
also für die Gesellschaft
konstitutive Normen und Werte
in das psychische System
übernommen, wodurch der
Einzelne integrierter Bestandteil
des sozialen Systems wird.“
- Jeder Einzelne hat viele
unterschiedliche, vielleicht auch
widerstreitende Rollen zu erfüllen
(Rollengefüge)
- Von jeder Position wird
ein bestimmtes
Rollenverhalten
vorausgesetzt
- „An spezifische Positionen
sind Verhaltenserwartungen
geknüpft, die im Prozess der
Sozialisation erlernt werden.“
- Symbolischen Interaktionismus
- Geht „von der Sichtweise der
einzelnen Gesellschaftsmitglieder
und der alltäglichen Interaktion aus.“
- „Die Rolle ist nicht von
vorneherein klar und
gegeben, sondern wird
gestaltet.“
- Role-taking:
Übernahme der
erwarteten Rolle
- Role-making: produktive Ausgestaltung
von Rollen (eigene Interpretation
aufgrund der eigenen Identität)
- Kritische Rollentheorie
- Habermas entwirft eine
„Ich-Identität als Resultat
eines balancierten
Ausgleichs von sozialer und
persönlicher Identität“
- Er nimmt „die fehlende Beachtung
der Bedürfnisrepression und die
soziale Determination in der
klassischen Rollentheorie kritisch in
den Blick“
- „Übereinstimmungen
zwischen Erwartungen und
Vollzug seien [(in Bezug auf
Rollen und ihren
Erwartungen)] nur unter
Zwang zu gewährleisten“
- Eine starke Ich-Identität
wird zum Maßstab
gelingender
Sozialisationsprozesse
- „Ich-Identität kann als die Balance
zwischen der Aufrechterhalten beider
Identitäten, der persönlichen und der
sozialen, aufgefaßt werden.“
- Bei der Sozialisation
geht es um die
gesellschaftliche
Dimension;
„Schwerpunkt der
Sozialisation liegt auf
den gesellschaftlichen
Wirkungen auf das
Individuum“
- Funktionale und intentionale
Akte werden bei der
Sozialisation maßgeblich
- Sozialisation thematisiert das
Zusammenleben von Menschen in
Gemeinschaften oder Gesellschaften