Die aus der Wareneingangs- und Qualitätsprüfung
gewonnenen Informationen und Daten dienen dem
Unternehmen auch zur Durchführung einer
Lieferantenbewertung. In dieser werden u.a. die Lieferqualität,
die Termintreue, die Liefertreue oder die Preispolitik bewertet.
Aufgabe
Durch die Qualitätsprüfung wird die Beschaffenheit einer Ware überprüft und
dient somit der Qualitätssicherung (QS) . Darunter versteht man alle
Maßnahmen oder Prozeduren, die sicherstellen sollen, dass ein Produkt oder
eine Dienstleistung eine spezifizierte Qualitätsanforderung erfüllt. Diese dienen
letztendlich zur Sicherstellung der Qualität des Endproduktes.
Aufgrund hoher Kosten kommen heutzutage oftmals
Qualitätssicherungsvereinbarungen mit dem Lieferanten zum Einsatz.
Bei Feststellung eines qualitativen Mangels erst während des
Produktionsprozesses fallen folgende Kosten an: ●Kosten für Material und
mitverarbeitete Teile ●Löhne, Energie und Gemeinkosten ●Fehlmengenkosten
Voraussetzungen für die
Durchführung der Qualitätsprüfung
Damit eine QP erfolgreich durchgeführt werden kann,
müssen gewisse Rahmenbedingungen festgelegt worden
sein, so das der oder die Prüfer wissen, was alles zu
überprüfen ist. Daher muss u.a. festgelegt werden:
● Welche Produkte oder Produktgruppen zu beprüfen
sind ● In welcher Intensität geprüft wird (100%,
Stichprobe, nach Wertigkeit) ● Welche Qualitäts- bzw.
Prüfmerkmale zu überprüfen sind ● Welche
Toleranzgrenzen gelten bzw. Spezifikationen einzuhalten
sind ● Mit welchen Prüfgeräten geprüft werden darf
Wer legt die
Qualitätsanforderungen fest?
●Kundenanforderung an das
Fertigprodukt ●Qualitätsstandards
●Gesetze und Verordnungen
●DIN-Normen, Verbandsnormen,
Gütebestimmungen ●Prüfpläne
Prüfmerkmale
Je nach Material oder Ware gibt es
unterschiedliche Eigenschaften, die
man überprüfen kann, z.B.:
● Funktionstüchtigkeit ●
Reinheit oder
Zusammensetzung ●
Feuchtigkeit ● Temperatur ●
(Verschleiß-)Festigkeit ●
Leitfähigkeit
Arten der Qualitätsprüfungen
Attributenprüfung
Es werden die zu überprüfenden Merkmale stichprobenartig gemessen. Da bei ihr auch
die Einhaltung von Toleranzgrenzen überprüft wird, ist sie i.d.R. trotz kleinerer
Stichprobenumfänge aufwändiger und stellt höhere Anforderungen an das Prüfpersonal.
Variablenprüfung
Ja-Nein- oder Gut-Schlecht-Prüfung: Es wird anhand einer
Stichprobe nur überprüft, ob das geforderte Qualitätsmerkmal
erfüllt wurde oder nicht. Ist die Menge der fehlerhaften Teil
größer einer festgelegten Toleranzgrenze pro Lieferung, wird
die gesamte Lieferung abgelehnt. Dieses relativ einfache
Prüfverfahren ist in der Praxis am ehesten anzutreffen.
Vollständige Prüfung
(Hundertprozentprüfung)
Jedes Einzelteil wird geprüft und es wird damit die
maximale Sicherheit der Einhaltung des Qualitätsstandards
gewährleistet. Wirtschaftlich ist diese Prüfart jedoch in
Frage zu stellen, vor allem weil der Lieferant spätestens vor
Auslieferung selbst Prüfverfahren anwendet und i.d.R. die
besseren und spezielleren Prüfeinrichtungen benutzt.
Stichprobenprüfungen+AQL-Werte(EX)
Nicht bei allen Materialien und Waren ist eine Vollprüfung
nötig oder wirtschaftlich sinnvoll. Diese werden dann gar
nicht oder nur stichproben-artig überprüft.
Unter einer Stichprobe versteht man die (zufällige) Entnahme aus der Grundgesamtheit (komplette Lieferung) oder
Teilgesamtheit (ein Los) um somit Rückschlüsse auf die Gesamtheit ziehen zu können, z.B. sind zwei Pakete der
Charge OK, ist auch der Rest der Charge OK. Man spricht daher auch von einer „Repräsentativerhebung“.
Ausnahmen in der Qualitätsprüfung
Oft gehen Unternehmen davon aus, dass die angelieferten Waren
den vereinbarten Qualitätskriterien entsprechen. Somit wird die
Aufgabe und die Verantwortung der Qualitätskontrolle (QK) an den
Lieferanten übertragen. Diese müssen durch standardisierte und
zertifizierte Verfahren (z.B. durch die sog. Erstbemusterung und
einem vorhandenen QM-System) nachweisen, dass die
Qualitätsanforderungen erfüllt wurden. Um dies auch zu
überprüfen, werden regelmäßige Lieferantenaudits durchgeführt.
In besonders kritischen Fällen bzw. bei besonders sensiblen Waren wird die
QK weiterhin im Unternehmen stattfinden, um auch etwaige Gefahren, die
während des Transportes gewirkt haben könnten, auszuschließen.
Prüfverfahren
●Abmessungen, Gewicht,
Dichte ●Festigkeit
●Leitfähigkeit für Elektrizität,
Schall und Wärme ●Korrosion
●Reaktion auf chemische
Einflüsse ●Feuchtigkeitsgehalt
●Verschleißfestigkeit
●Mechanische Prüfung: Prüfung der Festigkeit auf Zug, Druck und Biegung bei
ruhender, dynamischer oder schwingender Beanspruchung ●Korrosionsprüfung:
Untersuchung auf Auftreten von Korrosionen an Werkstoffen – meist durch
zeitraffende Verfahren ●Chemische Analyse: Feststellung der Zusammensetzung
eines Werkstoffes ●Zerstörungsfreie Prüfverfahren: Untersuchung z.B. auf nicht
sichtbare Risse, Gasblasen oder auch Fremdeinschlüsse durch z.B.:
Dokumentation
Alle Wareneingangs- und Qualitätsprüfungen sollten dokumentiert
und aufbewahrt werden. So gelten je nach Branche oder Produkt
andere Richtlinien. Im GMP-Umfeld (Arzneimittel und Wirkstoffe)
müssen zusätzlich sog. Rückstellmuster aufbewahrt werden.
Wareneingangsprüfungen werden meist mit Checklisten durchgeführt und etwaige Mängel auf dem Frachtbrief
festgehalten. Qualitätsprüfungen und deren Ergebnisse werden in einem sog. Prüfbericht festgehalten. Dieser
dient als Nachweis und zur Dokumentation der überprüften Materialeigenschaften bzw. Prüfergebnisse.
Außerdem kann er im Falle von späteren Abweichungen zur Fehleranalyse herangezogen werden.